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Im Mittelpunkt der Pfarrer?

12. Jänner 2004 in Deutschland, keine Lesermeinung
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Was die "Causa Breitenbach" lehrt: Das Leben einer Pfarre soll nicht an einem bestimmten Priester hängen. Ein Kommentar vom Berliner Theologen Jochen Scherzer.


Berlin (www.kath.net)
Es könnte so einfach sein. Für die Kirche, für die vielen Christen, die heute ihren Glauben in einer modernen Gesellschaft leben wollen. Für eine Kirche, in der nicht Ausgrenzung, sondern Offenheit und Freiheit herrschen. Die Freiheit der Kinder Gottes, die nicht mehr auf die Konfessionen und das Trennende schaut und stattdessen das Gemeinsame in den Blick nimmt. Da fallen die Schranken und Gräben werden überwunden. Es könnte so einfach sein... wenn es da nicht die „fundamentalistischen Kampagnen“ und die „selbst ernannten Glaubenswächter“ gäbe, die einem das Leben schwer machten. Diese Vorwürfe konnte man unlängst nicht etwa in einem Wochenmagazin, sondern auf der Internetseite der Pfarrei St. Michael in Schweinfurt lesen.

Als ich zum ersten Mal diese Internetseite besuchte, kam mir spontan der Eindruck in den Sinn: Hier versammelt sich eine Gemeinde nicht um Jesus Christus, sondern um ihren Pfarrer. Es ist nicht zu übersehen, dass Pfarrer Roland Breitenbach die zentrale Figur in seiner Gemeinde ist. Über diese Tatsache können auch die zahlreichen „Teams“ in der Gemeindearbeit nicht hinwegtäuschen. Die Popularität, der sich Roland Breitenbach erfreut, ist sicherlich nur zum Teil sein eigenes Verdienst. Er ist nur einer der Protagonisten in einer Bewegung, die die kirchliche Tradition als einen überwindbaren Ballast versteht, von der man meint, sie durch Originalität und die eigene Kreativität ersetzen zu können.

Grenzenlose Begeisterung?

Dabei spielt es anscheinend keine Rolle, auf welcher Grundlage sich dieses Handeln entfaltet. Die Legitimation für seinen pastoralen Weg leitet Pfarrer Breitenbach aus der Anzahl der Gottesdienstbesucher und der Zahl der Abonnenten seiner Newsletter ab. Er liefert zugleich die letztgültige und unfehlbare Interpretation „seines Weges des Evangeliums“. Die Begeisterung für diesen Priester, der so ziemlich alles anderes macht, wie man es gewohnt ist,scheint grenzenlos zu sein.

Doch auch in Schweinfurt „menschelt“ es gewaltig. Als das oberste Gebot der „Geschwisterlichkeit“ durch deutliche Kritik und verbindliche Nachfragen so schändlich gebrochen wurde, konnte man aus Schweinfurt ganz andere Töne hören. So selbstsicher, wie es den Anschein hatte, war das Auftreten des Pfarrers von nun an nicht mehr. Das Sprichwort sagt: „Getroffene Hunde bellen“. Und bellen kann Pfarrer Roland Breitenbach gewaltig.

In der sich nun über Monate hinziehenden Auseinandersetzung spart er nicht mitbeleidigenden und diskreditierenden Ausdrücken und Klischees. Wer heutzutagedem Diskussionsgegner Begriffe wie „ultrakonservativ“ und „fundamentalistisch“ an den Kopf wirft, kann damit leicht Eindruck schinden und auf Zustimmung hoffen. Ein gutes Beispiel für Geschwisterlichkeit hat er damit nicht gegeben.

Offenheit, Toleranz und das Ende von Ausgrenzung sind für Breitenbach auch nur Worthülsen, die dann zerplatzen, wenn er sich kritisch hinterfragen lassen muss. Da zeigt sich das zweite Gesicht eines Pfarrers, der sich und seinen Weg gegenüber allem anderen absolut setzt. Als die Diskussion an einem Punkt angelangt ist, an dem die genannten Schlagwörter für die Meinungsmache nicht mehr ausreichen, werden Kontrahenten als Sympathisanten von rechtsradikalen Gesinnungsträgern diffamiert.

Ausgrenzung durch Worte und Taten

Eine Entschuldigung für diese unhaltbaren und entehrenden Vorwürfe gibt es nicht, die Bitte um eine Klärung wird abgelehnt, der Dialog wird verweigert. Pfarrer Roland Breitenbach entledigt sich dieser lästigen Anfragen, indem er sein Tun (außerhalb seiner Fan-Gemeinde) nur noch denen zugänglich macht, die sich als seine Gesinnungsgenossen zu erkennen geben.Gerade der Priester, der sich selbst als Brückenbauer versteht und Ausgrenzung überwinden will, bedient sich ohne Zögern dieser Methode: Der Ausgrenzung mit Worten folgt die Ausgrenzung durch Taten. Ausgrenzung, Unterstellungen und ungenaue Darstellung gibt es für Pfarrer Breitenbach aber immer nur „auf der anderen Seite“.

Erstaunlicherweise ermöglicht ihm genau jene Kirche, die er so erbittert kritisiert, diese Eskapaden - scheinbar ohne Widerspruch. Selbst auf deutliche Beschwerden an die Adresse der Bistumsleitung in Würzburg ist bisher keine klare öffentliche Reaktion erfolgt. Auch im Würzburger Ordinariat scheint man auf das Aussitzen des Problems zu setzen. Mit Unwissenheit kann man dort aber nicht mehr argumentieren, genügend sachlicheInformationen liegen dort vor. Nun sind Handlungen gefragt.

