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Pariser Erzbischof Aupetit: „Christen sind das Juckpulver der Welt“

3. September 2020 in Spirituelles, 5 Lesermeinungen
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Erzbischof Michel Aupetit nahm am letzten Augustsonntag die Messen in Saint-Germain l’Auxerrois wieder auf und sprang mit der ersten Predigt gleich in „medias res“. Von Juliana Bauer


Paris (kath.net) „Ah, meine Freunde! Wie schwierig ist es, Christ zu sein“, ruft der Pariser Erzbischof Michel Aupetit den zahlreich versammelten Gläubigen zu. In seine Freude, nach den Urlaubswochen seine Gemeinde wiederzusehen, mischten sich gleich zu Beginn seiner Predigt auch Gefühle, die den oft steinigen Weg des Christ-Seins zu erkennen gaben:

„Wir werden oft als altmodisch beschimpft, als überholte Menschen, die aus ihrer Zeit herausfallen, weil wir nicht mit der Welt Schritt halten. Wie dieser arme Jeremia, von dem wir in der ersten Lesung hörten“ (Jer. 20,7-9). Der Text bestimmte Aupetits Homilie. „In der Tat – wenn wir uns die Geschichte anschauen, war es schon immer so, dass wir uns mit der Welt nicht in Übereinstimmung befanden. Und doch…“

 

Hier weist der Erzbischof darauf hin, dass, wenn die Welt den gesunden Menschenverstand bewegt, die Würde eines jeden Menschen achtet oder für die Armen Sorge trägt, ein solches Handeln gerade von den Christen herrühre, die sich treu am Evangelium orientierten. Denn das Christentum gehe über die „Vielschichtigkeit der ständig schwankenden Meinung der Mehrheit hinaus“ und stütze sich „nur auf das Evangelium“, ist gleichbleibend auf Christus bezogen. Denn „Christus ist keine Meinung. Christus ist eine Person, eine göttliche Person jenseits von Zeit und Raum. Deshalb“ – Michel Aupetits Stimme verrät Leidenschaftlichkeit – „können Christen keine Panurge-Schafe sein. Sie sind freie Männer und Frauen.“  

 

Mit dem Bild der Panurge-Schafe, welches einer Romanserie des Geistlichen, Arztes und Humanisten François Rabelais (+1553) entstammt und zu einer Art Redewendung wurde, veranschaulicht der Erzbischof treffend seine Aussage über Christen, was sie nicht sein können (falls sie – erlaube ich mir hinzuzufügen – nicht wie viele West-Christen durch die Mangel der Political Correctness gedreht sind): nämlich blind anderen hinterher zu laufen, ohne Fragen zu stellen oder die Folgen zu bedenken.


 

„Ich würde sogar sagen“, fährt Michel Aupetit in Anlehnung an seine Feststellung der freien Christenmenschen und mit verschmitztem Lächeln fort, „dass Christen das Juckpulver der Welt sind. Und ihr wisst, dieses Juckpulver in den Zeiten vor Christus, das waren die Propheten.“ Dann kommt er auf Jeremia zurück, dem an diesem Sonntagabend sein besonderes Mitgefühl gilt. „Daher wurde der arme Jeremia verfolgt. Diese Propheten aber sind nun wir. Was in anderen Zeiten Propheten genannt wurde, das sind jetzt wir. Durch unsere Taufe wurden wir als Priester, Propheten und Könige eingesetzt. Dass wir das Wort Gottes verkünden, welches nicht im Einklang mit der Welt steht“ (an dieser Stelle sei auf eine ältere Predigt von Aupetit verwiesen, in der er sehr einprägsam das Priester-, das Propheten- und das Königtum aller Getauften darlegt, Homélie 27 janvier 2019).

 

„Die Frage, die sich uns hier stellt, ist diese: Amüsiert es uns, oft gegen den Strom zu schwimmen? Nein, weil wir keine Provokateure sind. Wir sind nicht interessiert daran, Provokateure zu sein. Dem Beispiel Jeremias folgend sind wir traurig, leiden wir darunter, dass unsere Mitmenschen sich vom Evangelium Christi abwenden.“

 

Dann zitiert Michel Aupetit den großen jüdischen Propheten: ‚Die ganze Welt verlacht mich‘ (Jer 20,7) und stellt fest, dass das „sicher … manchem von uns … auch so ergeht. Oder gar allen. Die Versuchung, die Jeremia erfährt, ist, dass er nicht mehr Gottes Wort verkünden will. Das ist eine Versuchung.“ Doch dann erklärt der Erzbischof mit Jeremias eigenen Worten, warum dieser dennoch an seiner Prophetenrolle festhält: ‚Du hast mich verführt, Herr, und ich ließ mich verführen. Das Wort des Herrn war wie ein Feuer, das in meinem Herzen brannte‘ (Jer 20,9). „Ja“, erläutert Aupetit weiter, „es ist keine Provokation, dass wir zur Welt im Missklang stehen. Es ist dieses brennende Feuer, das es uns unmöglich macht, uns von der Nähe zu Christus zurückzuhalten. Wir wissen, dass auch Christus verfolgt wurde …“

