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Vor 30 Jahren wurde Hans Hermann Groer Erzbischof von Wien

15. September 2016 in Chronik, keine Lesermeinung
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Kardinal Schönborn in aktuellem Kirchenzeitung-Interview über seinen Vorgänger: Schweigen Groers zu Missbrauchsvorwürfen war "schwere Belastung" - "Es gibt nur einen Weg: den Weg der Wahrheit"


Wien (kath.net/KAP) Vor 30 Jahren, am 14. September 1986, wurde Hans Hermann Groer (Archivfoto) zum Erzbischof von Wien geweiht. Die neunjährige Amtszeit des Kardinals war von vielen innerkirchlichen Turbulenzen geprägt und gipfelten schließlich in der "Causa Groer", nachdem im März 1995 schwere Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegenüber dem Kardinal aus seiner Zeit als Präfekt und Lehrer am Knabenseminar in Hollabrunn öffentlich wurden. Der Kardinal schwieg jedoch eisern zu allen Vorwürfen. Kardinal Christoph Schönborn, Groers Nachfolger, äußerte sich in der aktuellen Ausgabe der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" über jene Zeit und sprach davon, dass Groers Schweigen eine "schwere Belastung" gewesen sei.

Schönborn war Groer im September 1995 als Erzbischof von Wien gefolgt. Nachdem auch in den folgenden Jahren die Vorwürfe gegen Groer immer mehr wurden und dieser weiter schwieg, entschlossen sich die vier Bischöfe Schönborn, Eder, Weber und Kapellari im Februar 1998, die für die Kirche belastende Unsicherheit zu beenden und sie von der Last der "Causa Groer" zu befreien. Sie erklärten aufgrund der ihnen zugänglichen Informationen, dass die Vorwürfe gegen Groer "im wesentlichen zutreffen".

Zur Frage, was ihn damals zu dieser Gewissheit gebracht habe, nannte Schönborn im "Sonntag"-Interview "die vielen Leidtragenden, die sich bei uns und anderswo gemeldet haben, sowohl aus der Hollabrunner Zeit wie auch aus dem Stift Göttweig". Zusammen zeigten sie "leider ein sehr überzeugendes Bild". Unter ihnen seien viele, "die aus Loyalität zu ihrer Kirche bis heute nicht an die Öffentlichkeit gegangen sind - die also sicher nicht Teil einer Medienverschwörung waren". Der Schlüsselsatz aus der Erklärung von 1998 sei jener gewesen, wonach der Ruf eines Kardinals der Kirche nicht wichtiger sein dürfe als das Wohl junger Menschen. Nachsatz: "Es gibt nur einen Weg: den Weg der Wahrheit."

Die Enthüllungen über seinen Vorgänger seien nur ein Anfang gewesen, "dass überhaupt das Thema Missbrauch angesprochen wurde". Es gehe, so Schönborn, um eine "schwere historische Last, zu der wir uns bekennen müssen". Das gehe weit über das Knabenseminar Hollabrunn hinaus, "wo es massive Probleme und viele Übergriffe gab", nicht nur durch Groer. Schönborn: "So viele Menschen tragen bleibende Schäden und Verletzungen mit sich, dass ich im Namen der Kirche immer wieder um Vergebung zu bitten habe und um Vergebung bitten möchte."


Einer der ersten Schritte nach seinem Amtsantritt sei die Schaffung der Ombudsstelle und damit verbunden die Ermutigung an Opfer gewesen, sich zu melden und über ihre traumatischen Erfahrungen zu sprechen, erinnerte der Wiener Erzbischof. "So sind wir auch 2010, als die Welle von Missbrauchsberichten kam, nicht mehr in die Falle getappt, das alles als Medienangriff auf die Kirche abzutun." Mittlerweile sei auch die ganze Organisation der Erzdiözese Wien auf Prävention eingestellt.

Positiv erinnerte sich Schönborn an Groer zurück, dass er ihn "als einen aufmerksamen Seelsorger" kennengelernt habe. "Nicht ohne Grund sind in seinem Umfeld viele geistliche Berufungen entstanden. Er hat sie intensiv gefördert und begleitet."

Zugleich habe er Groer auch als "einen Menschen mit großen Problemen" erlebt, so Schönborn: "Ich habe nie von ihm selber gehört, dass er etwas falsch gemacht hätte, in welcher Materie auch immer. Das ist schon Ausdruck einer schwierigen seelischen Landschaft."

Religionslehrer und Wallfahrtsgründer

Hans Groer (den Ordensnamen Hermann nahm er erst bei seinem späten Eintritt in den Benediktinerorden 1974 an) wurde am 13. Oktober 1919 in Wien geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Wien und des Knabenseminars in Hollabrunn studierte er Philosophie und Theologie in Wien. Am 12. April 1942 empfing er durch Kardinal Theodor Innitzer die Priesterweihe. 1943 schied er aus gesundheitlichen Gründen aus dem deutschen Militärdienst aus.

Nach Kaplansjahren in Petronell und Bad Vöslau wurde er 1946 Studienpräfekt im Knabenseminar Hollabrunn und Religionslehrer am Bundesgymnasium der niederösterreichischen Stadt. Jahrzehntelang arbeitete Groer als Religionsprofessor in Hollabrunn. Im Auftrag der österreichischen Bischofskonferenz hatte er auch die geistliche Verantwortung für zwei Laienbewegungen zu tragen ("Legion Mariens" und "Pfadfinderinnenverband St. Georg").

1969 gab er den Impuls für eine monatliche "Wallfahrt neuen Typs" nach Maria Roggendorf bei Hollabrunn. Maria Roggendorf wurde durch die Tätigkeit Groers zum Ausgangspunkt einer marianischen Erneuerungsbewegung in der katholischen Kirche, die über Österreich hinaus Wirkung entfaltet. Als schönste Frucht seiner Maria Roggendorfer Tätigkeit betrachtete Groer die Gründung des Zisterzienserinnenklosters Marienfeld bei Maria Roggendorf, das am 14. November 1982 eingeweiht wurde. Mittlerweile ist in Maria Roggendorf auch ein Benediktiner-Priorat entstanden. Groer war zwischenzeitlich (1974) in das Benediktinerstift Göttweig eingetreten.

Am 15. Juli 1986 wurde Groer von Papst Johannes Paul II. als Nachfolger Kardinal Königs zum Erzbischof von Wien ernannt und am 14. September 1986 wurde er im Wiener Stephansdom zum Bischof geweiht. Am 23. Mai 1988 wurde er schließlich von Johannes Paul II. zum Kardinal ernannt.

Bemühen um "spirituelle Erneuerung"

Hauptakzent der bischöflichen Tätigkeit Groers war die von ihm oft in Erinnerung gerufene "spirituelle Erneuerung". Bereits in seinen ersten Stellungnahmen als designierter Erzbischof von Wien hatte er sich zum Kurs des Zweiten Vatikanischen Konzils bekannt. In vielen Predigten betonte Groer beispielsweise immer wieder seine Sorge um die aus der Kirche Ausgetretenen. Während Groer in den Medien selten punkten konnte, war er als Seelsorger, der das persönliche Gespräch suchte, bei vielen Gläubigen sehr beliebt.

An den von Kardinal König aufgebauten Ost-Kontakten arbeitete Groer weiter: so vertiefte er in den ersten Jahren seiner Amtsführung insbesondere die Beziehungen zur Kirche in der damaligen CSSR, in Ungarn und Polen. Nach der "Wende" von 1989 verstärkte er die Bemühungen um spirituelle und materielle Hilfe für die nach Jahrzehnten atheistischer Unterdrückung wieder frei gewordenen Teilkirchen in der östlichen Nachbarschaft.

Die am 7. März 1987 erfolgte Ernennung Kurt Krenns zum Weihbischof für die Wiener Erzdiözese löste dann kirchenintern und in der Öffentlichkeit heftige Diskussionen aus, die in den folgenden Monaten und Jahren die Initiativen des damaligen Wiener Erzbischofs überschatteten. Er machte sich schließlich einen Vorschlag des Wiener Priesterrats zu eigen, zur Aufarbeitung der Spannungen eine Diözesanversammlung einzuberufen. Das "Wiener Diözesanforum" (1988 bis 1992) versuchte dann, die vorhandenen Polarisierungen abzubauen, was nur leidlich gelang. Eine Frucht des Diözesanforums ist allerdings die WIGE, die "Plattform für Geschiedene und Wiederverheiratete in der Kirche", die von Kardinal Groër gegründet wurde.

Groer war auch sehr um gute Kontakte zu anderen Religionen bzw. zu den anderen christlichen Kirchen im Land bemüht. In seine Amtszeit fällt der Beitritt der katholischen Kirche zum Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich 1994.

Ein besonderes Anliegen war Kardinal Groër stets der Stephansdom. So gelang es ihm, den damaligen Wiener Bürgermeister Helmut Zilk zur gemeinsamen Gründung des Vereins "Unser Stephansdom" zu bewegen, der seitdem unermüdlich Spenden für die Restaurierung und Erhaltung des Doms sammelt.

Schweigsamer Kardinal

Am 26. März 1995 veröffentlichte das Nachrichtenmagazin "profil" eine Titelgeschichte, in der der Kardinal von einem früheren Schüler aus seiner Hollabrunner Zeit des sexuellen Missbrauchs beschuldigt wurde. Groer schwieg zu den Vorwürfen. Am 13. April des gleichen Jahres wurde der Wiener Weihbischof Christoph Schönborn Papst zum Erzbischof-Koadjutor ernannt. Groer kündigte schließlich am Ende des feierlichen Hochamts zum Fest Mariä Himmelfahrt im Wiener Stephansdom (15. August) die Annahme seines Rücktrittsgesuchs durch den Papst per 14. September an. Mit selbigem Tag übernahm Christoph Schönborn die Leitung der Erzdiözese Wien.

Groer zog sich zuerst in das von ihm gegründete Zisterzienserinnenkloster Marienfeld und dann nach Maria Roggendorf zurück. Er bat schließlich 1998 nochmals öffentlich "Gott und die Menschen um Vergebung, wenn ich Schuld auf mich geladen habe", ohne allerdings konkret auf die gegen ihn gerichteten Vorwürfe einzugehen. Im selben Jahr führte der Vatikan eine päpstliche Visitation durch, die sich vor allem auf das Benediktinerstift Göttweig bezog, dem Groer vor seiner Bischofsweihe und nach seinem Rücktritt angehörte. Groer starb am 24. März 2003 83-jährig in St. Pölten an Krebs.

Copyright 2016 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
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