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Außer Spesen nichts gewesen

10. Oktober 2017 in Kommentar, 8 Lesermeinungen
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Einige Überlegungen zum zu Ende gehenden Lutherjahr - Diakrisis am Dienstag von Eva Demmerle


Linz (kath.net) In wenigen Wochen jährt es sich zum 500. Male, dass Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Schlosskirche von Wittenberg genagelt haben soll. Und mit letzterem Wort ist schon beinahe die ganze Problematik aufgezeigt. Abgesehen davon, dass es historisch erwiesen ist, dass er die Thesen weder selbst noch an diesem Tag an das Kirchentor geschlagen hat, liegen so viele religiöse und nationale Mythen auf der Person Luthers, dass es das reale Bild manchmal schwer hat, unter diesem Mythenberg herauszukommen.

Für die Evangelische Kirche jedenfalls war das 500jährige Reformationsjubiläum Anlass, gleich eine ganze Lutherdekade auszurufen. Seit 2008 stand jedes Jahr unter einem bestimmten Thema, unter dem man sich religiös, kulturell und historisch mit Aspekten der Reformation und ihrer Auswirkungen auf die Gegenwart befassen konnte. Speziell die Lutherstadt Wittenberg und andere Orte in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen versprachen sich davon eine Menge, vor allem Zuwachs im Fremdenverkehr, liegt doch gerade Wittenberg in einer nicht besonders reizvollen Gegend Sachsen-Anhalts, in die man sich eher selten verirrt. Die einen erhofften also einen Aufbruch im Tourismus, die anderen einen geistlichen Aufbruch.

Doch sowohl das eine als auch das andere blieb aus, trotz eines Millionenetats. Schätzungen gehen davon aus, dass die staatlichen und kirchlichen Institutionen eine knappe halbe Milliarde Euro in dieses Unternehmen steckten. Die Hoffnungen, dass das Lutherjubiläum der schwächelnden evangelischen Kirche nochmal einen Kraftodem einhauchen würde, haben sich nicht erfüllt. Vor allem der Kirchentag in Berlin und Wittenberg war ein Flop. Das Programm glich vor allem eher einem Parteitagsprogramm der Grünen, als dass es geistliche Impulse gesetzt hatte. Allein die Veranstaltung mit Ex-US-Präsident Barack Obama, der, obwohl er politisch versagt hat, merkwürdigerweise immer noch als weltlicher Heilsbringer gilt, war gut besucht. Bei allen anderen „Events“, vor allem aber dem Abschlussgottesdienst in Wittenberg blieben die Besucherzahlen weit hinter den Schätzungen zurück.


Und die Auseinandersetzung mit Luther selbst? Sperrig ist er, auch für seine Erben. Immerhin wurde der krude Antisemitismus des Reformators in verschiedenen Ausstellungen thematisiert, aufgrund dessen würde er heute nicht mehr zu einem Kirchentag eingeladen werden. Seine Ausfälle gegen die Juden machen ihn auch zu einem deutschen Freiheitshelden wenig tauglich, wenngleich das Thema Freiheit, wohl eher mit der Diktion „Freiheit von Rom“ immer noch eine Rolle spielt. Protestanten definieren sich wohl meistens eher als nicht katholisch denn evangelisch.

Die Person Luthers an sich hat wenig Anziehungskraft und taugt wohl kaum als Vorbild. Zu stark sind die Brüche in seiner Vita und in seiner Theologie. Beides ist auf das engste miteinander verbunden. Und gerade daher lohnt es, sich vertieft mit Luther und seinen Schriften auseinanderzusetzen. Die luthersche Theologie spiegelt sehr genau seine eigne Biographie wieder. Nicht das sogenannte „Blitzerlebnis von Stotternheim“ war, das den Jurastudenten ins Kloster trieb, vielmehr entzog er sich mit diesem Schritt der weltlichen Gerichtsbarkeit. Als historisch gesichert gilt, dass er in einem Duell einen Kommilitonen erschlagen hatte. Nun saß er also im Kloster und haderte mit seinem Schicksal, da er doch sein Leben ganz anders geplant hatte. Geplagt von der Frucht vor der ewigen Verdammnis suchte er verzweifelt einen Ausweg – und fand ihn schließlich in der Rechtfertigung allein durch den Glauben. In einer Auseinandersetzung mit Erasmus von Rotterdam leugnet er den freien Willen des Menschen, d.h. die Werkgerechtigkeit. Der Mensch an sich sei schuldunfähig. Mit einer theologischen Volte kommt Luther zu dem Schluss, dass Gott das Schicksal des Menschen vorherbestimmt hat, also, dass Gott verantwortlich ist für alle schlechten und unsittlichen Taten des Menschen.

Mit der historischen Wucht, mit der sich die Reformation ihren Weg bahnte, begann eine Reihe von verheerenden blutigen Auseinandersetzungen in Europa. Der dreißigjährige Krieg, ausgebrochen unmittelbar nach dem 100jährigen Reformationsjubiläum, forderte viele Millionen von Toten und entvölkerte ganze Landstriche Deutschlands und Mitteleuropas.

Ähnlich verheerend wirkte aber auch Luthers Theologie in der europäischen Geistesgeschichte nach. Gerade Hegel knüpfte an die Luthersche Theorie von Gott als Gutem und Bösen zugleich an und warf damit die scholastische Philosophie über Bord: Gott ist nicht die reine Liebe, vielmehr die Einheit des Widerspruchs und damit ein Werdensprinzip. Gott als absolute Wahrheit gebe es nicht. Eine Theorie, der sich bedauerlicherweise auch manche katholische Theologen angeschlossen haben.

Aus dieser Logik heraus ist es verständlich, daß die Evangelische Kirche dem Relativismus gänzlich anheimgefallen ist. Wenn Gott als absolute Wahrheit keine Rolle mehr spielt, dann führt dies auf direktem Wege zur Selbstauflösung. Nur die Wahrheit hat eine bindende Strahlkraft.


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Lesermeinungen

 Aschermittwoch 11. Oktober 2017 
 

Fehlende Sehnsucht

Wenn eine Trennung gefeiert wird, so fehlt doch die Sehnsucht nach Einheit. Ohne Sehnsucht ist doch diese Art Ökumene ein verlogenes Ding. Und unsere Bischöfe und Kardinäle machen da munter mit....
Besser wäre es gewesen, wenn die Festgemeinde Busse getan und darüber nachgedacht hätte, was auf beiden Seiten falsch gelaufen ist und was die protestantische Gemeinschaft alles verloren, resp. aufgegeben hat. Die katholische Kirche sollte sich daran erinnern, wie liederlich damals der Klerus mit dem kath. Glauben umgegangen ist. Die ersten Protestanten waren Katholiken. Kleriker!! Der heutige Zustand erinnert mich an damals....


2
 
 goldmund 10. Oktober 2017 
 

Lutherjahr

Gott sei Dank, dass dieses Ereignis bald vorbei ist. Gebracht hat es gar nichts!


6
 
 Waldi 10. Oktober 2017 
 

Die EKD hat für mich,

aus religiöser Sicht, für den christlichen Glauben den selben Wert wie die politischen Miniparteien, die in ihrer Bedeutungslosigkeit die 5 Prozent Hürde nicht nur nicht zu überspringen vermögen, sondern nicht einmal zur Hälfte an diese Hürde heran reichen. Nur die EKD hat ihre völlige Bedeutungslosigkeit für den Glauben noch nicht erkannt!


13
 
 Ullrich 10. Oktober 2017 
 

Wie geht es weiter?

Ich gebe der Autorin Recht. Die Idee war gut gedacht der EKD. Auch Kirchentage auf den Weg nach Wittenberg, war theoretisch gut. Was hat es gebracht insbesondere für den osten Deutschland? Keine "Masseneintritte" in die Evang. Kirche. Ähnlich wie 2016 der 100. Katholikentag in Leizig. Es wurde überluthert. Spirituelle Erneuerung gab es auch nicht. Für künftige Jubiläuen, sollte man bescheidener sein.


6
 
 Montfort 10. Oktober 2017 

Danke! bleibt nur der Hinweis auf weiterführende Literatur, auch online

Da erschließt sich die ganze Reformationsgeschichte neu!

werwarluther.de/


5
 
 athanasius 10. Oktober 2017 

ENDLICH

Endlich hat jemand mal die wahren Hintergründe beleuchtet. Besten Dank dafür! Bis heute „baut“ sich die protestantische Gemeinschaft ihren Luther und vergisst Realität von Mythos zu unterscheiden.


15
 
 matthieu 10. Oktober 2017 
 

heftige Analyse

Leider spiegelt die Theologie die Vita wider. Das macht es etwas schal.
Und, ja: Man hätte mehr daraus machen müssen.
Denn es gibt durchaus tiefe Religiosität im Protestantismus. Hoffen wir einfach, dass das Jahr (oder die Dekade) doch den einen oder anderen zum Nachdenken gebracht hat. Dein Geist weht, wo er will.


5
 
 kathleser 10. Oktober 2017 
 

Kurz und bündig

Der Artikel entlarvt in beispielhafter Weise die ganze Leere und Misere des Protestantismus.
Erteil eine klare Absage an die verlogenen Legende eines verklärten Bild von Martin Luther, was mit seinem eigentlichen Leben überhaupt nichts zu tun hat. Ein herzliches Danke schön!


19
 

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