Kardinal Zen: Religionsfreiheit ist ein Gut, das niemand fürchten soll

10. Jänner 2007 in Weltkirche


"Die Aushöhlung dieses Rechtes zerstört die ganze Gesellschaft", sagt der Bischof von Hong Kong.


Hong Kong (www.kath.net/ AsiaNews) Der Bischof von Hong Kong, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, erinnerte gegenüber „AsiaNews“ an den Wunsch von Papst Benedikt XVI „nach Religionsfreiheit, einem Gut, das niemand fürchten sollte“ und nahm damit Bezug auf dessen Rede an die Diplomaten vom 8. Januar.

Er wies auch erneut auf die Nähe des Papstes zum Leiden der Untergrundkirche hin, die Benedikt XVI beim Angelus-Gebet am 26. Dezember erklärt hatte. Der Kardinal betonte, das das Martyrium ein ruhmreiches Zeugnis und reich an Bedeutung sei.

Das neue Jahr sei ein „kritischer Moment für die komplizierte Situation der Kirche in China“, jedoch sehe es nicht danach aus als ob es „menschlich gesprochen, irgend eine Art von Öffnung gäbe.“ Die Rede des Papstes an die Diplomaten diesen Morgen sei daher „ein richtiger Aufruf zur Religionsfreiheit, die das Land noch immer nicht hat, aber vor der sich niemand fürchten sollte.“

Der Papst sagte: „ In den meisten asiatischen Ländern sind die christlichen Gemeinschaften klein, aber lebendig, mit dem berechtigten Wunsch, in einem Klima der religiösen Freiheit zu leben und zu handeln. Das ist nicht nur ein ursprüngliches Recht, sondern eine Bedingung, die es ihnen ermöglichen wird, zum materiellen und geistigen Fortschritt der Gesellschaft beizutragen, und zu einer Quelle von Zusammenhalt und Harmonie zu werden.“

Für Kardinal Zen ist der Wunsch des Papstes nach Religionsfreiheit „ein bereits über lange Zeit ausgedrückter Wunsch, aber wenn der Papst sagt, dass er sich mehr religiöse Freiheit erhofft, unterstreicht er damit, dass es sie heute noch nicht gibt. Die Hoffnung ist, dass alle wirklich verstehen, dass Religionsfreiheit ein Gut ist und ein Recht, das niemand fürchten sollte. Die Aushöhlung dieses Rechtes zerstört die ganze Gesellschaft.“

Das betreffe vor allem China, „wo es, rein menschlich gesehen, sehr schwer scheint, aus der komplizierten Situation herauszukommen, die zwischen der offiziellen Kirche, der Untergrundkirche und der Patriotischen Vereinigung entstanden ist. Natürlich ermutigt uns der Glaube, weiter zu hoffen.“ Ein „rascher Sieg des Guten“ scheine nicht in Aussicht, meinte Kardinal Zen.

Vor einigen Tagen sprach Kardinal Zen im „Sunday Examiner“, einem Wochenblatt, das von der Diözese Hong Kong herausgegeben wird, über die Verfolgung, die von der Kirche in China beklagt wird, und über die Nähe des Papstes zu den Gläubigen, die verfolgt werden.

In einer persönlichen Stellungnahme rief er die Rede von Papst Bendikt XVI vom 26. Dezember in Erinnerung, um den Gedenktag des heiligen Stephanus zu unterstreichen, des ersten Märtyrers der Kirche. Der Papst sprach über Verfolgung und drückte seine „spirituelle Nähe“ zu jenen Katholiken aus, die „loyal zum Stuhl Petri bleiben, ohne Kompromisse einzugehen, manchmal um den Preis großen Leides“.

In seiner Stellungnahme erklärte Kardinal Zen: „Jemand [aus der offiziellen Kirche, Anm. d. Red.] hat den Gläubigen der Untergrundkirche vor kurzem gesagt: ,Kompromisse sind intelligent. Wir sind in Gemeinschaft mit dem Heiligen Stuhl, und gleichzeitig sind wir von der Regierung anerkannt. Sie gibt uns so viel, und so können wir uns um unsere Herde kümmern. Eure Leute ziehen es hingegen vor, im Gefängnis zu sein, Märtyrer zu sein, aber so können sie sich nicht mehr um die Gläubigen kümmern…’“.

Der Kardinal kommentierte: „Was für eine absurde Art, zu sprechen, was für ein kurzsichtiger Weg, die Dinge zu betrachten! Die Worte des Heiligen Vaters haben die Wolken weg geschoben, und wir können den Glanz der Wahrheit wieder sehen; das Martyrium ist bedeutungsvoll, das Martyrium ist glorreich! Ein Kompromiss ist ein Kompromiss und kann nicht ewig bleiben. In Gemeinschaft mit dem Heiligen Vater zu sein und in einer Kirche zu bleiben, die sich unabhängig nennt, ist ein Widerspruch. Der Heilige Stuhl toleriert dies nur großmütig. Wir akzeptieren das in Demut.“Kardinal Zen schloss seinen Artikel mit den Worten: „Jetzt ist es Zeit, die Widersprüche hinter uns zu lassen und jeden wissen zu lassen, dass wir Katholiken katholisch und in Gemeinschaft mit allen Katholiken der Welt sein wollen, unter der Führung des Bischofs von Rom.”


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