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Estland – Land mit Gedächtnis, Land der Fruchtbarkeit

25. September 2018 in Aktuelles, keine Lesermeinung
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Letzte Etappe der 25. Apostolischen Auslandsreise von Papst Franziskus. Es gibt keine schlimmere Entfremdung als erfahren zu müssen, keine Wurzeln zu haben und zu niemanden zu gehören


Rom (kath.net) Letzter Tag der 25. Apostolischen Auslandsreise von Papst Franziskus. Am Morgen flog der Papst von Vilnius nach Tallinn, der Hauptstadt Estlands. Wie bereits in den letzten Tagen bestand die erste Etappe seines Besuchs nach den Begrüßungszeremonien in einer Begegnung mit den Vertretern der Regierung, der Zivilgesellschaft und dem Diplomatischen Korps im Rosengarten des Präsidentenpalasts.

Wohlstand - nicht immer bedeutungsgleich mit gut leben:

„Eine in unseren technokratischen Gesellschaften zu beobachtende Folge ist der Verlust des Sinns des Lebens, der Freude am Leben. So erlischt langsam und leise die Fähigkeit des Staunens, was die Menschen oft in eine Existenzmüdigkeit fallen lässt. Das Bewusstsein, zu anderen zu gehören und für sie zu kämpfen, in einem Volk, in einer Kultur, in einer Familie verwurzelt zu sein, kann allmählich verloren gehen. Dabei werden vor allem die jüngeren Generationen ihrer Wurzeln beraubt, von denen aus sie ihre Gegenwart und ihre Zukunft aufbauen sollen, weil ihnen die Fähigkeit zu träumen, zu wagen, zu schaffen genommen wird. Alles „Vertrauen“ in den technologischen Fortschritt als einzigen möglichen Weg der Entwicklung zu setzen kann bewirken, dass die Fähigkeit verloren geht, zwischenmenschliche, generationen- und kulturübergreifende Bindungen zu schaffen. Kurz gesagt, das lebendige Gefüge, das so wichtig ist, damit wir spüren, dass wir zueinander gehören und an einem gemeinsamen Plan im umfassenderen Sinn des Wortes teilnehmen. Folglich besteht eine unserer wichtigsten Verantwortungen als Amtsträger in Gesellschaft, Politik, Bildung und Religion eben genau darin, wie es uns gelingt, Bindungen aufzubauen“.


kath.net veröffentlicht die Ansprache von Papst Franziskus bei der Begegnung mit den Vertretern der Regierung, der Zivilgesellschaft und dem Diplomatischen Korps im Rosengarten des Präsidentenpalasts:

Verehrte Frau Präsidentin,
werte Mitglieder der Regierung und Vertreter des öffentlichen Lebens,
geschätzte Mitglieder des Diplomatischen Korps,
Exzellenzen, meine Damen und Herren,


es freut mich sehr, bei Ihnen hier in Tallinn zu sein, der nördlichsten Hauptstadt, die mich der Herr besuchen ließ. Ich danke Ihnen, Frau Präsidentin, für Ihre Willkommensworte und für die Gelegenheit, den Vertretern des Volkes von Estland zu begegnen. Wie ich weiß, ist unter Ihnen auch eine Delegation der verschiedenen Bereiche der Zivilgesellschaft und der Welt der Kultur zugegen. Dies gestattet mir, meiner Absicht Ausdruck zu verleihen, Ihre Kultur etwas besser kennenzulernen, vor allem die Widerstandsfähigkeit, die es Ihnen möglich gemacht hat, angesichts vieler widriger Situationen wieder neu zu beginnen.

Seit Jahrhunderten wird diese Region „Marienland“ – „Maarjamaa“ – genannt. Dieser Name ist nicht nur Teil Ihrer Geschichte, sondern gehört zu Ihrer Kultur. An Maria zu denken ruft in mir zwei Worte hervor: Gedächtnis und Fruchtbarkeit. Maria ist die Frau mit Gedächtnis, die alles, was lebt, wie einen Schatz in ihrem Herzen bewahrt (vgl. Lk 2,19); und sie ist die fruchtbare Mutter, die das Leben ihres Sohnes hervorbringt. Deswegen gefällt es mir, an Estland als ein Land mit Gedächtnis und ein Land der Fruchtbarkeit zu denken.

Land mit Gedächtnis:

Ihr Volk musste in verschiedenen Perioden der Geschichte harte Zeiten voll Leiden und Sorgen ertragen. Es musste um Freiheit und Unabhängigkeit kämpfen, die immer wieder in Frage gestellt oder bedroht wurden. Dennoch hat in den letzten etwas mehr als 25 Jahren – seit dem vollen Eintritt in die Völkerfamilie – die estnische Gesellschaft Riesenschritte gemacht. Ihr Land, auch wenn es klein ist, findet sich unter den ersten hinsichtlich des Index für menschliche Entwicklung, für seine Innovationsfähigkeit. Daneben zeigt es ein hohes Niveau in Bezug auf Pressefreiheit, Demokratie und politische Freiheit. Zudem haben Sie die Bande der Zusammenarbeit und Freundschaft mit verschiedenen Ländern gefestigt. In Anbetracht Ihrer Vergangenheit und Ihrer Gegenwart finden wir viele Gründe, hoffnungsfroh in die Zukunft zu blicken gegenüber den neuen Herausforderungen, die sie bringt. Land mit Gedächtnis zu sein bedeutet sich daran zu erinnern, dass der heute erreichte Platz der Mühe, der Arbeit, dem Geist und dem Glauben Ihrer Väter und Mütter geschuldet ist. Die Pflege eines dankbaren Gedächtnisses erlaubt es, alle Früchte, die Sie heute genießen, mit der Geschichte von Männern und Frauen zu identifizieren, die dafür gekämpft haben, dass diese Freiheit möglich wurde. Dies wiederum stellt Sie vor die Herausforderung, ihnen Ehre zu erweisen, indem Sie den Nachfolgenden Wege eröffnen.

Land der Fruchtbarkeit

Wie ich zu Beginn meines Dienstes als Bischof von Rom hervorgehoben habe, »erlebt die Menschheit im Moment eine historische Wende, die wir an den Fortschritten ablesen können, die auf verschiedenen Gebieten gemacht werden. Lobenswert sind die Erfolge, die zum Wohl der Menschen beitragen« (vgl. Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 52); dennoch ist es notwendig, nachdrücklich daran zu erinnern, dass Wohlstand nicht immer bedeutungsgleich mit gut leben ist.

Eine in unseren technokratischen Gesellschaften zu beobachtende Folge ist der Verlust des Sinns des Lebens, der Freude am Leben. So erlischt langsam und leise die Fähigkeit des Staunens, was die Menschen oft in eine Existenzmüdigkeit fallen lässt. Das Bewusstsein, zu anderen zu gehören und für sie zu kämpfen, in einem Volk, in einer Kultur, in einer Familie verwurzelt zu sein, kann allmählich verloren gehen. Dabei werden vor allem die jüngeren Generationen ihrer Wurzeln beraubt, von denen aus sie ihre Gegenwart und ihre Zukunft aufbauen sollen, weil ihnen die Fähigkeit zu träumen, zu wagen, zu schaffen genommen wird. Alles „Vertrauen“ in den technologischen Fortschritt als einzigen möglichen Weg der Entwicklung zu setzen kann bewirken, dass die Fähigkeit verloren geht, zwischenmenschliche, generationen- und kulturübergreifende Bindungen zu schaffen. Kurz gesagt, das lebendige Gefüge, das so wichtig ist, damit wir spüren, dass wir zueinander gehören und an einem gemeinsamen Plan im umfassenderen Sinn des Wortes teilnehmen. Folglich besteht eine unserer wichtigsten Verantwortungen als Amtsträger in Gesellschaft, Politik, Bildung und Religion eben genau darin, wie es uns gelingt, Bindungen aufzubauen.

Ein fruchtbares Land erfordert Rahmenbedingungen, in denen ein lebendiges Netz verankert und geschaffen werden kann, das in der Lage ist, dafür zu sorgen, dass sich die Mitglieder der Gemeinschaften „zu Hause“ fühlen. Es gibt keine schlimmere Entfremdung als erfahren zu müssen, keine Wurzeln zu haben und zu niemanden zu gehören. Ein Land wird nur in dem Maß fruchtbar sein, ein Volk wird nur in dem Maß Früchte tragen und Zukunft schaffen können, wie es Beziehungen der Zusammengehörigkeit unter seinen Mitgliedern hervorbringt und Bindungen zur Integration unter den Generationen und seinen verschiedenen Gemeinschaften schafft; und wie es die Spiralen durchbricht, welche die Sinne trüben und so uns immer mehr voneinander entfernen.

Ich möchte Ihnen, liebe Freunde, versichern, dass Sie bei diesen Anstrengungen immer auf die Unterstützung und Hilfe der katholischen Kirche zählen können. Sie ist bei Ihnen eine kleine Gemeinschaft, doch möchte sie sehr gerne zur Fruchtbarkeit dieses Landes beitragen.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, ich danke Ihnen nochmals für die Aufnahme und Gastfreundschaft. Der Herr segne Sie und das geliebte estnische Volk. Vor allem segne er die Alten und die Jungen, damit sie durch Bewahrung des Gedächtnisses und seiner Weiterführung aus diesem Land ein Vorbild an Fruchtbarkeit machen.


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