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«Größere Nähe zum Urtext»

29. April 2016 in Interview, 2 Lesermeinungen
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Erfurter Altbischof Wanke zur neuen Einheitsübersetzung. Von Norbert Zonker (KNA)


Erfurt (kath.net/KNA) Nach zehnjähriger Vorarbeit erscheint im Herbst die revidierte katholische Einheitsübersetzung der Bibel. Sie wird über Deutschland, Österreich und die Schweiz hinaus im gesamten deutschsprachigen Raum genutzt und gilt nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz «als verbindliche Fassung» für Liturgie, Schule, Familie und Seelsorge. Der emeritierte Erfurter Bischof Joachim Wanke (Foto), der die Kommission zur Revision geleitet hatte, erläuterte am Donnerstag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) die Ziele und Besonderheiten der Neufassung.

KNA: Herr Bischof Wanke, die revidierte Einheitsübersetzung soll nun im Herbst erscheinen. Welche Neuerungen erwarten den Leser?

Wanke: Bei der neuen Einheitsübersetzung handelt es sich um eine moderate Revision, die die frühere Fassung weithin bewahrt. Doch bringt die Revision an vielen Stellen Fortschritte an Genauigkeit, an Texttreue und an zeitgemäßer Verständlichkeit, sowohl in den Wiedergaben als auch in den Gliederungen, Überschriften und Einleitungen.

KNA: Wie umfangreich war die Überarbeitung?

Wanke: Die Überarbeitungen der einzelnen biblischen Schriften sind in ihrer Intensität unterschiedlich, wie ja auch die vorherigen Einzelübersetzungen trotz allen Bemühens um stilistische Einheitlichkeit als ein Gemeinschaftswerk vieler Bearbeiter unterschiedlichen Charakter trugen. Im Alten Testament sind, aufs Ganze gesehen, insgesamt mehr Überarbeitungen notwendig gewesen, um den Urtext sachgerecht wiederzugeben. Jesus Sirach ist beispielsweise ganz neu aus dem Griechischen übersetzt worden.

KNA: Können Sie Beispiele für neue Formulierungen nennen?

Wanke: Gewichtig etwa ist in Jeremia 31,33 (in Abgrenzung von der Septuaginta-Fassung, die in Hebräer 8,10 zitiert wird) die Korrektur der Tempusangaben. Die Revisionsfassung wird lauten: «So wird der Bund sein, den ich nach diesen Tagen mit dem Haus Israel schließe - Spruch des HERRN: Ich habe meine Weisung in ihre Mitte gegeben und werde sie in ihr Herz schreiben. Ich werde ihnen Gott sein und sie werden mir Volk sein.» Der «neue Bund» ist keine rein zukünftige, nur innerliche Gabe, wie die Septuaginta-Fassung nahelegt. Dieses Verständnis hat das spätere Verständnis der Übersetzer stark beeinflusst.


Ein Beispiel mehr zum Schmunzeln: Aus dem blonden David wird in 1 Samuel 16,12 ein rötlicher David, was manche «germanisierende» Daviddarstellungen in der Kunst korrigieren dürfte. Das damalige Modewort «(über seine Lehre) betroffen sein» in Markus 1,22 ist ersetzt mit «voll Staunen», vergleiche auch Lukas 2,48.

Theologisch bedeutsam ist die Korrektur der alten, seit Luther gängigen Textfassung von Hebräer 11,1 «Glauben aber ist Feststehen in dem, was man erhofft, Überzeugtsein von Dingen, die man nicht sieht». Die Revision übersetzt genauer: «Glaube aber ist: Grundlage dessen, was man erhofft, Beweis von Tatsachen, die man nicht sieht.» Dass in Römer 11,15 das Wort «Verwerfung» (der Juden) jetzt mit «Zurückweisung» übersetzt wird, ist für das christlich-jüdische Gespräch von Bedeutung. Die Erwählung der Heiden bedeutet keine Kündigung des Bundes Gottes mit Israel.

KNA: Gab es besonders schwierige oder umstrittene Textpassagen?

Wanke: Gerade um Jeremia 31,33 ist lange gerungen worden, liegt hier doch eine gewichtige Heilsansage vor, die uns auch die Botschaft Jesu vom zwar noch in seiner Fülle ausstehenden, aber doch schon gegenwärtigen Gottesreich («Himmelreich») besser verstehen lässt.

Auch die Übersetzung des griechischen Wortes «Brüder» in anredenden, mahnenden Texten der Apostelbriefe mit «Brüder und Schwestern» wurde länger diskutiert, aber dann doch übernommen, weil hier ohne Zweifel sowohl Männer als auch Frauen gemeinsam angesprochen werden.

KNA: Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) war 2005 aus dem bis dahin gemeinsamen Projekt ausgestiegen mit der Begründung, die Bestimmungen der vatikanischen Instruktion «Liturgiam Authenticam» machten eine weitere Beteiligung unmöglich. Hat diese Erklärung zum «Gebrauch der Volkssprache bei der Herausgabe der Bücher der römischen Liturgie» aus dem Jahr 2001 in der Praxis der Übersetzungsarbeit eine Rolle gespielt?

