Schwarz-Rot: Patt auch bei Konfession der Bundesminister

17. Oktober 2005 in Deutschland


Sieben Protestanten, sieben Katholiken und zwei Konfessionslose am Kabinettstisch von Merkel


Berlin (kath.net/idea)
Nicht nur parteipolitisch wird die künftige Bundesregierung mit ihren jeweils acht Unions- und ebenso vielen SPD-Ministern ausgewogen sein. Auch bei der Konfessionszugehörigkeit herrscht – unabhängig von der politischen Couleur – Gleichgewicht. Nach idea-Recherchen sitzen am Kabinettstisch sieben Protestanten und sieben Katholiken, dazu gesellen sich zwei Konfessionslose. Bei den Unionspolitikern gehören neben der künftigen Kanzlerin Angela Merkel (evangelisch) alle Minister einer Kirche an; zwei SPD-Minister sind konfessionslos. Frau Merkel ist Tochter eines Pastors und stand 1992 für ein Jahr dem Evangelischen Arbeitskreis (EAK) der CDU/CSU vor. Evangelisch ist auch die niedersächsische Sozialministerin Ursula von der Leyen (CDU) – Tochter des früheren niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht (CDU) und Mutter von sieben Kindern. Die künftige Familienministerin war eine Hauptrednerin beim „Kongreß christlicher Führungskräfte“ im Januar in Nürnberg. Im idea-Interview berichtete sie, daß ihr religiöse Rituale in der Familie wichtig seien. Dazu gehörten das Abendgebet mit den Kindern und das Vorlesen biblischer Geschichten. Der Protestant und künftige Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag im Mai in Hannover, wichtig für sein Leben sei das Beten und das Wissen, zu einer Gemeinde zu gehören. Nachdem er 1990 bei einem Attentat eine Querschnittslähmung erlitten hatte, habe er im Glauben die Erfahrung gemacht, daß man auch in großem Elend gehalten und getragen sei. Der sächsische Innenminister Thomas de Maizière (CDU), künftiger Chef des Kanzleramts, gehört der Synode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens und dem Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentags an. Unter den sozialdemokratischen Kabinettsmitgliedern sind Sigmar Gabriel (Umwelt), Heidemarie Wieczorek-Zeul (Wirtschaftliche Zusammenarbeit) und Frank-Walter Steinmeier (Auswärtiges Amt) evangelisch.

Katholik Müntefering pro Religionsunterricht

Zu den katholischen „Genossen“ gehört SPD-Parteichef Franz Müntefering. Seiner Ansicht nach sind christliche Grundwerte angesichts zunehmender gesellschaftlicher Orientierungslosigkeit wichtiger denn je. Deshalb wirbt er für den Religionsunterricht an Schulen. In seiner Kirche sorgte Müntefering allerdings im Juni 2001 für große Verärgerung, als er sagte, Lesben und Schwule seine für alle Ämter geeignet - „sogar als Papst“. Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD), noch Oberbürgermeister von Leipzig, ist in der DDR aufgewachsen und wurde geprägt vom katholischen Elternhaus, der kirchlichen Jugendarbeit und der Studentengemeinde. Er war weder bei den „Jungen Pionieren“ noch FDJ-Mitglied, verweigerte den Dienst an der Waffe und wurde deshalb Bausoldat. Auch Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) ist Mitglied der katholischen Kirche.

Vier katholische Minister der Union

Engagierte Katholikin auf Unionsseite ist die baden-württembergische Kultusministerin Annette Schavan (CDU), Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Der künftige Verteidigungsminister, der hessische Katholik Franz Josef Jung (CDU), gilt als engagierter Verfechter des Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen. Wer wie das Land Berlin lediglich auf staatlichen Werteunterricht setze, schwäche die Grundpfeiler des christlichen Abendlandes, sagte Jung beim Kölner Weltjugendtag. Auch die beiden CSU-Minister, Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (Wirtschaft) und der stellvertretende CSU-Vorsitzende Horst Seehofer (Landwirtschaft und Verbraucher), gehören der katholischen Kirche an. Seehofer ist unter anderem Mitglied der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung und im Bundesverband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung.

Zypries und der Embryonenschutz

Als konfessionslos bezeichnen sich Justizministerin Brigitte Zypries und der künftige Finanzminister Peer Steinbrück (beide SPD). Frau Zypries ist in der Vergangenheit auch auf Konfrontationskurs mit den Kirchen gegangen. Vor allem ihr Vorstoß vor zwei Jahren, dem im Reagenzglas gezeugten Embryo nicht die volle Menschenwürde zuzusprechen, hatte scharfe Proteste bei den Kirchen sowie der Evangelischen Allianz hervorgerufen.

Foto: (c) cdu


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