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Wer zuerst um Vergebung bittet, ist der Mutigste

15. März 2019 in Kommentar, 7 Lesermeinungen
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„Ich bin Grollexpertin.“ Wie Vergebung im Alltag möglich ist. BeneDicta von Petra Knapp-Biermeier.


Linz (kath.net) Manchmal ist alles ganz geballt. Da sitze ich im Auto, neben mir mein Mann, wir sind auf dem Weg ins Kino. Wir sind verstimmt, zurück lassen wir aufgebrachte Kinder samt Babysitter, die mich später, da sind wir dann auf der Autobahn, noch anrufen werden, weil einer den anderen verhaut hat. Ich bin stinksauer.

Eigentlich passt es ganz gut, dass wir uns diesen Film über die Vergebung anschauen von Juan Manuel Cotelo. In „Das größte Geschenk“ werden Menschen porträtiert, die vergeben konnten, obwohl ihnen riesiges Leid zugefügt worden war. „Die Erfahrung zeigt, dass es nichts Besseres gibt, um Frieden zu schaffen“, sagt der Regisseur. „Die Vergebung hilft auf der ganzen Welt, ohne Ausnahme. Die Vergebung ist ein Geschenk, das man sich weder verdienen noch kaufen kann.“

Wären wir zwei jetzt in diesem Film dabei, dann wäre das jener Moment, wo der eine wieder die Hand des anderen ergreift und das Ehepaar einen Neuanfang macht. Aber da ich grade mitten drinnen stecke in einem Mischmasch von Ärger, Frust und Hoffnungslosigkeit, spürt sich dieser so feinsinnige, witzige Streifen eher an wie all die tollen Ratgeber über das Leben, die Ehe, die Erziehung.

Alle haben den gleichen Haken: Wenn du das Buch zuklappst, beginnt wieder dein Leben. Deine Verhaltensmuster sind nicht weg, deine alltäglichen Herausforderungen, das Bewusstsein, das Leben never ever in den Griff zu kriegen. Und so fuhren wir wieder heim, ich zwar inspiriert und belebt, mein Mann aber relativ unberührt. Vergebung in Kriegsgebieten, das ist heldenhaft, definitiv. Vergebung, wenn einer aus der Ehe ausbricht und nach fünf Jahren zurückkehrt, während der andere wartet und betet, das ist ein Wunder!


Aber mein Alltag fordert mir permanent die Vergebung im Kleinen ab, ungesehen. Dort, wo keiner merkt, dass du Groll ansammelst. Wo niemand mitkriegt, dass du subtil, mit einem unbedeutenden Nebensatz, jemandem etwas vorwirfst. Wo du Dinge nicht einmal aussprechen kannst, weil sonst eine Explosion folgt. Da braucht es Vergebung auf jener intimen Bühne, wo nur Gott und du stehen.

Einige Tage lang bin ich in dieser Fastenzeit in etwas hinein gerutscht, was ich in den letzten Jahren ganz bewusst bekämpft habe: Ich habe Groll angesammelt. Habe einige chronische Herausforderungen zu akuten Nöten addiert, alles noch multipliziert damit, dass ich selbst ja „Opfer meiner Umstände“ bin und nicht raus kann aus bestimmten Mustern, und voilà: Heraus kam eine unzufriedene, undankbare, hoffnungslose Perspektive meines Lebens.


Es realisierte sich genau das, was ich zum ersten Mal bei einem lebensverändernden Seminar von Juliana Bosma im Haus David in der Nähe von Linz richtig realisierte: Wenn du Groll ansammelst, wenn du nicht vergibst, dann öffnest du die Tür für den Feind. Der Widersacher, der zuallererst deine Gedanken infiziert mit dem subtilen Gift, dass du Opfer bist, Waisenkind, ungeliebt, alleine gelassen. Seither habe ich die Vergebung ganz neu als Schlüssel entdeckt.

Die Vergebung in der Beichte kannte ich als Katholikin natürlich, auch jene in besonderen Situationen, etwa zu Silvester, als ich vom Erscheinungsberg in Medjugorje herunter stolperte, und mich jeder Stein erinnerte an Menschen, denen ich noch zu vergeben hatte. Aber die Vergebung im Alltag entdeckte ich erst durch meine freikirchlichen Geschwister so richtig und bin unendlich dankbar dafür.