Wanke: Die genannte vatikanische Instruktion ist damals im Blick auf unsere Revisionsaufgabe missverstanden worden. Sie bekräftigte vor allem die Mahnung, bei der Übersetzung von liturgischen (!) Texten möglichst eine sprachliche Nähe zur lateinischen Liturgiesprache zu wahren. In dieser Frage gibt es bis heute ein kontroverses innerkatholisches Gespräch. Im Blick auf unseren Auftrag kann ich freilich sagen: Die Instruktion hat die Übersetzungs- und Revisionsarbeit an der Einheitsübersetzung, die sich auch der Intention dieser römischen Mahnung gemäß an den biblischen Urtexten orientierte, weder beeinflusst noch gar behindert.

KNA: Die vatikanische Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung hat sich mit der «Recognitio» des Textes viel Zeit gelassen. Gab es hierfür inhaltliche Gründe?

Wanke: Hier gilt es, die genannte römische Kongregation in Schutz zu nehmen. Die Gottesdienstkongregation hatte schon frühzeitig ihre positive Einschätzung unserer Revisionsarbeit zum Ausdruck gebracht und auch hilfreiche, von den Revisoren gern übernommene Hinweise gegeben. Dass die römische Rekognitio (Anerkennung) der Revisionsfassung, also die Erlaubnis, diese später auch im Gottesdienst unserer Kirche zu verwenden, erst jetzt erteilt wurde, lag an der notwendigen, sich etwas länger hinziehenden Abstimmung zwischen den deutschsprachigen Bischofskonferenzen. Manche Fragen, die uns schon bei der Revision auch kontrovers bewegten, mussten eben auch auf der Ebene der bischöflichen Auftraggeber ausdiskutiert werden.

KNA: Der Rat der EKD hat parallel zu Ihrer Arbeit eine Revision der Lutherbibel veranlasst. Gab es zwischen Ihrer Kommission und der vom früheren Landesbischof Christoph Kähler geleiteten Kommission einen Austausch?

Wanke: Da ich mit dem emeritierten Thüringer Landesbischof Professor Doktor Christoph Kähler persönlich gut bekannt, ja befreundet bin, gab es - natürlich auch von der vergleichbaren Aufgabe her, die wir beide hatten - eine enge Sachabstimmung. Ich konnte Anteil nehmen an dem Arbeitsfortschritt der Revisionsarbeit an der Lutherbibel.

Umgekehrt war ich eingeladen, über unsere Arbeit an der Einheitsübersetzung im ökumenischen Kontext zu berichten. Mein Fazit: Das Bemühen um eine sachgerechte und dennoch verständliche Bibelübertragung ist in allen konfessionellen Traditionen ohne Zweifel auch Mühsal und Last - aber es überwiegt die Freude, dem Wort Gottes gemeinsam dienen zu können.

KNA: Worin unterscheiden sich die beiden Bibelausgaben, zwischen denen die Leser ab dem Herbst wählen können?

Wanke: Wer eine Nähe zum alltäglichen Sprachgebrauch sucht und zudem einen flüssigeren Sprachstil, wird bei der gewohnten Einheitsübersetzung bleiben wollen. Wer freilich größere Verlässlichkeit in der Nähe zum Urtext haben möchte und zudem sich auch persönlich mit der Textfassung vertraut machen möchte, die demnächst in den Gottesdiensten zu Gehör kommt und in Katechese und Religionsunterricht gebraucht wird, sollte zur revidierten Fassung greifen - auch im Wissen darum, dass es das Vollkommene in dieser Welt nicht gibt.

Vgl. auch Erfurter Altbischof Wanke: Wenn Messe zum 'Experimentierfeld religionspädagogischer Eiferer' wird.

(C) 2016 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten.
Foto Altbischof Wanke © Bistum Erfurt


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Lesermeinungen

 Faustyna-Maria 2. Mai 2016 
 

größere Nähe am Urtext?

bedeutet denn das griechische Wort, das bisher mit Brüder übersetzt wurde, tatsächlich beide Geschlechter? Müsste man nicht der Texttreue verpflichtet auch hier am Urtext bleiben. Sollten die Schreiber der Briefe tatsächlich einem latenten Sexismus verfallen zu sein, müssten wir nicht in der Lage sein, uns mit diesem auseinander zu setzen, statt hier die Übersetzung zu verlassen und offen zur Interpretation über zu gehen?

Mir gefallen solche faulen Kompromisse gar nicht, da ich als Leser dem Übersetzer quasi hilfslos ausgeliefert bin und lese ich eine Übersetzung, so will ich nur wissen, was der Autor gemeint hat, nicht aber was der Übersetzer gedacht. Mancher englische Roman ist für mich auf Deutsch nicht lesbar, da die Übersetzung ein unverdaulicher Brocken ist.


0
 
 quovadis 29. April 2016 
 

Hoffentlich

wird auch die skandalös übersetzte Stelle Mt 22,14 endlich korrigiert. Bisher hieß es: "Viele sind berufen, aber nur wenige auserwählt."
Das griech. "eklektoi" ist, wie aus dem Zusammenhang eigentlich klar ersichtlich ist, nicht passiv aufzufassen, sondern medial: "wenige haben für sich gewählt (= sind der Berufung gefolgt)."


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