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Die Notwendigkeit der Soziallehre der Kirche

17. Februar 2016 in Aktuelles, keine Lesermeinung
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Franziskus an die Welt der Arbeit: Welche Kultur wollen wir unseren Kindern hinterlassen?


Ciudad Juárez (kath.net) Nach seinem Besuch in einer Strafvollzugsanstalt begegnete Papst Franziskus Vertretern der Welt der Arbeit am Colegio de Bachilleres des Staates Chihuahua.

„Welche Welt wollen wir unseren Kindern überlassen? Ich glaube, darüber können wir uns in großer Mehrheit verständigen. Das ist gerade unser Horizont und unser Ziel, für die wir uns heute zusammentun und arbeiten müssen. Es ist immer gut, darüber nachzudenken, was ich wohl gerne meinen Kindern hinterlassen würde. Und das ist auch eine gute Weise, an die Kinder der anderen zu denken. Was will Mexiko seinen Kindern hinterlassen? Will es ihnen eine Erinnerung an die Ausbeutung, an nicht ausreichende Löhne, an Mobbing am Arbeitsplatz hinterlassen? Oder will es ihnen eine Kultur der Pflege einer würdigen Arbeit, eines anständigen Heims und eines Stück Landes zum Bearbeiten hinterlassen? In welcher Kultur wollen wir die Geburt der nach uns kommenden Menschen sehen? Welche Atmosphäre werden sie atmen? Eine von der Korruption, von der Gewalt, der Unsicherheit und des Misstrauens vergiftete Luft, oder vielmehr eine Luft, die in der Lage ist, Alternativen hervorzubringen, Erneuerung und Veränderung zu schaffen?“


kath.net veröffentlicht die Ansprache von Papst Franziskus bei Begegnung mit Vertretern der Welt der Arbeit am Colegio de Bachilleres des Staates Chihuahua:

Liebe Brüder und Schwestern,

ich wollte mich mit Ihnen hier in Juárez treffen wegen der besonderen Beziehung, die diese Stadt zur Welt der Arbeit hat. Ich danke Ihnen nicht nur für die freundliche Begrüßung und Ihre Zeugnisse, welche die Sehnsüchte, die Freuden und die Hoffnungen, die Sie in Ihrem Leben erfahren, deutlich machen. Ich möchte Ihnen aber auch für diese Gelegenheit zu Austausch und Reflexion danken. Alles, was wir für den Dialog, für die Begegnung und für die Suche nach besseren Alternativen und Chancen tun können, ist schon ein Erfolg, der zu würdigen und hervorzuheben ist. Natürlich reicht das nicht, aber heutzutage können wir uns nicht den Luxus leisten, jede Möglichkeit der Begegnung, der Debatte, des Austauschs und der Suche abzuschneiden. Es ist die einzige Weise, die wir haben, um ein Morgen aufzubauen und nachhaltige Beziehungen zu knüpfen. Diese Beziehungen sollten dann in der Lage sein, das notwendige Gerüst zu bilden, das nach und nach die sozialen Bande wiederherstellt, die durch die fehlende Kommunikation und den mangelnden Respekt gegenüber dem Minimum, das für ein gesundes Zusammenleben erforderlich ist, so geschädigt sind. Danke. Möge diese Einrichtung dazu dienen, eine Zukunft aufzubauen, und eine gute Gelegenheit sein, das Mexiko zu schmieden, das sein Volk und seine Söhne und Töchter wirklich verdienen.


Ich möchte auf diesen letzten Aspekt genauer eingehen. Heute sind hier verschiedene Arbeiterorganisationen und Vertreter der Unternehmerkammern und –vereinigungen zugegen. Auf den ersten Blick könnte man sie als Gegner betrachten. Doch es verbindet sie eine gemeinsame Verantwortung: Sie suchen, Gelegenheiten für ein würdiges Arbeiten zu schaffen, das der Gesellschaft und besonders den Jugendlichen auf dieser Erde wirklich nützt. Eine der größten Geißeln, der Ihre jungen Menschen ausgeliefert sind, ist der Mangel an Möglichkeiten zur Ausbildung und zu nachhaltiger sowie einträglicher Arbeit, die es ihnen gestattet, Pläne zu machen; das erzeugt in vielen Fällen Situationen der Armut. Und diese bilden dann den günstigen Nährboden, um in die Spirale des Rauschgifthandels und der Gewalt zu geraten. Es ist ein Luxus, den sich keiner leisten kann; die Gegenwart und die Zukunft Mexikos dürfen nicht sich allein überlassen und aufgegeben werden.

Leider hat die Zeit, in der wir leben, sich das Paradigma des wirtschaftlichen Nutzens als Prinzip der personalen Beziehungen auferlegt. Die vorherrschende Mentalität will die größtmögliche Quantität an Gewinnen, zu welchem Preis auch immer und am besten sofort. Dies führt nicht nur zum Verlust der ethischen Dimension der Unternehmen, sondern vergisst auch, dass die beste Investition, die man machen kann, die ist, in die Menschen, in die Personen und in ihre Familien zu investieren. Die beste Investition ist die, Chancen zu eröffnen. Die vorherrschende Mentalität stellt den Transfer von Personen in den Dienst des Flusses des Kapitals und provoziert damit die Ausbeutung der Angestellten als Objekte, die zu gebrauchen und wegzuwerfen sind (vgl. Enz. Laudato si’, 123). Gott wird von den Sklavenhaltern unserer Tage Rechenschaft fordern, und wir müssen alles Mögliche tun, damit diese Situationen nicht weiter vorkommen. Der Fluss des Kapitals darf nicht den Fluss und das Leben der Menschen bestimmen.