Vergeben muss ich manchmal fünfundzwanzig Mal am Tag. Muss das süße Gift entlarven, den Sog, der dir plötzlich eine verzerrte Perspektive auf dein Leben zeigt. Muss dem absagen, was rundherum gerade „in“ ist an Lebensentwürfen und Gedankenmustern. Das ist der Hauptschauplatz bei der Vergebung, so wie das „Happy End“ von Cotelos Film. Das ist, wenn einer den Kreislauf an Vorwürfen durchbricht – mit der Bitte um Vergebung. Das ist, wenn einer sagt: Ich vergebe.

Fertig mit dem Vergeben ist man nie. Und in diesen dunklen Tagen, wo ich mich mit meinem Groll verbündet habe, blitzen manchmal Lichter auf, die mich erinnern, das ich was zu erledigen habe. Und eines Morgens überwinde ich mich wieder und halte meine Gebetszeit, schmeiße Gott alles vor die Füße, gestehe meine Unfähigkeit, bekenne meine Schuld und höre auf, selber zu kämpfen.

Dann passiert das, was mir oft passiert, wenn ich kapituliere und Gott das Ruder überlasse: Er nutzt meine Schwäche, um andere aufzubauen. Das Telefon klingelt und eine meiner liebsten Freundinnen aus Studienzeiten ruft an. Nach zwei Minuten sind wir beim Groll. Bei ihrem Groll. Das Ungewöhnliche ist, dass sie mich plötzlich löchert mit Fragen, wie ich damit umgehe, wenn ich Wut und Ärger habe, wie ich mit unlösbaren Situationen umgehe, die einen zur Weißglut bringen.

„Ich bin eine Grollexpertin“, lache ich ins Telefon hinein. Und erzähle ihr von der Vergebung, und wie wichtig es ist, die zu segnen, die uns auf die Nerven gehen, denen zu vergeben, die Unrecht an uns tun oder getan haben, egal welche Gefühle uns gerade irgendwelche Geschichten erzählen. „Sprich es laut aus!“, ermutige ich sie. „Was du laut aussprichst, realisiert sich in der geistlichen Welt.“

Vergebung ist schwer. Aber sie kann so leicht begonnen werden. „Ich vergebe A. Jesus segne A.“ Mehr braucht es nicht für den Anfang, denn dieser Satz ist das kleine Steinchen, das den Berg ins Rollen bringen wird. Jede Vergebung löst wieder ein Steinchen und das nächste und das nächste. Es liegt eine tiefe Wahrheit darin, dass das Wirklichkeit wird, was wir aussprechen. „Wer zuerst um Vergebung bittet, ist der Mutigste!“, habe ich zuletzt bei einer Predigt gehört. „Wer zuerst vergibt, ist der Stärkste! Wer zuerst vergisst, ist der Glücklichste!“


Und so inspiriert mich meine Freundin mit ihrer Not dazu, selber wieder neu zu starten. Meine Lebenswirklichkeit anzunehmen, mich ihr zu stellen, von Gott alles zu erwarten. Denn Er ist es, der auf krummen Zeilen gerade schreiben kann. Er kann alles ins Lot bringen. Er hat als einziger die Kontrolle über dein Leben. Er reagiert sofort, wenn du dich überwindest und vergibst. Gib deinem Herzen einen Ruck und mache jetzt, in dieser Fastenzeit, einen Neustart!


INKA - Römer 8,28 from kath.net on Vimeo.


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Lesermeinungen

 Wunderer 16. März 2019 
 

Noch eine Ergänzung

Auch unter Schülern ist unaufhörliches Mobbing gar keine Seltenheit. Schon Zehn- oder Elfjährige können Sadisten sein und einem Mitschüler das Leben zur Hölle machen. Und wenn der Betroffene verzeiht, ändert sich nichts. Die treiben es dann noch ärger.
Ich weiß das aus meiner Schulzeit aus der 6ten Klasse. Die 3 körperlich starken Bösen, gegen die sich keiner traute etwas zu tun, hatten sich ein Opfer ausgesucht. Die Lehrer griffen nicht ein oder taten es vielleicht als Bubenstreiche ab. Diese 3 Schüler hätten körperlich gezüchtigt werden müssen und nicht zu wenig.
Der arme Mitschüler hatte dann die Schule verlassen, die Bösen sind geblieben.


