Taizé: Frère Roger ist nie in die katholische Kirche konvertiert

7. September 2006 in Aktuelles


Die Gemeinschaft reagierte auf einen Zeitungsbericht, wo dies behauptet wurde. Frère Roger habe einen einzigartigen Weg gehabt, wird betont.


Paris (www.kath.net) „Frère Roger ist niemals formell zum Katholizismus ,konvertiert’“. Das sagt der Prior der Gemeinschaft von Taizé, Frère Alois, im Interview mit „La Croix“. In einem aktuellen Zeitungsbericht war diese Behauptung eines Informationsblattes kolportiert worden.

Die Gemeinschaft von Taizé veröffentlichte daraufhin eine offizielle Stellungnahme. Der echte Weg von Frère Roger werde durch diese Darstellung „deformiert“, ist darin zu lesen.

Ein Text des Päpstlichen Einheitsrates werde in dem Zeitungsartikel zitiert, um die angebliche „Konversion“ zu belegen. Es sei jedoch darin nirgendwo die Rede, schreiben die Brüder.

Der emeritierte Bischof von Autun, Raymond Séguy, habe eine missverständliche Bemerkung bereits klargestellt, indem er den Terminus „Konversion“ korrigierte: „Ich habe nicht gesagt, dass Frère Roger dem Protestantismus abgeschworen hat, sondern dass er zeigte, dass er voll und ganz den katholischen Glauben teilte.“

Frère Roger habe einen einzigartigen Weg gehabt, stellt die Gemeinschaft von Taizé fest. Als Protestant sei er „nach und nach in die volle Gemeinschaft mit dem Glauben der katholischen Kirche getreten, ohne eine ,Konversion’, die einen Bruch mit seinen Wurzeln bedeutet hätte“.

Schon 1972 habe ihm der damalige Bischof von Autun, Armand Le Bourgeois, zum ersten Mal die Heilige Kommunion gereicht, ohne von ihm ein anderes Bekenntnis zu verlangen als das Glaubensbekenntnis, das bei jedem Gottesdienst gebetet wird. „Wer hier von ,Konversion’ spricht, begreift nicht die Originalität dessen, was Frère Roger gesucht hat.“

Der Gründer der Communauté de Taizé habe seinen Weg auch niemals verheimlicht, betonen die Brüder. 1980 sagte er bei einem Jugendtreffen in Rom in Gegenwart von Papst Johannes Paul II.: „Ich habe meine Identität als Christ darin gefunden, in mir selbst den Glauben meiner Herkunft mit dem Geheimnis des katholischen Glaubens zu versöhnen, ohne mit irgendjemand die Gemeinschaft abzubrechen.“

Der Weg von Frère Roger sei „nicht von allen verstanden worden, jedoch von vielen angenommen worden, von Papst Johannes Paul II., von Bischöfen und katholischen Theolgen, die nach Taizé kamen und dort Eucharistie feierten, ebenso von Verantwortlichen protestantischer und orthodoxer Kirchen, mit denen Frère Roger im Laufe der Jahre beharrlich eine Vertrauensbasis herstellte.“

Die Erklärung schließt mit den Worten: „Jene, die um jeden Preis wollen, dass die christlichen Konfessionen ihre jeweilige Identität darin finden, dass sie sich in Opposition zum anderen begeben, können sicherlich nicht den Weg von Frère Roger erfassen. Er war ein Mann der Gemeinschaft, und vielleicht ist es das, was manche nur schwer verstehen können.“

Frère Alois: Roger Schutz hat sich nie versteckt

Der Nachfolger von Frère Roger und jetzige Prior der Gemeinschaft, Frère Alois, betonte im Interview mit „La Croix“, unterstrich, Frère Roger habe niemals etwas versteckt. In seinen Büchern habe er seinen inneren Weg offen gelegt.

Wie ist es dazu gekommen, dass ihm 1972 der Bischof die Heilige Kommunion gereicht habe? 1972 habe der Gründer erstmals einen katholischen Bruder in die Gemeinschaft aufgenommen, „und es wäre undenkbar gewesen, nicht am selben eucharistischen Tisch kommunizieren zu können“, erklärte Frère Alois. „Einige Monate später ist Monsignore Le Bourgeois nach Taizé gekommen, und er hat allen Brüdern der Gemeinschaft die Kommunion gegeben.“

Frère Roger habe „sehr bald in seinem Leben begriffen, dass eine Versöhnung unter den Christen nötig ist, damit den Jugendlichen das Evangelium vermittelt werden kann“, sagte er. Frère Roger habe oft von seiner letzten Begegnung mit Papst Johannes XXIII. erzählt, im Jahr 1963.

Er habe den Papst nach dem Platz von Taizé innerhalb der Kirche gefragt. Johannes XXIII. habe mit seinen Händen Kreise gezeichnet und gemeint: „Die katholische Kirche besteht aus konzentrischen Kreisen, die immer größer und größer werden.“

Der Papst habe nicht genauer definiert, in welchem Kreis er Taizé sah, erklärte Frère Alois. „Aber Frère Roger hat verstanden, was der Papst ihm sagen wollte: Ihr seid schon im Inneren, setzt einfach euren Weg fort. Und das hat er gemacht.“

Frère Roger sei „nicht interessiert an einer individuellen Lösung für die Versöhnung“ gewesen, betont der Bruder. Vielmehr habe er nach einem Weg für die anderen gesucht. Sein persönlicher Weg sei einzigartig gewesen und „vollkommen neu“, und deswegen sei er „schwierig zu beschreiben und zu begreifen“ gewesen.

„Es war ein Leichtes, ihn falsch zu interpretieren“, erklärte Frère Alois die Zurückhaltung des Gründers, darüber zu sprechen. Das Wort „Konversion“ sei historisch belastet, und es impliziere einen Bruch mit seiner Herkunft, sagte er.

„Frère Roger hat akzeptiert, dass für manche eine individuelle Konversion der Weg sein kann, aber für ihn selbst und für unsere Gemeinschaft zog er es vor, von ,Kommunion’ zu sprechen. Für ihn konkretisierte sich das allmähliche Hineinwachsen in die volle Gemeinschaft mit der katholischen Kirche in zwei Punkten, die er niemals geheim hielt: Die Eucharistie empfangen und die Notwendigkeit eines Dienstes der Einheit durch den Bischof von Rom anerkennen.“


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