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„Kirche in Not“ und das Wunder der Wende

9. November 2019 in Weltkirche, keine Lesermeinung
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«Mit dem Fall der Berliner Mauer und den weiteren revolutionären Ereignissen war für „Kirche in Not“ der „Tag X“ gekommen.» Von Volker Niggewöhner und Tobias Lehner.


München (kath.net/ KiN)
Am 9. November jährt sich zum dreißigsten Mal der Fall der Berliner Mauer, ein entscheidender Meilenstein auf dem Weg zum Zusammenbruch des Kommunismus in Europa. Nicht nur für viele Menschen im Osten Deutschlands ging damit ein Traum in Erfüllung. Auch engagierte Christen aller Konfessionen und zahlreiche Organisationen hatten in den Jahrzehnten zuvor unermüdlich auf diese Wende hingearbeitet. Eine von ihnen ist das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ mit seinem Gründer, dem niederländischen Prämonstratenser Pater Werenfried van Straaten (1913-2003).

42 Jahre auf Wende gewartet – und dafür gearbeitet

Die Ereignisse rund um den Mauerfall überraschten Pater Werenfried und sein Werk nicht. Dafür hatte sich „Kirche in Not“ von Anfang an eingesetzt. „Nachdem wir 42 Jahre auf diese Wende gewartet haben, steht unsere Glaubwürdigkeit auf dem Spiel, wenn wir jetzt nicht mit verdoppelter Opferbereitschaft der verfolgten Kirche helfen. Auch wo sie von ihren Fesseln befreit ist, bleibt sie aller Mittel beraubt. Ohne Priester, Rundfunkprogramme und Bücher ist die Befreiung vergeblich“, schrieb der Gründer an die Wohltäter von „Kirche in Not“. Die Herausforderungen, denen sich das Hilfswerk jetzt stellte, riefen die Pionierzeit in Erinnerung.

Ein Blick zurück: Auf Initiative von Papst Pius XII. hatte Pater Werenfried van Straaten 1947 eine Hilfsaktion für die heimatvertriebenen Deutschen aus dem Osten ins Leben gerufen. Die Berichte über Menschenrechtsverletzungen und die Verfolgung der Kirche im nunmehr kommunistischen Machtbereich veranlassten ihn bereits ab 1952, die Hilfe auch auf diese Länder auszudehnen. Deshalb trug sein Werk in den ersten Jahren den Namen „Ostpriesterhilfe“, ab 1969 dann auch „Kirche in Not“.

Die Ausgangslage in den Ländern hinter dem Eisernen Vorhang war unterschiedlich. Die Sowjetunion galt als geschlossenes Gebiet. Hier konnte man nur über Radiosendungen aus dem Ausland etwas für die Verbreitung der Frohen Botschaft tun – oder durch Schmuggelei. In anderen Ländern, vor allem Polen und Jugoslawien, war mehr Hilfe möglich.

Eine weitere wichtige Aufgabe sah van Straaten in der Information der Öffentlichkeit. Die westliche Welt sollte erfahren, was im Osten passiert. Das war gar nicht so einfach, denn die in Politik und Kirche seit den 1950er-Jahren vorherrschende Doktrin war die einer „friedlichen Koexistenz“ mit den kommunistischen Systemen. Sehr zum Unwillen mancher Politiker und Kirchenoberen sprach Pater Werenfried in Hunderten von Predigten über die Lage der verfolgten Kirche in Osteuropa und wurde so zur Stimme der stimmlosen Unterdrückten.

„Gerüstet“ für den Frieden


Auch als sich die Hilfe von „Kirche in Not“ ab den sechziger Jahren auf weitere Weltregionen wie Lateinamerika und Afrika auszuweiten begann, war Pater Werenfried die Hilfe für Osteuropa ein Herzensanliegen. Er war beseelt von einem Wort Papst Pius XII., der einmal zu ihm gesagt hatte: „Jeder rüstet sich jetzt für den Krieg, und fast niemand denkt daran, sich vorzubereiten für den Frieden, wenn dieser plötzlich hereinbricht.“ Das wollte auch er, bereitet sein für den „Tag X“.

Als unter Gorbatschow mit den Schlagworten „Glasnost“ (Offenheit) und „Perestroika“ (Umgestaltung) eine neue Politik in der Sowjetunion Einzug hielt, erhöhte „Kirche in Not“ zwischen 1987 und 1988 die Hilfen für die Sowjetrepubliken von unter einer Million Dollar auf 3,5 Millionen Dollar. Auch begann Pater Werenfried in diesen Jahren vermehrt Geld für den Priesternachwuchs in den Ostblockstaaten zu sammeln. Beides sollte sich als äußerst hilfreich für die kommenden Ereignisse erweisen.

Mit dem Fall der Berliner Mauer und den weiteren revolutionären Ereignissen war für „Kirche in Not“ der „Tag X“ gekommen. Pater Werenfried und sein Werk waren bereit. Während die Hilfen vorher nur im Geheimen erfolgen konnten, war dies nun offen möglich, teilweise staatlich gewünscht und in jedem Fall absolut notwendig. Schon ab 1990 stiegen die Hilfen für Osteuropa auf über 22 Millionen US-Dollar und sollten schließlich 1994/95 nahezu 30 Millionen Dollar erreichen. Das waren über 40 Prozent aller von „Kirche in Not“ geleisteten Hilfen weltweit. Dieses Niveau blieb bis zur Jahrtausendwende konstant.

Humanitäre und geistliche Hilfe

Ein paar Streiflichter auf herausragende Hilfsprojekte in den Jahren nach dem Fall des Kommunismus: Während der Rumänischen Revolution im Dezember 1989 reiste er einen Tag nach der Hinrichtung des Diktatoren Ceaușescu und dessen Frau nach Bukarest. Bereits zuvor hatte er als einer der ersten Hilfslieferungen für die leidende rumänische Bevölkerung auf den Weg gebracht.

Eine besondere Beziehung hatte Werenfried van Straaten zur griechisch-katholischen Kirche der Ukraine. Als am 30. März 1991 ihr Oberhaupt, Myroslav Kardinal Lubachivsky, aus dem römischen Exil in seine ukrainische Heimat zurückkehrte, durfte ihn Pater Werenfried begleiten. Bei einer heiligen Messe in Lwiw (Lemberg) machte er ein feierliches Versprechen: „Im Namen unserer Wohltäter verspreche ich Ihnen, das sie das Menschenmögliche tun werden, um Ihnen, den Bischöfen, den Priestern und Ordensschwestern, den Seminaristen und dem ganzen gläubigen Volk bei der Neu-Evangelisierung der Ukraine zu helfen.”

Auch diesmal hielt „Kirche in Not“ Wort. Der Bau des großen Priesterseminars in Lwiw wurde eines der größten Projekte des Hilfswerks. Heute zählt das Priesterseminar Lwiw mit an die 200 Studenten zu den größten der Welt.

Priesterausbildung, Klöster, Verkündigung im Fokus

Auch in den anderen osteuropäischen Staaten war die Förderung des Priesternachwuchses ein Hauptanliegen von „Kirche in Not“. Hinzu kam die Sorge für die kontemplativen Klöster, von denen viele unter menschenunwürdigen Bedingungen die Jahre des Kommunismus überdauert hatten oder jetzt neu gegründet wurden. In zahlreichen Ländern stand die Kirche vor dem Nichts, da ihr unter kommunistischer Herrschaft alle Gebäude genommen und keinerlei Organisationsstruktur vorhanden war. Auch in diesen Bereichen hat „Kirche in Not“ geholfen, gerade auch in kleineren Ortskirchen wie Albanien, Bulgarien, Rumänien oder Kasachstan. Dort bilden die Katholiken eine Minderheit und haben kaum gesellschaftliche Fürsprecher.

Im Jahr 1991 hat „Kirche in Not“ indirekt sogar Weltgeschichte geschrieben. Während des sogenannten August-Putsches versuchten militante Kommunisten, die Entwicklung in der Sowjetunion zu stoppen. In kollektiver Erinnerung geblieben ist die Szene, als Boris Jelzin vor dem Parlamentsgebäude auf einen Panzer kletterte und von dort aus zu den Menschen sprach. Nach dieser Rede ging er in das Parlament zurück und sagte zu den Abgeordneten: „Jetzt brauche ich ein Radio.” Er wollte so viele Menschen wie möglich erreichen, um gegen die kommunistischen Putschisten mobil zu machen.

