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Apostolischer Vikar im 'syrischen Stalingrad': Situation kritisch

13. August 2016 in Aktuelles, keine Lesermeinung
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Bischof Georges Abou Khazen: Befürchtung einer großen Schlacht um Aleppo, deren Konsequenzen wieder die Zivilisten treffen würde - Viele Ordensgemeinschaften nach wie vor vor Ort, um Zivilbevölkerung beizustehen


Rom-Frankfurt (kath.net/KAP) "Die Situation ist kritisch, die Leute haben Angst", hat der lateinische Apostolische Vikar von Aleppo, Bischof Georges Abou Khazen, am Freitag in einem Interview mit der italienischen katholischen Nachrichtenagentur "AsiaNews" betont. Der Bischof, der ständig mit dem "syrischen Stalingrad" Kontakt hat, sitzt in Beirut fest. Denn der Zugang zu den von Regierungstruppen gehaltenen westlichen Bezirken Aleppos ist blockiert, seit am Wochenende die Rebellen die Militärakademie am südlichen Stadtrand in ihre Gewalt gebracht haben.

Die Regierungstruppen erkämpfen sich nach den Worten des Bischofs jetzt einen neuen Zugang zu den westlichen Stadtvierteln von Norden her. In allen Teilen Aleppos würden die Menschen - Christen wie Muslime - ständig für den Frieden beten, so Bischof Abou Khazen.

"AsiaNews" erinnert daran, dass der Kampf um die Herrschaft über Aleppo für den Ausgang des syrischen Krieges als entscheidend betrachtet wird. Die Stadt - einst Wirtschaftsmetropole und zweitgrößte Stadt Syriens - ist geteilt. Der Osten ist in der Hand von Rebellen, von denen die meisten dem islamistischen Spektrum zuzurechnen sind. Der russische Vorschlag eines täglichen humanitären Waffenstillstands zwischen 10 und 13 Uhr - um die Versorgung sicherzustellen - werde von Beteiligten als nicht ausreichend betrachtet.

Bischof Abou Khazen sagte im Gespräch mit "AsiaNews", der Mangel an Nahrungsmitteln und Treibstoff (auch für den Betrieb der Generatoren) sei dramatisch spürbar. Am Mittwoch sei es zu einer leichten Besserung gekommen, weil Brot und Gemüse in die Stadt geliefert worden seien und die Wasserversorgung wieder funktionierte. Die Stromversorgung sei aber nach wie vor unterbrochen.


In der Stadt gebe es aber die Befürchtung einer großen Schlacht, deren Konsequenzen wieder die Zivilisten treffen würde. Das Treffen zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dessen türkischem Amtskollegen Recep T. Erdogan habe aber Hoffnungen ausgelöst. Wenn die Türkei die Grenze wirklich schließe, "würde ein großer Teil des Problems gelöst sein, weil es dann den Jihadisten an Waffen und Nachschub fehlen müsste". Im Grunde sei alles in den "Händen der Großmächte".

"Seit 5 Jahren hat niemand den Sieg erreicht

Die Gemeinschaft Sant'Egidio veröffentlichte am Donnerstag in Rom einen Hilfsappell, in dem es heißt: "Aleppo ist erschöpft. Es muss sofort einen Waffenstillstand geben, um die Bewohner - vor allem die Schwächsten, die Kranken, die Kinder - von einer doppelten Belagerung zu befreien, die sie tötet."

Eine politische Übereinkunft scheine fern, die UNO-Appelle für einen humanitären Waffenstillstand seien bisher ungehört verhallt. Aleppo, "Symbolstadt des Zusammenlebens zwischen Kulturen und Religionen", erlebe den dunkelsten Moment seiner Geschichte, weil "die Kämpfer vor keinem Mittel zurückschrecken, um einen Sieg zu erreichen, den seit fünf Jahren niemand erringen konnte".

Sant'Egidio-Gründer Andrea Riccardi hatte vor wenigen Tagen festgestellt, die Geschichte werde von allen Beteiligten Rechenschaft über die ungezählten Toten und die ungeheuren Zerstörungen verlangen. Mit dem sinnlosen Blutvergießen müsse endlich Schluss gemacht werden, solange es noch etwas Hoffnung und Leben in Aleppo gebe.

