Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Schweiz: Bischof Bonnemain bei Beerdigung von Bischof Huonder
  2. Bistum Trier entlässt AFD-Landtagsabgeordneten Schaufert aus einem Kirchengremium
  3. Kardinal Müller: "Sie sind wie die SA!"
  4. Ablehnung von Fiducia supplicans: Afrikas Bischöfe haben ‚für die ganze Kirche’ gesprochen
  5. Eine kleine Nachbetrachtung zu einer Konferenz in Brüssel
  6. Großes Interesse an Taylor Swift-Gottesdienst in Heidelberg
  7. Höchstgericht entscheidet über Bibel-Tweet von Ex-Ministerin Räsänen
  8. Mehrheit der Deutschen fürchtet Islamisierung Europas
  9. Vatikan: Religionsfreiheit durch Urteil gegen Kardinal bedroht
  10. ,Ich habe Pornographie gemacht – jetzt mache ich Rosenkränze!‘
  11. Meloni: Leihmutterschaft ist ,unmenschliche Praxis‘
  12. Das Mediennetzwerk Pontifex, gegründet 2005 als "Generation Benedikt", beendet seine Tätigkeit
  13. Der Teufel sitzt im Detail
  14. Der Gute Hirt: er opfert sich für uns und schenkt seinen Geist
  15. Taylor sei mit Euch

Die Notwendigkeit des Friedens für den Nahen Osten

7. Juli 2018 in Aktuelles, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Franziskus: der Friede muss selbst auf dem dürren Boden der Gegensätze gepflegt werden, denn trotz allem gibt es heute keine Alternative zum Frieden


Rom (kath.net) Ökumenisches Gebetstreffen für den Frieden im Nahen Osten. Zu dem Friedensgebet am im süditalienischen Bari hat Franziskus die Patriarchen der Ostkirchen eingeladen. Zugesagt haben der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. und der Außenamtschef der russisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Hilarion. Das Treffen steht unter dem Thema: „‚In dir sei Friede!’ (Ps 122, 8) Christen gemeinsam für den Nahen Osten“.

Nach der Gebetsbegegnung wurden der Heilige Vater und die Patriarchen wieder zur Nikolaus-Basilika zurückgefahren, wo ein Unterredung hinter verschlossenen Türen stattfand. Nachher ging der Papst zusammen mit den Patriarchen auf den Vorplatz der Basilika, um die Gläubigen zu grüßen.

kath.net veröffentlicht die Grußworte des Heiligen Vaters nach der Unterredung mit den Patriarchen der Ostkirchen:

Ich bin sehr dankbar für die Gnade dieses Austauschs, den wir erleben durften. Wir haben uns gegenseitig geholfen, unsere Präsenz als Christen im Nahen Osten wiederzuentdecken. Sie wird umso prophetischer sein, je mehr sie Jesus, den Fürst des Friedens (vgl. Jes 9,5), bezeugt. Er greift nicht zum Schwert, sondern verlangt von seinen Jüngern, es wieder in die Scheide zu stecken (vgl. Joh 18,11). Auch unser Kirche-Sein wird von der Logik der Welt, der Logik der Macht und des Gewinnstrebens, der Logik eines oberflächlichen Opportunismus. Und dann ist da unsere Sünde, der Widerspruch zwischen Glaube und Leben, der das Zeugnis verdunkelt. Wir spüren, dass wir uns einmal mehr wieder zum Evangelium bekehren müssen, der Garantie echter Freiheit, und das muss unbedingt jetzt geschehen, in der Nacht des Nahen Ostens, der mit dem Tode ringt. Wie in der quälenden Nacht von Getsemani wird nicht die Flucht (vgl. Mt 26,56) oder das Schwert (vgl. Mt 26,52) den strahlenden Ostermorgen vorwegnehmen, sondern die Selbsthingabe in der Nachfolge des Herrn.

Die gute Nachricht des aus Liebe gekreuzigten und auferstandenen Jesus, die aus den Ländern des Nahen Ostens zu uns gelangt ist, hat das Herz des Menschen durch die Jahrhunderte ergriffen, weil sie nicht mit den Mächten der Welt, sondern mit der Ohnmacht des Kreuzes verbunden ist. Das Evangelium verpflichtet uns zu einer täglichen Umkehr zu den Plänen Gottes, dazu, allein in ihm Sicherheit und Bestärkung zu finden und es allen und trotz allem zu verkünden. Der Glaube der einfachen Menschen, der im Nahen Osten sehr tief verwurzelt ist, ist ein Quell, aus dem wir schöpfen können, um unseren Durst zu stillen und uns zu reinigen. So geschieht es, wenn wir zu den Ursprüngen zurückkehren und uns als Pilger nach Jerusalem, ins Heilige Land oder zu den Heiligtümern in Ägypten, Jordanien, im Libanon, in Syrien, in der Türkei und zu den anderen heiligen Orten in dieser Region begeben.


Unter gegenseitiger Ermutigung haben wir einen brüderlichen Dialog geführt. Er war ein Zeichen dafür, dass Begegnung und Einheit immer gesucht werden müssen, ohne Angst vor den Unterschieden. So ist es auch mit dem Frieden: Er muss selbst auf dem dürren Boden der Gegensätze gepflegt werden, denn trotz allem gibt es heute keine Alternative zum Frieden. Nicht die durch Mauern und Machtdemonstrationen garantierten Waffenstillstände werden Frieden bringen, sondern echter Wille zum Zuhören und zum Dialog. Wir verpflichten uns dazu, diesen Weg zu gehen, dafür zu beten und zu arbeiten, und wir bitten darum, dass die Kunst der Begegnung sich gegenüber den Strategien der Konfrontation durchsetzt, dass auf die Zurschaustellung bedrohlicher Zeichen der Macht die Macht der Zeichen der Hoffnung folgt: Menschen guten Willens und verschiedenen Glaubens, die keine Angst davor haben, miteinander zu sprechen, fremde Gedanken zuzulassen und sich umeinander zu kümmern. Nur so, wenn dafür gesorgt ist, dass niemand ohne Brot und Arbeit, dass niemand ohne Würde und Hoffnung ist, werden sich die Schreie des Krieges in Lieder des Friedens verwandeln.

Dazu ist es unerlässlich, dass sich die Machthabenden endlich entschlossen in den Dienst des Friedens stellen und nicht ihren eigenen Interessen dienen. Es muss damit Schluss sein, dass die Gewinne einiger weniger auf Kosten so vieler erwirtschaftet werden. Schluss mit Landbesetzungen, die die Völker auseinanderreißen! Schluss damit, dass parteiische Wahrheiten über den Hoffnungen der Menschen stehen! Schluss damit, dass der Nahe Osten für Profite außerhalb des Nahen Ostens benutzt wird!

Der Krieg ist die Plage, die diese geliebte Region auf tragische Weise heimsucht. Die Hauptopfer sind arme Menschen. Denken wir an das gemarterte Syrien. Krieg wird von Macht und Armut gezeugt. Er wird durch den Verzicht auf die Logik der Vorherrschaft und durch die Beseitigung der Wurzeln der Armut überwunden. Viele Konflikte sind auch durch Formen des Fundamentalismus und Fanatismus geschürt worden, die unter der Tarnung religiöser Vorwände in Wirklichkeit den Namen Gottes, der Friede ist, lästerten und den Bruder verfolgten, mit dem man immer in Nachbarschaft gelebt hat. Doch Gewalt wird immer durch Waffen angeheizt. Man kann nicht seine Stimme erheben, um über den Frieden zu sprechen, während man heimlich ein ungezügeltes Wettrüsten veranstaltet. Das ist eine sehr ernste Verantwortung, die schwer auf dem Gewissen der Nationen, insbesondere der mächtigsten Länder, lastet.

Man vergesse nicht das letzte Jahrhundert, man vergesse nicht die Lehren aus Hiroshima und Nagasaki, man verwandle die Länder des Orients, aus denen das Wort des Friedens hervorging, nicht in dunkle Wüsten der Stille. Schluss mit sturen Gegensätzen, Schluss mit der Profitgier, die niemandem ins Gesicht sieht, nur um sich Gas- und Brennstoffvorkommen zu ergattern, ohne Rücksicht auf das gemeinsame Haus und ohne Skrupel davor, dass der Energiemarkt das Gesetz des Zusammenlebens der Völker diktiert!

Um Wege des Friedens zu erschließen, möge man stattdessen den Blick auf diejenigen richten, die voller Sehnsucht danach sind, brüderlich mit anderen zusammenzuleben. Man schütze das Daseinsrecht aller, nicht nur das der Mehrheit. Auch im Nahen Osten möge der Weg zum Recht auf eine gemeinsame Staatsbürgerschaft, der Weg in eine neue Zukunft eröffnet werden. Auch Christen sind und sollen gleichberechtigte Bürger sein.

Sehr bedrückt, aber nie ohne Hoffnung, richten wir unseren Blick auf Jerusalem, eine Stadt für alle Völker, eine einzigartige und heilige Stadt für Christen, Juden und Muslime auf der ganzen Welt. Jerusalems Identität und Berufung muss über die verschiedenen Streitigkeiten und Spannungen hinaus bewahrt werden und es ist unerlässlich, dass sein Status quo eingehalten wird gemäß den Beschlüssen der internationalen Gemeinschaft, was von den christlichen Gemeinschaften des Heiligen Landes wiederholt gefordert wurde. Nur eine Verhandlungslösung zwischen Israelis und Palästinensern, die von der Gemeinschaft der Nationen nachdrücklich gewollt und gefördert wird, kann zu einem stabilen und dauerhaften Frieden führen und die Koexistenz zweier Staaten für zwei Völker gewährleisten.

