Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Bistum Trier entlässt AFD-Landtagsabgeordneten Schaufert aus einem Kirchengremium
  2. Schweiz: Bischof Bonnemain bei Beerdigung von Bischof Huonder
  3. Das Leben des Menschen ist schutzwürdig oder doch nicht?
  4. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  5. Eine kleine Nachbetrachtung zu einer Konferenz in Brüssel
  6. Höchstgericht entscheidet über Bibel-Tweet von Ex-Ministerin Räsänen
  7. Großes Interesse an Taylor Swift-Gottesdienst in Heidelberg
  8. Erzbistum Hamburg verliert 2023 Millionen Euro durch Mitgliederschwund
  9. Deutsche Jugend: GRÜNE PFUI, AFD HUI?
  10. ,Ich habe Pornographie gemacht – jetzt mache ich Rosenkränze!‘
  11. Meloni: Leihmutterschaft ist ,unmenschliche Praxis‘
  12. Vatikan: Religionsfreiheit durch Urteil gegen Kardinal bedroht
  13. Klarer als die Deutsche Bischofskonferenz!
  14. Das Mediennetzwerk Pontifex, gegründet 2005 als "Generation Benedikt", beendet seine Tätigkeit
  15. Der Gute Hirt: er opfert sich für uns und schenkt seinen Geist

Schönborn: "Es braucht endlich den Willen zum Frieden in Syrien"

17. Februar 2018 in Weltkirche, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Metropolit Hilarion: Wiederaufbau des kirchlichen Lebens in Syrien - Kardinal Koch: Präsenz der Christen für Frieden und Stabilität im Orient notwendig


Wien (kath.net/KAP) "Es braucht endlich den Willen zum Frieden in Syrien. Und es ist eigentlich unvorstellbar, dass es diesen politischen Willen angesichts des Leides der Bevölkerung immer noch nicht gibt." - Mit diesen Worten hat Kardinal Christoph Schönborn als Gastgeber die Positionen der Teilnehmer eines ökumenischen Symposions am Montagnachmittag im Wiener Erzbischöflichen Palais zusammengefasst. Das Symposion fand aus Anlass des zweiten Jahrestag des historischen Treffens zwischen Papst Franziskus und dem Moskauer Patriarchen Kyrill I. auf Kuba statt. Inhaltlich stand ein wesentlicher Aspekt der damaligen gemeinsamen Erklärung von Papst und Patriarch im Mittelpunkt der Tagung: Der Einsatz für die verfolgten Christen im Nahen Osten.

Hauptreferenten waren Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, und Metropolit Hilarion, der frühere russisch-orthodoxe Bischof von Wien und nunmehrige Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats. Aber auch Bischöfe aus dem Nahen Osten kamen in Wien zu Wort.

Metropolit Hilarion unterstrich, dass es dem Moskauer Patriarchat neben der humanitären Hilfe vor allem darum gehe, beim Wiederaufbau des kirchlichen Lebens in Syrien einen wesentlichen Beitrag zu leisten. Patriarch Kyrill betone immer wieder, dass das Leid der Christen in Syrien auch sein eigenes Leid sei. Die russische orthodoxe Kirche arbeite in ihrer Hilfe mit der katholischen Kirche, aber etwa auch mit Kirchen der reformatorischen Tradition und auch mit anderen Religionen zusammen. Weiters betonte der Metropolit, dass diese Hilfe auch dem russischen Staat ein großes Anliegen sei. Das Moskauer Patriarchat setze sich neben materieller Hilfe auch für den interreligiösen Frieden in der Region und nationale Versöhnung ein.

Der Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats ging u.a. auch auf die jüngste Hilfsaktion seiner Kirche in Syrien ein: Eine interreligiöse Delegation der Syrien-Arbeitsgruppe des russischen Präsidentschaftsrates für die Zusammenarbeit mit den religiösen Organisationen hatte vergangenen Woche das Land besucht und dabei 77 Tonnen Hilfsgüter verteilt. Die an Familien unterschiedlicher Konfession übergebenen 25-Kilo-Pakete enthielten vor allem Nahrungsmittel. Insgesamt wurden 3.000 Pakete verteilt, extra gab es noch Schokolade und Süßigkeiten für die Kinder. Die Delegationsmitglieder nahmen die Verteilung gemeinsam mit syrischen christlichen und muslimischen Geistlichen vor. Bei den Verteilaktionen in Damaskus wurde die Übergabeplätze von "Rebellen" aus dem östlichen Vorort Ghouta beschossen, die Aktionen wurden aber nicht eingestellt.


