KATH.NET-Exklusiv: Wie Österreichs Bischöfe Weihnachten verbringen

21. Dezember 2001 in Österreich


KATH.NET befragte dazu die Bischöfe Maximilian Aichern (Linz), Paul Iby (Eisenstadt), Andreas Laun (Salzburg), Klaus Küng (Feldkirch) und Alois Schwarz (Klagenfurt)


Linz(www.kath.net)

KATH.NET: Wie verbringen Sie den 24. Dezember 2001?

AICHERN: Am 24. Dezember habe ich um 15.00 Uhr im Linzer MariaEmpfängnis-Dom dieerste Weihnachtsvesper mit Ansprache, anschließend gibt es eineWeihnachtsfeier mit Abendessen für die Hausgemeinschaft im Bischofshof, an der ichselbstverständlich teilnehme und wo ich auch meine Weihnachtswünsche ausspreche. Dann ist gewiss Zeit fürBesinnung, Gebet und Meditation in der Kapelle. Um 23.30 Uhr ist im Dom das feierlichenächtliche Chorgebet mit Psalmen und Lesungen, anschließend beginnt dieMitternachtsmette, bei der ich auch die Homilie halte. Nach der Mette stehen meist noch Gläubige beim Domoder beim Bischofshof, mit denen ich gerne ein paar Worte wechsle und denen ichpersönlich eine frohe Weihnacht wünschen kann.

IBY: Wie jeden hl. Abend gehe ich um 15:30 Uhr in das Krankenhaus inEisenstadt. Nach einer Andacht in der Spitalskirche besuche ichjeden Kranken in seinem Zimmer undwünsche gesegnete Weihnachten. Den hl. Abend selbst feiere ich mit einer kleinenGemeinschaft von Priestern und geistlichen Schwestern im Bischofshof. Um Mitternacht feiereich dann die Mette im Dom.

LAUN: Ganz normal: Am 23. feiere ich eine Messe für Gefangene, am 24.Nachmittagfür die Kinder, um Mitternacht die Mette im Dom.

KÜNG: Am 24. Dezember werden ein paar Geschenke an engere Mitarbeitergebracht, und ich besuche noch einige Kranke. Abends kommen einige Priester der näherenUmgebung. Zuerst lesen wir bei der Krippe das Weihnachtsevangelium und singen "Stille Nacht,heilige Nacht", anschließend gibt es ein bescheidenes Mahl in weihnachtlicher Atmosphäre. Um10.30 Uhr feiern wir im Dom die Mette. Den Abschluss bildet noch ein ruhiges Miteinander imBischofshaus mit jenen, die bei der Mette assistiert oder bei der Vorbereitung geholfenhaben.

SCHWARZ: Ich werde im Bischofshaus nach einer kleinen abendlichen Feier inStille und im Lesen der Heiligen Schrift mich auf die Christmette vorbereiten und dieWeihnachtspredigt für den Christtag meditativ erschließen.

KATH.NET: Was wird heuer Ihre zentrale Botschaft für Weihnachtensein?

AICHERN: - Wie Gott zur Krippe Hirten und Weise aus dem Morgenland einlädtund führt, sind auch heute alle Menschen von ihm eingeladen. Das Jahr der Berufung sollNeubesinnung auf die Taufe und Firmung sein, eine Mithilfe, dass Berufene für besondere Aufgaben(Priester, Diakone, Ordensleute) ihr Ja sagen können.
- Gott lässt zu Weihnachten Frieden verkünden; Voraussetzungen dafür sind:die Ehre Gottes anerkennen und Gerechtigkeit für Frieden schaffen; Jeder,der richtig Weihnachten feiert, ist ein Friedensstifter.
- Auf die bange Frage nach der Zukunft antwortet Gott mit dem Kommen einesKindes. Der Gottessohn begegnet uns in jedem Kind, gibt uns Zuversicht undHoffnung.

IBY: Die zentrale Botschaft von Weihnachten ist für meine Verkündigung heuer"Der Friede in dieser Welt".

LAUN: Die Friedensbotschaft des Papstes mit seiner kühnen Idee: DieReligionsführer sollen gemeinsam das 5. Gebot verkünden (Kein Töten Unschuldiger im Namen Gottes)und das Vergeben lehren - neues "Lehramt" derReligionen unter Führung des Papstes ...

KÜNG: Durch den Glauben an die Menschwerdung wird die heute vielfältigbedrohte Würde des Menschen bewusst und der Mensch erfährt, dass er in seinen Schwierigkeitennicht allein ist. Es öffnet sich ihm eine neue Perspektive. Er kann den Weg zu einem erfülltenLeben und auch Heilung finden in seinen Nöten, insbesondere auch in jenen, die durch Schuldentstanden sind. Die Aufnahme Jesu Christi in die Herzen der Menschen ist der einzige Weg zueinem dauerhaften Frieden.

SCHWARZ: Gott bittet im Kind von Betlehem um Aufnahme bei den Menschen.Er klopft an die Tür der Welt und sucht Herberge. Möge unsere Welt der Güte und erlösendenLiebe Gottes Raum geben.

KATH.NET: Wird Weihnachten angesichts der tragischen Ereignisse vom11.September heuer eine andere Bedeutung haben?

AICHERN: Wir erleben, dass wir von Terror und Krieg umgeben sind - vor 2000Jahrenwar es nicht anders. Weihnachten wird dadurch vielleicht heuer ein Stückernster. Wir dürfen aber dennoch vertrauen, denn Gott hat uns in Jesus, imKind in der Krippe, erleben lassen, dass ein Licht in der finsteren Welt daist. Wir alle können Lichtbringer werden.

IBY: Die Ereignisse vom 11. September sowie der Krieg in Afghanistan und imNahenOsten werfen über das Weihnachtsfest ihre Schatten. Die Menschen sindbesinnlicher und haben Angst. Unser Gebet um Frieden müssen wir verstärken.

LAUN: Nein, es ist dieselbe Botschaft gestern, heute, in Ewigkeit ...

KÜNG: Die tragischen Ereignisse des 11. September haben eindrücklichgezeigt, wie verwundbar Wohlstand und Macht sind, und wie rasch sich die Lage der Welt ändern kann.Sie sind auch ein Hinweis für unser eigenes Leben. So betrachtet, wird die bewusste Feier desWeihnachtsfestes zu einem besonderen Bedürfnis, es führt zu Besinnung und weckt den Wunsch,das Böse in der Welt durch viel Gutes zu besiegen.

SCHWARZ: Vielleicht spüren heuer mehr als sonst, dass der Friede derWelt ein großes Geschenk ist. Und so hoffe ich, dass viel mehr Menschen als bishereinstimmen in die Bitte um Frieden und Versöhnung, sodass der Gesang der Engel der heiligen Nacht sichals Grundmelodie für unsere Welt durchsetze: Verherrlicht ist Gott in der Höhe und Friede denMenschen auf Erden.

Foto: (c)EWTN


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