Zu aller Erstaunen gab der Abgeordnete Viktor Aksiutsjik bekannt, dass er die Ausstattung für ein Radio besitze. „Kirche in Not“ hatte das Material geschmuggelt, um in Moskau eine lokale christliche Radiostation zu gründen. Jelzins Hilferuf wurde erhört: Tausende versammelten sich friedlich auf Moskaus Straßen. Selbst einige Armee-Einheiten liefen später zu Jelzin über. Am Abend des 21. August war der Putsch vorbei.

Aus Dankbarkeit erlaubte Jelzin am 13. Oktober 1991 die Ausstrahlung einer Sendung über die Botschaften von Fatima. Insgesamt 150 Fernseh- und 350 Rundfunksender aus der Sowjetunion stellten eine „geistliche Luftbrücke” nach Fatima her. Damit informierten sie das russische Volk direkt über die bis dahin in der Sowjetunion totgeschwiegenen Botschaften der Gottesmutter von Fatima. Die Verkündigung über die Medien, zum Beispiel beim ökumenischen Radiosender „Blagovest“ in Russland, stand auch in den folgenden Jahren im Fokus der Hilfe von „Kirche in Not“.

Gelebte Ökumene

Ein besonderer Auftrag für den geistlichen Wiederaufbau in Osteuropa kam von höchster Stelle: 1991 trug Papst Johannes Paul II. an „Kirche in Not“ erstmals den Gedanken heran, verstärkt den Dialog mit der russisch-orthodoxen Kirche zu suchen. Das fiel bei Pater Werenfried auf fruchtbaren Boden. Im Oktober 1992 reiste er mit einer Delegation erstmals nach Russland. Dort traf er Patriarch Aleksij II. und weitere orthodoxen Würdenträger. Nachdem Pater Werenfried Anfang 1993 dem Papst persönlich über seine Reise berichten konnte, wurden neben der Unterstützung für die katholischen Gemeinden auch Hilfsprojekte für die russisch-orthodoxe Kirche in die Förderung aufgenommen.

Dies geschah nicht ohne Widerstände. Pater Werenfried war jedoch überzeugt, dass „die unerlässliche Neuevangelisierung Russlands die ureigene Aufgabe unserer orthodoxen Schwesterkirche ist“: Da diese ebenso unter der Verfolgung im Kommunismus gelitten habe und bei null anfangen müsse, brauche auch sie Hilfe.

„Kirche in Not“ hat in den Folgejahren auch zahlreiche orthodoxe Seminare, geistliche Schulen, Klöster und Kirchenbauten unterstützt. Bekanntestes Hilfsprojekt sind die sogenannten „Kapellenschiffe“ – umgebaute Boote, mit denen die Priester Gemeinden aufsuchten, in denen keine Kirche mehr stand. Bis heute gibt es gemeinsame Initiativen von „Kirche in Not“ und der Russischen Orthodoxen Kirche. So wurde zum Beispiel eine Zusammenarbeit beim Wiederaufbau kriegszerstörter Kirchen in Syrien vereinbart. Ökumenische Initiativen und Tagungen widmen sich den Themen Lebensschutz oder dem Einsatz für Suchtkranke.

Von Hilfsempfängern zu Helfern

Seit 1990 hat „Kirche in Not“ die Kirche in Osteuropa mit mehr als einer halben Milliarde Euro unterstützt. Auch wenn sich die Schwerpunkte der Hilfe heute in Richtung Naher Osten und Afrika verschoben haben, sind die Christen in Osteuropa nicht vergessen. So steht zum Beispiel die kleine, bitterarme Kirche in der Ukraine an Platz vier derjenigen Länder, in denen „Kirche in Not“ hilft.

Die Gemeinden im ehemaligen Herrschaftsgebiet des Kommunismus waren jedoch nie nur Hilfeempfänger. Schon bald nach der Wende entwickelten sich Solidaritätsaktionen zwischen den Katholiken in verschiedenen Ländern, die noch vor kurzem selbst unter Verfolgung gelitten hatten. Ein Motor dieser Unterstützung war und ist Polen. Dort befindet sich mittlerweile auch eines der 23 Nationalbüros von „Kirche in Not“ – ebenso in der Slowakei. Das Wunder der Wende wirkt auch hier.

Foto: Pater Werenfried van Straaten, der Gründer von Kirche in Not, bei einer Kroatienreise im November 1989. In der Hand hält er seinen „Millionhut“, mit dem er für verfolgte und notleidende Christen sammelte. © Kirche in Not


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