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In der Anbetung sind wir alle auf Knien vor dem Sakrament der Liebe

15. Juni 2017 in Spirituelles, 1 Lesermeinung
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Benedikt XVI. Fronleichnam 2012: Wahre Liebe lebt von innigen, beredten Momenten der Stille voller Achtung und Verehrung - Wenn diese Dimension fehlt, kann auch die sakramentale Kommunion zum oberflächlichen Gestus werden


Vatikan (kath.net) kath.net dokumentiert die Predigt von Papst Benedikt XVI. in der Heiligen Messe am Hochfest des Leibes und Blutes Christi in der Basilika St. Johann im Lateran am 7. Juni 2012 in voller Länge:

Liebe Brüder und Schwestern!

Heute abend möchte ich mit euch zwei miteinander verbundene Aspekte des eucharistischen Geheimnisses betrachten: den Kult der Eucharistie und ihre Sakralität. Es ist wichtig, diese neu zu erwägen und sie vor unvollständigen Sichtweisen des Geheimnisses zu bewahren, wie sie in der jüngsten Vergangenheit aufgetreten sind.

Zuerst wollen wir über den Wert des eucharistischen Kultes und dabei insbesondere der Anbetung des Allerheiligsten Sakraments nachdenken. Es ist dies die Erfahrung, die wir auch heute abend nach der heiligen Messe, vor, bei und nach der Prozession erleben werden. Eine einseitige Interpretation des Zweiten Vatikanischen Konzils hatte diese Dimension beeinträchtigt, indem sie die Eucharistie praktisch auf den Augenblick ihrer Feier beschränkte. In der Tat ist es sehr wichtig gewesen, die Zentralität der Feier anzuerkennen, zu der der Herr sein Volk zusammenruft, es um den zweifachen Tisch des Wortes und des Brotes des Lebens schart, es nährt und in der Darbringung des Opfers mit sich vereint. Diese Aufwertung der liturgischen Versammlung, in der der Herr wirkt und sein Geheimnis der Gemeinschaft verwirklicht, bleibt natürlich gültig, doch muß sie ins rechte Verhältnis zurückgebracht werden. Denn nur allzu oft geschieht es, daß man, um einen Aspekt hervorzuheben, dabei endet, einen anderen zu opfern. In diesem Fall ging die richtige, auf die Feier der Eucharistie gesetzte Betonung auf Kosten der Anbetung, die ein an den wirklich im Altarsakrament gegenwärtigen Herrn Jesus gewandter Akt des Glaubens und des Gebets ist. Diese Unausgewogenheit hatte Auswirkungen auch auf das geistliche Leben der Gläubigen. Wird nämlich die ganze Beziehung mit dem eucharistischen Jesus allein auf den Augenblick der heiligen Messe konzentriert, läuft man Gefahr, den Rest der Lebenszeit und des Lebensraumes seiner Gegenwart zu entleeren. Und so wird der Sinn der beständigen Gegenwart Jesu mitten unter uns und mit uns weniger wahrgenommen, eine konkrete, nahe Gegenwart inmitten unserer Häuser, als »pulsierendes Herz« der Stadt, des Landes, des Gebiets mit seinen verschiedenen Ausdrucksformen und Tätigkeiten. Das Sakrament der Liebe Christi muß das ganze alltägliche Leben durchdringen.

In Wirklichkeit ist es falsch, die Feier und die Anbetung entgegenzusetzen, als stünden sie zueinander in Konkurrenz. Genau das Gegenteil ist der Fall: die Verehrung des Allerheiligsten Sakraments bildet gleichsam die geistliche »Umwelt«, in der die Gemeinschaft gut und wahrhaftig die Eucharistie feiern kann. Nur wenn der liturgischen Feier diese innere Haltung des Glaubens und der Anbetung vorangeht, sie von ihr begleitet wird und diese ihr folgt, kann sie ihre volle Bedeutung und ihren vollen Wert zum Ausdruck bringen. Die Begegnung mit Jesus in der heiligen Messe verwirklicht sich wahrhaftig und in Fülle, wenn die Gemeinde zu erkennen vermag, daß er im Sakrament sein Haus bewohnt, uns erwartet, uns zu seinem Tisch lädt und dann, nachdem sich die Versammlung aufgelöst hat, bei uns bleibt, in seiner diskreten und stillen Gegenwart, uns mit seiner Fürsprache begleitet und weiterhin unsere geistlichen Opfer sammelt und sie dem Vater darbringt.


Diesbezüglich möchte ich die Erfahrung hervorheben, die wir auch heute abend gemeinsam erleben werden. Im Augenblick der Anbetung sind wir alle auf derselben Ebene, auf Knien vor dem Sakrament der Liebe. Das allgemeine Priestertum und das Amtspriestertum finden sich im eucharistischen Kult vereint. Es ist dies eine sehr schöne und bedeutsame Erfahrung, die wir verschiedene Male in der Petersbasilika erlebt haben, und auch bei den unvergeßlichen Gebetswachen mit den Jugendlichen – ich erinnere zum Beispiel an jene von Köln, London, Zagreb, Madrid.

Es ist für alle ersichtlich, daß diese Augenblicke der eucharistischen Vigil die Feier der heiligen Messe vorbereiten, sie bereiten die Herzen auf die Begegnung vor, so daß diese auch fruchtbarer wird. Das lange Verweilen aller in Stille vor dem in seinem Sakrament gegenwärtigen Herrn ist eine der echtesten Erfahrungen unseres Kirche-Seins, die in komplementärer Weise von der Feier der Eucharistie begleitet wird, wenn wir das Wort Gottes hören, singen und gemeinsam zum Tisch des Brotes des Lebens gehen. Gemeinschaft und Betrachtung können nicht voneinander getrennt werden, sie gehören zusammen. Um wirklich mit einem anderen Menschen zu kommunizieren, muß ich ihn kennen, in Stille in seiner Nähe stehen können, ihm zuhören, auf ihn mit Liebe blicken.

Die wahre Liebe und die wahre Freundschaft leben immer von dieser Gegenseitigkeit der Blicke, von innigen, beredten Momenten der Stille voller Achtung und Verehrung, so daß die Begegnung in der Tiefe erlebt wird, persönlich und nicht oberflächlich. Und wenn diese Dimension fehlt, kann leider auch die sakramentale Kommunion unsererseits zu einem oberflächlichen Gestus werden. In der wahren, vom Gespräch des Gebets und des Lebens vorbereiteten Kommunion dagegen können wir zum Herrn Worte des Vertrauens sprechen, wie jene, die vor kurzem im Antwortpsalm erklangen: »Ich bin doch dein Knecht, dein Knecht bin ich, der Sohn deiner Magd. Du hast meine Fesseln gelöst. Ich will dir ein Opfer des Dankes bringen und anrufen den Namen des Herrn« (Ps 116,16–17). Jetzt möchte ich kurz auf den zweiten Aspekt eingehen: die Sakralität der Eucharistie. Auch hier haben wir in der jüngeren Vergangenheit an einem gewissen Mißverständnis der echten Botschaft der Heiligen Schrift gelitten. Die christliche Neuheit hinsichtlich des Kultes wurde von einer gewissen säkularistischen Mentalität der 60er und 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts beeinflußt. Es ist wahr und gilt immer, daß der Mittelpunkt des Kultes nicht mehr in den Riten und alten Opfern liegt, sondern in Christus selbst, in seiner Person, in seinem Leben, in seinem Paschageheimnis.

Und dennoch darf aus dieser Neuheit nicht geschlossen werden, daß es das Heilige nicht mehr gebe, sondern daß es seine Erfüllung in Jesus Christus gefunden hat, der menschgewordenen göttlichen Liebe. Der Brief an die Hebräer, den wir heute abend in der zweiten Lesung gehört haben, spricht gerade von der Neuheit des Priestertums Christi, »Hoherpriester der künftigen Güter« (Hebr 9,11), doch er sagt nicht, daß das Priestertum zu Ende sei. Christus ist »der Mittler eines neuen Bundes« (Hebr 9,15), der mit seinem Blut in Kraft gesetzt worden ist, das »unser Gewissen von toten Werken« (Hebr 9,14) reinigt. Er hat das Heilige nicht abgeschafft, sondern es zur Vollendung gebracht und einen neuen Kult eröffnet, der zwar gänzlich geistlich ist, sich jedoch solange wie wir in der Zeit unterwegs sind, noch der Zeichen und Riten bedient, die nur am Ende vergehen werden, im himmlischen Jerusalem, wo es keinen Tempel mehr geben wird (vgl. Offb 21,22). Durch Christus ist die Sakralität wahrer, inniger und – wie dies bei den Geboten geschieht – auch anspruchsvoller! Die Beachtung der Riten reicht nicht, sondern es wird die Reinigung des Herzens und die Einbeziehung des Lebens gefordert.

Ich möchte auch unterstreichen, daß das Sakrale eine erzieherische Funktion hat, und sein Verschwinden verarmt unvermeidlich die Kultur, besonders die Formung der neuen Generationen. Würde zum Beispiel im Namen eines säkularisierten Glaubens, der nicht mehr der heiligen Zeichen bedarf, diese Fronleichnamsprozession durch die Stadt abgeschafft werden, so hätte dies zur Folge, daß das geistliche Profil Roms »verflacht« wäre, und unser persönliches und gemeinschaftliches Bewußtsein würde dadurch geschwächt werden.

Oder denken wir an eine Mutter oder einen Vater, die im Namen eines entsakralisierten Glaubens ihren Kindern jegliche religiöse Ritualität wegnähmen: in Wirklichkeit ließen sie schließlich den vielen in der Konsumgesellschaft gegenwärtigen Ersatzmitteln freies Feld, anderen Riten und anderen Zeichen, die leicht zu Götzenbildern werden können. Gott, unser Vater, handelte nicht so mit der Menschheit: er hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, um abzuschaffen, sondern um auch das Heilige zu seiner Vollendung zu bringen. Auf dem Höhepunkt dieser Sendung, beim Letzten Abendmahl, stiftete Jesus das Sakrament seines Leibes und seines Blutes, das Gedächtnis seines Paschaopfers. Indem er dies tat, setzte er sich selbst an die Stelle der alten Opfer, doch er tat dies innerhalb eines Ritus und gebot den Aposteln, diesen als höchstes Zeichen des wahren Heiligen, das er selbst ist, fortzuführen. In diesem Glauben, liebe Brüder und Schwestern, feiern wir heute und alle Tage das eucharistische Geheimnis und beten es als Mittelpunkt unseres Lebens und Herz der Welt an. Amen.

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Fronleichnam 2012, Predigt von Papst Benedikt: er ruft zu mehr Wertschätzung der eucharistischen Frömmigkeit auf



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Lesermeinungen

  16. Juni 2017 
 

Schwächung des persönlichen und gemeinschaftliches Bewußtsein der Kirche

Der Nachfolger von Papst Benedikt hat diesen Akt der Abschaffung der eucharistischen Prozession am Hochfest des Leibes und Blutes Christi in Rom fünf Jahre nach dieser Predigt vollzogen.

Untrüglich Zeichen eines säkularisierten Glaubens.


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