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Ein ganz und gar österlicher Mensch

15. April 2017 in Weltkirche, keine Lesermeinung
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Michael Hesemann zum 90. Geburtstag von Papst Benedikt XVI.


Berlin (kath.net)
Es war Karsamstag und bitterkalt, als Joseph Alois Ratzinger am 16. April 1927 in Marktl am Inn geboren wurde. Es ist Ostersonntag, wenn er am 16. April 2017 in Rom seinen Geburtstag feiert und das 9. Jahrzehnt seines reichen Lebens vollendet. Der eine Tag ist der stillste, kontemplativste des Kirchenjahres, der andere sein höchstes, freudvollstes Fest.

Das ist mehr als ein Zufall. Das Spannungsfeld zwischen Karsamstag und Ostersonntag ist das Symbol schlechthin für das Leben dieses so außergewöhnlichen Menschen. Eines Mannes schließlich, der im Jahrhundert der größten Gottesferne das Licht des Auferstandenen immer intensiver in seinem Herzen spürte, der in immer klareren Konturen den Herrn erkannte und ihm zueilte, bis er die Wahrheit des leeren Grabes zur Botschaft seines Lebens machte und damit zum Nachfolger Petri wurde.

Selbst sein Geburtsort zeugte von einem solchen Spannungsfeld: Marktl liegt praktisch auf halber Strecke zwischen Braunau am Inn, dem Geburtsort des Gottesfeindes Adolf Hitler, und Altötting, dem Heiligtum der Gottesmutter, die stets das Böse besiegt. In seinem Geburtsjahr jährten sich die Marienerscheinungen von Fatima zum zehnten Mal, doch nur zwölf Jahre sollte es bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges dauern.

Und über seiner ganzen Kindheit, von der Einschulung bis zum Kriegsabitur, lag der Schatten des teuflischen Nationalsozialismus, vor dem ihm nur das konsequent katholische und antinazistische Elternhaus bewahrte und dem es doch nicht gelang, das Licht des bayerischen Katholizismus in seiner barocken Schönheit zum Erlöschen zu bringen. Dieses Licht entzündete schon früh in Joseph Ratzinger die Liebe zur Kirche und das nicht zu bändigende Verlangen, trotz aller Schwierigkeiten und dem Zeitgeist zuwider Priester werden zu wollen – zu einem Zeitpunkt, als dies die sichere Garantie dafür war, bestenfalls verspottet, sicher diskriminiert und wahrscheinlich sogar eines Tages verfolgt zu werden.


Weder die Schrecken des Krieges noch die Nachkriegsjahre mit ihrem Wirtschaftswunder und dem Nachholbedarf an Konsum konnten ihn von diesem „geraden Weg“ – der ihm schon im Elternhaus gewiesen wurde, sein Vater las die gleichnamige, katholische Zeitung des Märtyrerjournalisten Fritz Michael Gerlich - abbringen. So wurde er Priester und Mahner wider den Zeitgeist, vor allem aber Theologe, wohl der größte unserer Zeit, um der Lüge vom Tode Gottes die Wahrheit des leeren Grabes entgegenzusetzen.

So wurde die Geburt am Karsamstag zum Omen seines Lebens. Schließlich entspricht kein anderer Tag im Kirchenjahr so sehr dem Wesen des Theologen. Es ist der große Tag der Contemplatio, der Stille, des Innehaltens, des Betrachtens, des zu verstehen Versuchens – wie die Jünger des Herrn, von denen Johannes (20,9) schreibt: „Noch hatten sie die Schrift nicht verstanden, dass er von den Toten auferstehen musste.“ Als Historiker mag ich mich jetzt auf glattes Parkett begeben, aber ich wage zu behaupten: Dieser Versuch, das Geschehen von Golgota zu begreifen, war die eigentliche Geburtsstunde der Theologie.

War Gott tot? Hatte Er sie ein für alle Male verlassen? Waren sie vielleicht sogar einer Illusion, einem Irrtum gefolgt, hatten sie zu viel erwartet von diesem Jesus von Nazareth, auf den sich all ihre Hoffnung fokussiert hatte und dessen geschundener Leichnam jetzt in der tiefen Finsternis einer Grabhöhle lag? All diese Gedanken haben wohl die Jünger Jesu, die vor den Schrecken des Karfreitags geflohen waren, an diesem ersten Karsamstag, dem 8. April des Jahres 30 n.Chr., bewegt, ja verwirrt und doch nahmen sie nicht völlig von ihnen Besitz.