Nicht wenige Male wird angesichts der Vorschläge der Soziallehre der Kirche diese selbst in Frage gestellt und gesagt: “Die fordern, dass wir Wohltätigkeitsorganisationen sind oder unsere Unternehmen zu philanthropischen Einrichtungen machen”. Die einzige Forderung, die die Soziallehre der Kirche stellt, ist die, die Integrität der Personen und der Sozialstrukturen zu beachten. Jedes Mal, wenn diese aus verschiedenen Gründen bedroht oder auf ein Konsumgut reduziert wird, wird die Soziallehre der Kirche eine prophetische Stimme sein, die uns allen hilft, sich nicht im verführerischen Meer des Ehrgeizes zu verlieren. Jedes Mal, wenn die Integrität eines Menschen verletzt wird, beginnt die ganze Gesellschaft in gewisser Weise Schaden zu nehmen. So ist das gegen niemand gerichtet, sondern dient allen zum Vorteil. Jeder Bereich hat die Verpflichtung, sich um das Wohl aller zu sorgen; wir sitzen alle im gleichen Boot. Wir alle müssen dafür kämpfen, um zu erreichen, dass die Arbeit ein Ort der Humanisierung und der Zukunft ist, ein Raum, in dem man Gesellschaft und Bürgerlichkeit aufbauen kann. Diese Einstellung führt nicht nur zu einer unmittelbaren Verbesserung, sondern wandelt sich auf lange Sicht auch zu einer Kultur, die in der Lage ist, Lebensräume, die für alle würdig sind, zu erschließen. Diese Kultur, die oft aus Spannungen erwächst, wird einen neuen Stil der Beziehungen, einen neuen Stil der Nation hervorbringen.

Welche Welt wollen wir unseren Kindern überlassen? Ich glaube, darüber können wir uns in großer Mehrheit verständigen. Das ist gerade unser Horizont und unser Ziel, für die wir uns heute zusammentun und arbeiten müssen. Es ist immer gut, darüber nachzudenken, was ich wohl gerne meinen Kindern hinterlassen würde. Und das ist auch eine gute Weise, an die Kinder der anderen zu denken. Was will Mexiko seinen Kindern hinterlassen? Will es ihnen eine Erinnerung an die Ausbeutung, an nicht ausreichende Löhne, an Mobbing am Arbeitsplatz hinterlassen? Oder will es ihnen eine Kultur der Pflege einer würdigen Arbeit, eines anständigen Heims und eines Stück Landes zum Bearbeiten hinterlassen? In welcher Kultur wollen wir die Geburt der nach uns kommenden Menschen sehen? Welche Atmosphäre werden sie atmen? Eine von der Korruption, von der Gewalt, der Unsicherheit und des Misstrauens vergiftete Luft, oder vielmehr eine Luft, die in der Lage ist, Alternativen hervorzubringen, Erneuerung und Veränderung zu schaffen?

Ich weiß, dass dieses Projekt nicht einfach ist. Aber ich weiß auch, dass es schlimmer ist, die Zukunft den Händen der Korruption, der Brutalität und der Ungerechtigkeit zu überlassen. Ich weiß, dass es oft nicht leicht ist, bei einer Verhandlung eine Übereinkunft aller Parteien zu erzielen. Aber ich weiß auch, dass es schlimmer ist – und uns am Ende mehr Schaden bringt –, wenn es gar keine Verhandlungen gibt und eine Bewertung fehlt. Ich weiß, dass es nicht einfach ist, sich mit einer Welt des immer größeren Konkurrenzkampfes zu arrangieren. Aber ich weiß auch, dass es schlimmer ist zuzulassen, dass die Welt des immer größeren Konkurrenzkampfes schließlich das Schicksal von Völkern bestimmt. Der Profit und das Kapital sind nicht Güter, die über dem Menschen stehen; sie dienen vielmehr dem Gemeinwohl. Und wenn das Gemeinwohl um des Profits willen gebeugt wird und das Kapital der einzige mögliche Verdienst wird, dann heißt das Ausschließung.

Zu Beginn habe ich Ihnen für die Gelegenheit dieses Zusammenseins gedankt.

(...)

Ich möchte Sie einladen, von Mexiko zu träumen, das Mexiko aufzubauen, das Ihre Kinder verdienen. Nicht ein Mexiko, wo es Menschen erster, zweiter oder vierter Klasse gibt, sondern ein Mexiko, das im anderen die Würde des Kindes Gottes zu erkennen weiß. Möge die Jungfrau von Guadalupe, die sich Juan Diego gezeigt und damit offenbart hat, dass die scheinbar Beiseitegeschobenen ihre bevorzugten Zeugen waren, Ihnen helfen und Sie bei diesem Aufbau begleiten!

Papst Franziskus in Mexiko - Treffen mit Personen der Welt der Arbeit: ´Welche Kultur wollen wir unseren Kindern hinterlassen?´




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