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„Mein väterlicher Freund Kardinal Tauran“

11. Jänner 2019 in Chronik, 1 Lesermeinung
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„Der bescheidene, freundliche, aber auch versierte und belesene Theologe und Kirchenjurist war eine Seele von Mensch“ – Tauran war im Alter von 75 Jahren am 5.7.2018 gestorben – FOTOSTRECKE – Gastbeitrag von Prof. Thomas Schirrmacher


Vatikan (kath.net) Mein väterlicher Freund Jean Louis Kardinal Tauran starb im Alter von 75 Jahren am 5.7.2018 in Hartford, Connecticut, wo er in einem Krankenhaus wegen seiner Parkinson-Erkrankung behandelt wurde.

Tauran war lange Spitzendiplomat des Heiligen Stuhls und als solcher Teilnehmer vieler internationaler Konferenzen wie der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, der KSZE, und der UN-Konferenz für Abrüstung. Er war 13 Jahre lang vatikanischer „Außenminister“, davor Nuntius unter anderem im Libanon.

Am 13. März 2013 um 20:10 trat Jean Louis Kardinal Tauran auf den Balkon des Petersdoms. Um 20:12 Uhr verkündete er den Hunderttausenden unter ihm und den Millionen Zuschauern der Live-Übertragungen: »Cardinalem Bergoglio qui sibi nomen Franciscum« – zu deutsch: »Kardinal Bergoglio, der sich den Namen Franziskus gegeben hat«.

1943 in Frankreich geboren, war Jean-Louis Kardinal Tauran von 1990 bis 2003 Außenminister des Vatikans („Secretary for Relations with States of the Secretariat of State“), also auch während des Zusammenbruchs des Sowjetreiches, und anschließend von 2003 bis 2007 als Kardinal der vatikanische Archivar. 2007 ernannte Papst Benedikt ihn trotz seiner Parkinsonerkrankung zum Präsidenten des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog und zusätzlich war er von 2011 bis 2014 Kardinalprotodiakon des Kardinalkollegs. Als solcher verkündigte er das Wahlergebnis vom Balkon des Petersdoms und den Namen des neuen Papstes: Franziskus. Seit 2015 war er bis zu seinem Tod Camerlengo der katholischen Kirche, also derjenige, der im Fall von Tod oder Rücktritt des Papstes die Geschäfte bis zur Wahl eines neuen Papstes geführt hätte. Nur wenige Kurienkardinäle hatten so viele unterschiedliche höchste Ämter über so lange Zeit inne.

Der bescheidene, freundliche, aber auch versierte und belesene Theologe und Kirchenjurist war eine Seele von Mensch. Seine Mitarbeiter sprachen nur in höchsten Tönen über ihn. Ich hatte das Vorrecht, mehrere Jahre mit Kardinal Tauran im Rahmen des Entstehungsprozesses des Dokumentes „Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt“ zusammenzuarbeiten. Unvergessen ist mir das Essen in der Zentrale des Ökumenischen Rates der Kirchen bei der öffentlichen Vorstellung dieses Dokumentes, bei dem er aus seinem Leben erzählte, aber auch den Blick in die Zukunft wandte und die Hoffnung formulierte, dass die Weltchristenheit noch viel stärker gemeinsam handeln würde. Seitdem haben wir uns viele Male wiedergesehen.

Während der öffentlichen Vorstellung des Dokumentes „Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt“ in Genf im Jahr 2011 sagte Tauran: „Heute ist ein historischer Moment für das gemeinsame christliche Zeugnis. Zum ersten Mal in der Geschichte haben der Ökumenische Rat der Kirchen zusammen mit der Weltweiten Evangelischen Allianz und dem Päpstlichen Rat für Interreligiösen Dialog ein Dokument veröffentlicht.“ „Wir Christen haben die Pflicht, unseren Glauben ohne jeden Kompromiss zu proklamieren“, rief Kardinal Tauran die Anwesenden auf. „Wir sind nicht Lehrer, die Lektionen über Gott weitergeben. Wir sind Botschafter der Errettung, die durch den Tod und die Auferstehung Christi, der heute noch lebt, zu uns gekommen ist.“


Vor allem traf ich Kardinal Tauran bei der Amtseinsetzung des Papstes wieder. Schon nach kurzer Zeit war klar, dass die Verkündigung seines Namens nicht die einzige Verbindung zwischen dem Kardinal und dem neuen Papst bleiben würde. Vielmehr hatten sich hier zwei Gleichgesinnte gefunden. Franziskus bestätigte Tauran als einen der Ersten in seinem Amt, obwohl er schon schwer von seiner Parkinsonerkrankung gekennzeichnet war und nur unter äußerster Disziplin seinen Aufgaben nachkam und der Kardinal genoss sein höchstes Vertrauen bis zum Schluss.

Weitere vier besondere Ereignisse

Im Juni 2016 lud Tauran die Vertreter der drei unterzeichnenden Körperschaften des Dokuments „Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt“ zum 5. Geburtstag des Dokuments nach Rom ein, zusammen mit Vertretern von etwa zehn nichtchristlichen Religionen. Die drei Körperschaften wurden durch ihre höchsten Verantwortlichen für den interreligiösen Dialog vertreten, H. Em. Cardinal Jean-Louis Tauran (PCID), Dr. Clare Amos (WCC) und Prof. Dr. Thomas Schirrmacher (WEA), die Redner waren Rev. Dr. Shanta Premavardhana, zur Zeit der Entstehung des Dokumentes beim ÖRK, Bishop Miguel Àngel Ayuso Guixot, für PCID, und Prof. Dr. Thomas K. Johnson, für die WEA. In seiner Ansprache sagte Tauran, dass Dokument sei in allen drei Körperschaften höchst lebendig und sei jetzt schon das erfolgreichste ökumenische Dokument, das es derzeit gibt.

Bei einem Frühstück mit Journalisten im März 2008 kritisierte Kardinal Tauran die öffentliche Aussage des anglikanischen Erzbischofs von Canterbury, Rowan Williams, dass es unvermeidlich sei, dass sich das britische Rechtssystem für Teile der Scharia öffne, als „falsch und naiv“. Er bedauerte zugleich, dass das Verhältnis zum Islam den interreligiösen Dialog dominiere. Anderen Religionen sollten gleichwertig behandelt werden und es dürfe kein Zwei-Klassen-Dialog entstehen. (http://blogs.reuters.com/faithworld/2008/06/12/ex-diplomat-cardinal-tauran-pulls-no-punches-now/)

Ich hatte im Jahr 2017 das Privileg, die pakistanische Menschenrechtsanwältin Aneeqa Anthony Papst Franziskus vorzustellen. Sie konnte ihm einen bemalten Ziegelstein als Symbol für die zahlreichen in Ziegeleien versklavten Christen in Pakistan übergeben. Der „Stein des Anstoßes“ wurde von drei christlichen Kindern gestaltet, deren Mutter Shama Bibi (26) und Vater Shahzad Masih (28) Anfang November 2014 von einem Mob verprügelt und lebendig im Ziegelofen verbrannt wurden. Anthony vertritt die Kinder vor Gericht. Als „barbarischen Akt“ hatte seinerzeit Kardinal Jean-Louis Tauran, Präsident des Päpstlichen Rates für interreligiösen Dialog, die Tat bezeichnet und islamische Autoritäten aufgefordert, die Tat zu brandmarken. Schirrmacher hatte sich am Tag vorher mit Kardinal Tauran getroffen.

Im April 2018 besuchte Tauran die saudi-arabische Hauptstadt Riad und traf sich mit verschiedenen hochrangigen muslimischen Führungspersönlichkeiten. Trotz eines Verbotes einer nicht-islamischen Religionsausübung in Saudi-Arabien feierte er eine Messe mit der örtlichen katholischen Gemeinde. Er rief Christen und Muslime auf, ein friedliches Zusammenleben zu ermöglichen sowie Menschenwürde und Menschenrechte zu achten und Religionsfreiheit und gleichberechtigtes Miteinander zu garantieren.

Der evangelisch-reformierte Theologe Thomas Schirrmacher ist Vorsitzender der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz. und Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit (Bonn). Der Deutsche Bundestag zog ihn bereits mehrfach als Sachverständigen heran, bei der Bischofssynode des Vatikans zum Thema Ehe und Familie nahm er sowohl 2014 wie auch 2015 als geladener Beobachter und Mitglied des Deutschen Zirkels teil. Bei der Eröffnung des 500. Reformationsjahres war er geladener Teilnehmer. Über Begegnungen mit Papst Franziskus hat er das Buch „Kaffeepausen mit dem Papst“ verfasst.

Fotostrecke:
Prof. Schirrmacher mit Kardinal Tauran in der Eingangshalle des Päpstlichen Rat für den Dialog mit den Religionen (2009)


Mein letztes Foto: Im Gespräch mit Kardinal Tauran in seinem Amtssitz (links Thomas K. Johnson)


Immer mitten drin bis zuletzt: mit Kardinal Tauran im Gespräch mit Vertrern nichtchristlicher Religionen


Mit Kardinal Tauran bei der Amtseinführung des Papstes im Petersdom (2013)


Mit Kardinal Tauran beim Eröffnungsgottesdienst der zweiten Vatikansynode zur Ehe (2015)


Geschafft! Gratulation zum Abschluss des ökumenischen Dokumentes „Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt“ in Genf 2011


Empfang zur öffentlichen Vorstellung des ökumenischen Dokumentes „Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt“ 2011 in der Zentrale des Ökumenischen Rates der Kirchen mit Kardinal Tauran und (stehend) dem Generalsekretär des ÖRK Olaf Tveit


Launch des ökumenischen Dokumentes „Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt“ in Genf 2011 durch Vatikan, ÖRK und WEA




Videos
Papst FRANZISKUS - Die ersten Ereignisse des neuen Pontifikats: Habemus Papam (Kardinal Tauran), Gruß an die Menschen auf dem Petersplatz, Gebet und Segen (deutsch)


Kardinal Tauran bereitet sich darauf vor, das ´Habemus papam´ zu sprechen (außer er wird selbst Papst) (Rome Reports)


Trauerfeier im Petersdom für Kardinal Tauran


Foto oben (c) Thomas Schirrmacher


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Lesermeinungen

 Ulrich Motte 14. Jänner 2019 
 

Reformiert?

Soweit ich weiß,ist Herr Prof. Dr. Thomas Schirrmacher anglikanischer Bischof oder zumindest Anglikaner. Wie er sich selbst (was ja entscheidend zählt, einordnet, weiß ich nicht.


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