Die Kosten für die Verteilaktionen von Hilfsgütern wurden in Russland von orthodoxen, katholischen, evangelikalen und armenischen Kirchengemeinden sowie muslimischen Moscheegemeinden aufgebracht.

"Handwerker des Friedens"

Die Not der Christen im Nahen Osten dürfte für Patriarch Kyrill wohl einer der Hauptgründe gewesen sein, dass er vor gut zwei Jahren die Zeit für ein Treffen mit dem Papst für reif erachtet hatte, sagte Kardinal Koch in seinen Ausführungen. Einen Nahen Osten ohne Christen könne und dürfe man sich nicht vorstellen, so der Kardinal. Das wäre nicht nur ein unvorstellbarer religiöser und kultureller Verlust, die Präsenz der Christen sei darüber hinaus für den Frieden und die Stabilität in der Region unverzichtbar. Die Christen im Nahen Osten müssten "Handwerker des Friedens" sein und zur nationalen Versöhnung beitragen, forderte Kardinal Koch. Das gehe freilich nur, wenn die Kirchen untereinander zusammenarbeiten.

Die Christen im Orient würden ungeachtet ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kirche einfach deshalb verfolgt, weil sie Christen seien, unterstrich Koch. Er sprach von einer "Ökumene der Märtyrer", die die Kirchen eigentlich einander viel näher bringen müsste.

Vom Westen vergessen

Der armenisch-apostolische Bischof Armash Nalbandian verdeutlichte die dramatische Situation in Syrien mit einigen Zahlen. So seien im Krieg bisher 200 Kirchen und 1.800 Moscheen zerstört worden. Bis zu 60 Prozent der Christen im Land hätten ihr Heim verloren. Für seine eigene armenische Kirche benannte Nalbandian 200 Tote, 450 Verletzte und 1.200 zerstörte Häuser. 120 armenische Christen seien entführt worden, 3.000 christliche Geschäfte und Betriebe, 17 Kirchen und 20 Schulen sowie 15 weitere Einrichtungen wie Waisenhäuser oder Krankenhäuser wurden zerstört.

Nalbandian hat seinen Bischofssitz in der syrischen Hauptstadt Damaskus, nur rund 500 Meter entfernt von der nach wie vor vorhandenen Frontlinie zwischen Regierungsgebiet und von Rebellen besetzten Vierteln. In den vergangenen zwei Wochen hätten die Christen in Damaskus wieder sehr unter dem Beschuss dieser sogenannten "Rebellen" zu leiden gehabt, berichtete der armenische Bischof. Bis zu 70 Raketen seien jeden Tag niedergegangen. Zahlreiche Menschen seien ums Leben gekommen, darunter auch Kinder.

"Manchmal fühlen wir uns von der Politik aber auch unseren Geschwisterkirchen im Westen völlig vergessen", so der Bischof wörtlich. Jede Hilfe, die ankommt, sei hingegen für die Menschen vor Ort ein "Zeichen der Hoffnung".

Bürgerrechte und Religionsfreiheit

Bischof Joseph Mouawad von der Maronitischen Kirche sprach die dramatische humanitäre Situation im Libanon an. Das kleine Land müsse bei einer eigenen Bevölkerung von rund vier Millionen bis zu zwei Millionen Flüchtlinge aus Syrien (und hunderttausende weitere aus Palästina) beherbergen und unterstützten. Das sei kaum noch zu bewältigen. Er hoffe sehr, so der Bischof, dass die Syrer bald wieder in ihre Heimat zurückkehren können, denn die Wirtschaft und Infrastruktur im Libanon seien am Ende. Der Nahe Osten braucht eine große politische Lösung, so der Bischof. Nur mit gleichen Bürgerrechten für alle Bewohner und mit Religionsfreiheit können die Region in eine positive Zukunft gehen, zeigte sich Mouawad überzeugt.

