Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Roma locuta - causa (non) finita?
  2. Nach Protesten Schluss mit 'Helnwein-Kunst' im Wiener Stephansdom
  3. Good News in den USA: Tausende kommen zu eucharistischer Anbetung
  4. Armin Laschet (CDU) zur Coronapolitik: „Wir hätten unterschiedliche Meinungen anders anhören müssen“
  5. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  6. Lebensschutzorganisation gibt Wahlempfehlung für Donald Trump
  7. Staunen in Frankreich: Die Zahl jugendlicher Taufbewerber steigt massiv an
  8. Als Johannes Paul II. und die Gottesmutter von Fatima den Kommunismus besiegten
  9. Die protestantische Missbrauchsstudie entlarvt die Strukturthesen des Synodalen Wegs als unhaltbar
  10. Serie ‚Pauline’ erzählt Romanze zwischen einer 18-jährigen und dem Teufel
  11. Zweifel an Spekulationen um Predigt-Auslassung des Papstes
  12. Neuer Nuntius in Italien sieht Religionsfreiheit im Westen bedroht
  13. Der Synodale Weg liegt an der Leine
  14. 14 Jahre nach Geständnis: Belgischer Skandalbischof Vangheluwe jetzt endlich laisiert
  15. Jüdischer Podcaster: Liturgiereform war ‚vielleicht ein großer Fehler’

'Das meine ich mit der Schwäche des Christentums in Europa'!

23. August 2016 in Interview, 4 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Bischof Hinder, geborener Schweizer und katholischer Bischof für Südarabien, über Herausforderungen für die christliche Minderheit in Arabien. Von Sylvia Stam


Abu Dhabi (kath.net/KNA) Der Schweizer Kapuziner Paul Hinder (74) ist der katholische Bischof für Südarabien. Im Interview des KNA-Partnerportals kath.ch berichtet er von den Herausforderungen für die christliche Minderheit in dem muslimischen Land und warnt vor einer zunehmenden Säkularisierung in Europa.

KNA: Bischof Hinder, wie lebt man als christliche Minderheit in einem Land mit muslimischer Mehrheit?

Hinder: 85 Prozent der Bevölkerung in den Arabischen Emiraten sind Ausländer; darunter sind die Christen eine wichtige Minderheit. Sie machen etwa 10 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Die Christen haben denselben Status wie alle Ausländer: Wir sind auf begrenzte Zeit und zum Arbeiten da. Ein Visum wird für maximal drei Jahre erteilt und muss immer wieder erneuert werden.

KNA: Wie frei können Christen ihre Religion leben?

Hinder: In den Emiraten und im Oman gibt es Religionsfreiheit, allerdings mit Einschränkungen. Man kann zum Beispiel nicht irgendwo im Freien einen Gottesdienst feiern. Platzmangel ist bei uns ein häufiges Problem. In den Vereinigten Arabischen Emiraten gibt es acht Pfarreien für nahezu eine Million Katholiken. Da wären wir manchmal sehr froh, irgendwo ein Lokal mieten zu können. Aber das ist nicht so leicht.

KNA: Die Gläubigen kommen demnach oft in die Kirche?

Hinder: Ja. Die neue Paulus-Kirche im Viertel Mussafah in Abu Dhabi hat etwa 1.400 Plätze. Kürzlich feierten wir dort den ersten Jahrestag der Kirchenweihe. Die Kirche war voll, und draußen standen noch etwa 500 Menschen.

KNA: Was zeichnet Ihre Migrantenkirche sonst noch aus?

Hinder: Erfreulich sind sicher das außerordentlich große Engagement und die religiöse Praxis der Gläubigen. Mir sagen Bischöfe der Heimatländer, dass die Leute bei uns aktiver seien. Der Glaube ist für sie ein Stück Heimat. In der muslimisch geprägten Diaspora wird vielleicht etwas reaktiviert, was sonst nicht im gleichen Ausmaß da wäre. Die Gläubigen engagieren sich stark im Religionsunterricht, bei Vorbereitungen oder auch beim Wegräumen von Tausenden Stühlen nach einem Gottesdienst auf dem Kirchengelände.


KNA: In Europa und auch in Ihrer Schweizer Heimat begegnet man Muslimen häufig mit Vorbehalten. Gibt es bei Christen in den Emiraten etwas Vergleichbares?

Hinder: Das könnte ich so nicht sagen. Unser Rechtsstatus ist allerdings begrenzt. Wenn sich jemand in der Gesellschaft unpassend verhält, wenn er beispielsweise die Bibel verteilt und Gläubige abwerben möchte, wird er des Landes verwiesen. Die Einheimischen fühlen sich sicher, weil sie wissen, dass die Ausländer nicht allzu viel riskieren können. Auch ich hätte manchmal einiges zu sagen; aber das vergeht einem, weil man weiß, was auf dem Spiel steht.

KNA: Was tun die Staaten der Arabischen Halbinsel angesichts der vielen Flüchtlinge aus dem Nahen Osten?

Hinder: Sie nehmen relativ wenige auf. In einer Gesellschaft mit so vielen Ausländern ist die Aufnahme von Flüchtlingen, noch dazu aus dem arabischen Raum, problematisch. Die Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate aber hat beispielsweise den Irak in der Flüchtlingsarbeit finanziell unterstützt.

KNA: Im Zusammenhang mit der Angst vor einem Erstarken des Islam in Europa haben Sie einmal gesagt: «Das Problem ist nicht die vermeintliche Stärke des Islam, sondern die Schwäche des Christentums in Europa.» Wie meinen Sie das?

Hinder: Die Lösung ist nicht, den Islam zu bekämpfen. Die Europäer müssen sich die Frage nach ihren Wurzeln stellen. Dazu gehört eine 2.000-jährige christliche Geschichte. Dieses Erbe ist nicht einfach in Granit gehauen, sondern es kann verdunsten. Das meine ich mit der Schwäche des Christentums.

KNA: Aber gehören denn säkulare Werte wie Solidarität oder Gewaltfreiheit nicht auch zu diesen Wurzeln?

Hinder: Doch - aber können solche Werte bleiben, wenn die Religion, die sie hervorgebracht hat, nicht weiter gepflegt wird? Man kann einen Acker eine Weile brachliegen lassen. Aber es kommt eine Zeit, wo ein Urwald entsteht, wenn man ihn nicht pflegt. Pflege kann heißen, dass man zum Beispiel Kenntnisse über Bibel und Christentum weitergibt.

KNA: Wäre Ihnen also ein islamisches Europa lieber als ein religionsloses, wie Sie in Ihrem Buch sagen?

Hinder: Ich habe dabei einen positiven Islam vor Augen. Mir ist eine Gesellschaft lieber, in der Religion - egal welche - mit einer positiven Konnotation gelebt wird, als eine religionslose.

KNA: Welche positiven Werte verbinden Sie mit dem Islam?

Hinder: Der Islam hat einen ganzen Gürtel von Marokko bis China kulturell geprägt. Dadurch schuf er eine Grundsolidarität innerhalb des Islam. Ein Muslim war für den anderen primär ein Bruder oder eine Schwester. Leider wird das durch die Radikalismen, die jetzt aufgebrochen sind, gestört. Das Gewaltpotenzial im Islam soll man allerdings nicht verneinen. Der Islam hat da noch etwas aufzuarbeiten - wie auch das Christentum etwas aufzuarbeiten hatte.

KNA: Islamophobie ist in Europa und der Schweiz ein zunehmendes Phänomen. Was entgegnen Sie Bürgern, die ihre Angst vor dem Islam ausdrücken?

Hinder: Ich verstehe, dass es Ängste geben kann, gegenüber dem Fremden, gegenüber einer ungewohnten Form von Religion. Die Verunsicherung halte ich für umso größer, je unsicherer man in seiner eigenen religiösen Position ist. Wichtig scheint mir, dass man nicht alle Muslime stigmatisiert für Gewalttaten, die trotz allem von einer zahlenmäßig begrenzten Täterschaft verübt werden. Konkret überwinden lässt sich die Angst am besten, indem man Menschen kennenlernt.

Bischof Paul Hinder von Arabien im Interview über Leben und Glauben in Arabien


kath.net-Buchtipp
Als Bischof in Arabien
Erfahrungen mit dem Islam
Von Paul Hinder; Simon Biallowons
Hardcover, 208 Seiten
2016 Herder, Freiburg
ISBN 978-3-451-34883-9
Preis 20.60 EUR

Bestellmöglichkeiten bei unseren Partnern:

- Link zum kathShop

- Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus:

Für Bestellungen aus Österreich und Deutschland: [email protected]

Für Bestellungen aus der Schweiz: [email protected]
Alle Bücher und Medien können direkt bei KATH.NET in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus (Auslieferung Österreich und Deutschland) und dem RAPHAEL Buchversand (Auslieferung Schweiz) bestellt werden. Es werden die anteiligen Portokosten dazugerechnet. Die Bestellungen werden in den jeweiligen Ländern (A, D, CH) aufgegeben, dadurch entstehen nur Inlandsportokosten.

(C) 2016 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten.
Foto Bischof Hinder © Wikipedia/Thomas Egger / Walter Ludin / CC BY-SA 3.0 (DE)


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 ShadowBroker 24. August 2016 
 

Ursache und Wirkung

Schon Peter Scholl-Latour sagte 2012:„Ich fürchte nicht die Stärke des Islam, sondern die Schwäche des Abendlandes. Das Christentum hat teilweise schon abgedankt. Es hat keine verpflichtende Sittenlehre, keine Dogmen mehr.“

Demnach ist die zunehmende Islamisierung Europas richtig erkannt nur ein Symptom und nicht die Ursache unserer Misere. Es gilt sich geistig zu zurüsten. Europa hat viele große illiberale Denker hervorgebracht: Joseph de Maistre, Donoso Cortés, Bonald, Burke, Chesterton. Aber auch wir Deutschen müssen uns da nicht verstecken: Gehlen, Spengler, Carl Schmitt, van den Bruck, Edgar juius Jung, Quabbe, Weißmann, Schenck-Notzing, Jost Bauch. Wir haben einen gewaltigen in Vergessenheit und ins Abseits gedrängten Fundus an konservtavier Intelligenz. Auf das wir zurückgreifen sollten.

Denn alles, wovor diese Mahner in der Wüste -auch unter Spott- warnten, ist so eingetreten.


2
 
 Einsiedlerin 23. August 2016 
 

2000 Jahre Christentum in Europa?

Mit der gängigen saloppen Zitierung von 2000-jähriger christlicher Geschichte in Europa kann ich mich nicht ganz anfreunden, wenn mann bedenkt, dass große Teile Europas erst im 10./11. Jahrhundert christianisiert wurden. Es klingt immer so, als sei ganz Europa bald nach Konstantin christlich geworden. Karl der Große z.B. drohte Strafen bei Ausübung heidnischer Kulte an und zwang die Menschen mehr oder weniger zur Taufe.
Mir ist ein christliches Europa bedeutend lieber als ein islamisches - so gemäßigt kann der Islam gar nicht sein, denn sobald jemand die Bereitschaft hat den Islam zu verlassen, wird er mit dem Tod bedroht, geschmäht, verstoßen - was auch immer. Islamische Gesellschaften verändern die Welt nachhaltig. Bis jetzt ist noch keine vom Islam eroberte ehemals christliche Nation wieder christlich geworden, weil das entweder mit Gewalt oder Sharia verhindert wird. Islam = Politik, von Anfang an. Besser echte Religionsfreiheit, wo man sich bewähren muss.


4
 
 lustenberger 23. August 2016 
 

@H.F.

Was meinen Sie mit gelöst? Sollen LGBT raus?


0
 
 Herbert Freundlich 23. August 2016 
 

sehr erfreulich

Die Antworten zu der Frage eines islamischen Europas sind sehr erfreulich. Natürlich schmerzt es zu sehen, wie das Christentum in Europa schrittweise ausgehölt wurde. Doch auch ich sähe lieber ein islamisches Europa, als ein atheistisches. Das ist ja klar! Zudem wird es immer noch genügend Raum geben für gute Christen, denn gute Muslime haben nichts gegen gute Christen und wohl auch nicht gegen gute Juden. Der Extremismus (auf allen Seiten) verhindert ein solches "Hand-in-Hand" zur Zeit noch. Hoffen wir, dass sich die Religionen bald auf die Gemeinsamkeiten konzentrieren. Inwieweit sich andere Religionen mit dem Christentum einlassen, solange darin das Problem der Homosexualität, resp. der LGBT nicht gelöst ist, bleibt offen.


0
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Islam

  1. Evangelische Allianz lädt während des Ramadan zum besonderen Gebet für Muslime ein
  2. Die Flüchtlingspolitik ist auf breiter Front gescheitert - Neue Islamstaaten ante portas?
  3. Hamas-Irrsinn: "Werden Rom, dann ganz Europa, die Welt erobern"
  4. Deutschland: Zunahme muslimischer Schüler
  5. CDU-Chef Merz gegen Flüchtlinge aus Gaza: "Wir haben genug antisemitische junge Männer im Land"
  6. Islamisten-Angriff - Bewegende Trauerfeier für erstochenen Lehrer und Katholiken in Frankreich
  7. "Wir müssen leider auch über den Islam reden. Wäre er eine wirkliche Religion des Friedens...."
  8. Frankreich: Kommt Einheitskleidung in Schulen auf Antwort auf islamische Abayas?
  9. Islamistischer Machetenangriff in spanischer Kirche: Mesner tot
  10. 20 Tote bei islamistischem Terror-Angriff auf christliches Dorf in Nigeria






Top-15

meist-gelesen

  1. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  2. KOMMEN SIE MIT! EINMALIGE REISE - 13. Oktober 2024 in Fatima + Andalusien!
  3. Oktober 2024 mit kath.net in MEDJUGORJE
  4. Fastenspende für kath.net - Vergelt's Gott!
  5. Roma locuta - causa (non) finita?
  6. Kard. Müller: "Die Deutsch-Synodalen liegen völlig falsch, sind Opfer der eigenen Propagandatricks"
  7. Nach Protesten Schluss mit 'Helnwein-Kunst' im Wiener Stephansdom
  8. Der Synodale Weg liegt an der Leine
  9. Zweifel an Spekulationen um Predigt-Auslassung des Papstes
  10. Oasen in der Wüste. Von der ‚Volkskirche‘ zur ‚Gemeindekirche‘
  11. Als Johannes Paul II. und die Gottesmutter von Fatima den Kommunismus besiegten
  12. Serie ‚Pauline’ erzählt Romanze zwischen einer 18-jährigen und dem Teufel
  13. Die protestantische Missbrauchsstudie entlarvt die Strukturthesen des Synodalen Wegs als unhaltbar
  14. Good News in den USA: Tausende kommen zu eucharistischer Anbetung
  15. 14 Jahre nach Geständnis: Belgischer Skandalbischof Vangheluwe jetzt endlich laisiert

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz