Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Roma locuta - causa (non) finita?
  2. Nach Protesten Schluss mit 'Helnwein-Kunst' im Wiener Stephansdom
  3. Armin Laschet (CDU) zur Coronapolitik: „Wir hätten unterschiedliche Meinungen anders anhören müssen“
  4. Good News in den USA: Tausende kommen zu eucharistischer Anbetung
  5. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  6. Lebensschutzorganisation gibt Wahlempfehlung für Donald Trump
  7. Staunen in Frankreich: Die Zahl jugendlicher Taufbewerber steigt massiv an
  8. Als Johannes Paul II. und die Gottesmutter von Fatima den Kommunismus besiegten
  9. Die protestantische Missbrauchsstudie entlarvt die Strukturthesen des Synodalen Wegs als unhaltbar
  10. Serie ‚Pauline’ erzählt Romanze zwischen einer 18-jährigen und dem Teufel
  11. Zweifel an Spekulationen um Predigt-Auslassung des Papstes
  12. Neuer Nuntius in Italien sieht Religionsfreiheit im Westen bedroht
  13. Der Synodale Weg liegt an der Leine
  14. 14 Jahre nach Geständnis: Belgischer Skandalbischof Vangheluwe jetzt endlich laisiert
  15. Jüdischer Podcaster: Liturgiereform war ‚vielleicht ein großer Fehler’

'Man kennt sich, man schätzt sich, man zitiert sich'

28. September 2016 in Kommentar, 5 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Wenn die Deutsche Bischofskonferenz in Berlin zum Jahresempfang ruft, präsentiert sich das gute Miteinander von Kirche und Staat. Kardinal Marx macht beim Michaelsempfang seine „Zeitansage aus katholischer Sicht“. Gastkommentar von Martin Lohmann


Berlin (kath.net) Mit 700 Gästen aus Politik und Gesellschaft war der diesjährige Michaelsempfang des Katholischen Büros in Berlin außerordentlich gut besucht. Hausherr Prälat Karl Jüsten konnte unter anderem - gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx - die „liebe Frau Bundeskanzlerin“ Angela Merkel, den Bundestagspräsidenten Norbert Lammert, die Minister de Maizière, Gröhe und Steinmeier, den Generalbundesanwalt Peter Frank, den Apostolischen Nuntius, die Fraktionsvorsitzenden von SPD, CDU und Grüne, Exarch Metropolit Agoustinu, Vertreter der Muslime und des Judentums sowie neben zahlreichen Verbandsrepräsentanten und Geistlichen Gemeinschaften Vertreter des Zentralkomitees begrüßen. Auch Volker Beck, den Jüsten so schätzt, ist eingeladen. Sie alle lauschten den Ausführungen des Münchner Kardinals, der - wie man das von ihm kennt - aus fünf Stichworten auf einem Zettel eine halbstündige Rede zauberte.

Marx ging zunächst auf die Zunahme von Gefühlen und Stimmungen ein, die heutzutage bis in die Familien hinein angesichts aktueller Herausforderungen zu beobachten sei. Er selbst sehe allenthalben, dass der „Erregungspegel“ ansteige angesichts der großen Herausforderung durch die Flüchtlingsproblematik. Einerseits seien Stimmungen und Gefühle sowie Emotionen ja notwendig, ebenso Leidenschaften. In ihnen stecke schließlich auch die Frage, was denn unsere Gesellschaft antreibe. Andererseits aber führten Leidenschaften, Emotionen und Erregungen auch zu Vereinfachungen und könnten zu Aufhetzungen und Populismus führen. Marx warnte daher vor bedenklichem „Schwarzweißdenken“, vor „Verschwörungstheorien“, die nicht helfen würden, sondern eher alles „vernebeln“. Für ihn gebe es keinen Zweifel, dass der jetzt schon bald beginnende Wahlkampf der kommenden zwölf Monate geprägt werde von „Identität und Sicherheit“.


Besser sei hingegen, sich auf Dialog und neue kulturelle Synthesen einzulassen, wie sie Papst Franziskus anlässlich der Verleihung des Karlspreises an ihn geordert habe. Vom Papst kommt Marx dann rasch zur Bundeskanzlerin, die ja bereits in ihrer Weihnachtsansprache 2009 gesagt habe, dass die Art, wie wir leben, gefährdet sei. Heißt das jetzt aber: Ja zur Abschottung, Einmauern, Abgrenzung? Natürlich nicht, sagt der Kardinal. Deutschland bleibt Deutschland dürfe nicht bedeuten, sich geistig und kulturell einzumauern. Wer das versuche, würde vielleicht die schlimmste größte Veränderung heraufbeschwören. Besser sei hingegen, in einer offenen Gesellschaft die politischen und materiellen Errungenschaften zu teilen. Das könne langfristig sich sogar als Gewinn erweisen. Der Austausch mit anderen Kulturen „um uns herum“ sei wichtig und notwendig.

Dann kommt Marx zur politischen Selbstdefinition des Christen. Dieser sei immer auch ein Weltbürger und ein Universalist. Und wieder schmeichelt er der Kanzlerin, wenn er daran erinnert, dass er dieser vor einem Jahr hier bestätigt habe, „die richtige Entscheidung“ getroffen zu haben. Und dann erntet er von seinem Publikum den längsten und kräftigsten Applaus des Abends, als er deutlich bekennt: „Ich nehme dieses Wort nicht zurück. Ich unterstreiche es!“ Wie sehr da etwas gewachsen ist zwischen der mächtigsten Säkularfrau und dem mächtigsten Purpurträger, wird wenig später erneut deutlich. Marx hat sich nämlich „gefreut, dass die Frau Bundeskanzlerin mich zitiert hat, ich habe das selbst beim Papst dann gehört, weil ich gesagt hatte: Das hat uns der liebe Gott auf die Agenda geschrieben und nun müssen wir das auch abarbeiten“. Man kennt sich. Man schätzt sich. Man zitiert sich. Zwei, die wissen, was Macht ist. Kirche und Staat im netten Miteinander.

Der Kardinal lobt die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung, fordert die Sozialethiker auf, sich noch kräftiger einzumischen in die politische Debatte, zitiert François Mitterand mit seiner Warnung, dass Nationalismus Krieg bedeute, erteilte eine Absage an jede Sprache der Abschottung, sagt aber auch ein Ja zum Patriotismus. Und er benennt seine und der Kirche rote Linie, die nicht überschritten werden dürfe:

- Menschenwürdige Behandlung aller, die an Europas Grenzen kommen;
- Faires Verfahren für alle, die kommen, ob sie bleiben dürfen;
- Keine Rückführung in Gebiete von Krieg und Verfolgung;
- Niemand darf zu Tode kommen an den Grenzen Europas; auf dem Mittelmeer;
- Fluchtursachen müssen mit allen Mitteln, auch finanziellen, vor Ort bekämpft werden: etwa durch Bildung mit Schulen und Universitäten .

Europa nennt Marx eine „große Gabe, aus der wir für die Welt etwas machen können“. Aber man könne die Zukunft nicht im Rückwärtsgang erringen. Europa müsse zudem mehr sein als Profit, Profit, Profit. Und er nennt auch den Lebensschutz: Wir müssten „immer wieder klar machen, dass wir nicht nur für materiellen Erfolg stehen, sondern auch für die Würde des Menschen vom Anfang bis zum Ende“. Auch hier erntet der Konferenzvorsitzende Applaus. Ohnehin seien Christen „Zeugen der Hoffnung“ und dürften nicht noch „die Hoffnungslosigkeit der Welt durch unsere Wehleidigkeit verdoppeln“.

Ein Jahr vor der Bundestagswahl und angesichts eines vermutlich lebendigen und auch emotionsreichen Wahlkampfes mit erhöhtem „Erregungspegel“ nutzte Reinhard Kardinal Marx, der auch in Berlin die Bühne zu suchen und zu lieben versteht, die Gelegenheit, seine ganz persönliche Zeitansage zu machen. Und in diesem Sinne wünschte er den Anwesenden einen „klaren Kopf, ein starkes Herz, klugen Mut und die Kraft des Glaubens“ jenen, die glauben. Denen, die auf der Suche seien, wünscht Marx, dass sie Menschen an ihrer Seite finden, „die ihnen Hoffnung geben“.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 kreuz 28. September 2016 

@lenard

das Verdunsten kann man -wie hier- intellektuell erfassen, und man kann es sogar seelisch "fühlen":
durch starkes Verdunsten eine Fluids entsteht Kälte. hier: Herzenskälte


7
 
 Christin16 28. September 2016 

Ich vermisse da jemanden im Text

S.g.Herr Lohmann, eine Frage: Sie hätten doch sicherlich unseren Herrn Christus Jesus erwähnt, wenn Kardinal Marx von Ihm gesprochen hätte, oder?
Ihre Zusammenfassung erwähnt Ihn leider nicht.
Eine solche Rede sollten Politiker halten, von einem Kirchenmann, zumal dem Vorsitzenden der dt.Bischofskonferenz, erwarte ich mir eigentlich etwas anderes, geistlicheres, seelsorgerischeres, sowohl für die Bevölkerung, gerade aber auch für die Politiker und sonstigen aadabei's (bayer. Ausdruck für Leute, die scheinbar sehr wichtig sind oder meinen es zu sein.)
Und mit dem Stichwort Profit sollten Herr Kardinal lieber etwas vorsichtiger umgehen ... seine Diözese ist eine der reichsten hier in Deutschland.


8
 
 lenard 28. September 2016 
 

Warum wird es mir irgendwie schlecht,

wenn ich das lese? Ich habe heut morgen mit jemanden von der CDU gesprochen, der Kardinal Marx wegen seiner Rede gestern toll fand. Ich bin traurig, wenn ich sehe wie sich unsere Kirche anbiedert, wie sie sich gefällt mit den Mächtigen und gut eingerichtet hat. Dabei verlassen so viele wie seit langem nicht mehr die katholische Kirche. Es scheint unsere Bischöfe nicht zu stören und ich spüre fast schmerzhaft die Verdunstung unseres Glaubens. Denn wenn sie glaubten, würden sie nicht dieses ekelhafte Spiel der Anbiederung mitmachen, sondern Distanz behalten und auch nicht Menschen ausgrenzen, die eine andere als die staatliche Meinung haben. Wo soll das noch hinführen?


21
 
 SpatzInDerHand 28. September 2016 

Tja - wes Brot ich ess, dess Lied ich sing. Unsere Bischöfe stehen auf staatlichen Gehaltslisten.

Damit wird ihre Position käuflich. Das empfinde ich als UNGUT!


18
 
 Mr. Incredible 28. September 2016 
 

Belanglosigkeit.

Demonstration von Belanglosigkeiten. Andererseits: Der Mann kann ja nix dafür, das die Presse ausgerechnet von diesen Dingen berichtet.
Warum hauptsächlich aufgeblähte Themen dritthlassiger Wichtigkeit im Bezug auf die dt. Kirche in der Presse erscheinen (bis auf wenige Ausnahmen), lässt schon ein wenig nachdenklich werden.


11
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Deutsche Bischofskon

  1. "Auf dem Berg Golgota ist es nicht unsere Aufgabe, einen Stuhlkreis zu machen“
  2. Ablehnung der AfD? - „Eine wenig überzeugende Einstimmigkeit der Deutschen Bischofskonferenz“
  3. Gericht verbietet Falschbehauptung! - Müssen deutsche Bischöfe AfD-Papier zurückziehen?
  4. ‚Polithetze gegen die einzige Opposition’ – AfD kritisiert Grundsatzpaper der deutschen Bischöfe
  5. Wenn Jesus gar kein Thema mehr ist
  6. Suizidbeihilfe? – „Diese Sichtweise widerspricht der Position der katholischen Kirche“
  7. „Letztlich geht es um die neue Evangelisierung“
  8. Deutsche Bischofskonferenz kritisiert Entwicklung in der Hagia Sophia-Frage
  9. Papst-Unterstützung für Synodalen Weg?
  10. Bistum Regensburg wird Priesterausbildung nicht verändern






Top-15

meist-gelesen

  1. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  2. KOMMEN SIE MIT! EINMALIGE REISE - 13. Oktober 2024 in Fatima + Andalusien!
  3. Oktober 2024 mit kath.net in MEDJUGORJE
  4. Fastenspende für kath.net - Vergelt's Gott!
  5. Kard. Müller: "Die Deutsch-Synodalen liegen völlig falsch, sind Opfer der eigenen Propagandatricks"
  6. Roma locuta - causa (non) finita?
  7. Nach Protesten Schluss mit 'Helnwein-Kunst' im Wiener Stephansdom
  8. Zweifel an Spekulationen um Predigt-Auslassung des Papstes
  9. Der Synodale Weg liegt an der Leine
  10. Oasen in der Wüste. Von der ‚Volkskirche‘ zur ‚Gemeindekirche‘
  11. Als Johannes Paul II. und die Gottesmutter von Fatima den Kommunismus besiegten
  12. Good News in den USA: Tausende kommen zu eucharistischer Anbetung
  13. Serie ‚Pauline’ erzählt Romanze zwischen einer 18-jährigen und dem Teufel
  14. Die protestantische Missbrauchsstudie entlarvt die Strukturthesen des Synodalen Wegs als unhaltbar
  15. Staunen in Frankreich: Die Zahl jugendlicher Taufbewerber steigt massiv an

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz