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Zwei Jahre lang unter der Besatzung des IS

7. Jänner 2017 in Weltkirche, keine Lesermeinung
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Vor zwei Monaten floh Ismail mit seiner Mutter aus Mossul, nachdem die beiden dort zwei Jahre lang den Terror des IS überlebt hatten. Nun erzählen sie uns ihre Geschichte.


Wien/Erbil (kath.net/KIN)
Vor zwei Monaten floh Ismail mit seiner Mutter Jandark Behnam Mansour (55) aus der irakischen Stadt Mossul, nachdem die beiden dort zwei Jahre lang den Terror des IS überlebt hatten. Ismail und Jandark (Foto) leben jetzt in Erbil in der nordirakischen Autonomiezone Kurdistan. Sie erzählen uns ihre Geschichte und werfen einen Blick zurück auf die Zeit unter dem sogenannten Islamischen Staat.

„Meine Mutter und ich wohnten in Bartella, einem der christlichen Dörfer der Ninive-Ebene“, sagt Ismail. „Als wir eines Morgens im August aufwachten, hatte der IS die Stadt eingenommen. Wir versuchten zu fliehen, aber die Dschihadisten raubten uns aus, nahmen uns gefangen und brachten uns nach Mossul. „Ich hatte große Angst“, sagt seine Mutter. Sie ist Witwe. „Sie schrieben unsere Namen auf und wir hatten keine Ahnung, wo wir waren und was mit uns geschehen würde. Wir waren komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Kurz danach erlaubte man uns, nach Bartella zurückzukehren. Aber an einem Kontrollpunkt verlangte man von uns, zum Islam zu konvertieren. Als wir weigerten, schlugen sie uns. Mein Sohn kam ins Gefängnis. Er war erst 14 Jahre alt.“

„Man brachte mich ins Gefängnis von Bartella“, bestätigt Ismail. „An einem Tag wurde direkt vor meinen Augen ein Schiite erschossen. Die Terroristen sagten zu mir: ‚Wenn du nicht zum Islam übertrittst, erschießen wir Dich auch.‘ Also bin ich zum Islam konvertiert. Von da an verheimlichten wir, dass wir Christen sind.“ Ismail wurde freigelassen und für seine Mutter und ihn begann eine wahre Odyssee: von Bartella zogen sie in verschiedene Viertel von Mossul, danach in das kleine Dorf Bazwaya, nur einen Steinwurf von Mossul entfernt. „Wir bekamen vom IS ein Dokument, in dem stand, dass wir Muslime sind“, berichtet Ismail weiter.


„Dadurch konnte ich mich in Mossul draußen auf den Straßen bewegen. Aber dort war man seines Lebens nicht sicher. Einmal wurde ich zusammengeschlagen, weil meine Hose zu lang war.

„Einmal, als ich früh am Morgen mit den Dschihadisten zur Moschee ging, war unser Weg versperrt. Plötzlich wurden wir von Männern in orangefarbenen Overalls überholt. Eine Gruppe von IS-Kindern trieb sie mit vorgehaltener Waffe vor sich her. Die Kinder erschossen die Männer voller Freude.“

„Ein anderes Mal geriet ich in eine Menschenmenge auf der Straße. Da war eine Frau. Sie war an Händen und Füßen gefesselt. Die IS-Terroristen bildeten einen Kreis um sie. Wenn es ihr gelingen würde, aus dem Kreis auszubrechen, würde man sie leben lassen. Aber das war unmöglich, sie war ja gefesselt. Während ihre Angehörigen weinten und um Gnade flehten, bewarfen die Dschihadisten die Frau so lange mit Steinen, bis sie starb.“

„Der IS steckte mich in ein Straflager. Ich musste meine Haare und meinen Bart wachsen lassen. Meine Mutter bekam ein langes Gewand, um sich zu verhüllen. Aber sie durfte nicht auf die Straße gehen. Die IS-Kämpfer wollten, dass ich heirate, damit ich einer von ihnen werde. Ich lehnte ab und sagte, dass ich zu jung bin. Das ließ sie unbeeindruckt, denn sogar dreizehnjährige Jungen waren verheiratet. Die Terroristen wollten, dass ich mich ihnen anschließe. Sie waren davon überzeugt, dass ‚unser Staat alles überlebt‘“.

„Mein Sohn wurde vom IS gezwungen, den Islam zu praktizieren und ich wurde gefoltert, weil ich nichts über den Islam und den Koran wusste“, sagt seine Mutter Jandark.

„Ja, ich schäme mich dafür, dass ich mich zum Islam bekennen musste“, sagt Ismail. „Die IS-Kämpfer haben mich beten lassen“, sagt Ismail. „Sie haben mir einen Gebetsteppich gegeben, auf dem ich zu Allah beten sollte. Männer wurden gezwungen, freitags in der Moschee zu beten. Jeder, der zur Zeit des Freitagsgebets draußen auf der Straße gefunden wurde, wurde zusammengeschlagen. In der Moschee sagte man uns, die Assyrer wären schlecht und dass die Christen nicht dem richtigen Glauben folgten. Meine Mutter hätte zuhause beten sollen, aber sie betete nicht zu Allah.“

„Dann fanden die IS-Kämpfer meine Kette mit dem Kreuz, einem Zeichen, dass ich Christ bin. Die Dschihadisten schlugen mich und ich musste einen Monat lang den Koran studieren. Ich wurde jedes Mal geschlagen, wenn ich ihre Fragen nicht so beantworten konnte, wie sie es von mir verlangten und meine Mutter wurde mit langen Nadeln gestochen, weil sie den Koran nicht studiert hatte.“

Eines Tages hörten wir, dass Karakosch, eine andere vom IS besetzte Stadt der Ninive-Ebene, befreit worden war und dass die Befreiungstruppen die Dschihadisten aus Bartella vertrieben hatten. Kurz danach begannen die Luftangriffe auf Mossul und viele Menschen flohen. Auch der IS floh und in der Eile ließen sie sogar ein paar Waffen zurück. Allerdings nahmen sie auch Menschen mit nach Mossul, darunter meine Mutter und mich. Drei Tage lang waren wir in der Gewalt eines Dschihadisten.“

„Als die Terroristen zu sehr ins Gefecht verwickelt waren, ließen sie uns zurück. Wieder hörten wir, dass die Armee vorrücken würde. Wir fuhren mit dem Taxi an die Front, in Richtung Freiheit. Aber die Dschihadisten hielten uns auf. Später versuchten wir noch einmal zu fliehen und landeten wieder an der Front: IS-Heckenschützen schossen auf uns. Wir suchten Deckung in einem Haus. Nach stundenlangen Kämpfen konnten meine Mutter und ich das Haus verlassen. Wir schwenkten eine weiße Fahne. Die Soldaten der irakischen Befreiungsarmee begrüßten uns. Wir waren frei!“

KIRCHE IN NOT hat die christlichen Flüchtlinge aus Erbil und Bagdad seit Beginn der Krise im August 2014 mit mehr als 23 Millionen Euro unterstützt. Zu den wichtigsten Projekten zählen das Nahrungsmittelhilfsprogramm für die aus Mossul und der Ninive-Ebene vertriebenen Familien, mit dem bis zu 13.000 Familien unterstützt werden, sowie das Wohnungsprogramm für ungefähr 1.800 vertriebene christliche Familien in Kurdistan.

Von Jaco Klamer für KIRCHE IN NOT

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KIRCHE IN NOT ist ein internationales katholisches Hilfswerk. Das Werk leistet weltweit geistliche und materielle Hilfe für Christen,
die wegen ihres Glaubens bedroht oder verfolgt werden.

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