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Ein Papst wagt sich in die «Hölle»

17. Februar 2016 in Aktuelles, keine Lesermeinung
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Das berüchtigte Gefängnis «Cereso 3» von Ciudad Juarez ist eine der tiefsten Wunden Mexikos. Von Johannes Pernsteiner


Mexiko-Stadt (kath.net/KNA) Wenn Papst Franziskus an diesem Mittwoch kurz vor Abschluss seiner Mexiko-Reise das berüchtigte Gefängnis «Cereso 3» in der Grenzstadt Ciudad Juarez besucht, legt er damit seine Finger auf eine der tiefsten Wunden des Landes. Der Politologe und Kriminalforscher Gustavo Fondevilla vom Studienzentrum für Wirtschaftsforschung (CIDE) in Mexiko-Stadt wertet es als «Geniestreich, dass die größte Heiligkeit zu einem der schlimmsten Orte der Welt geht».

Als Ciudad Juarez auf dem Höhepunkt der Gewaltwelle 2010 die Stadt mit der weltweit höchsten Mordrate war, galt auch das dortige Männergefängnis «Cereso 3» als eines der gefährlichsten der Welt. Zahlreiche Häftlinge wurden ermordet aufgefunden, entführte Mädchen wurden hier prostituiert. Und die Sicherheitsbeamten hatten die Kontrolle an die rivalisierenden Banden im Gefängnis so weit verloren, dass sie zu vielen Zellen nicht mal mehr die Schlüssel besaßen.

Die Lage in der Stadt wie auch im Gefängnis hat sich deutlich gebessert, wenngleich Missstände fortdauern: Mit derzeit 3.000 Insassen ist die für 2.500 ausgelegte Anstalt weiter überbelegt. Die Nationale Menschenrechtskommission fand noch 2014 eine lange Liste von Beanstandungen. Es fehle im «Cereso 3» demnach weiterhin an ausreichend Wachpersonal, an medizinischer Behandlung und Rücksicht auf Behinderungen, Diabetes oder andere besondere Bedürfnisse der Häftlinge; ferner an Bildungs- oder Entzugsprogrammen, an Gewaltprävention und an Schlichtungsstellen. Schutzgelderpressung sei weiter an der Tagesordnung.


Auch ein für den Papstbesuch aufgeputztes Cereso 3 ist immer noch «die Hölle auf Erden», erklärt Fondevilla, der Lateinamerikas Gefängnisse in Vergleichsstudien erforscht. Haftanstalten seien «Fotografien der Gesellschaft» und verdeutlichten bestehende Grundprobleme. In Mexiko sei dies besonders eine alarmierende Abstumpfung gegenüber dem Schicksal der Gefangenen: «Niemand interessiert sich für sie - die Drogengewalt im Land hat die Bevölkerung müde gemacht und aller Empathie beraubt.» Der Papst könne in Ciudad Juarez viel Sensibilisierung leisten, wenn er auf den Zustand jener hinweise, die schuldig geworden sind. «Vor allem wird er darauf pochen, dass ausnahmslos jeder Mensch Nächstenliebe und würdevolle Behandlung verdient», so der Forscher.

Als Hauptproblem des Strafvollzugs in Mittelamerika beschreibt Fondevilla die Korruption der Behörden und ihre Ohnmacht gegenüber den Drogenbanden. In vielen Gefängnissen sicherten die Beamten im Grunde nur die Außenmauern ab; alles andere bestimmten jene Insassen, die am gewalttätigsten seien. Drogen seien im Umlauf und Häftlinge müssten für alles bezahlen, sogar für Nahrung, Trinkwasser, Kleidung, Duschen oder Besuchsempfang; mancherorts sogar dafür, in einem Bett statt auf dem nackten Boden zu schlafen und nicht geschlagen, vergewaltigt oder getötet zu werden.

Besonders kritisch wird es bei einer Erkrankung: Nur 20 bis 25 Prozent der rund 200.000 Häftlinge Mexikos haben laut Erkenntnissen des Forschers Zugang zu medizinischer Behandlung, die übrigen sind wie bei anderen Grundbedürfnissen völlig auf Zuwendungen von außen angewiesen. Davon zeugen an den Gefängnistoren die langen Warteschlangen von Besuchern, die ihren Angehörigen mehrmals pro Woche Essen, Geld, Hygiene- und Reinigungsartikel und auch Wasser bringen. «Wenn man in Mexiko jemanden inhaftiert», so Fondevilla, «bestraft man damit auch die Familie, die für den Gefangenen arbeiten muss, besonders die Frauen - die Ehefrauen, Mütter und Schwestern.»

Ebenso wie die Familien durch die Inhaftierung eines Mitglieds an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, verschlimmert sich auch die Perspektive der Häftlinge dramatisch. «Wer aus dem Gefängnis kommt, ist zum Schwerverbrecher ausgebildet.» Dabei sind es laut seinen Studien vorwiegend Kleinkriminelle, die seit Einführung des Systems massiver Polizeipräsenz mit «Zero Tolerance» im Jahr 2003 die Neuzugänge der Strafvollzugsanstalten ausmachen: Acht von zehn sitzen wegen Diebstahls, zumeist ohne Gewaltausübung. Meist gehe es um weniger als 600 Euro. Die langsame Justiz hat zur Folge, dass Untersuchungshäftlinge zwischen 7 und 21 Monate auf ihr Urteil warten - räumlich nicht getrennt von Schwerstverbrechern.

Bei seinem «Cereso 3»-Besuch wird Franziskus zum Einsatz für jene auffordern , denen es am schlechtesten geht. Fondevilla: «Ein Papst könnte Mexiko bereisen, ohne den Problemen zu begegnen. Er könnte Massenfeiern mit den Armen machen und dafür viel Lob bekommen. Franziskus geht einen anderen Weg.» Dass er gerade ins schlimmste Gefängnis Mexikos gehe, sei eine Botschaft an alle - «an die Regierung, die Gesellschaft und auch an die Kirche».

Franziskus wird dort an diesem Mittwoch auf rund 700 männliche und 100 weibliche Häftlinge, 250 Familienangehörige und rund 100 Gefängnisseelsorger treffen, streng bewacht von vermummten Sicherheitsbeamten. Angaben der Diözese Ciudad Juarez zufolge wird der Papst die Lebensgeschichte einer Gefangenen anhören - und drei Musikstücke eines eigens zusammengestellten Häftlingsorchesters.

(C) 2016 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten.
Archivfoto: Papst Franziskus küsst ein Kruzifix



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