Gewalt gegen Kopten in Ägypten

23. Mai 2007 in Weltkirche


Muslime brannten nach dem Freitagsgebet christliche Häuser nieder. Von Stefan Beig und William Tadros / Wiener Zeitung.


Kairo (www.kath.net / Wiener Zeitung) Mehr als 30 koptische Familien wurden vorige Woche von 300 Muslimen im ägyptischen Dorf Behma, 60 Kilometer südlich von Kairo, angegriffen.

35 Häuser und Geschäfte der Kopten samt Vieh wurden niedergebrannt. Der Angriff auf die orientalischen Christen und ihr Eigentum fand nach dem Freitagsgebet statt.

Zeugen berichten, dass der Imam der lokalen Moschee, der auch Angestellter der ägyptischen Regierung ist, zur Aktion angestiftet haben soll. In Behma leben etwa 600 Christen in 65 Häusern.

In den letzten Jahren haben die Kopten in Behma den Staat mehrfach um Erlaubnis zur Errichtung einer koptischen Kirche gebeten. Nach mehreren Ansuchen wurde ihnen schließlich der Bau von Präsident Mubarak und der Geheimpolizei zugesichert.

Der Rechtsanwalt Mamdouh Nakhla vom ägyptischen Zentrum für Menschenrechte verurteilte die Tat und gab der Regierung an den sich häufenden Angriffen von Muslimen auf Christen die Schuld.

Am Mittwoch fand eine „Versöhnungssitzung“ zwischen Kopten und Muslimen statt. Zuvor empfahl die Polizei den Christen an der Sitzung teilzunehmen und auf eine Klage zu verzichten.

Ergebnis der Sitzung war, dass die Kopten auf alle Ansprüche verzichten und jeder Kopte, der sich weigert, eine Strafe von 200.000 Pfund (rund 26.000 Euro) zahlen muss.

Das Gebäude, aus dem ursprünglich eine Kirche hätte werden sollen, wird nun eine Sonntagsschule. Sie kann auch als Gebetshaus verwendet werden, soll aber nicht von außen als Kirche erkennbar sein.

Einer der koptischen Sitzungsteilnehmer, der am Donnerstag bei der Polizei die Anzeige gegen die Brandstifter zurückzog, berichtete, dass die Kopten aus Angst vor Rache auf das Angebot eingegangen seien. Die Kopten fühlten sich vom Staat allein gelassen.

Etwa 15 Prozent der mehr als 70 Millionen Ägypter sind Kopten, 80 Prozent sind Muslime. In den vergangenen Jahren kam es in Ägypten vermehrt zu gewaltsamen Angriffen auf Kopten. Jedes Mal war ein geplanter Kirchenbau der Anlass.

Der ägyptische moslemische Intellektuelle Tarek Heggy, der die Diskriminierung der Kopten verurteilte, schrieb aus Anlass dieses Vorfalls einen Artikel „Wenn ich Kopte wäre“, in dem er das Verhalten des ägyptischen Regimes scharf kritisiert.

„Wäre ich ein Kopte, dann würde ich die Welt überfluten damit, was Kopten erleiden müssen um lediglich die Erlaubnis für den Bau einer Kirche zu erhalten – aus eigenen Mitteln, nicht aus den Steuern, die sie mitbezahlen.“


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