Aus dem Pfingstfeuer leben

1. Juni 2006 in Interview


"Wir sind davon überzeugt, dass das persönliche Zeugnis des Einzelnen der Sauerteig für die Erneuerung der Kirche sein wird." Interview mit Georg Mayr-Melnhof von der Loretto-Gemeinschaft.


Salzburg (www.kath.net / zenit) Papst Benedikt XVI. würdigte am Donnerstag während einer Begegnung mit Ordensleuten, Seminaristen und Vertretern der geistlichen Gemeinschaften im polnischen Marienwallfahrtsort Tschenstochau den Beitrag, den die Neuen Bewegungen für die Erneuerung des Glaubenslebens leisten.

Loretto ist eine dieser Gemeinschaften. Vor 19 Jahren aus einem Gebetskreis in Wien hervorgegangen, versuchen heute 117 feste Mitglieder und zahlreiche Freunde der Gemeinschaft, entsprechend ihrem Charisma „in der Welt Christus nachzufolgen und den Weg der Heiligkeit zu leben“.

Aus Anlass des bevorstehenden Fests der Jugend zu Pfingsten, dass die Loretto-Gemeinschaft zum siebten Mal in Salzburg veranstaltet, skizzierte Gründungsmitglied Georg Mayr-Melnhof das Wesen von „Loretto“.

ZENIT: Für diejenigen, die nicht am Pfingstreffen der geistlichen Bewegungen mit Papst Benedikt in Rom teilnehmen können, organisiert „Loretto“ in Salzburg bereits zum siebten Mal das „Fest der Jugend“. Worum handelt es sich dabei? Welche Schwerpunkte stehen dort vom 2. bis zum 5. Juni auf dem Programm?

Georg Mayr-Melnhof: Das Fest der Jugend in Salzburg soll so etwas wie ein kleines Weltjugendtreffen sein. Ein langes Wochenende lebendige Kirche erleben, viel Lobpreis, gute Katechesen, Gemeinschaft, Anbetung, Umkehrabend, Musical, Austauschgruppen, Pizza, Schlafsack und, und, und,…

ZENIT: Was soll den Jugendlichen geboten werden?

Georg Mayr-Melnhof: Junge Menschen sollen lebendige Kirche erfahren, und sie sollen erleben, dass der Geist Gottes auch heute noch wirkt und unser Leben verändern möchte. Es ist uns ein Anliegen, die jungen Menschen zu einem bewussten Schritt für Jesus zu ermutigen, ganz bewusst Ja zu ihrer Taufe zu sagen.

ZENIT: In diesem Jahr rechnen Sie mit rund 2.000 Teilnehmern. Welche Früchte hat dieses Fest in den vergangenen Jahren hervorgebracht, was erwartet man sich diesmal?

Georg Mayr-Melnhof: Jedes Jahr werden es mehr und mehr. Vor sieben Jahren versammelten sich gut 200 Jugendliche, im Jahr darauf 400, dann 700 und heuer erwarten wir so viele, dass wir in den Dom ausweichen müssen. Die schönsten Früchte sind die, dass Jugendliche auch nach einem Jahr noch in diesem Pfingstfeuer leben und wieder kommen – aber nicht alleine, sondern mit einem Freund oder einer Freundin oder gleich einer ganzen Schar davon.

ZENIT: Welchen Stellenwert hat das persönliche Glaubenszeugnis auf dem „Fest der Jugend“?

Georg Mayr-Melnhof: „Der Mensch unserer Zeit vertraut mehr den Zeugen als den Lehrern, mehr der Erfahrung als der Lehre, mehr dem Leben und den Taten als den Theorien. In der Begegnung mit euch sollen eure Altersgenossen spüren, dass etwas Besonderes in euch steckt, was sie nicht erklären können. Ihr aber kennt es genau – dieses ‚Etwas’, das der Psalm treffend ausdrückt: ‚Der Herr ist mein Hirte. Nichts wird mir fehlen.’“ Das sind Worte von Johannes Paul II. an die Jugend im Salzburger Dom im Juni 1998. Wir sind davon überzeugt, dass das persönliche Zeugnis des Einzelnen der Sauerteig für die Erneuerung der Kirche sein wird.

ZENIT: Was ist die Loretto-Gemeinschaft, wie lang gibt es sie schon, wie hat sie begonnen?

Georg Mayr-Melnhof: Die Loretto-Gemeinschaft begann als ganz kleiner, unscheinbarer Gebetskreis vor 19 Jahren in Wien. Drei Jugendliche kehrten tief berührt von einer Medjugorje-Wallfahrt nach Hause zurück und begannen, sich wöchentlich zum Rosenkranzgebet zu treffen. Heute gibt es über ganz Österreich verstreut eine Vielzahl von lebendigen Gebetskreisen und Familiengruppen, also von Hunderten jungen Menschen, die versuchen, in der Welt Christus nachzufolgen und den Weg der Heiligkeit zu leben.

ZENIT: Was ist das Charakteristische im Leben der 117 Mitglieder, die heute der Gemeinschaft angehören?

Georg Mayr-Melnhof: In unserer Gemeinschaft gibt es die Möglichkeit, ein Versprechen abzulegen, um sich noch bewusster und entschiedener für ein Leben aus den Sakramenten und dem Dienst an der Kirche und den Geschwistern zu engagieren. Die Gemeinschaftsmitglieder versuchen ein gewisses spirituelles Leben zu leben und entsprechend ihren Charismen verschiedenen Diensten und Aufgaben nachzugehen.

ZENIT: Die „Lorettos“ gibt es nur in Österreich. Will die Gemeinschaft auch über die Landesgrenzen hinaus wachsen?

Georg Mayr-Melnhof: Da vertrauen wir ganz auf den Heiligen Geist. Das erste prophetische Wort, dass der Herr unserer Gruppe geschenkt hat, ist eine Verheißung aus dem Propheten Jeremia: „Ich kenne meine Pläne, die ich für euch habe, Pläne des Heils und nicht des Unheils. Ich will euch eine Hoffnung und eine Zukunft schenken“ (Jer 29,11). Und das dürfen wir seit nunmehr 19 Jahren ununterbrochen erleben.

Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt in Österreich, aber auch in der Schweiz entstehen die ersten kleinen Zellen unserer jungen Gemeinschaft. Auch aus Deutschland, Ungarn und der Slowakei gibt es erste Anfragen.


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