Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Roma locuta - causa (non) finita?
  2. Armin Laschet (CDU) zur Coronapolitik: „Wir hätten unterschiedliche Meinungen anders anhören müssen“
  3. Good News in den USA: Tausende kommen zu eucharistischer Anbetung
  4. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  5. Staunen in Frankreich: Die Zahl jugendlicher Taufbewerber steigt massiv an
  6. Als Johannes Paul II. und die Gottesmutter von Fatima den Kommunismus besiegten
  7. Lebensschutzorganisation gibt Wahlempfehlung für Donald Trump
  8. Die protestantische Missbrauchsstudie entlarvt die Strukturthesen des Synodalen Wegs als unhaltbar
  9. Serie ‚Pauline’ erzählt Romanze zwischen einer 18-jährigen und dem Teufel
  10. Der Synodale Weg liegt an der Leine
  11. Zweifel an Spekulationen um Predigt-Auslassung des Papstes
  12. Neuer Nuntius in Italien sieht Religionsfreiheit im Westen bedroht
  13. "Jesus ringt mit dem Vater. Er ringt mit sich selbst. Und er ringt um uns"
  14. Jüdischer Podcaster: Liturgiereform war ‚vielleicht ein großer Fehler’
  15. 115-jährige Nonne: Gebet ist Erfolgsrezept für langes Leben

Intellego ut iudicem

10. April 2018 in Kommentar, 1 Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Ich glaube daran, dass man erst durch Verstehen zu einem Urteil gelangen kann. - Die neue monatliche kath.net-Kolumne von Sebastian Moll


Linz (kath.net)
Nach einem Jahr Diakrisis hier auf kath.net stand ich vor der Frage, ob ich weiterhin eine Kolumne für dieses Portal schreiben sollte. Leicht fiel mir die Entscheidung nicht. Allerdings spielten dabei weniger profane Gesichtspunkte wie Geld oder Zeit eine Rolle als vielmehr die fundamentale Frage: Wozu mache ich das eigentlich?
„Vor andern fühl ich mich so klein, ich werde stets verlegen sein.“ Diese Verunsicherung des Faust, die er gegenüber Mephisto äußert, ist mir durchaus vertraut. Auch ich spüre immer wieder eine gewisse Erniedrigung in mir, wenn mir bewusst wird, von welch beeindruckenden Menschen ich umgeben bin. Das fängt bei harmlosen Dingen wie gemeinsamem Fußballgucken in Auerbachs Keller an. Menschen, die ich aufgrund ihres Bauchumfangs niemals für Spitzenathleten gehalten hätte, können mit chirurgischer Präzision Fehler im Passspiel analysieren und hätten selber in der entsprechenden Situation natürlich aus dem Augenwinkel heraus erkannt, dass der Ball einen halben Zentimeter weiter nach links hätte gespielt werden müssen. Gravierende Fehler in der Mannschaftsaufstellung bleiben ihnen ebenfalls nicht verborgen – jedenfalls nach dem Spiel.


Aber auch bei komplexeren Themen staune ich über die Fachkenntnisse meines Umfelds. Wieder kommt ein gewisses Schamgefühl in mir hoch, da mir nicht bewusst war, dass ich von ehemaligen NATO-Generälen und/oder Mitgliedern internationaler Geheimdienste umringt bin. Die Lage in Syrien beispielsweise ist für solche Leute natürlich leicht zu überblicken, zu jedem Zeitpunkt kennen sie die genauen Zusammenhänge und auch die notwendigen Maßnahmen. Ich selbst halte mich bei solchen Diskussionen meistens zurück, eingewickelt in das wohlige Gefühl, dass meine Gesprächspartner die Sache im Griff haben. Diese wiederum sind oft enttäuscht, dass ich mich nicht äußere, ich müsse doch schließlich eine Meinung dazu haben. Ich verweise dann zumeist darauf, dass ich mir zu diesem konkreten Problem derzeit keinerlei Meinung erlaube, da ich nicht über genügend handfeste Informationen verfüge, um mir eine entsprechende Meinung bilden zu können.

Insbesondere bei moralischen Urteilen halte ich Vorsicht und Mäßigung für unverzichtbare Tugenden. Aber ich sehe ein, dass diese Haltung für viele Menschen viel zu kompliziert ist. Vor einiger Zeit sah ich in einem Museum die Nachstellung der Schlacht bei Königgrätz (1866), bei der die preußischen Truppen über das österreichische Heer triumphierten. Ein kleiner Junge betrachtete die kleinen Zinnsoldaten mit Begeisterung und fragte neugierig seine Mutter: „Mama, wer sind hier die Bösen?“

Was bei einem Kind ganz niedlich wirken mag, bereitet mir verstärkt Sorgen, wenn es sich bis ins Erwachsenenalter fortsetzt. Ein Beispiel: Obwohl mehr als drei Viertel der US-Amerikaner nicht in der Lage sind, den Irak auf einer Weltkarte ausfindig zu machen, befürwortet etwa dieselbe Zahl das militärische Eingreifen der USA in diesem Land, und zwar, wie es heißt, aus moralischen Gründen. Offenbar verfügen die Amerikaner also über einen inneren moralischen Kompass, dessen Eichung aber unabhängig von politischen oder geografischen Fakten durchgeführt wurde.

In Europa rümpfen wir zwar gern die Nase über derartige amerikanische Ignoranz, aber ist es bei uns wirklich besser? Spätestens seit den Anschlägen des 11. September lässt sich in Deutschland keine Debatte über den islamistischen Terror mehr führen, ohne dass irgendjemand die Kreuzzüge in die Runde wirft, die natürlich letztlich für die Zerstörung des World Trade Centers und die Ermordung der in ihm Gefangenen verantwortlich sind. Was glauben Sie: Wie hoch ist der Prozentsatz der Deutschen, der die jahrhundertelangen Ereignisse, die wir pauschal als „die Kreuzzüge“ bezeichnen, auch nur im Ansatz richtig darstellen kann? Meiner Erfahrung nach ist er noch niedriger als derjenige der Amerikaner, die den Irak ausfindig machen können. Bei Diskussionen über die Kreuzzüge lege ich dann für gewöhnlich ein wenig meiner Scheu ab und biete in aller Bescheidenheit meine Kenntnisse als Kirchenhistoriker an. Aber sie nützen mir nichts, mir fehlt einfach der moralische Kompass.

Aber ich glaube daran, dass man erst durch Verstehen zu einem Urteil gelangen kann. Intellego ut iudicem (ich verstehe, damit ich urteilen kann) – so möchte ich dieses Prinzip in Anlehnung an den großen Anselm von Canterbury nennen. Unter diesem Motto werde ich also weiterhin Kolumnen schreiben in der niemals versiegenden Hoffnung, dass der eine oder andere bereit sein wird, mir auf diesem Weg zu folgen. Aufgeben kommt nicht in Frage! Wie heißt es in Faust II: „Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen.“


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 lenitas 10. April 2018 
 

Mit Witz geschrieben

Danke für diesen ansprechenden Text. Das Thema ist ernst und die Botschaft liegt etwas schwer im Magen, aber sie haben es mit einer guten Portion Witz etwas bekömmlicher gemacht. Die Versuchung der gefühlten moralischen Überlegenheit ist in Zeiten des schnellen und weltweiten Austauschs vielleicht noch näher und verlockender, als zu Zeiten ohne Internet, mit mehr Stille und Alleinsein. Es tappt sich jetzt eben leichter in die Falle und richtet zum Teil sicher viel größeren Schaden an, durch die Möglichkeit die gefühlte Überlegenheit vor weltweitem Publikum auszuleben. Da stellen sich Fragen. Ist man selbst völlig frei davon? Lässt man sich mitziehen? Treibt man andere gar in diese Richtung? Was tun, wenn man aufgefordert wird mitzumachen? Und selbst bei großer Sachkenntnis und bestem Bemühen, kennen wir doch nie alle Fakten und unterliegen Erkenntnisbeschränkungen. Es bleibt das Gebet um Weisheit und der Rat von Jesus, alles auf seinen Geist hin zu prüfen. Danke für diesen Text.


2
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Intelligo ut iudicem

  1. Die verzerrte öffentliche Wahrnehmung von Sri Lanka und Christchurch
  2. Aber um des Menschen willen, nicht zur Besänftigung des Klimas
  3. Die verlorene Ehre der Annegret K.-K.
  4. Der Irrglaube des Bischofs von Hildesheim
  5. Die wahre Lehre kann mit der Irrlehre keinen Kompromiss eingehen
  6. Ist Abtreibung ein Auftragsmord?
  7. Leider spielte auch die Kirche dieses gruselige Spiel eifrig mit
  8. Verflucht sei, wer den Auftrag des HERRN lässig betreibt!
  9. Der Mensch ist und bleibt 'unheilbar religiös'
  10. Leitkultur!






Top-15

meist-gelesen

  1. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  2. KOMMEN SIE MIT! EINMALIGE REISE - 13. Oktober 2024 in Fatima + Andalusien!
  3. Oktober 2024 mit kath.net in MEDJUGORJE
  4. Fastenspende für kath.net - Vergelt's Gott!
  5. Kard. Müller: "Die Deutsch-Synodalen liegen völlig falsch, sind Opfer der eigenen Propagandatricks"
  6. Roma locuta - causa (non) finita?
  7. Zweifel an Spekulationen um Predigt-Auslassung des Papstes
  8. Der Synodale Weg liegt an der Leine
  9. Oasen in der Wüste. Von der ‚Volkskirche‘ zur ‚Gemeindekirche‘
  10. Als Johannes Paul II. und die Gottesmutter von Fatima den Kommunismus besiegten
  11. Good News in den USA: Tausende kommen zu eucharistischer Anbetung
  12. Serie ‚Pauline’ erzählt Romanze zwischen einer 18-jährigen und dem Teufel
  13. Die protestantische Missbrauchsstudie entlarvt die Strukturthesen des Synodalen Wegs als unhaltbar
  14. Staunen in Frankreich: Die Zahl jugendlicher Taufbewerber steigt massiv an
  15. Wacht und betet!

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz