Wer steckt eigentlich hinter dem Film Narnia?

27. Dezember 2005 in Chronik


Ein Hintergrundbericht von Franziskus von Ritter über Philip Anschutz, ein medienscheuer Milliardär und Christ


München (www.kath.net/fvr)
Jeder kennt mittlerweile den Autoren der siebenbändigen Kinderbuchreihe "Narnia" den Briten C.S. Lewis. Doch wer steckt hinter dem Film? Wer ist der Mann, bei dem alle Fäden zusammen laufen? Es ist der medienscheue, aus Denver stammende, fünffache Milliardär und Christ (Presbyterianer) Philip Anschutz.

Sein letztes Interview gab er vor über dreißig Jahren. Der vierundsechzigjährige Anschutz machte sein Geld mit der Verlegung von Glasfaserleitungen quer durch Amerika (Qwest Communications). Als er seine Anteile von immerhin ursprünglich 55 Mio. US-Dollar 1997 an der Börse einführte, brachte ihm das runde 4,9 Milliarden Profit.

Dieses Geld investiert er seitdem zum Teil in die Verbreitung christlichen Gedankenguts, zum Teil in den Sport; alles natürlich ohne den wirtschaftlichen Aspekt aus dem Auge zu verlieren. Ihm gehört u.a. der Londoner Millenium Dome, die Tageszeitung San Franciso Examiner, das alljährlich im Rampenlicht stehende Kodak Theater (Ort der Oscar-Verleihung) und so ganz nebenbei zwei Kinofilmproduktionsfirmen und Amerikas größte Kinokette Regal Cinemas, die rund ein Fünftel von Amerikas 35.000 Kinosälen ihr eigen nennt; natürlich kicken für ihn auch etliche Fußballteams. Wenn man bedenkt dass ein Blockbuster mit rund 3.000 Kopien an den Start geht, sieht man welche cineastische Wirtschaftsmacht Anschutz in Händen hält. Mit seinen rund 6.000 Kinos könnte er theoretisch fast jeden Film wirtschaftlich erfolgreich machen. So geschehen mit der Hundekomödie "Because of Winn-Dixie" und so vermieden mit "Sahara" und "In 80 Tagen um die Welt".

Als Anschutz 1999 in das Filmgeschäft einstieg, tat er dies, weil er dem Teil Hollywoods, der profitorientiert gewalt- und sexverherrlichenden Kinostreifen produziert, eine familiengerechte und christlich geprägte Antwort geben wollte. Seitdem hat er rund eine Viertel Milliarde in Filme investiert, deren primäres Ziel nicht ein Blockbuster Status an den Kinokassen war, sondern das Erziehung, Glaube, Familie und Werte in den Mittelpunkt stellt. Sein Debut im Moviebusiness war ein Film über das zweite Kommen Christi "Joshua", ein Flop. Doch hielt ihn das nicht ab weiter zu machen und so entstanden unter der Regie von Walden Media und Bristol Bay Productions, Jugendfilme wie "Das Geheimnis von Green Lake", die oscarprämierte Biographie "Ray", die Abenteuerfilme "Sahara" und "In 80 Tagen um die Welt", der IMAX-Hit "Die Geister der Titanic" und zu guter letzt die 150 Millionen teure Produktion "Die Chroniken von Narnia".

Während Hollywoods Größen noch verhandelten, flog er nach New York und sicherte sich bei C.S. Lewis Nachkomme, Douglas Gresham, die Rechte an der "Narnia"-Reihe. Der wiederum war davon überzeugt, dass Anschutz der Richtige sei, um der Geschichte treu zu bleiben und ihre filmische Adaption nach Jahren der Stagnation rasch umzusetzen.

Das Anliegen von Philip Anschutz, der grauen Eminenz auch hinter Walden Media, Hollywoods Hang zur "Finsternis" - wie er es bezeichnet - in "Narnia" eine familiengerechte Antwort zu geben, wird wohl schon deshalb aufgehen, weil bereits allein die weltweit verkauften Narnia-Bücher (über 85 Mio. Stück) einen Run auf die Kinokassen erwarten lassen, und das wird dann auch die baldige Produktion der anderen Bücher auf sichere finanzielle Beine stellen.

Übrigens, der amerikanische Independence Film über das Leben der Hl. Thérèse von Lisieux "Thérèse" läuft dort noch immer im Kino. Wen wundert's, es sind Kinos der Regal-Kette.

(Der Autor ist Jurist und Theologe. Er arbeitet in der internationalen Filmfinanzierung und schreibt Drehbücher)


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