Für den Diözesanadministrator ist es natürlich eine schwierige Entscheidung. EinEinschreiten - eventuell mit personellen Konsequenzen - wird die Kritik derUnterstützer des Pfarrers auf ihn ziehen. Setzt er die bisherige Strategiefort und lässt den Pfarrer gewähren, dann erteilt er ihm damit quasi diekirchliche Generalapprobation. Es wäre ein Freibrief für zahlreiche anderePriester, die ebenfalls auf der Schweinfurter Linie liegen.

Keine „einfache Lösung“

Wer jetzt den Stab über den Pfarrer von St. Michael brechen will, sollte sich aber dennoch mit seinem Urteil noch etwas zurückhalten. Für eine einfache Lösung ist die „Causa Breitenbach“ zu vielschichtig. Auch wenn sich der Pfarrer mit einigen seiner Aktionen und Äußerungen klar und eindeutig von der Kirche distanziert, so kann man ihm dies sicherlich nicht alsgenerelle Absicht unterstellen.

Selbst wenn am Ende, in der Summe, eine schlechte Sache herauskommt, müssen die Motive selbst noch nicht unlauter gewesen sein. Zu sagen: „hier die Guten, dort die Bösen“ - das kann zu keinem Ergebnis führen. Jesus selbst hat vor diesen vorschnellen Einordnungen gewarnt. „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen“ (Mt 7, 21a).

Pfarrer Roland Breitenbach erklärt Paulus, Augustinus und Thomas von Aquin für „out“. Er will lieber „Jesus zu Wort kommen lassen“. Im selben Atemzug, wie er seinen Kritikern vorwirft, die Botschaft Jesu zu ignorieren, manifestiert er sein eigenes „Evangelium“. Das klingt dann schon sehr beeindruckend, aber es genügt eben nicht, sich in vollmundigen Texten und Aktionen auf Jesus zu berufen, ihn quasi als Etikett auf alles Mögliche aufzukleben.

Jesus wird gegen die Kirche ausgespielt

Diese sehr eigenwillige Interpretation der Botschaft Jesu eignet sich dann auch trefflich um den „eingefahrenen kirchlichen Strukturen“ den Kampf anzusagen. Mit markigen Sprüchen spielt er Jesus gegen die Kirche aus. Wie er es so gerne seinen Kritikern unterstellt, spricht erihnen ab, sich ebenfalls dem Ruf Jesu Christi verpflichtet zu fühlen. Mit diesen einseitigen Schuldzuweisungen kommt man, wie uns Pfarrer Roland Breitenbach vorführt, nicht weiter. Die (Un-)Kirchlichkeit einer Aktion lässt sich eben nicht immer auf den ersten Blick erkennen.

Man muss sich sicherlich davor hüten, die eigenen Vorlieben bezüglich äußerer Gestaltung von Gottesdiensten und der verwendeten Formulierungen als Maßstab für alle anderen zu nehmen. Diese Mahnung geht an die Kritiker von Pfarrer Roland Breitenbach ebenso wie an ihn persönlich. Die Versuchung – sei es aus Protest, aus Frust oder Enttäuschung, aus übersteigertem Aktionismus oder abgehobenem Sendungsbewusstsein -, den Weg anstatt in der Gemeinschaft der Kirche in der selbst gemachten und selbst gewählten Isolation zu gehen, ist groß und verlockend. Es ist immer einfacher, mit dem Finger auf andere zu zeigen.

Eindeutige Kriterien für Kirchlichkeit seelsorglichen Handelns

Dennoch gibt es für die Kirchlichkeit des seelsorglichen Handelns eindeutige Kriterien. Es mag sein, dass diese Kriterien vielen Menschen nicht mehr bewusst sind, weil man sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht immer eindeutig zu ihnen bekannt hat - eine Unterlassungssünde auch von einigen Bischöfen. Wie der „kleine Bischof“ aber wirklich zur Kirche steht, zeigt er deutlich, wie er sich über das Motto „eucharistisch – papsttreu – marianisch“ lustig macht, es in beleidigender Intention gebraucht und in eine Reihe mitseinen diffamierenden Schlagworten stellt.

Pfarrer Roland Breitenbach macht sich so selbst zum einseitigen „Vordenker“seiner Gemeinde. Sicherlich ginge man zu weit, würde man ihm eine Instrumentalisierung der Gemeindemitglieder für seine eigene Kampagne unterstellen. Er muss sich aber fragen lassen, wie er der Gemeinde die Offenheit gegenüber der ganzen Kirche bewahren kann, wenn er seine eigene subjektive Vorstellung so massiv als alleinberechtigt (und von jeder Kritikausgenommen) dargestellt. Es besteht die Gefahr, dass er einzelnePersonenkreise von vornherein aus der Seelsorge und dem Gemeindelebenausschließt und verdrängt. Gut, wer nicht mit ihm zurechtkommt, kann ja - wie am vierten Adventssonntag - in die Nachbargemeinde ausweichen ...

Letztendlich erweist sich auch hier der kirchliche Brauch der regelmäßigenVersetzungen eines Pfarrers als ein weiser Grundsatz. Das Leben einerGemeinde soll nicht an einem bestimmten Pfarrer hängen, oder von ihmabhängig sein. Wenn es zu einem Aufschrei kommt, weil der Pfarrer versetztwird, und dann das Gemeindeleben ins Wanken käme, dann hat schon eineVerschiebung in den Grundbezügen zwischen Kirche und Gemeindestattgefunden - eine Entwicklung, die schon längst nicht mehr nur in St.Michael in Schweinfurt zu beobachten ist.

Ein Kommentar von Jochen Scherzer, Diplomtheologe aus Berlin

www.jochenscherzer.de



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