Ricky Bobby: Lustig, aber kein Kinderfilm

6. Oktober 2006 in Aktuelles


Was auf den ersten Blick zum Brüllen komisch ist, entpuppt sich als Entwertung und Unterminierung gesellschaftlicher und christlicher Werte. Von Franziskus v.Ritter-Groenesteyn.


München (www.kath.net) Ist es nicht gemein, wenn man so richtig herzhaft lachen könnte, es aber eigentlich nicht sollte! Der Mensch in mir sagt: „Lach doch!“, doch der Geist sagt: „Wein doch!“ Ich gebe es zu, ich lache lieber. Als Zuschauer so mancher Filme ist man gefangen in der paulinischen Widersprüchlichkeit von Geist und Fleisch (vgl. Gal 5,17) – beide stehen sich als Feinde gegenüber.

Das, was auf den ersten Blick zum Brüllen komisch ist, entpuppt sich bei näherer Betrachtung oft als Entwertung und Unterminierung gesellschaftlicher und christlicher Werte. Man möchte diese Filme empfehlen, um mal so richtig abzulachen, doch der Christ in uns sagt „Vorsicht, nein!“, weil er tiefer sieht.

„Ricky Bobby –König der Rennfahrer“ ist so ein Film. Am 12. Oktober kommt er in die Kinos. Meisterhafte Mimik und Situationskomik reizen beständig den Lachmuskel – selten wurde im Kino so oft gelacht und, ja, ich habe mitgelacht. Dennoch, die Unbekümmertheit der Lacher um mich herum hatte auch etwas Beängstigendes, offenbart sich darin doch der Zeitgeist, mit dem wir zunehmend leben müssen und an dem sich allzu viele nur allzu gerne orientieren.

Es ist das wertverzehrende, um’s Ich kreisende, allgegenwärtige „Ich-will-Spaߓ-Prinzip. Andererseits hat dieser Film auch Entwicklung: Aus Gören werden Kinder, aus Feinden wieder Freunde. Dennoch, die Gefühle bleiben zwiespältig.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Ricky Bobby (Will Ferell), ein NASCAR-Rennfahrer, lebt nach dem nicht sehr christlichen Motto „Wer nicht Erster ist, ist Letzter“. Wer erster ist, so sein Glaube, hat ’ne Menge Spaß, wer Zweiter wird, ist bereits ein Looser. Ricky Bobby ist ein Winner und will es bleiben.

Doch der homophile Franzose Jean Girard (mit „fronsösischem Acxon“) stört diesen Spaß gewaltig und macht Ricky zu einer Luftnummer, die keiner mehr ernst nimmt. Sein bester Freund und Kumpel schnappt sich seine Frau und lädt ihn auch noch als Trauzeuge zur Hochzeit. Ricky und seine verzogenen Kinder brauchen Hilfe.

Ricky findet sie ausgerechnet in seinem durchs Leben zigeunernder Vater, .... Der bringt den Sohnemann mit Hilfe eines Pumas (!) und verbundener Augen zurück auf die Überholspur. Die Kinder finden sie in der strengen anti-anti-autoritären Hand der Oma.

Schließlich gelingt Ricky ein neuer Sieg und er verabschiedet den Herausforderer Jean Girard in dessen lang herbeigesehnten Ruhestand als künftigen Designer von Rennfahrermode. War Ricky Bobbys Triebfeder zu Beginn das Von-Allen-Geliebt-Werden-Wollen, so entwickelt es sich am Ende nicht etwa zu einer altruistischen Weltsicht sondern lediglich zu einer kümmerlichen Ich-tu’s-für-mich Erkenntnis.

Greift man einige Szenen heraus, so mag es wohl für Teenies zum ablachen komisch sein, wenn die Enkel gegenüber Opa verbal aus der Rolle fallen dürfen und dabei auch noch elterliche Unterstützung erhalten, wenn Opa nunmal ein Loser ist, weil er nur eine arbeitsscheue Tochter zu Wege gebracht hat.

Oder, es mag wohl für Taufschein- und andere Christen komisch sein, wenn das Tischgebet zur Diskussion darüber ausartet, ob man nun zum erwachsenen Jesus oder zum Jesuskindlein beten solle, was Ricky Bobby sympathischer ist, nicht aber seiner Frau. Und Kinder mögen es wohl cool finden, wenn die Scheidung der Eltern auf den einfachen Nenner reduziert wird, sich ab nun auf doppelte Weihnachten zu freuen und Papa nur dann in der Schule vorbeischaut, um der Lehrerin eins auszuwischen.

Allein der Christ in mir ist ein Spaßverderber, vermag er doch nicht zu lachen, wenn Teenies dazu ermuntert werden, die Würde des Alters zu verspotten, wenn Ehescheidungen quasi als Mehrwert des Lebens dargestellt werden, aus Gebet Diskussion wird, wenn nur das Erster-Sein zählt und Männer ihren Ehemann (!) vorstellen dürfen.

Andererseits sieht der Christ in mir auch die Ansätze zu angemessener Erziehung, eine erfrischend andere Art des Betens, die zur Versöhnung gereichte Hand sowie die Würde und Demut wahren Verlieren-Könnens.

Als Fazit bleibt, dies ist ein lustiger Film, doch es ist kein Film für Kinder oder Teenies. Als Erwachsener vermag man das Geschaute einzuordnen, und aus dieser reflektieren Haltung heraus auch herzhaft zu lachen. Doch Kinder und Jugendliche bleiben mangels Reife zwangsläufig bei den Gags stehen und vermögen den schleichenden und leider schlechten Einfluss auf ihre Seele nicht zu erkennen.


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