Etwas tief in ihrem Herzen muss ihnen Hoffnung geschenkt haben, sonst hätten sie nicht in Jerusalem ausgeharrt, hätten die Frauen sie am Ostermorgen nicht in ihrem Versteck gefunden, wären gleich als scheinbar Gescheiterte in ihre Heimat, nach Galiläa, zurückgekehrt. Ein schwacher Schimmer vom Licht des Ostermorgens, so kann man vermuten, schien bereits in ihre Herzen und vertrieb die tiefste Finsternis der Trauer und Gottverlassenheit.

Doch ist dieser Karsamstag nicht die perfekte Metapher für unsere Gegenwart? Für eine Zeit, in der wir leben, als ob Gott tot wäre, als habe noch kein Engel die Osterbotschaft verkündet? Die immer leerer werdenden Kirchen, der allmählich verdunstende Glaube sind dafür beredte Zeugen.

Regierungen, die sich bemühen, alle Zeichen der Identität unserer abendländisch-christlichen Kultur im Dienste einer falsch verstandenen Toleranz und Rücksichtnahme aus dem öffentlichen Leben zu verbannen, die gleichzeitig Ideologien wie „Gender“ propagieren, die diametral zum christlichen Menschenbild stehen, das Gräuel des millionenfachen Mordes an Ungeborenen, den Bruch des Naturrechts und die antichristliche Homo-„Ehe“ legitimieren, lassen erahnen, welch tiefe Finsternis über Europa aufgezogen ist. Bischöfe, die beim Besuch der heiligen Stätten in Jerusalem prophylaktisch das Kreuz verstecken, wiederholen die dreifache Leugnung des Petrus, jetzt aber ohne die Tränen der Reue.

Eine Theologie schließlich, die sich historisch-kritisch nennt, stattdessen aber ideologisch negiert, verneint die Wunderkraft und Göttlichkeit des Erlösers und wird zur Abbruchbirne des Glaubens, dessen Lauheit die Krise der Kirche gebiert. Und doch ist weder Polen noch Europa und schon gar nicht das katholische Bayern verloren, wie uns Papst Benedikt ausgerechnet in seiner wunderbaren Kontemplation über das Turiner Grabtuch aus dem Jahre 2010 versichert: „Dies ist das Geheimnis des Karsamstags: Genau von dort, in der Dunkelheit des Todes des Sohnes Gottes, kommt das Licht einer neuen Hoffnung, das Licht der Auferstehung.“

In dieser grandiosen Metapher also für unsere zweifelnde, irrende, suchende Zeit wurde er geboren, um selbst etwas vom Licht dieser neuen Hoffnung zu verkünden in seinem einzigartigen theologischen Lebenswerk. Allen voran tat er dies mit seiner Spätwerk-Trilogie „Jesus von Nazareth“, mit der er der „Theologie des Karsamstages“, der Zweifel und des Suchens, eine wahre „Theologie des Ostermorgens“, der Glaubensgewissheit im Licht der Wahrheit, entgegensetzt. War die historisch-kritische Exegese eine Sklavin der Naturwissenschaften und ihres materialistischen Menschenbildes, wurde die Theologie mit Joseph Ratzinger wieder zur Königin der Wissenschaften, denn der Wissenschaftler sucht noch nach der Wahrheit, während der (ratzingerianische) Theologe längst ihr Mitarbeiter, ihr Cooperator, geworden ist.

Am Ostersonntag, dem Tag der Erfüllung des göttlichen Versprechens, als Er den Sieg über den Tod verkündete, wird Joseph Ratzinger als Papst Benedikt XVI. also 90 und blickt der eigenen Vollendung entgegen. Es ist, als würde die Handschrift der göttlichen Vorsehung uns darin sein wahres Wesen erkennen lassen: das eines durch und durch österlichen Menschen, der Seiner Kirche wieder Mut und Hoffnung geschenkt hat und immer noch schenkt!

Und mit dem wir, voll Freude am Glauben und Zuversicht, wieder den alten Ostergruß der Kirche durch die Welt schallen lassen können: Christus ist auferstanden, er ist wahrhaft auferstanden! Als Papst hat er die Weltkirche Ihm entgegengeführt, als betender Emeritus steht er Ihm täglich gegenüber. Ad multos annos, Heiliger Vater, auf dass das Licht der Wahrheit nie verlöscht!

Michael Hesemann, Autor und Historiker, begleitete Papst Benedikt XVI. auf den wichtigsten Stationen seines Pontifikats. Gemeinsam mit Papstbruder Georg Ratzinger verfasste er 2011 den Weltbestseller „Mein Bruder, der Papst“, außerdem (mit Yuliya Tkachova) 2005 „Benedetto“. 2011 gab er „Der Papst in Deutschland“ heraus, 2013 würdigte er das Ratzinger-Pontifikat ausgiebig in der Doppelbiografie „Papst Franziskus. Das Erbe Benedikts XVI. und die Zukunft der Kirche.“


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