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Scheuer: Echtes und falsches Märtyrertum unterscheiden

4. September 2017 in Aktuelles, 6 Lesermeinungen
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Linzer Bischof stellt in Vortrag bei Ratzinger-Schülerkreistreffen in Rom ausgehend vom Leiden der vertriebenen Christen im Irak und den Paradieshoffnungen der Selbstmordattentäter-"Märtyrer" im Islam Unterscheidungskriterien auf


Rom (kath.net/KAP) Mit den Kriterien für echtes und falsches Märtyrertum, ausgehend vom Leiden der vertriebenen Christen im Irak und den durch Paradieshoffnungen verführten Selbstmordattentats-"Märtyrern" im Islam, hat sich der Linzer Bischof Manfred Scheuer in einem Vortrag am Samstag in Rom auseinandergesetzt. Scheuer hatte im Februar den Irak besucht. Er zeigte sich beeindruckt vom Zeugnis der dortigen Christen mit ihrer Bereitschaft zur Erduldung von Leid, notfalls auch bis zum Tod. Der Linzer Bischof äußerte sich beim Ratzinger-Schülerkreistreffen in Rom, das in diesem Jahr dem Thema "Christenverfolgung und Martyrium" gewidmet ist.

Den Fokus legte Scheuer auf der Forderung des Evangeliums, dem eigenen Gewissen zu folgen, und möglichen Konsequenzen. Christliche Märtyrer seien Menschen mit einem reifen Glauben, die für eine Kultur des Lebens und der Menschlichkeit eintreten.

Die Beispiele aus der NS-Zeit - etwa Franz Jägerstätter, Provikar Carl Lampert oder Dietrich Bonhoeffer - zeigten, dass das Martyrium nichts mit "Todessehnsucht und Nekrophilie" bzw. Leidensideologie zu tun habe, sondern eine "Option für das Leben" sei, betonte Scheuer bei dem Jahrestreffen. Der Bischof nimmt an dem bis Sonntagabend dauernden Treffen der beiden Schülerkreise teil.

Durch das Martyrium werde "die Logik des Bösen von innen her aufgebrochen und überwunden". Das Studium des Lebens der Märtyrer des 20. Jahrhunderts schärfe den Blick, die Zeichen der Zeit recht zu deuten, so Scheuer. Diese Bekenner hätten in Zeiten des Hasses, der Barbarei und der Menschenverachtung die Wahrheit Gottes und die Würde des Menschen aufleuchten lassen.


Das prophetische Zeugnis für die christliche Wahrheit beruhe auf einer radikalen und weitsichtigen Analyse, sagte der Linzer Bischof. Diese Analyse betreffe das Wesen der menschen- und gottverachtenden Systeme.

Zugleich bleibe das Beispiel der Märtyrer immer auch ein Zeichen der "Krisis, nicht zuletzt für die Kirche selbst", so der Linzer Bischof weiter. Denn diese Christen zeigten durch ihr Zeugnis die "Trennlinie zwischen Heiligkeit und Sünde" auf sowie "den unbedingten Anspruch des Reiches Gottes", den - vor allem in Diktaturen - die kirchlichen Autoritäten oft abschwächen oder nicht betonen wollten.

Anhand der von der damaligen kirchlichen Obrigkeit abgelehnten Entscheidung von Franz Jägerstätter, den Kriegsdienst für Nazideutschland zu verweigern, zeigte Scheuer auf, dass eine wahrhaftige Berufung auf das christliche Gewissen einen hohen Preis hat. "Das Gewissen ist kein Handlanger der Eigeninteressen; es gibt nicht die Erlaubnis für alles und jedes, es ist nicht die Instanz der Beliebigkeit oder der Auflösung der Normen. Es ist auch nicht der Ort für ein Christentum zu ermäßigten Preisen." Sondern dass Gewissen sei "der Ort der Erfahrung des Unbedingten, das uns in Anspruch nimmt und von uns Gehorsam einfordert".

Eintreten für Arme und Leidende zählt

Scheuer hob im Blick auf heutiges Bekennertum hervor, dass ein Rechenschaftgeben für den Glauben in unserer Zeit immer auch Verteidigung der Gottebenbildlichkeit von Mann und Frau sowie Eintreten für Arme und Leidende, in denen Christus ja präsent sei, bedeuten müsse. Denn "in der Gerichtsrede Jesu (Mt 25, 31-46) ist das Verhalten zu den Hungernden, Dürstenden, Nackten, Obdachlosen, Gefangenen und Kranken entscheidend".

Die Mitglieder des sogenannten Ratzinger-Schülerkreises und des "Neuen Schülerkreises" sind von 31. August bis 3. September in Rom zu ihrem traditionellen Treffen zusammengekommen. Hauptreferenten in diesem Jahr sind Bischof Scheuer und der Kölner Diözesanpriester und Historiker Helmut Moll. Der gemeinsame Teil der Tagung beider Schülerkreise hat in diesem Jahr das Thema "Christenverfolgung und Martyrium".

Vor wenigen Tagen erschien Bischof Scheuers neues Buch "Kraft zum Widerstand. Glaubenszeugen im Nationalsozialismus". Scheuer war der Postulator im Seligsprechungsprozess für Franz Jägerstätter (1907-1943). Moll ist vor allem für sein zweibändiges Werk "Zeugen für Christus - Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts" bekannt. Sein Verzeichnis der Märtyrer und Heiligen enthält mehr als 900 Lebensbilder katholischer Märtyrer. Moll ist Beauftragter für Selig- und Heiligsprechungsverfahren in der Erzdiözese Köln.

Der Schülerkreis Joseph Ratzingers, des späteren Papstes Benedikt XVI. (2005-2013), wurde 1977 gegründet, nachdem Ratzinger zum Erzbischof von München ernannt worden war und seine Universitätslaufbahn beendete. Seither trafen sich die ehemaligen Doktoranden jeden Sommer mit ihrem Lehrer zu Studientagen. Im Mittelpunkt stand jeweils ein von Ratzinger benanntes Thema. Die Treffen wurden auf Wunsch Benedikts XVI. auch nach seiner Papstwahl fortgesetzt und fanden bis 2016 in Castel Gandolfo statt. Nun ist Rom Tagungsort.

P. Horn und Prof. Hastetter Vorsitzende

Vorsitzender des ("alten") Schülerkreises ist der Passauer Salvatorianer-Ordenstheologe P. Stephan Horn; Prof. Michaela Hastetter, Professorin am Internationalem Theolgischen Institut (ITI) in Trumau/NÖ, ist Vorsitzende des Neuen Schülerkreis Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI.

Der Neue Schülerkreis hat anlässlich seines Treffens einen Schritt auf Zukunft hin gemacht: der Kreis ist nun ein offizieller Verein, berichtete Radio Vatikan am Samstag. Aktuell gehören ihm 35 Mitglieder an.

Nach seiner Emeritierung 2013 hat Benedikt XVI. nicht mehr an der Tagung teilgenommen, aber mit den Teilnehmern noch Gottesdienste gefeiert oder kleine Abordnungen zu einer kurzen Begegnung im Vatikan empfangen. Inzwischen gibt es aufgrund des fortgeschrittenen Alters des emeritierten Papstes keine gemeinsamen Messen mehr.

Gedenkstele für Franz Jägerstätter im Mariendom Linz


Copyright 2017 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
(www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten
Archivfoto Bischof Linz (c) Diözese Linz/Hermann Wakolbinger


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Lesermeinungen

 j@cobus 5. September 2017 
 

Edith Stein

Der Text von Bischof Scheuer ist hervorragend. Die Heilige Edith Stein hat in ihren letzten Tagen vor der Verhaftung durch die Gestapo im niederländischen Echt sich um die Aufnahme ins Karmelitinnenkloster in der Schweiz bemüht, wie die zurückgelassenen Briefe im Kloster in Echt gezeigt hatten. Es kam anders : die Verhaftung durch die Gestapo und der Transport Ausschwitz, wo sie dann die Mitgefangenen tröstete. Märtyrerin wurde sie nur, wenn die Umstände unausweichlich sind. Jacques Bruch