Die Hoffnung hat das Gesicht von Kindern. Im Nahen Osten beweinen seit Jahren erschreckend viele Kinder gewaltsame Todesfälle in ihren Familien und sehen ihre Heimat bedroht, oft bleibt ihnen keine andere Perspektive als die Flucht. Das ist der Tod der Hoffnung. Die Augen zu vieler Kinder haben die meiste Zeit ihres Lebens damit verbracht, Trümmer statt Schulen zu sehen, das ohrenbetäubende Getöse von Bomben zu vernehmen anstatt des fröhlichen Lärmens beim Spiel. Möge die Menschheit – darum bitte ich euch – auf den Schrei der Kinder hören, deren Mund die Herrlichkeit Gottes verkündet (vgl. Ps 8,3). Wenn sie die Tränen der Kinder trocknet, wird die Welt ihre Würde wiedererlangen.

An die Kinder denkend, werden wir gleich zusammen mit einigen Tauben unseren Wunsch nach Frieden in die Lüfte aufsteigen lassen. Die Sehnsucht nach Frieden möge sich über alle dunklen Wolken hinaus erheben. Mögen unsere Herzen vereint bleiben, auf den Himmel gerichtet sein und wie in den Tagen der Flut darauf warten, dass der zarte Zweig der Hoffnung zurückkehrt (vgl. Gen 8,11). Der Nahe Osten möge nicht länger ein Bogen des Krieges sein, der sich über die Kontinente spannt, sondern eine Arche des Friedens, die Völker und Religionen willkommen heißt.

Geliebter Naher Osten, möge sich über dir die Dunkelheit von Krieg, Macht, Gewalt, Fanatismus, unfairen Gewinnen, Ausbeutung, Armut, Ungleichheit und fehlender Anerkennung von Rechten lichten. »In dir sei Friede« (Ps 122,8), in dir sei Gerechtigkeit, über dir ruhe der Segen Gottes.




Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Franziskus Papst

  1. Kardinal Fernández – eine Fehlkalkulation von Papst Franziskus?
  2. Papst verurteilt russische Angriffe auf Ukraine
  3. Will Papst Franziskus Kardinal Burke Wohnung und Gehalt streichen?
  4. Papst will Angehörige der Hamas-Geiseln treffen
  5. Theologe Kwasniewski: Franziskus hat sich als ‚Diktator Papst’ gezeigt
  6. US-Pfarrer schreibt an Papst Franziskus: ‚Sie machen meinen Dienst schwierig’
  7. Keine Generalaudienz mit dem Papst in dieser Woche
  8. «Das ist eine der schlimmsten Plagen, die man je gesehen hat»
  9. Papst Franziskus verbringt die heißen Sommertage im Vatikan
  10. Begegnung mit Künstlern – Papst begrüßt umstrittenen Fotographen herzlich







Top-15

meist-gelesen

  1. KOMMEN SIE MIT! EINMALIGE REISE - 13. Oktober 2024 in Fatima + Andalusien!
  2. Kardinal Müller: "Sie sind wie die SA!"
  3. Eine kleine Nachbetrachtung zu einer Konferenz in Brüssel
  4. Schweiz: Bischof Bonnemain bei Beerdigung von Bischof Huonder
  5. ,Ich habe Pornographie gemacht – jetzt mache ich Rosenkränze!‘
  6. Der Teufel sitzt im Detail
  7. Ablehnung von Fiducia supplicans: Afrikas Bischöfe haben ‚für die ganze Kirche’ gesprochen
  8. Das Mediennetzwerk Pontifex, gegründet 2005 als "Generation Benedikt", beendet seine Tätigkeit
  9. "Ich verzeihe dir, du bist mein Sohn. Ich liebe dich und werde immer für dich beten"
  10. Frankreich: „Inzwischen bedeutet Katholizismus, seinen Glauben erklären zu können“
  11. Der Mann mit Ticketnummer 2387393
  12. Taylor sei mit Euch
  13. Großes Interesse an Taylor Swift-Gottesdienst in Heidelberg
  14. Krakau: Einleitung des Seligsprechungsprozesses der mit 25-Jahren ermordeten Helena Kmieć
  15. Bistum Trier entlässt AFD-Landtagsabgeordneten Schaufert aus einem Kirchengremium

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz