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Die Frucht des bittersüßen Sommers

28. Oktober 2016 in Kommentar, keine Lesermeinung
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BeneDicta am Freitag: Nehmen wir einfach in Hingabe und im Vertrauen auf IHN die vielen kleinen Situationen wahr, wo im Nebel und in der Kälte der Welt, Klarheit, Wahrheit und Liebe bezeugt werden sollen - Von Gudrun Trausmuth


Wien (kath.net)
„Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß!“ – die letzten milden Oktobertage wecken Assoziationen an ein Herbstgedicht Rilkes. Ja, endgültig ist nun der Herbst eingezogen, noch schonungsvoll, nach einem kühleren, aber prachtvollen und langewährenden Sommer. Woran erinnern wir uns, wenn wir - außerhalb unseres eigenen Lebenskreises – an den Sommer denken? Haben wir noch im Kopf und im Herzen, dass es auch ein Sommer des Terrors war, oder ist das schon fast vergessen und verdrängt? Das Leiden der Anderen, das uns heftig in unsere eigene Angst hineinriss, schon wieder verdeckt von den Wellen unseres eigenen Lebens?

Erinnern wir uns: auf islamistische Attentätergruppen, die mit Sprengstoffgürteln Großveranstaltungen oder stark frequentierte Orte attackieren, folgten die Angriffe einzelner islamistischer Terroristen, die mit Hacken, Beilen und Messern angriffen. Brüssel, Paris, Nizza, Ansbach, Saint-Etienne-du-Rouvray ….– Orte und Geschehnisse, die medial systematisch das Adjektiv „fassungslos“ provozierten. Und doch, neben den mantraartigen Phraseologismen, die in den meisten Medien den Hauptstrom der Information ausmachten, rufen wir uns auch das Bedenkenswerte und die Lichter der Hoffnung ins Gedächtnis zurück: Denken wir an den Imam von Nizza, der nach den Anschlägen zurücktrat, an die Muslime, die beim Gedenkgottesdienst für Jacques Hamel waren, oder erinnern wir uns an Sohrab Ahmari, Journalist des Wallstreet Journals, der am Tag des Priestermordes per Twitter seinen Eintritt in die katholische Kirche ankündigte („In fact, this is the right moment to annonce that I’m converting to the Roman Catholicism“) die 23.000 Muslime, die dem Aufruf der italienische Bischofskonferenz folgten und als Geste der Solidarität und Ehrfurcht am 31. Juli die Sonntagsmesse besuchten…


Und was soll die Frucht dieses bittersüßen Sommers 2016 sein, wozu ruft er uns, was sollten wir als Ernte mit hineinnehmen in die kältere Jahreszeit? – Angesichts dessen, was mich so erschüttert hat, während doch mein eigener Sommer friedlich und freundlich war, und was uns alle noch lange immer wieder beschäftigen wird, denke ich an Tugenden wie Mut, Tapferkeit, vielleicht auch Kühnheit und Stärke – oder soll man einfach „Zivilcourage“ sagen? Was ich damit meine? Nun, fangen wir bescheiden an: nicht wegzuschauen, den Kopf einzuziehen und sein kleines Leben möglichst heil und unbehelligt von allem durchzubringen. Sondern aufmerksam zu sein, aufzustehen, das Wort zu ergreifen, seine Ansicht zu vertreten, nicht nur in Insiderkreisen, sondern auch dort, wo es unangenehm, ja gefährlich werden kann.

Eine Freundin aus Deutschland war erschüttert darüber, dass bei den Übergriffen der Silvesternacht in Köln die deutschen Männer die bedrängten Frauen nicht selbstverständlich gegen die Übergriffe verteidigt haben….

Tatsächlich stellt sich die Frage nach Zivilcourage wieder akut und großflächig: Wie steht es in unseren europäischen Gesellschaften mit dem Mut einzugreifen, wenn man sich auch elegant raushalten könnte? „Man hat uns, wohl bedingt durch unsere unselige Geschichte, den natürlichen Trieb zur Verteidigung und zum Einsatz systematisch ausgetrieben.“, meint meine deutsche Freundin, die jahrelang selbst in der Politik tätig war.

Aber vielleicht gibt es auch bei uns Menschen wie jenen Franck, der auf den Lastwagen des Attentäters von Nizza geklettert ist, um ihn zu stoppen? Selbstloser Einsatz – der im Extremfall natürlich auch das Risiko des eigenen Lebens bedeuten mag - kann Schlimmstes verhindern: Im TGV von Amsterdam nach Paris, lud 2015 ein in Brüssel zugestiegener Terrorist zwei Waffen und wurde durch mehrere Passagiere – darunter zwei amerikanische Soldaten - überwältigt. Ein vorbildliches Verhalten, das nicht genug herausgehoben und studiert werden kann. Tatsächlich ist es dringend an der Zeit, dass wir neu und bewusst über eine Kultur des Eingreifens und Verhinderns, der Verantwortung und des Einsatzes sprechen, dazu ermutigen und uns innerlich dafür freisetzen und rüsten. Zu dieser Frucht des Sommers ermutigt uns als Christen auch das bevorstehende Allerheiligenfest, an dem wir uns über heilige Zeugen der Nächstenliebe, man kann auch sagen, Zeugen der Zivilcourage, freuen und an ihnen aufrichten dürfen. Beispielhaft möchte ich hier nur den hl. Maximilian Kolbe und die hl. Mutter Teresa von Kalkutta anführen: Den charismatische Franziskanerminorit, Priester und frühen Medienfachmann Kolbe, der anstelle eines Familienvaters in Auschwitz in den Hungerbunker ging. Und die kleine, energische Nonne aus Albanien, die unter den Ärmsten der Armen liebte, liebte und liebte, sich aber auch nicht scheute, anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises, den sie 1979 bekam, in ihrer Festrede Jesus Christus zu proklamieren und auch – man spürt noch heute, wie ihr dies auf dem Herzen brannte - die Abtreibung als „größten Zerstörer des Friedens“ anzuprangern: „Und wir sagen nichts, wir sind stumm. Für mich sind die Nationen, die Abtreibung legalisiert haben, die ärmsten Länder. Sie fürchten die Kleinen, sie fürchten das ungeborene Kind. Und das Kind muss sterben, weil sie dies eine Kind nicht mehr haben wollen – nicht ein Kind mehr – und das Kind muss sterben. Und ich bitte Sie hier im Namen der Kleinen: Rettet das ungeborene Kind, erkennt die Gegenwart Jesu in ihm!“

Wo ist unser Wort gefragt, unsere Unterstützung, unser Schutz, unser Eingreifen, langfristig oder auch spontan? Wo sollen wir Pläne des Unheils durchkreuzen, beistehen, trösten, Hoffnung schenken? Es kann, muss aber nicht in jedem Leben den einen großen Moment geben, wo wir vor die Entscheidung gestellt sind; nehmen wir einfach in Hingabe und im Vertrauen auf IHN die vielen kleinen Situationen wahr, wo im Nebel und in der Kälte der Welt, Klarheit, Wahrheit und Liebe bezeugt werden sollen.

Jeden Freitag kommentieren auf kath.net in der Reihe BeneDicta Gudrun Trausmuth, Inka Hammond, Isabella von Kageneck, Petra Knapp und Linda Noé wichtige Themen über Gott, die Welt und alles, was die Herzen noch so bewegt.


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