2
 
 sartone 5. September 2017 
 

@Stefan Fleischer

Wie ich bereits geschrieben hatte, ist es der Glaube, der den "Martyrer" vom Martyrer abgrenzt. Der echte Martyrer gibt sein Leben für Christus, aus einem eucharistischen Glauben heraus. Benedikt XVI. hatte die Verbindung von Martyrium und Eucharistie wunderbar an mehreren Stellen aufgezeigt. In der Eucharistie opfern wir uns ja selbst, und im Martyrium finden wir die höchste Form des Selbstopfers. Unser ganzes Leben soll ein Opfer sein.
Der "soziale Martyrer" stirbt für seine Brüder, vielleicht für Ideen oder eine Weltanschauung. Der christliche, echte Martyrer gibt sein Leben nicht leichtfertig, sondern tut es, weil er auf Christus vertraut, der sein Leben zuerst gegeben hat.
Wie immer gibt es Parallelen. Gute Werke gibt es auch bei Heiden, ganz klar. Aber die Bibel sagt: Ohne Glauben kann man Gott nicht gefallen (Hebr 11,6). Paulus sagt: Wenn ich meinen Körper verbrennen lassen würde (= mich opfere), aber die Liebe zu Gott nicht hätte, so wäre es null und nichtig (1 Kor 13,3).


5
 
 Stefan Fleischer 5. September 2017 

Eine Frage

Auf dem Zytplatz bei uns in Grenchen CH liegt eine Gedenktafel an die drei jungen Männer, welche während des Generalstreiks von 1918 von den Ordnungskräften erschossen wurden. Sie haben ihr Leben eingesetzt für Gerechtigkeit und für die Würde der Arbeiterschaft. Könnte man diese drei als Märtyrer bezeichnen, oder was grenzt den christlichen Märtyrerbegriff von den Opfern staatlicher (oder anderer) Gewalt bei Demonstrationen und Revolten ab?


1
 
 chiarajohanna 5. September 2017 
 

Der Text von Bischof Scheuer ist allumfassend und sehr gut

Ich finde Thema + Text zeitgemäß,
Bischof Scheuer unterscheidet deutlich zwischen echtem + falschen Martyrium.
Er stellt dem Leser vor Augen,
das "Todessehnsucht" nicht Inhalt
eines echten Martyriums sein kann,
sondern die Wachheit des Bewusstseins
getragen von der Liebe zum Lebendigen
JX - aus welchem sich der Weg ergibt, der Weg zu einer "Kultur des Lebens"
nicht nur "für mich + meinen" Gott,
sondern auch für den Menschen nebenan, der mir auf diesen Weg mitgegeben ist,
zur Förderung des / seines Lebens.
Der Schwache und Elende wird uns,
im Geheimnis der Liebe zum Prüfstein.

Mit Politik rechts noch links,
hat das überhaupt nichts zu tun, sondern mit einem lebendigem Herzen, welches aktiv Leben verteidigt.

Der Schöpfer dieser Welt + Erde
ist ein lebendiger Gott, der
zu "jedem" geborenem Menschen
sein wohlwollendes "JA" gesagt hat:
Wir alle sind "seine" Menschen,
seine Menschheitsfamilie,
und ER - ist der "Vater" aller,
der "Vater des Lebens"!


4
 
 Stefan Fleischer 4. September 2017 

Das Gewissen

"Das Gewissen ist kein Handlanger der Eigeninteressen; es gibt nicht die Erlaubnis für alles und jedes, es ist nicht die Instanz der Beliebigkeit oder der Auflösung der Normen."
Das sollte man eigentlich von all unseren Bischöfen hören, und zwar überall, also auch im Zusammenhang der Interpretation von AL.


6
 
 sartone 4. September 2017 
 

Echtes Martyrertum

1.) Martyrer sterben nicht im Einsatz für "Arme und sozial Benachteiligte", das ist linke Propaganda und das, was die Kirche seit Jahrzehnten korrodieren lässt. Die Kirche ist nicht da für milde Sozialromantik, sondern für die harten Fakten des Evangeliums, die tatsächlich eine bittere Pille sind (für alle Menschen!). Das Evangelium ist nun mal nicht Friede, Freude, Eierkuchen und Christus ist nicht der liebe Bruder.
2.) Martyrer sind immer katholisch (wie alle Heiligen). Es ist klar, dass Muslime keine Martyrer sind. Martyrer sterben nämlich für die unbedingte und allgemeingültige Wahrheit des Glaubens. Selbst Heilige wie Maximilian Kolbe sind nicht gestorben um eines Sozialaktivismus willen, sondern um die Wahrheit Gottes zu repräsentieren. Martyrer sind radikale Christen, die lieber sterben, als die Lehre Christi zu verfälschen. Und wir alle sind zum Martyrertum aufgerufen.


13
 

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