Kardinal Schönborn würdigte in seinen Worten u.a. die Hilfe der russischen Kirche wie auch des russischen Staates für die Christen in der Region. Er wisse aus vielen Begegnungen, dass sich viele Christen vor Ort vom Westen vergessen und verlassen fühlten. Die russisch-orthodoxe Kirche hingegen helfe.

Der Kardinal erinnerte aber auch an den Aufruf von Papst Franziskus 2013, für ein Ende des Syrien-Krieges zu beten und zu fasten. Dieser Appell habe u.a. auch dazu geführt, dass einige geplante Bombardements nicht durchgeführt wurden. Es sei freilich eine Tragödie, dass der Krieg noch immer nicht zu einem Ende gekommen ist.

An dem Symposion im Wiener Erzbischöflichen Palais nahmen Vertreter zahlreicher Kirchen aus dem In- und Ausland teil; aus Österreich u.a. auch der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic) und der lutherische Bischof Michael Bünker; weiters auch der neue für Österreich zuständige russisch-orthodoxe Erzbischof Antonij (Sevrjuk) und der syrisch-orthodoxe Metropolit Mar Dionysios Isa Gürbüz. Grußworte kamen vom russischen Botschafter in Österreich, Dmitrij Ljubinskij, sowie dem Präsidenten des katholischen Hilfswerks Kirche in Not, Johannes Heereman.

Ökumene-Symposion in Wien, Metropolit Hilarion (Alfejew), Kardinal Christoph Schönborn, Kardinal Kurt Koch (v.l.n.r.)


Copyright 2018 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten
Foto (c) Wuthe/Kathpress


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Syrien

  1. Neuer Bischof von Aleppo ernannt - 2014 von Milizen entführt
  2. Syrien: „Eine knappe Minute war schlimmer als 12 Jahre Krieg“
  3. Syrien: Bedrängte Weihnachten in der Islamisten-Hochburg Idlib
  4. Syrien: Erster christlicher Gottesdienst in Idlib seit 10 Jahren
  5. Libanon und Syrien: „Die Menschen versuchen, mit einem US-Dollar pro Tag zu überleben“
  6. Zehn Jahre Syrienkonflikt: „Kirche in Not“ fordert Erleichterungen für humanitäre Hilfen
  7. Syrien: Homs hat einen neuen syrisch-orthodoxen Erzbischof
  8. Syrien: Wiederaufgebaute maronitische Kathedrale von Aleppo eingeweiht
  9. Christen in Syrien verlangen Aufhebung der westlichen Sanktionen
  10. Syrien: Neun Jahre Krieg – und nun auch noch das Virus







Top-15

meist-gelesen

  1. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  2. KOMMEN SIE MIT! EINMALIGE REISE - 13. Oktober 2024 in Fatima + Andalusien!
  3. Eine kleine Nachbetrachtung zu einer Konferenz in Brüssel
  4. ,Ich habe Pornographie gemacht – jetzt mache ich Rosenkränze!‘
  5. Schweiz: Bischof Bonnemain bei Beerdigung von Bischof Huonder
  6. Der Teufel sitzt im Detail
  7. Das Mediennetzwerk Pontifex, gegründet 2005 als "Generation Benedikt", beendet seine Tätigkeit
  8. "Ich verzeihe dir, du bist mein Sohn. Ich liebe dich und werde immer für dich beten"
  9. Der Mann mit Ticketnummer 2387393
  10. Frankreich: „Inzwischen bedeutet Katholizismus, seinen Glauben erklären zu können“
  11. Taylor sei mit Euch
  12. Bistum Trier entlässt AFD-Landtagsabgeordneten Schaufert aus einem Kirchengremium
  13. Großes Interesse an Taylor Swift-Gottesdienst in Heidelberg
  14. Krakau: Einleitung des Seligsprechungsprozesses der mit 25-Jahren ermordeten Helena Kmieć
  15. Höchstgericht entscheidet über Bibel-Tweet von Ex-Ministerin Räsänen

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz