Schönborn: ,Evolutionstheorie ist mit Schöpfungsglaube vereinbar’

31. Mai 2007 in Österreich


Kardinal Schönborn äußerste sich gegen überzogene Ansprüche einer rein materialistisch ausgerichteten Naturwissenschaft.


Wien (www.kath.net / PEW) Die Evolutionstheorie ist mit dem christlichen Schöpfungsglauben vereinbar. Das sagte Kardinal Christoph Schönborn am Dienstagabend bei einer Diskussion des ORF-TV-Programms „kreuz&quer“.

Der Wiener Erzbischof hatte im Juli 2005 mit einem kritischen Artikel in der „New York Times“ über weltanschauliche Kompetenzüberschreitungen des „Evolutionismus“ eine anhaltende Debatte ausgelöst.

„Naturwissenschaftlich saubere Arbeit“ könne kein Widerspruch zum Glauben sein, weil nach christlicher Auffassung in der Natur Vernunft ist. Die Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaft könnten den gläubigen Menschen nur zu „noch tieferem Staunen“ über die Größe der Schöpfung führen.

Kardinal Schönborn bezeichnete es u.a. als Verdienst der neueren Forschung, den Dualismus etwa eines Descartes überwunden zu haben, wonach „alles bloß mechanistisch ist, was nicht Geist ist“.

Freilich dürften die Ebenen zwischen einem naturwissenschaftlichen und einem gläubigen Zugang zur Wirklichkeit nicht vermischt werden, betonte der Kardinal. Thomas von Aquin spreche von fünf „Wegen“ - nicht von „Beweisen“ im heutigen Verständnis -, Gott mit den Mitteln der Vernunft zu erkennen.

Dabei sei für den großen Theologen und Philosophen immer klar gewesen, dass es trotz aller Evidenz der Vernunft auch der inneren Zustimmung bedürfe, des eigentlichen Glaubensaktes. Von einem Forscher, der an naturwissenschaftlichen Experimenten sitze, erwarte er nicht Erkenntnisse im Sinn von „Hier habe ich Gott gefunden“, so Schönborn.

In dieser Hinsicht - nämlich bezüglich zu rascher Rückschlüsse auf Gott - habe er auch Probleme mit den Verfechtern eines „Intelligent Design“ in der Schöpfung.

In der Diskussion mit dem Evolutionsforscher Franz Wuketits, dem Zoologen und Verhaltensforscher Kurt Kotrschal und dem evangelischen Theologen Ulrich Barth nahm Kardinal Schönborn aber auch gegen überzogene Ansprüche einer rein materialistisch ausgerichteten Naturwissenschaft Stellung, die etwa auch Sinn-Erlebnisse wie Trauer, Freude, Staunen, Zorn oder Liebe auf bloße neuronale Vorgänge reduzieren möchte. Es wäre falsch und reduktionistisch, in der Liebe einer Mutter zu ihrem kranken Kind „nur Brutpflegeinstinkt“ zu sehen, sagte der Wiener Erzbischof unter anderem.


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