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'Wo Leib und Leben gefährdet, gibt es keine Political Correctness'

2. Februar 2017 in Weltkirche, keine Lesermeinung
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Veranstaltung von „Kirche in Not“ zur Lage christlicher Flüchtlinge im Irak und in Deutschland – Lutherischer Pfr. Martens: Muslimische Flüchtlingen über die Religionsfreiheit und die Gleichberechtigung von Mann und Frau in Deutschland aufklären


Köln (kath.net/KIN) „Die christlichen Flüchtlinge im Irak haben kein Vertrauen in die Zukunft, weil die Regierung nichts für sie getan hat. Die Kirche dagegen hilft den Christen, damit sie im Land bleiben und ein Leben in Würde führen können.“ Dies betonte der chaldäische Erzbischof Bashar Warda aus dem nordirakischen Erbil bei einer Veranstaltung des deutschen Zweigs der päpstlichen Stiftung „Kirche in Not“ am Samstag in Köln. Das Hilfswerk erinnerte dabei an den 14. Todestag seines Gründers Pater Werenfried van Straaten.

Warda führte aus, dass laut einer aktuellen Umfrage zwar 50 Prozent der irakischen Binnenflüchtlinge zurück in ihre Heimat wollten, aber eine Rückkehr der Extremisten fürchteten. In den rückeroberten Ortschaften habe man in den Kirchen zahlreiche christenfeindliche Schmierereien gefunden. „Man kann den Hass gegenüber den Christen buchstäblich fühlen“, betonte der Erzbischof vor etwa 400 Zuhörern im Kölner Maternushaus.

Warda berichtete auch von den enormen Anstrengungen, die seine Diözese in den vergangenen Jahren unternommen hat: Nach der Eroberung der Stadt Mossul und der Ninive-Ebene durch den „Islamischen Staat“ (IS) im August 2014 mussten tausende Christen nach Erbil, der Hauptstadt des kurdischen Teiles des Irak, fliehen. An einem einzigen Tag seien innerhalb von zwei Stunden 750 Familien in seinem Bischofshaus in Erbil angekommen. In den folgenden Wochen musste das Erzbistum 26 Lager für Flüchtlinge errichten. Priester, Ordensschwestern und insbesondere junge Menschen engagierten sich. „Innerhalb von zwei Monaten konnte eine Datenbank erstellt werden, so dass wir nach kurzer Zeit wussten, wer bei uns ist“, sagte der Erzbischof. Von den 1,2 Millionen Christen zu Anfang des Jahrtausends seien heute nur noch etwa 300 000 im Irak verblieben.

„,Kirche in Not' macht es möglich, dass wir überhaupt noch über Christen im Irak sprechen können“, sagte Warda. Knapp die Hälfte der Hilfsgelder für das Erzbistum Erbil stammen von den Wohltätern des Hilfswerks. Auch acht Schulen konnten so errichtet werden. Alle Flüchtlingskinder besuchten nun eine Schule; jeden Freitag gebe es Katechismusunterricht, sagte Warda. Da viele Muslime die hohe Qualität von Bildung und Erziehung in den christlichen Schulen schätzen, liege der Anteil der Muslime in den Schulen bei 40 Prozent. Trotz der Unsicherheit und der leidvollen Erfahrungen seien die Christen im Irak dankbar, dass sie am Leben seien. Die Hilfe aus dem Ausland zeige ihnen, dass sie nicht vergessen sind.


Von dieser Dankbarkeit berichtete auch die Geschäftsführerin von „Kirche in Not“ Deutschland, Karin Maria Fenbert. Sie war vor wenigen Wochen im syrischen Aleppo und schilderte ihre Eindrücke. „Der Ostteil der Stadt ist eine Trümmerwüste, während im Westteil fast schon wieder normales Leben herrscht.“ Dennoch sei die Not der Bevölkerung enorm; viele seien um Haaresbreite den IS-Schergen entkommen. Sie habe viele Bischöfe, Priester und Ordensleute getroffen, die Enormes leisteten. „Kirche in Not“ helfe mit Nahrungsmittelpaketen, Medikamenten- und Kleiderspenden, finanziere Wohnraum für Familien oder unterstütze Projekte zur Stromversorgung. „In Syrien wie im Irak werden auch in Zukunft ein besonderer Schwerpunkt unserer Arbeit liegen“, betonte Fenbert.

Ein weiteres Podiumsgespräch beschäftigte sich mit der Situation christlicher Flüchtlinge in Deutschland. „Geht und sucht Christen! Ladet sie zu Gottesdiensten ein! Zeigt ihnen, dass sie dazugehören!“, rief der Flüchtlingsseelsorger des Bistums Eichstätt, Archimandrit Dr. Andreas Thiermeyer, die vielen Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe auf. Er war im Jahr 2014 einer der ersten Flüchtlingsseelsorger in einer deutschen Diözese. Thiermeyer versteht sich als „Anwalt der Flüchtlinge“, denn er hilft Strukturen für die Flüchtlingshilfe in Pfarreien und die Vernetzung untereinander aufzubauen. Mittlerweile sei hier viel geschehen, auch wenn die deutschen Diözesen noch sehr unterschiedlich aufgestellt seien, so Thiermeyer.

