Der Rabbi von Rom

22. Oktober 2005 in Buchtipp


Die Autobiographie von Eugenio Zolli, Oberrabiner von Rom und Freund von Papst Pius XII., der nach dem 2. Weltkrieg in die katholische Kirche eintrat


Eugenio Zolli, der Rabbi von Rom, war mein Großvater. Er war der Oberrabbiner der jüdischen Gemeinde Roms in den Jahren 1939–1945. Mein Großvater war ein berühmter Gelehrter, den dierömische Gemeinde aufgrund seiner subtilen und sensiblen Bibelauslegungen schätzte und den sie seines ausgezeichneten wissenschaftlichen Rufes wegen zu ihrem Oberrabbiner gewählt hatte. 1945 aber, gleich nach Kriegsende, geschah etwas Ungeheuerliches:

Der Oberrabbiner Israel Zolli ließ sich taufen. Er trat in die katholische Kirche ein und nannte sich fortan Eugenio Zolli. Das war der Skandal schlechthin. Die jüdische Gemeinde verstieß ihn mit Schimpf und Schande aus seinem Amt.

Wenn mir früher jemand die Frage gestellt hat: »Warum hat sich Israel Zolli eigentlich taufen lassen?«, wusste ich darauf nichts zu sagen. Dabei hätte ich gern eine ebenso einfache Antwort gegeben. Letztlich war es das Andenken an meine Mutter Myriam, das meine Aufmerksamkeit auf die Niederschrift ihres Vaters lenkte. Unterstützt hat mich bei diesem Versuch, den schwierigen Fall zu rekonstruieren, meine Schwester Maura. Heute glaube ich, die Antwort, warum sich mein Großvater taufen ließ, zu kennen. Es gab mindestens drei Gründe.

Ein Grund für seine Taufe liegt paradoxerweise gerade in seiner Funktion als Oberrabbiner von Rom (1939–1945): In dieser Funktion hatte er zwar die »Gabe des Sehens«. Entscheiden aber mussten andere. Er konnte Warnungen aussprechen, das Verhängnis aber nicht aufhalten. Der Blutzoll, den die jüdische Gemeinde Roms am Ende des Krieges zahlen musste, war beträchtlich, und der Gedanke, dass die Massaker an den Juden vielleicht zu verhindern gewesen wären, wurde ihm zur unerträglichen Qual. Die politischen Sympathien einiger der höchsten Gemeindevertreter für den Faschismus waren ihm völig unverständlich, da es sich doch um ein antisemitisches Regime handelte.

Der zweite Grund für seine Taufe hängt mit seiner Position als Wissenschaftler und Theologe zusammen: Aus dieser Sicht gab es für ihn keinen Bruch zwischen Judentum und Christentum. Für Zolli war Jesus Christus selbst zuallererst ein Jude, der seinem jüdischen Glauben niemals abgeschworen hatte.

Als Christ wünschte sich Zolli mehr als alles andere, dass sich die katholische Kirche nachhaltig vom Nationalsozialismus und von allen totalitären Regimen distanzierenmöge, mit denen sie sich von1921 bis 1945 arrangiert hatte. Diesen Wunsch hegte er weniger aus politischemInteresse als aus seiner Liebe zu Gerechtigkeit, Wahrheit und Barmherzigkeit. Hierin ist der dritte Grund für seine Taufe zu sehen.

In seiner Autobografie beschreibt Eugenio Zolli seinen inneren Weg vom Judentum zum Christentum. Zugleich schildert er darin die Ereignisse in Rom 1943/44, die ihn zu einem der treuesten Anhänger von Papst Pius XII. gemacht haben.

Der Rabbi von Rom
Die Autobiographie von Eugenio Zolli
304 Seiten
Format: 140 X 215 cm
HC + SU
20,50 EURO

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