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Die Pseudo-Heilsversprechen der Fitnessindustrie

10. März 2017 in Kommentar, 3 Lesermeinungen
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Unsere Vorfahren retteten ihre Seele, wir retten unsere Figur - Jeden Freitag auf kath.net BeneDicta, diesmal mit Isabella Gräfin von Kageneck


Linz (kath.net)
„Fit und gesund durch Fasten“, „Vom Übergewicht zum Normalgewicht“, „Intermittierendes Fasten – Körperfett verlieren & Muskeln aufbauen“, das sind ein paar der ersten Einträge, die mir bei Google begegnen, wenn ich das Wort „Fasten“ eingebe. Nebenbei bemerkt ist es übrigens teilweise sehr erkenntnisreich, heutzutage einmal ein paar ehemals religiös behaftete Begriffe bei Google einzugeben, um zu sehen, welche Bedeutungsveränderung sie erfahren haben. Fasten steht in unserer Fitnessgesellschaft hoch im Kurs.

„Hurra“, könnte da vielleicht mancher Christ in erster überschwänglicher Begeisterung denken, „da haben wir doch endlich eine Brücke, die wir wunderbar schlagen können, um vielleicht Herz und Verstand der Menschen auch für unsere Botschaft zu erreichen!“ Das Problem ist nur, dass wir von einem komplett unterschiedlichen Fasten ausgehen und wir es bei der so genannten Fitnessindustrie mit einer Pseudo-Religion und mit einem Pseudo-Heilsversprechen zu tun haben. Fitnessstudios sind die neuen „Kirchen“ und wenn der Fitness-Kult-Jünger ein schlechtes Gewissen hat, geht er nicht in den Beichtstuhl, sondern auf den Crosstrainer.

Was tun die Menschen heutzutage nicht alles für ihren vergänglichen Körper? Es werden strenge (teils sogar gefährlich ungesunde) Diäten, härtestes Fitnesstraining absolviert und falls das alles immer noch nicht die gewünschten Ergebnisse bringt, gibt es zur äußersten Not dann eben den Chirurgen. Es ist mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass schon bei Teenagern die Anzahl von Schönheitsoperationen steigt. Schön und schlank sein um jeden Preis. Die Fitnessindustrie kennt dabei kein Erbarmen: Bist du nach einer gewissen Zeit eben doch nicht auf Size Zero geschrumpft, dann liegt es an dir. Dann hast du nicht genügend Disziplin gehabt. Keinen Biss eben. Diese Industrie kennt nur Size Zero oder Versager. In Wahrheit haben nicht die armen Geschundenen versagt, sondern diese Pseudo-Heilsversprechen sind schlicht und ergreifend eine Lüge.


Und wer jetzt meint, das beträfe nur Frauen, der irrt. Der Fitness- und Schönheitswahn hat längst auch das männliche Geschlecht für sich gewinnen können. Die „Fitmanie“ macht sich dabei ganz bewusst unser Sehnen und Streben nach Perfektion zunutze. Es soll uns suggeriert werden, dass der eigene Körper eine beliebig unformbare Materie sei, den ich am Ende durch harte Arbeit neugestalten, ja neuschöpfen kann.

Die menschliche Hybris begegnet uns wirklich in so vielen Bereichen und setzt dabei immer neue Masken auf. Statt unsere Vielfältigkeit als gottgewollt zu akzeptieren und sich daran zu erfreuen, dass eben jeder einzelne Mensch nicht nur einzigartig ist, sondern auch einzigartig aussieht, einen einzigartigen Körper hat, werden wir angespornt unsere Körper so zu trimmen, dass wir aussehen, als stammten wir aus dem gleichen Klonlabor. Aber nein, aus einem Kaltblut wird nur sehr schwer ein Vollblut-Pferd werden und das ist auch gut so.

Mit Grauen erinnere ich mich daran, wie ich einmal einen Klassenraum einer 9. Klasse betrat und gerade zwei meiner Schülerinnen, beide bildhübsch und eh schon so schlank, dass ich mich fragte, wo ihre Organe überhaupt noch Platz haben, mit einem Maßband ihren Bauchumfang gemessen haben. Beinahe in jeder Klasse habe ich Fälle von Essstörungen erlebt. Wir trainieren bereits leider sehr erfolgreich eine ganze Generation dazu heran, sich ausschließlich über Äußerlichkeiten zu definieren und sich einem völlig willkürlichen Schönheitsideal zu unterwerfen.

Liebe Damen, wieso haben Frauen der Urgroßeltern- bzw. Großelterngeneration eigentlich das Ablegen des Korsetts so sehr gefeiert? Was ist denn unsere heutige Realität? Heute hungern wir uns in unsichtbare Korsetts. Dem feind kann das alles nur recht sein. Denn nicht zuletzt verschlingt dieser ganze Körperkult so viel Energie und Zeit, dass uns fast keine Zeit zu irgendetwas Anderem bleibt, geschweige denn für Gott. Doch auch hier finden wir Heilung in und bei Gott: „Du bist als mein Ebenbild geschaffen“ (Gen 1,27). Das sagt er über uns. Was kann uns schöner machen als unsere Ebenbildlichkeit? Was kann uns schöner machen, als uns von Ihm geliebt zu wissen? Sicher, jeder von uns hadert vielleicht mit bestimmten Körperpartien. Wenn Sie vielleicht das nächste Mal denken, dies oder jenes könnte doch schöner sein...dann denken Sie daran, was Er über Sie sagt: „Ich habe dich wunderbar geschaffen“ (Psalm 139,14). Gott möchte nicht, dass wir ständig in Selbstzweifel versinken oder uns vielleicht sogar minderwertig fühlen, weil wir den willkürlichen Schönheitsstandards vermeintlich nicht entsprechen. Die Fitness-Kult-Industrie rechtfertigt sich immer, doch nur im Namen der Gesundheit zu handeln. Doch selbst Gesundheit ist nicht alles im Leben. Denn das würde ja konsequent zu Ende gedacht bedeuten, dass alle Menschen, die z. B. chronisch krank sind, außerhalb dieser Gesellschaft stünden bzw. keine Aussicht mehr auf ein dennoch erfülltes Leben haben könnten. Mein Heimatpfarrer sagt dazu immer augenzwinkernd: „Ich muss nicht gesund sterben!“

Natürlich, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, ist Sport gesund, eine ausgeglichene Ernährung ebenfalls und ab und an ggf. mal auf etwas zu verzichten, wird sicher nicht schaden und kann sogar gut sein. Es geht mir vielmehr um die Extreme, die leider zugenommen haben. Wenn ich manchmal im Fitnessstudio die Menschen beobachte, wie sie sich abrackern und sich bemühen, teilweise bis zur Erschöpfung, frage ich mich immer, ob sie auch bereit sind, so für ihr inneres Leben, für die Gesunderhaltung ihrer Seele zu arbeiten? Natürlich gibt auch Paulus Hinweise, dass man seinen Leib züchtigen soll, aber nie gegen den Leib als solchen gerichtet und vor allem geht es Paulus nicht um den Zweck selbst, sondern um ein Sich-Frei-Machen f ü r etwas, nämlich für Christus. Wie gut und tröstlich zu wissen, dass Christus seine Heilsversprechen am Ende alle einlösen wird.

Der Bestseller-Autor und Psychiater Manfred Lütz bringt es auf den Punkt: „Unsere Vorfahren bauten Kathedralen, wir bauen Kliniken. Unsere Vorfahren retteten ihre Seele, wir retten unsere Figur. Keine Frage: Wir haben eine neue Religion – die Gesundheit. Wir kasteien uns mit Diät- und Fitnessterror und vergessen darüber fast alles, was das Leben ausmacht.“

Jeden Freitag kommentieren auf kath.net in der Reihe BeneDicta Gudrun Trausmuth, Inka Hammond, Isabella von Kageneck, Petra Knapp und Linda Noé wichtige Themen über Gott, die Welt und alles, was die Herzen noch so bewegt.


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Lesermeinungen

 j@cobus 11. März 2017 
 

Ersatzreligion

Dass die Gesundheit eine Ersatzreligion ist, ist längst seit Jahrzehnten bekannt. Die Fitnesscenter gibt es seit mehr als 30 Jahren. Und wenn ich jemanden frage, was das Wichtigste im Leben ist: die Gesundheit ist häufigste Antwort.


0
 
 Gandalf 10. März 2017 

Wunderbar geschrieben!


4
 
 Montfort 10. März 2017 

Volltreffer, danke! – "WIR HABEN DEN TEMPEL. DU BRINGST DIE OPFER."

Das ist einer der Slogans eines Fitness-Centers (!) in Zeiten, da die Kirchen sich schon lange nicht mehr trauen, von Opfern zu sprechen - weder vom Opfer Christi, noch vom Messopfer, noch vom christlichen Opfer, in dem der Mensch mitwirken darf am Wirksamwerden der von Christus gewirkten Erlösung.


6
 

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