 

Mit einem Blick auf das Tagesevangelium (Mt 16,21-27) kommt der Erzbischof auf Petrus zu sprechen, der das von Jesus selbst vorausgesagte Leid, das diesem widerfahren wird, von ihm weist: „Das ist nicht möglich …‘ Dennoch nimmt Petrus Gottes Willen an durch ein einziges Wort … nach der Auferstehung Jesu … … Die Frage, die Petrus gestellt wird, die ihn verändert, die ihn die Tiefe von Gottes Willen verstehen lässt, ist jene: ‚Petrus liebst du mich wirklich?‘ (vgl. Joh.21,17) Keine andere Frage wird ihm gestellt. Dies ist auch die Frage an uns, ob wir den Herrn wirklich lieben. Deshalb stehen wir im Namen dieser Liebe zum Herrn, im Namen unserer Liebe zu Christus, in Diskrepanz (zur Welt).“

 

Hier richtet Michel Aupetit an uns alle, sich eingeschlossen, die Frage: „Sind wir noch Christen? Um das zu beantworten, müssen wir uns dem Test unterziehen: ‚Sag mir, wen du liebst und ich werde dir sagen, wer du bist.‘ Es gibt eine Wahl und es ist immer eine Wahl der Liebe … Jesus zu lieben, bedeutet, auf ihn zu hören, wenn er zu uns wie zu seinen Jüngern im heutigen Evangelium sagt: ‚Wenn jemand mir folgen will, soll er sich selbst entsagen, sein Kreuz auf sich nehmen und mir nachfolgen.‘ Lieben heißt, sich aus Liebe aufzugeben. Es ist nicht nur die Liebe in unserer Beziehung zu Gott, sondern in unserer Beziehung untereinander. Denn der Satz“ – und damit ist Erzbischof Aupetit bei jenem Wort Jesu angelangt, das ihm immer wieder am Herzen liegt –: „Niemand hat eine größere Liebe, als der, der sein Leben gibt‘, bedeutet, sich selbst aufzugeben …  aus Liebe.

 

Ich glaube,“ schließt er seine Ansprache, „es ist an der Zeit, zu wissen, ob wir Jesus wirklich ganz und gar lieben, bis zu dem Punkt, wo wir uns in den Willen Gottes einlassen, nicht in unsere spezielle Vorstellung von Religion … oder von unserem Platz in der Welt … nein, es geht darum, sich in den Willen Gottes einzulassen, um die Welt zu verändern, indem wir zuerst damit beginnen, uns selbst zu verändern.“

 

Auszüge aus: Homélie de Mgr Michel Aupetit, Messe à St. Germain l‘Auxerrois, Dimanche 30 août 2020, KTOTV (Télévision Catholique), Homélies - Diocèse de Paris, l’église catholique à Paris. Übersetzung: Dr. Juliana Bauer für kath.net

Archivfoto Erzbischof Aupetit (c) Erzbistum Paris


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Lesermeinungen

 Adamo 6. September 2020 
 

Es wäre sehr hilfreich, wenn der Pariser Erzbischof Michel Aupetit

seine französischen Mitbürger aufrufen würde, sich den Film "UNPLANNED" als Juckpulver anzusehen.


3
 
 Salvian 3. September 2020 

Dank an Frau Bauer!

Ihre Übersetzungen der Predigten von Erzbischof Aupetit sind eine echte Bereicherung für dieses Nachrichtenportal.


4
 
 J. Rückert 3. September 2020 
 

Duschen?

Was, wenn die Leute nach einer Begegnung mit dem Bischof zum Duschen gehen statt zur Beichte?


2
 
 Lilia 3. September 2020 
 

Salz der Erde gefällt mir besser.

Salz ist lebensnotwendig während "Juckpulver" unangenehme Assoziationen erweckt.


3
 
 Weiterdenker 3. September 2020 
 

„Christen sind das Juckpulver der Welt“

"...treffend seine Aussage über Christen, was sie nicht sein können... – nicht wie viele West-Christen durch die Mangel der Political Correctness gedreht sind): nämlich blind anderen hinterher zu laufen, ohne Fragen zu stellen oder die Folgen zu bedenken.
„Die Frage, die sich uns hier stellt, ist diese: Amüsiert es uns, oft gegen den Strom zu schwimmen? Nein, weil wir keine Provokateure sind. Wir sind nicht interessiert daran, Provokateure zu sein."
JA! So ist es!


8
 

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