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„Die Kirche bleibt, auch wenn alle gehen“

31. Jänner 2019 in Weltkirche, keine Lesermeinung
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Internationale Gäste beim Begegnungstag von KIRCHE IN NOT in Köln


Köln (kath.net/KIN) „Unser Werk ist ein Treffpunkt der Weltkirche.“ Der Gründer von KIRCHE IN NOT, Pater Werenfried van Straaten (1903-2013), war stolz auf diese Feststellung. Dass sie bis heute stimmt, belegte die Zahl weltkirchlicher Gäste, die am 26. Januar 2019 nach Köln gekommen waren. Anlass war der 16. Todestag van Straatens. 15 Bischöfe und Priester standen beim Auftaktgottesdienst um den Altar im Kölner Dom: Ukrainer, Polen, Kroaten, Venezolaner, aus der Zentralafrikanischen Republik, aus Deutschland und Italien.

Gerhard Kardinal Müller aus Rom lobte in seiner Predigt die „praktische Intelligenz“ des Gründers von KIRCHE IN NOT. Dieser habe in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als man für Geld ohnehin nichts kaufen konnte, Speck für die heimatvertriebenen Deutschen gesammelt. So habe er sich den Ehrennamen „Speckpater“ verdient. Auch mit seinem Entschluss, fahrbare Kapellen zu den Heimatvertriebenen in der Diaspora zu schicken, habe er „ein leuchtendes und motivierendes Beispiel gegeben“, so Müller.

Kirchlicher Einsatz für leidende oder verfolgte Menschen sei keine „Zwangsbeglückung durch elitäre Ideologien, die immer besser wissen, was für das Volk gut ist“. Im Gegenteil: Christen würden gerade in Staaten diskriminiert und verfolgt, „die eine traditionelle Religion oder eine modische Ideologie … zum Mittel einer absoluten Herrschaft von Menschen über Menschen erheben“, erklärte Müller. Hier sei „die praktische Intelligenz unserer konkreten Hilfe“ gefragt.

Lebendiges Schutzschild, um Massaker zu verhindern

Was diese Hilfe bewirkt, wurde beim anschließenden Podiumsgespräch im Kölner Maternushaus vor rund 350 Zuhörern deutlich. „Dank ,Kirche in Notʻ können wir den Menschen Hoffnung geben“, sagte Bischof Juan-José Aguirre Muñoz aus Bangassou in der Zentralafrikanischen Republik. Das Land leidet seit fünf Jahren unter einem Bürgerkrieg. Radikalislamische Söldner hätten sich zur Miliz „Séléka“ zusammengeschlossen, „vergleichbar mit dem IS im Nahen Osten oder Boko Haram in Nigeria“, erklärte Muñoz. Etwas Weiteres sei diesen Gruppen gemeinsam: „Die Unterstützung kommt aus den Golfstaaten wie Saudi-Arabien oder Katar.“

Ursprünglich aus Gegenwehr haben sich in der Zentralafrikanischen Republik mehrere Milizen gebildet – auch unter christlicher Beteiligung. Sie firmieren unter dem Oberbegriff „Anti-Balaka“. „Sie sind abgedriftet. Mittlerweile sind sie genauso kriminell wie die Séléka“, erläuterte Muñoz. Schwere Vorwürfe erhebt der Bischof auch gegen die stationierten UN-Truppen: Sie hätten Gräueltaten gegenüber Bürgerkriegsflüchtlingen tatenlos zugesehen.


Unter Einsatz seines eigenen Lebens habe er ein Massaker in einer Moschee verhindert, in der 2000 Menschen Zuflucht gefunden hatten. Muñoz und seine Priester hatten sich als Schutzschild zwischen die Milizen und die Flüchtlinge gestellt. Im vergangenen Jahr seien fünf Priester in der Zentralafrikanischen Republik bei Überfällen ums Leben gekommen. Dennoch: Die Flüchtlingslager, die sein Bistum Bangassou betreibe, stünden auch weiterhin Christen wie Muslimen offen; es würden da keine religiösen Unterschiede gemacht. Alle Nichtregierungsorganisationen hätten das Land mittlerweile wegen der großen Gefahren verlassen. „Die Kirche dagegen bleibt, auch wenn alle gehen. Notfalls bis zum Schluss“, betonte Muñoz.

„Die Menschen sterben lieber, als dass es so weitergeht“

Mit „Christen in Not jenseits der Schlagzeilen“ war das Podiumsgespräch überschrieben. Ein Befund, der zumindest mit Blick auf die sich überstürzenden Ereignisse in Venezuela so nicht mehr stimmte. „Die Situation verschlimmert sich von Tag zu Tag“, berichtete Pfarrvikar Alvaro Valderrama Erazo. Er arbeitet in München, steht aber in engem Kontakt mit seinem Heimatland. Wirtschaftlicher Niedergang, Inflation, Armut, aber auch ideologische Auseinandersetzungen um den Kurs der sozialistischen Regierung würden das Land spalten: „Vier bis fünf Millionen Venezolaner haben ihre Familien auf der Suche nach einem besseren Leben verlassen“, berichtete Erazo. Viele Menschen hätten den Versprechungen der Präsidenten Hugo Chavez und Nicolás Maduro zu lange geglaubt.

Das ändere sich nun, wie die aktuellen Massenproteste und Ausrufung des Parlamentspräsidenten Juan Guaidó zum Interimspräsidenten zeigten. Erazo widersprach der Darstellung europäischer Medien, wonach sich Guaidó selbst zum Übergangspräsidenten proklamiert habe. „Er hat im Einklang mit der Verfassung gehandelt, nachdem die zweite Amtszeit von Maduro nicht demokratisch legitimiert ist. Guaidó wird jetzt binnen 30 Tagen Neuwahlen anordnen“, erläuterte er. Die Bischöfe Venezuelas stünden auf der Seite des Parlaments und der protestierenden Menschen. Die Kirche sei die einzige Institution im Land, zu der die Menschen noch Vertrauen hätten, erläuterte Erazo.

Unterstützung komme auch von Papst Franziskus. Er habe mehrfach Bischöfe ernannt, die auf der Seite des Volkes stünden und daher der Regierung nicht genehm seien. Was die Zukunft für sein Land bringe, sei offen, aber das Volk habe nichts mehr zu verlieren, erklärte Erazo: „Die Menschen sterben lieber bei Demonstrationen, als dass es so weitergeht.“

„Ein depressiver Zustand“

Auch 16 Flugstunden von Venezuela entfernt wirken Proteste noch immer nach. In der Ukraine hätten sich die im November 2013 begonnenen Studentenproteste auf dem Kiewer Maidan für die Westbindung des Landes zu einer „Demonstration für die Würde“ des ganzen Volkes entwickelt, erklärte Weihbischof Edward Kawa aus Lemberg. „Die Ukraine befindet sich heute in einem depressiven Zustand“, stellte Kawa fest. Grund seien die russische Annexion der Krim und die anhaltenden Kämpfe in der Donbass-Region im Osten des Landes. „Der Krieg spaltet die Familien. Ich kenne Fälle, in denen ein Bruder für die Ukraine und ein anderer für die Separatisten im Militäreinsatz ist“, sagte Kawa.

Diese Zerrissenheit sei eine „offene Wunde, die noch immer blutet“. Die Kirche versuche, den Menschen eine Heimat zu bieten und zu helfen. Der Zusammenbruch des Kommunismus habe einen „Frühling“ für das kirchliche Leben ausgelöst. Er sei dankbar für die Solidarität aus dem Westen, sagte Kawa. Er war zuständig für die Verteilung der Mittel aus einer Sonderkollekte, die Papst Franziskus 2016 angeordnet hatte. Damit habe man über 900 000 Menschen unterstützen können.

Gegen „betreutes Denken“ und Kirchenschließungen

Eine theologische Klammer um die aktuellen Herausforderungen für Christen in Krisenländern ebenso wie in der westlichen Gesellschaft setzte Kardinal Müller mit einem Vortrag. Er sieht einen „generalstabsmäßig organisierten“ Kampf gegen den Glauben am Werk, der von „einzelnen Staaten und Nichtregierungsorganisationen“ organisiert werde. Die Denkmuster von Totalitarismus und militanten Atheismus würden sich geschichtlich wiederholen. Die katholische Soziallehre sei der Kontrapunkt zu diesen Entwicklungen: „Gottorientierung und Weltverantwortung bedingen sich gegenseitig“, erklärte Müller.

In Ländern der westlichen Welt seien militanter Islamismus und weitere religiöse Fundamentalismen die größte Herausforderung. So wenig die Auswüchse radikaler Religionsanhänger in eins zu setzen seien mit der Botschaft ihrer Religion, so wenig hält Müller die Rede vom „religiösen Terrorismus“ in den Medien für statthaft. „Religiös begründeter Terrorismus ist ein Widerspruch in sich selbst. Entweder ist jemand religiös, dann ist er kein Terrorist. Oder er ist Terrorist, dann ist er nicht religiös“, so Müller. Unter dem Druck dieser beiden Entwicklungen neige die katholische Kirche zur „Selbstsäkularisierung“. Der frühere Präfekt der Glaubenskongregation zeigte sich besorgt, dass auch Liturgie und Verkündigung der „gesellschaftlichen Nützlichkeit“ untergeordnet werden könnten.

Er betonte daher: „Die Kirche ist weder eins mit der Welt noch der Gegenentwurf zu ihr. Aber sie ist … Werkzeug des Heilswillens Gottes, der die Welt von Entwürdigung und Ausbeutung, von Sünde und Tod erlösen will.“ Was diese christliche Eigenart für Müller persönlich bedeutet, wurde beim abschließenden Gespräch mit Florian Ripka, dem Geschäftsführer von KIRCHE IN NOT Deutschland, deutlich. Er wende sich gegen ein staatlich oder medial verordnetes „betreutes Denken“, erklärte Müller. Das bedeute auch, die Religionsfreiheit als Ausdruck höchster menschlicher Freiheit zu verteidigen.

Es sei nicht Aufgabe der Bischöfe, Politik zu machen und die Existenz der Kirche mit sozialen Tätigkeiten zu rechtfertigen. „Unsere Rechtfertigung ist der Missionsauftrag Jesu.“ Das schließe Hilfe für notleidende Menschen ein, jede Bevormundung anderer Kulturen aber aus. Zur Evangelisierung im eigenen Land fand er ein anschauliches Bild: „Wärme kann vom Ofen nur ausgehen, wenn er gut geheizt ist.“ Voraussetzung für eine Evangelisierung sei also ein intensives Glaubensleben aus den Sakramenten der Kirche. Zu Pfarrei-Zusammenlegungen und Kirchenschließung hat der Kardinal jedoch eine dezidierte Meinung und eine klare Handlungsempfehlung: „Wenn ich Papst wäre, würde ich eine Anordnung herausgeben, dass keine einzige Kirche mehr verkauft werden darf.“

Weitere Informationen und Spendenmöglichkeiten:

Kirche in Not Deutschland

Kirche in Not Österreich

Kirche in Not Schweiz

Die Konzelebranten bei der heiligen Messe im Kölner Dom (c) KIRCHE IN NOT.JPG


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