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‘Im Zeugnis der Kirche lebt das Zeugnis der Apostel fort’

17. April 2017 in Deutschland, 1 Lesermeinung
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«Das gibt unserem Leben mitsamt seinem Kreuz und Leid einen ungeheuren Tiefgang und Sinn.» Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki - Predigt in der Osternacht im Hohen Dom zu Köln.


Köln (kath.net/ pek)
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
dies ist die Nacht der Nächte! Die Nacht, die erhellt ist vom Licht des auferstandenen Herrn. „O wahrhaft selige Nacht!“, so hat am Beginn unserer Osternachtfeier der Diakon im Exultet, einem Hymnus des 4. Jahrhunderts, gesungen. Himmel und Erde werden da aufgerufen, Gott zu preisen, ihm Lob zu singen, ihm, der seinen Sohn nicht im Tode beließ. Himmel und Erde sind aufgerufen, Christus zu preisen, den Sieger über Sünde und Tod, den Herrn über Zeit und Ewigkeit, den Herrn auch unserer Zeit, Alpha und Omega der Menschheitsgeschichte.

So steht es auf der Osterkerze, die wir am Osterfeuer entzündet und dann feierlich in unseren dunklen Dom getragen haben. Ein Hauch frühchristlicher Jahrhunderte durchweht diese Nacht. Damals lebten die kleinen christlichen Gemeinden in der Verfolgung, in der Nacht der Rechtlosigkeit.

Damals war für sie die Osternacht eine machtvolle Ermutigung. Damals war die Osterkerze das strahlende Zeichen des Sieges Christi über die Finsternis der Angst und der Bedrängnis: „Lumen Christi - Licht Christi!“ Von Anfang an blieben die Christen in dieser Nacht zusammen. Sie hörten die Lesungen aus der heiligen Schrift, beteten und sangen voll Freude und feierten die Eucharistie, die große Danksagung Gottes. Lange Zeit glaubten sie, dass der Herr in der Osternacht wiederkommen werde, um die Seinen heimzuführen in sein Reich.

Diese Nacht war und ist noch immer von ihren Ursprüngen her die Nacht, in der den Katechumenen das Sakrament der Taufe gespendet wird und sie so ganz Christus verbunden und der Kirche einverleibt werden. Unerschöpflich ist ihr Reichtum an Symbolen, an Liedern, Lesungen und Gebeten, die das Licht des Lebens, das Licht der Erlösung preisen.

Alles nur Erinnerung? Alles Nostalgie? Alles nur Illusion? Verdrängung der harten Realität?
Solche Fragen, liebe Schwestern, liebe Brüder, sind nicht neu. Schon in frühchristlicher Zeit wurden sie gegen die Botschaft von der Auferstehung vorgebracht. Wahrscheinlich haben solche Fragen schon die Jünger Jesu bedrängt. Der Tod Jesu hatte sie ja völlig verstört und verängstigt zurückgelassen. Ihre Hoffnungen auf ein irdisches Reich des Messias waren dadurch zunichtegemacht. Sie konnten damit nicht umgehen! Wurden nicht fertig damit! Deshalb verkrochen sie sich in die dunkelsten Winkel ihrer Verzweiflung und Angst. Und als sie hören, Jesus sei auferstanden von den Toten, da geraten sie nicht in Verzückung. Da jubeln sie nicht laut und begeistert. Nein, sie reagieren bestürzt, ratlos. Geschwätz nennen sie, was die Frauen ihnen erzählen, die am Grabe waren. (vgl. Lk 24,11).


Doch dann, dann geschieht etwas, was sie vollkommen verwandelt, etwas, was sie mit ungeheurer Freude erfüllt: Sie begegnen dem Herrn. Der Engel hatte zuerst den Frauen am Grab verkündet, dass Jesus auferstanden sei. Und der kommt ihnen dann plötzlich entgegen, lässt sich von ihnen sogar berühren und fordert sie auf, zu seinen Brüdern zu gehen, um denen zu sagen, sie sollen nach Galiläa kommen, damit sie ihn dort sehen. Das alles ist so unfassbar: Jesus, den sie ans Kreuz geschlagen haben, er lebt! Er ist von den Toten auferstanden! Der Auferstandene zeigt sich ihnen, macht sich offenbar, sichtbar, berührbar, in einer für sie bis dahin unbekannten, überwältigenden Weise.

Das, liebe Schwestern, liebe Brüder, sind alles keine Wunschträume, die diese Frauen und Fischer auf einmal allesamt erfassen. Sie kommen doch alle aus eher einfachen Verhältnissen, ohne große Bildung, Menschen, die mit beiden Beinen auf dem Boden stehen und ihr ganzes Leben bisher immer mit den harten Realitäten des Alltags zu kämpfen hatten. Aber die Begegnung mit dem Auferstandenen, die hat sie tief getroffen, so tief, dass dadurch ihr ganzes Dasein verwandelt und neugestaltet wird. Von nun an war Ostern, die Auferstehung Jesu oder, noch genauer, der auferstandene Herr die Mitte ihres Lebens und damit auch die Mitte ihrer Sendung und Verkündigung.