Hilfeschrei von Ordensfrauen

Auch von den Karmelitinnen von Aleppo kam ein verzweifelter Hilfeschrei. "Es gibt viele widersprüchliche Geschichten über die Vorgänge in Aleppo", sagte Schwester Anne-Francoise in einem Telefonat mit dem Informationsdienst des Hilfswerks "Kirche in Not" im hessischen Königstein. "Die einzige Wahrheit, die wir sicher wissen, ist, dass die Leute hier leiden und sterben."

Das Karmelkloster steht am Stadtrand in einer Kampfzone. Als die syrische Armee die Jihadisten am Vormarsch in die Stadt hindern wollte, wurde auch das Kloster Ziel von Granatenangriffen. "Gott sei Dank wurde unser Kloster nicht getroffen, aber seither hören wir ständig die Geschosse über uns hinwegzischen", so Schwester Anne-Francoise.

Die Karmelitinnen - vier Syrerinnen und zwei Französinnen - haben in einem Nebengebäude obdachlos gewordene Familien aufgenommen, außerdem helfen sie auch anderen Familien mit ihren beschränkten Mitteln: "Jetzt sind nur mehr die ganz Armen in unserer Gegend. So viele Christen haben die Stadt in den Jahren des Krieges verlassen. Wir haben kein Wasser, keine Elektrizität."

Obwohl auch sie Angst haben, sind die Schwestern fest entschlossen, in ihrem Kloster zu bleiben: "Wie könnten wir auch die armen Leute verlassen, die sich an uns gewandt haben? Das Zeugnis unserer Anwesenheit ist wichtig für sie. Durch das Gebet kommt uns Kraft und Mut zu, das ist unser Schutz."

Schwester Anne-Francoise hofft, dass nicht noch mehr christliche Familien Aleppo verlassen. 2011 habe es noch 200.000 Christen in der Stadt gegeben, jetzt seien es nur mehr 40.000. "Der Nahe Osten, die Heimat Jesu, ist in Gefahr, seine Christen zu verlieren. Das ist undenkbar, die Situation ist wirklich schrecklich. Auch für die, die weggehen, ist die Krise nicht zu Ende. Sie sind entwurzelt, manchmal verlieren sie sogar ihre spirituellen Wurzeln", so die Karmelitin.

Malteser-Kinderspital arbeitet weiter

Trotz der Kämpfe arbeiten viele kirchliche Einrichtungen weiter. Das Kinderspital des internationalen Hilfswerks des Souveränen Malteserordens im Ostteil Aleppos hat seine Aktivitäten in den Keller verlegt, um den Patienten und dem Personal ein Maximum an Sicherheit zu garantieren. Die Entscheidung wurde getroffen, nachdem ein neugeborenes Kind sterben musste, weil bei einem Angriff der Beatmungsschlauch gerissen war. "Die Leute sind verzweifelt. Es gibt viele Eltern, die sich nicht trauen, ihre kranken Kinder ins Krankenhaus zu bringen, weil sie gezielte Angriffe auf die medizinischen Einrichtungen fürchten", so Janine Lietmayer, die Regionalmanagerin des Malteser-Hilfswerks für den Nahen Osten.

Der stellvertretende Generalsekretär des Hilfswerks, John Peruvemba, berichtete, dass Familien, die den Ostteil Aleppos über einen der humanitären Korridore verlassen wollten, von Rebellen daran gehindert wurden. Peruvemba betonte, dass die Korridore dringend unter die Kontrolle der UNO gestellt werden müssten. Die im Krankenhaus geborenen "Frühchen" könnten aber auf keinen Fall evakuiert werden, unterstrich Janine Lietmayer. Die Brutkästen und andere medizinische Apparaturen müssten ständig mit elektrischem Strom versorgt werden. Das Personal des Krankenhauses sei sich bewusst, dass es trotz der ständigen Lebensgefahr bleiben müsse, weil das für die kindlichen Patienten die einzige Chance auf Überleben sei. Das Malteser-Hilfswerk trägt seit Juli 2015 die Gehaltskosten für das Personal des Krankenhauses und sorgt für die Anschaffung medizinischer Ausrüstung.


Copyright 2016 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich


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