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| Macht hoch die Tür, die Tor macht weit8. Dezember 2019 in Spirituelles, keine Lesermeinung Es kommt der Herr der Herrlichkeit - Eine kleine Kulturgeschichte zu einem der beliebtesten Adventslieder. Gastbeitrag von Juliana Bauer Berlin (kath.net) Das bekannteste Adventslied, das auch eines der beliebtesten darstellt, ist Macht hoch die Tür, die Tor macht weit. Entstanden im Ostpreußen des 17.Jhs. gehört es sowohl in der evangelischen Kirche (EG 1), als auch in der römisch-katholischen (GL 218) sowie in vielen evangelischen Freikirchen zum bevorzugten adventlichen Liedrepertoire. Der Schöpfer des Textes war der Königsberger Pfarrer Georg Weissel (1590 1635), der den Text 1623 anlässlich der Einweihung der damals neu erbauten, heute nicht mehr vorhandenen Altroßgärter Kirche in Königsberg verfasste. Unsere bekannte, mit dem Text eng verbundene Melodie fand sich 1704 zum ersten Mal im so genannten Freylinghausenschen Gesangbuch. Die feierliche Einweihung der Kirche, bei der auch das neue Lied erstmals gesungen wurde, fand am 2. Adventssonntag statt; eine Woche später wurde Weissel als erster Geistlicher dort eingeführt. Das Lied beginnt mit dem Zitat aus Psalm 24/Vers 9, das Georg Weissel in Anlehnung an Martin Luthers Übersetzung schrieb Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe! Ursprünglich gehörte der Psalmtext den der Alttestamentler Alfons Deissler wie folgt übersetzte: Hebet, Tore, eure Häupter, hebt euch hoch, ihr ewigen Pforten, dass einziehe der König der Herrlichkeit (Ps 24, 9) zu einer festlichen Liturgie des Alten Israel. Vermutlich wurde er beim Einzug des Volkes Israel in den Tempel, dem Heiligtum seines Gottes, angestimmt, hervorgehoben durch das hymnische Bekenntnis zu Jahwe als Schöpfer- und Weltengott. Die Vorstellung vom herrlichen Einzug Jahwes in den Tempel weist, verknüpft mit seiner Königstitulatur, auf sein endzeitliches Kommen, weist auf die durch ihn zu erwartende endzeitliche Erlösung. Die Aufforderung an die Tore, sich hochzurecken, drückt die Größe, die Erhabenheit und Herrlichkeit Gottes aus, die der Tempel nicht zu fassen vermag (Deissler). Das Neue Testament übertrug die Aussage des Psalms auf Jesus, den Christus, als ihren Herrn. Er ist der Herr der Herrlichkeit (1 Kor.2,8), er der König der Könige und Herr der Herren (Apk 19,16). In diesem Kontext nennt Deissler das Adventslied Macht hoch die Tür, die Tor macht weit. Es kommt der Herr der Herrlichkeit und setzt es ebenso in einen eindeutigen Bezug zu Psalm 24, den er für die Christen insgesamt als adventlichen Hymnus auch außerhalb des liturgischen Advents versteht. Text Er ist gerecht, ein Helfer wert; O wohl dem Land, o wohl der Stadt, Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, Komm, o mein Heiland Jesu Christ, Formal wie inhaltlich stellen die ersten vier Strophen des vorgestellten Liedes eine innere Einheit dar. In den Strophen 1 und 2 steht das Bild des einziehenden Königs im Zentrum des Geschehens. Er erhält die Attribute Herr der Herrlichkeit, ein König aller Königreiche Attribute eines Weltenherrschers, der jedoch nicht willkürlich Macht ausüben wird, sondern dessen Züge Sanftmütigkeit und Heiligkeit, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit sind, der den Menschen Heil und Leben bringt, der ihnen ein Helfer und dessen Kommen ein Anlass zu großer Freude ist Er ist gerecht, ein Helfer wert der halben jauchzt, mit Freuden singt. Weissel bezieht sich mit diesen Worten auf den Propheten Sacharija, dessen Vers allgemein von den Kirchen auf Christus bezogen wird: Aber du, Tochter Zion, freue dich, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer (Sach 9,9). In der dritten Strophe lässt der Dichter diese Freud und Wonne, die Christus als Freudensonne den Menschen bringt, noch einmal anklingen doch nicht nur als Herrscher des allumfassenden Weltalls, er verkündigt ihn auch jedem Land und jeder Stadt und mehr noch: jedem einzelnen Herzen, das zum Tempel für Gott werden soll (Strophe 4). Mit dem Bild der Freudensonn greift Georg Weissel auf die Licht- und Sonnensymbolik für Christus zurück, wie sie u.a. beim Propheten Maleachi in dem Bild der Sonne der Gerechtigkeit aufscheint (Mal 3,20), wie sie für viele weihnachtliche Gesänge typisch wird, so dreißig Jahre nach der Schaffung dieses Adventsliedes, bei Paul Gerhardt. Dieser widmet in seinem berühmten Choral Ich steh an deiner Krippen hier, der in Bachs Weihnachtsoratorium Eingang fand, der Sonnenmetaphorik, die in variantenreichen Bildern für Jesus Christus steht, einen ganzen Vers (Strophe 4, Ich steh an deiner Krippen hier). Die ersten vier Strophen unseres Adventsliedes werden durch den Refrain: Gelobet sei mein Gott, der als trinitarische Anrufung erscheint, verbunden: die erste Strophe preist Gott, den Schöpfer, die zweite Christus den Retter und Heiland, die dritte den Heiligen Geist, den Tröster. Die vierte fasst in ihrem Lobpreis den dreieinigen Gott als Ganzheit zusammen, ausgedrückt in den Attributen voll Rat, voll Tat, voll Gnad. Strophe 5 ruft explizit Christus, den Heiland in einer fast flehenden Bitte an, zu dem der Mensch eine persönliche, innere Beziehung aufbaut: Komm mein Heiland Jesus Christ, mein Herzens Tür dir offen ist, ach zieh mit deiner Gnade ein. Doch bleibt die Anrufung nicht beim Einzelnen, beim Ich bzw. beim Mein stehen, sondern wendet sich nun gleichermaßen an alle Menschen, an das Wir, das Uns, die Christus um den Heiligen Geist als ihren Helfer bitten. Die Strophe endet mit dem Lob des Namens Gottes. Die eingängige Melodie des Liedes, die sich allgemeiner volkstümlicher Beliebtheit erfreut, verdrängte 1704 die ursprüngliche. Sie wurde von Johann Anastasius Freylinghausen, einem Theologen aus Halle komponiert, dessen Liedersammlungen zu den wichtigsten des Pietismus zählen und neben den Chorälen Paul Gerhardts einen nachhaltigen Einfluss auf das evangelische Kirchenlied nach Martin Luther hatte. Macht hoch die Tür löste in der Evangelischen Kirche gleichsam den Choral Nun komm der Heiden Heiland als Hauptlied zum Ersten Advent ab. Zusammen mit den oben genannten biblischen Texten und deren gegenseitiger Zuordnung der Psalmverse 24,7-9, des Sacharija-Verses 9,9 (der im Weiteren das Bild des einziehenden Königs als Zeichen seiner Sanftmut auf einem jungen Eselsfüllen komplettiert) sowie dem Text des Matthäus-Evangeliums 21,1-9, das Jesu Einzug in Jerusalem thematisiert, bildet es heute in den Gottesdiensten des Ersten Advents den dortigen inhaltlichen Mittelpunkt. Alfons Deissler (1914 2005) war einer der bedeutendsten katholischen Alttestamentler des 20.Jahrhunderts. Von 1951 82 war er Professor für Alttestamentliche Theologie und Exegese an der Universität Freiburg/Br. Zu einem seiner tiefgründigsten und anschaulichsten Werke zählt das Buch über die Psalmen: Die Psalmen, erläutert von Alfons Deissler, 1964/1993, 7.Aufl. Paul Gerhardt (1607 76) war ein evangelisch-lutherischer Theologe und gilt als einer der großen deutschsprachigen Kirchenlieddichter nach Luther. Ihnen hat der Artikel gefallen? 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