Ist auch uns eine solche Begegnung mit dem Auferstandenen möglich?
Ja! Sie ist möglich! Durch die Kirche ist sie möglich, die uns die Botschaft von seiner Auferstehung verkündet. Sie bezeugt uns in seinem Namen: Er ist wahrhaft auferstanden. Im Zeugnis der Kirche lebt das Zeugnis der Apostel fort, das für uns das Zeichen ist, in dem uns der Auferstandene heute begegnet. Im Zeugnis der Kirche werden wir des Auferstandenen inne. Indem wir mit glaubendem Herzen dieses Zeugnis annehmen, erfahren wir nicht nur von seiner Auferstehung von vor mehr als 2000 Jahren. Nein, es geschieht viel mehr: Er nimmt auch uns in seine Lebensgemeinschaft auf.

Er lässt uns teilhaben an seinem österlichen Leben, so dass er auch in uns zu leben beginnt. Er wird zur Mitte unseres Lebens, zum Leben unseres Lebens, so dass wir – wie Paulus, nachdem er dem Auferstandenen begegnet war – sagen dürfen: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2,20). Ihm zu gehören und teilzuhaben am neuen, göttlichen Leben, das Christus an Ostern vom Vater empfängt, ist das Schönste und Größte, was es für uns gibt.

Dieses Geschenk der Liebe Gottes stellt uns aber auch vor eine große Aufgabe. Denn wir alle sollen Zeugen seiner Auferstehung sein. Unsere Welt braucht nichts nötiger als dieses Zeugnis, da sie so sehr vom Tod gezeichnet ist und von dem, was zum Tod führt. Immer noch werden Menschen, ja Völker ans Kreuz geschlagen, auch wenn dieses Kreuz heute eine andere Gestalt hat als damals auf Golgota.

Denken wir an die Menschen in Syrien, in Afghanistan, im Nordirak, im Jemen, im Südsudan, in Nigeria, an die Tausenden, die an den Küsten Afrikas warten, um über das Mittelmeer nach Europa zu fliehen. MOAS, die von uns unterstützte Such- und Rettungsmission für Flüchtlinge im Mittelmeer hat allein in den ersten 10 Tagen des April 600 Menschen vor dem Ertrinken errettet. Denken wir an die, die um ihres Glaubens und Bekenntnisses zu Christus verfolgt und getötet werden.

In dieser österlichen Nacht gilt unser Gebet, unser Mitleiden und Mitempfinden besonders unseren Schwestern und Brüdern aus der koptischen Kirche, die bei dem fürchterlichen Anschlag am Palmsonntag während des Gottesdienstes ihr Leben verloren haben. Denken wir an die, die unheilbar erkrankt sind und die wissen, dass sie sterben müssen.

Gegen den Tod ist kein Kraut gewachsen, sagen wir. Doch! Es ist eines gewachsen! Denn seit dieser Nacht triumphiert der Auferstandene über den Tod, und in ihm werden alle triumphieren, die zu ihm gehören und teilhaben an seiner Auferstehung. Das gibt unserem Leben mitsamt seinem Kreuz und Leid einen ungeheuren Tiefgang und Sinn. Es eröffnet uns den Weg in ein unbegreiflich glückliches Leben bei Gott – auf ewig. Dieses Zeugnis haben wir vor aller Welt abzulegen, auf dass allen die Wahrheit dieser Nacht bekannt wird: Christus ist von den Toten erstanden, und wir werden mit ihm auferstehen. Leben wir daher unser Leben in der Gemeinschaft mit dem Herrn, auf dass so durch unser Zeugnis unsere vom Tod gezeichnete Welt erfährt: Der Herr ist auferstanden.
Ja, er ist wahrhaft auferstanden.
Amen


Kardinal Woelki feiert im Kölner Dom die Osternacht 2017 - In voller Länge



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Lesermeinungen

 Chris2 18. April 2017 
 

Was ich nicht verstehe,

dass ein Bischof wie Kardinal Woelki, der einen so tiefen Glauben hat (danke an ihn und kath.net für die beiden wunderbaren Predigten), nicht versteht, dass niemandem gedient ist, wenn wir hunderttausende gesunde junge Männer aus fremden Kulturkreisen aufnehmen, während Frauen, Kinder, Alte, hungernde und Verletzte schutzlos zurückbleiben. Absurd wird es spätestens dann, wenn man dafür sogar die Hilfsgelder vor Ort kürzt. Und ob wir auf dem Mittelmeer den Schleppern auch noch die Arbeit abnehmen müssen, ist ohnehin fraglich. Nur eine konsequente Hilfe vor Ort destabilisiert weder die Herkunftsländer noch unser Land immer mehr. Denn wer wird noch helfen können, wenn D einmal banlieuisiert ist...


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