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Das geistliche Bruchtal

9. Dezember 2016 in Kommentar, 3 Lesermeinungen
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Wir können Andere nur entzünden, wenn wir selbst brennen - Jeden Freitag auf kath.net BeneDicta, diesmal mit Isabella Gräfin von Kageneck


Linz (kath.net)
Es gibt Orte, an denen sich Himmel und Erde berühren. Dieses Jahr habe ich dies mehrfach im Rahmen des Weltjugendtages erleben dürfen. Aber es wäre um das geistliche Leben schlecht bestellt, wenn man nur auf diese gelegentlichen Veranstaltungen angewiesen wäre. Sicher, meine inneren Erlebnisse aus Polen haben mich auch noch weit in meinen Alltag hineingetragen und definitiv auch bleibende Spuren hinterlassen.

Doch der stete Tropfen des Alltags höhlt bekanntlich den Stein. Man kommt voller Enthusiasmus nach Hause, innerlich froh, heiter, glücklich ein Kind Gottes und katholisch zu sein. Aber der Alltag birgt seine Tücken. Schnell zeigt sich: wer im geistlichen Sinne Muskeln aufbauen will, der muss schon mehrmals als ein Mal im Jahr trainieren. Nur das tägliche, mühevolle, aufopferungsvolle Trainieren, das macht stark und lässt einen nicht beim kleinsten Windhauch direkt wieder umstürzen. Was für Athleten und Sportler eine ganz offene Wahrheit und Erkenntnis ist, das muss für uns im geistlichen, im inneren Leben erst recht gelten. Ein paar Tage Sondertraining im Bootcamp miteingeschlossen.

Mein geistliches Bootcamp liegt im schönen Kreuzweingarten in der Eifel. Hier fahre ich seit vier Jahren ein Mal im Jahr hin. Vier Tage Schweigen, Betrachtungen, Beichte, Hl. Messe, Vorträge, das Beten des Rosenkranzes, geistliche Lektüre. Fast jedes Jahr schleppe ich mich mit letzter Kraft hier her. Meistens passieren kurz vorher noch tausend Dinge, die es eigentlich unmöglich machen, dorthin zu fahren. Dieses Jahr zum Beispiel die akute OP meines Mannes. Gott sei Dank wird er von den Schwestern und den Medizinern so wunderbar versorgt, dass ich für vier Tage von seinem Bett weichen kann.


Denn auch in diesem Jahr hatte ich die Besinnungstage wieder sehr nötig. Kennen Sie die Szene aus dem Film der Herr der Ringe von Tolkien - Die Gefährten, in der Arwen mit dem verletzten Frodo gejagt von fünf Ringgeistern zu ihrem Volk nach Bruchtal flieht? Aragorn warnt sie noch, dass die Ringgeister zu schnell seien und sie kriegen werden. Da antwortet Arwen, wenn sie erst mal den Fluss überquert habe, würde sie von der Macht ihres Volkes beschützt. Genauso fühle ich mich in Kreuzweingarten, mein Bruchtal. Habe ich erst einmal die Erft überquert, fühle ich mich gleich beschützt von allen anderen üblen Mächten, die nach mir bzw. nach meinem Frieden, nach meiner Seele gejagt haben, befreit von allem weltlichen Druck.

Donnerstagabend, erst einmal ankommen. Taschen und Koffer auspacken. Mal sehen, wer noch so da ist. Priester, der uns die vier Tage begleiten wird, kennenlernen. Ich gehe das erste Mal in die Kapelle zum Herrn. Ich knie und mit einem tiefen Seufzer fällt auf einmal alles, was mich innerlich und äußerlich belastet hat, von mir ab. Hier bin ich sicher, hier bin ich zu Hause bei meinem Vater. Ich bin angenommen und zwar genauso wie ich hier angekommen bin. Mit all meinen Fehlern, Unzulänglichkeiten, mit all meinen Ängsten, mit meinen inneren Widersprü-chen, mit all meinen Verletzungen. Und was tut Gott? Er nimmt mich erstmal ganz fest in seine Arme. Er hört mir zu, wie ich ihm mein Herz ausschütte. Ganz offen, ganz unumwunden, das auch in der Beichte. Er versteht mich, er weiß, was ich meine und was mich bewegt. Wo es nötig ist, rückt er mir den Kopf zurecht. Renkt ein, was ausgerenkt war. Da zucke ich vielleicht schon mal zusammen, weil ich denke: "Oh, das tut jetzt bestimmt weh." Tut es aber am Ende komischerweise doch nicht. Ich spüre anschließend nur, dass alles wieder so funktioniert, wie es funktionieren soll. Es ist eher so, als wenn eine eiternde Wunde aufgemacht wird, damit alles Schlechte darin abfließen und die Heilung beginnen kann. Dies alles tut Gott immer in absoluter väterlicher Liebe und Hingabe. Und nach dieser Hingabe seiner Töchter und Söhne dürstet er ebenso wie wir nach seiner.

