'Wir sind von Gott aus Liebe geschaffen'

23. Februar 2006 in Interview


KATH.NET-Exklusiv-Interview mit dem Linzer Bischof Ludwig Schwarz über die Papst-Enzyklika, eine mögliche Reform des Kirchenbeitrags, den Papstbesuch in Deutschland, Familientreffen in Österreich und das Heilige Land


Linz (www.kath.net)
KATH.NET: Herr Bischof, die Glaubensvermittlung ist Ihnen ein wichtiges Anliegen. Bei Ihrem Amtantritt haben Sie angekündigt, Katechesen für Jugendliche anzubieten. Wie schaut es damit aus?

Bischof Schwarz: Nach längeren Rücksprachen mit den Verantwortlichen verschiedener Jugendbewegungen haben wir uns gemeinsam überlegt, dass der geeignete Beginn für diese Jugendkatechesen die Fastenzeit ist. Darum wollen wir am Freitag, den 3. März um 19 Uhr im Linzer Mariendom in der Krypta mit der ersten Katechese starten.

KATH.NET: Was wird der Inhalt dieser Katechesen sein, was ist ihr Ziel?

Bischof Schwarz: Das Ziel der Katechesen ist die Glaubensverkündigung. Ich möchte den Jugendlichen die Möglichkeit bieten, über Glaubensfragen, Glaubensanliegen oder Glaubensprobleme etwas zu hören und im Dialog auch einiges aufarbeiten zu können. In den Katechesen geht es um Themen, die auch im Katechismus zu finden sind. Nach der Katechese können die Jugendlichen Fragen stellen. Die Veranstaltung wird mit dem Titel „Echt kryptisch“ beworben, da die Katechesen in der Krypta stattfinden werden.

KATH.NET: Was denken Sie über die neue Enzyklika von Papst Benedikt XVI. „Deus caritas est“?

Bischof Schwarz: Ich bin von der ersten Enzyklika von Papst Benedikt sehr begeistert und tief beeindruckt, weil er das sehr wichtige Thema „Liebe“ behandelt.„Deus caritas est“ ist ja die Aussage, die der Evangelist Johannes über Gott macht. Wir sind von Gott aus Liebe geschaffen. Wir sind als Menschen auf Gott hin angelegt, und daher ist auch die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten das Bestimmende in unserem Christsein. Diese zwei Aspekte behandelt der Papst sehr klar bis hin zu den Werken der Nächstenliebe. Er spricht auch sehr klar über die Caritas, über die Mission, über Solidarität und Teilen, und das soll uns Christen ja charakterisieren. Wir können nicht sagen, dass wir Gott lieben, wenn wir den Bruder nicht lieben. Wie überzeugend wäre das denn, wenn wir sagen, dass wir Gott lieben, den wir nicht sehen, wenn wir den Bruder nicht lieben, den wir sehen. Die Gottesliebe bemisst sich also an der Nächstenliebe. Ich glaube, diese Enzyklika findet in der ganzen Welt ein positives Echo, auch von Nicht-Katholiken, auch von Protestanten oder anderen Kirchengemeinschaften und selbst von Leuten, die überhaupt keine Beziehung zum christlichen Glauben haben.

KATH.NET: Sie pilgern in diesen Tagen ins Heilige Land. Wie schätzen Sie die Situation dort ein? Wie kann man die Christen im Heiligen Land am besten unterstützen?

Bischof Schwarz: Wir unterstützen die Leute in Bethlehem zum Beispiel durch Sammlungen, durch Spenden. Die Menschen dort sind wirklich arm. Natürlich ist eine solche Reise auch immer ein religiöses Erlebnis, wenn man die Stätten sieht, wo Jesus gelebt und gelitten hat, wo er gestorben ist. Anhand des Evangeliums suchen wir diese Gemeinschaft mit ihm neu und nehmen Impulse für uns mit, die von dort ausgehen. Eine Woche im Heiligen Land ist immer eine religiöse Vertiefung, es ist wie eine Woche Exerzitien.

KATH.NET: Der Papst wird im September nach Deutschland reisen und auch die Nachbardiözese von Linz besuchen Gibt es auch Initiativen der Diözese Linz, damit viele Oberösterreicher beim Treffen dabei sein werden?

Bischof Schwarz: Ich habe mich mit Bischof Schraml getroffen – Passau ist ja unsere Mutterdiözese – und er hat mir gesagt, dass er damit rechnet, dass wir von der Diözese Linz uns auch beteiligen, vor allem an dem Treffen mit dem Papst in Altötting. Altötting liegt ja ganz nahe an der Landesgrenze und Bischof Schraml von Passau wird uns noch rechtzeitig Einladungen zuschicken. Wir haben auch schon im Domkapitel und im Konsistorium darüber gesprochen. Aber jetzt kann man noch nicht all zu viel sagen. Der Papst ist auch sehr mit Oberösterreich verbunden und liebt dieses Land, er war auch oft hier. Das hat er mir beim Ad-Limina-Besuch im Herbst gesagt.

KATH.NET: Im Juli wird es ein Welt-Familientreffen mit Papst Benedikt in Spanien geben. Wird es dazu auch in Österreich Initiativen geben?

Bischof Schwarz: Wir planen vor Ort einige Initiativen, weil ja nicht viele Familien im Sommer nach Spanien fahren können. Wir haben in der Bischofskonferenz beschlossen, dass wir in jeder Diözese Veranstaltungen organisieren werden. In Oberösterreich sind die Familien zum Beispiel eingeladen, am Sonntag, 11. Juli, an Familienwallfahrten teil zu nehmen. Ich werde persönlich an einer Veranstaltung am Pöstlingberg teilnehmen.

KATH.NET: Im Januar waren mehrere deutschsprachige Bischöfe wegen einer möglichen Reform des Kirchenbeitrags in Rom. Können Sie uns dazu etwas sagen?

Bischof Schwarz: Ich kann bestätigen, dass drei österreichische Bischöfe im Januar dort waren. Das Thema wird im März bei der Bischofskonferenz besprochen. Daher kann ich jetzt noch nichts sagen und dem ganzen vorgreifen.

Foto: (c) KATH.NET


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