Auch Pfarrer Dr. Gottfried Martens von der evangelisch-lutherischen Dreieinigkeitsgemeinde Berlin-Steglitz wandte sich an die vielen ehrenamtlichen Helfer. Er appellierte, dass sie vor allem muslimischen Flüchtlingen klarmachen müssten, dass in Deutschland Religionsfreiheit herrsche und dass Männer und Frauen gleichberechtigt seien. „Diese Grundsätze sind bei uns einzufordern“, stellte Martens klar. Seine Pfarrgemeinde ist zu einer Anlaufstelle für viele Flüchtlinge der Hauptstadt geworden; er hat mittlerweile rund 1000 muslimische Konvertiten auf dem Weg zur Taufe begleitet. „Das ist ein Wunder des Heiligen Geistes“, sagte Martens und hob hervor, wie sehr sich gerade viele Muslime von der Bilderwelt und der Liturgie des Christentums angesprochen fühlen.

Bundesweite Aufmerksamkeit erregte Martens, als er auf die Attacken und Belästigungen von Muslimen in Flüchtlingsunterkünften aufmerksam machte. „Ich habe erlebt, dass ein Flüchtling nach dem Gottesdienst mit einer Osterkerze zurück in der Unterkunft kam und daraufhin geschlagen wurde“, sagte Materns. Auch würden Christen von muslimischen Mitbewohnern mitunter daran gehindert, die Gemeinschaftsküche zu benutzen, da sie ihnen als unrein gelten.

Auch Thiermeyer kennt aus seinem Wirkungsbereich ähnliche Erfahrungen. „Manche Flüchtlinge geben sich gar nicht als Christen zu erkennen, weil sie Angst haben.“ Sein Rat an Ehrenamtliche und Helfer sei es, Übergriffe sofort zur Anzeige zu bringen: „Wo Leib und Leben gefährdet sind, gibt es keine Political Correctness.“

Martens kritisierte auch die häufig ungenügend ausgebildeten Entscheider im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, die einerseits kaum noch Erfahrungen mit christlichem Leben hierzulande hätten und sich andererseits auf zum Teil falsche Übersetzungen durch arabische Dolmetscher verlassen müssten. Trotz kirchlicher Bescheinigungen werden viele Christen wieder in den Iran und nach Afghanistan abgeschoben, wo sie aufgrund ihres Glaubens bedroht und verfolgt werden.

Dabei interessieren sich muslimische Flüchtlinge, die nach Deutschland gekommen sind, für den christlichen Glauben. Einige konvertieren sogar zum Christentum oder bitten um einen Segen. „Ich bekomme eine Gänsehaut, wenn ich das Kreuz für den Segen auf den Kopf einer verschleierten Frau lege“, gestand der koptisch-orthodoxe Generalbischof in Deutschland, Bischof Anba Damian. Er betreut eine Flüchtlingsunterkunft in Borgentreich/Ostwestfalen, wo etwa 600 Flüchtlinge untergebracht sind. Auf dem ehemaligen Kasernengelände sind sie in verschiedenen Gebäuden getrennt untergebracht, zum Beispiel Familien oder Frauen und Kinder. Es sei ein „Vorzeigeobjekt auf Bundesebene“, sagte Bischof Anba Damian.

Er hob hervor, dass man bei der Betreuung von muslimischen Taufbewerbern mit Fingerspitzengefühl vorgehen müsse, um keine falschen Hoffnungen auf eine bessere Bleibeperspektive zu wecken. Gleichzeitig betonte er, dass muslimische Geistliche und Gelehrte stärker auf ihre Gläubigen einwirken müssten, was Gewaltfreiheit und Toleranz angeht. Als Beispiel nannte er den Großscheich der Al-Azhar-Universität in Kairo, Mohammad al-Tayebb. „Was er bei seinen Auslandsbesuchen, beispielsweise in Berlin sagt, muss auch in Kairo gelten“, sagte Damian.

Dem Begegnungstag war ein Pontifikalamt im Kölner Dom vorausgegangen, das Weihbischof Dr. Dominikus Schwaderlapp zelebrierte. In seiner Predigt ging er auf den Gedenktag des heiligen Thomas von Aquin ein, der mutmaßlich in Köln die Priesterweihe empfangen hat. Liebe, Lehre und Leben hätten für den „doctor universalis“ zusammengehört. Gleiches gelte auch vom Gründer von „Kirche in Not“, so der Weihbischof: „Pater Werenfried war ein Mensch, auf den das Wort des Apostels Paulus passt: ,Die Liebe Christi drängt uns.´ Und diese Liebe hat ihn mit Leidenschaft auch zur Liebe zu den Mitmenschen geführt – auch zu jenen, die vorher Feinde waren.“

Weitere Informationen:
Kirche in Not Deutschland

Kirche in Not Österreich

Kirche in Not Schweiz

Hl. Messe im Kölner Dom am Gedenktag des Gründers von ´Kirche in Not´, Pater Werenfried van Straaten


Erzbischof Bashar Warda (Zweiter von links) im Gespräch mit Karin Maria Fenbert, Geschäftsführerin von ´Kirche in Not´ Deutschland


Die Teilnehmer des Podiums „Zur Situation christlicher Flüchtlinge in Deutschland“ (von links): Generalbischof Anba Damian, Pfarrer Gottfried Martens


Foto oben © Kirche in Not


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