Da ist es wieder. Dieses Emmaus-Brennen in meinem Herzen. Dieses Brennen, das mich die lauter kleinen Nadelstiche des Alltags überwinden lässt. Das mich nachts nicht schlafen lässt und in mir eine nicht geahnte Energie wachruft. Das mich nicht mutlos werden lässt und das mir sagt: all deine Anstrengungen und Opfer lohnen sich. Es lohnt sich, die Extra-Meile zu gehen, es lohnt sich, abends der Müdigkeit und dem bequemen Sofa zu widerstehen, um ein gutes aufbauendes geistliches Buch zu lesen oder zu jemandem zu fahren, der deine Gegenwart und Aufmerksamkeit nötiger hat als dein Fernseher. Es lohnt sich, zu lächeln, wo es am schwersten fällt. D a s ist wahre Hingabe. Hingabe, die ganz bestimmt Opfer verlangt.

Noch ein Mal übernachten, dann muss ich mein Bruchtal wieder verlassen. Traurigkeit macht sich breit. Aber auch tiefe Dankbarkeit und Glück, soviel Liebe erfahren zu haben. Das ermutigt, das macht stark. Ermutigung, die wir so sehr in diesen Tagen brauchen. Eben erst hörten wir einen Vortrag über das Buch von Peter Seewald und Bischof Stefan Oster "Gott ohne Volk". Ähnlich wie Frodo kann ich nicht ewig in Bruchtal bleiben. Dafür ist es auch nicht da. Es ist dafür da, uns zu kräftigen, uns dort, wo es nötig ist, auch zu korrigieren, damit wir danach umso wirkungsvoller wieder an unser Werk gehen können. Wir können Andere nur entzünden, wenn wir selbst brennen. Dieses Feuer in uns wird allzu leicht manchmal selbst ausgeblasen im Sturm unseres Alltags. Entzünden wir es dann neu! Es warten so viele Seelen darauf, dass sich jeder Einzelne von uns, Sie und ich, mit vollster Hingabe unserer Arbeit am Nächsten widmen, gerade auch jetzt in der Adventszeit, in der vielen Menschen der wahre Sinn völlig abhandengekommen ist.

Gottes Liebe hat uns hingebungsfähig gemacht. Er lässt uns die Freiheit, wofür wir uns hingeben möchten. Er sagt uns aber auch klar, was dies für Dinge im besten Falle sein sollen. Hingabe an den Nächsten, Hingabe an die Familie, an den Beruf und nicht zuletzt Hingabe an Ihn. Das erfordert manchmal Opfer, ganz sicher sogar, macht uns aber am Ende unendlich reicher, weil wir erfüllt werden von etwas, was größer ist als wir selbst, was uns über unser eigenes kleines Ich hinwegsehen lässt und das befreit.

Auf Wiedersehen, mein Bruchtal. Bis zum nächsten Jahr.

Jeden Freitag kommentieren auf kath.net in der Reihe BeneDicta Gudrun Trausmuth, Inka Hammond, Isabella von Kageneck, Petra Knapp und Linda Noé wichtige Themen über Gott, die Welt und alles, was die Herzen noch so bewegt.


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Lesermeinungen

 lakota 12. Dezember 2016 
 

@Gandalf

Sie haben recht, auch ich schreibe bei solchen Beiträgen fast nie, aber bei mir ist es so, daß ich diese Gedanken nicht zerpflücken möchte. Dafür drucke ich sie aus und streiche die Stellen die mir besonders wichtig sind an, zum "Immerwiederlesen". Man könnte dieses Schweigen aber natürlich auch als Desinteresse auffassen.


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 cooperator veritatis 12. Dezember 2016 
 

@Gandalf

Viele prominente Kommentatoren dieses Forums schreiben halt lieber ihren x-ten Kommentar zum Streit um AMORIS LAETITIA. Vor allem, wenn sie ihre Kommentare auch dann publizieren können, wenn die Kommentarfunktion für die "normal Sterblichen" abgeschaltet ist. Siehe zuletzt http://www.kath.net/news/57788
Im Übrigen gratuliere ich Isabella Gräfin von Kageneck natürlich zu ihrem wichtigen Beitrag und kath.net zur Veröffentlichung desselben.


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 Gandalf 10. Dezember 2016 

Ich finde es schade...

... dass so wichtige Gedanken deutlich weniger Kommentare hier bekommen. Das sollte sich ändern :-)


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