1
 
 Wunderer 16. März 2019 
 

Vergeben sollte man immer,

obwohl es häufig sehr sehr schwierig ist.
Sehr richtig gesagt, daß man einer Person unter der Anrufung Gottes vergeben soll und gleichzeitig diese Person im Namen Jesu segnet. Dann erleichtert man sich selbst; man wird frei von schlechten Gedanken und erhält auch die Kraft, einem Menschen dann selbst zu sagen: ich verzeihe Ihnen/Dir. Ob`s angenommen wird, steht auf einem anderen Blatt und ob die Angriffe, offen oder subtil, dann aufhören, ist auch nicht gesagt.

Es gibt da auch komplizierte, unlösbare Sachen: wenn jemand dauernd unterdrückt und schlecht behandelt wird von einem Vorgesetzten oder gar Familienmitglied und der schlecht Behandelte noch soviel vergibt und sich dennoch nichts ändert, sondern in die Verzweiflung getrieben wird. Es gibt sehr sehr böse Menschen, Sadisten, psychische Quäler, die einen Menschen in den Wahnsinn und einen schmerzlichen Tot treiben können und dann hilft Vergebung nichts mehr, weil es auch nicht mehr geht, da die Kraft nicht mehr vorhanden ist.


1
 
 Stephaninus 16. März 2019 
 

Danke

Werde stark an mich erinnert ;-) ich glaube ich kann was üben und lernen, gerade in der Fastenzeit....


3
 
 stenov 15. März 2019 
 

Danke für Ihren wertvollen Beitrag,

dem ich in allen Punkten zustimme. Ich möchte allerdings etwas ergänzen: Vergebung ist deshalb so schwierig, weil sie immer mit negativen Gefühlen verknüpft ist, die sie zu verhindern versuchen. Diese Gefühle zu ignorieren ist oft nicht möglich. Es gibt aber einen Weg, diese negativen Gefühle abzulegen: Wir (meine Frau und ich) haben es durch ein Buch gelernt: Karol Truman – Feelings Buried Alive Never Die. Es geht darum, dass alle Gefühle – die positiven wie die negativen – lebendig bleiben und aufleben, sobald etwas Ähnliches passiert, und sich dadurch verstärken. Das Buch gibt es auf Amazon, aber leider nur auf Englisch. Im Zentrum steht ein Gebet, das in diesem Bereich wahre Wunder wirkt. Das geht soweit, dass sich auf diesem Weg psychosmatische Krankheiten beeinflussen lassen. Ich kann es wirklich jedem nur empfehlen – es hat unser Leben verändert.


3
 
 Rosenzweig 15. März 2019 

Danke - liebe Frau Petra..

-
für Ihr wertvolles Zeugnis u. uns Einblick schenken- in ihr Übungsfeld der alltägl. Vergebung - als Schlüssel zum Frieden im eigenen Herzen + im Umfeld!
-
In den geschilderten Situationen oder auch nur Momenten kann auch ich mich spontan wiederfinden- wenngleich schon im s.g. reiferen Alter..!

Es bleibt offensichtl. das geistige Kampffeld mit dem Ego u. Vergeben u.um Vergebung bitten.. wohl immer aktuell?!
-
Auch Dank, ein segensreicher Tipp von Ihnen - gleich mal Neustart jetzt + heute- die Fastenzeit ist bestens geeignet!-
-
In diesem Bemühen u.Versöhnung bringen- dankb. verbunden..!


3
 
 leemorgan 15. März 2019 

Danke...

So wahr!!


4
 
 julifix 15. März 2019 

Danke...

... dieser schöne und aus dem Leben gegriffene Artikel erinnert mich an was!


4
 

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