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‚Aus lebendigen werden tote Steine‘

31. Oktober 2015 in Chronik, keine Lesermeinung
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Terror und Gewalt erschüttern das Heilige Land – Das wirkt sich auch auf die Christen aus.


Jerusalem (kath.net/ KiN)
Seit Wochen erschüttert Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern das Heilige Land. Besonders Jerusalem steht einmal mehr im Zentrum des Konflikts. Anfang September war es hier wie schon im vergangenen Jahr zu Konflikten um den Tempelberg gekommen. Die Palästinenser beschuldigten Israel, Juden Gebets- und mehr Zugangsrechte zu dem islamischen Heiligtum verschaffen zu wollen, wo früher der jüdische Tempel stand. Israel bestreitet das vehement. Dennoch setzte sich eine Welle von palästinensischen Terrorattentaten in Gang, die von Israel hart bekämpft wurde. Eine Kette von Gewalt und Gegengewalt begann. Sie dauert seit Wochen an und forderte bislang dutzende Todesopfer und Verletzte auf beiden Seiten. Angst und Hass vergiften das Verhältnis von Israelis und Palästinensern.

Die Jerusalemer Altstadt mit ihren Juden, Christen und Moslems heiligen Stätten ist viel leerer als sonst. Die Geschäfte im christlichen Viertel bekommen das zu spüren. „Die Kunden bleiben weg“, sagt Alfred, während er hinter der Verkaufstheke in seinem leeren Geschäft steht, im Gespräch mit „Kirche in Not“. „Die Menschen haben große Angst hierherzukommen. Viele Pilgergruppen haben schon storniert. Und das ist erst der Anfang.“ Der Katholik aus einer Jerusalemer Familie betreibt am New Gate zur Altstadt einen kleinen Laden mit Andachtsgegenständen. Kreuze, Rosenkränze und Ikonen gibt es im „Saint Francis Store“ zu kaufen. Das Bild von Papst Franziskus im Schaufenster lädt Kunden ein, vorbeizuschauen. „Viele Christen in Jerusalem leben von den Pilgern. Für jede Gewaltwelle, jede Intifada, jeden Krieg in Gaza bezahlen wir. Ich muss jedes Mal Schulden machen, um die Flaute danach zu überstehen. Damit bin ich nicht allein. Und ich muss meine Familie unterhalten und Schulgebühren für meine Kinder bezahlen. Lange halte ich das nicht mehr durch“, meint er pessimistisch. „Wir Christen haben mit dem Tempelberg nichts zu tun. Wir sind aber trotzdem die Leidtragenden des Streits zwischen Juden und Moslems. Als Minderheit trifft es uns sogar härter. Wir stehen zwischen den Fronten.“


Pater David Neuhaus sieht die gegenwärtigen Entwicklungen ebenfalls mit Sorge. „Der israelische Jesuit, ein zum Katholizismus konvertierter Jude, leitet im Lateinischen Patriarchat die Seelsorge an den hebräisch-sprachigen Katholiken. Mit Blick auf die Auseinandersetzungen um den Haram Al Sharif, das edle Heiligtum, wie die Moslems den Tempelberg mit dem Felsendom und der Al Aqsa-Moschee nennen, meint er: „Ich glaube nicht, dass der Konflikt sich in einen religiösen verwandelt. Eher ist es so, dass der nationale Konflikt die Religion benutzt, damit er noch komplizierter und unlösbarer wird. Will ich jemanden von der Gerechtigkeit meiner Sache überzeugen, geht es einfacher, wenn ich Gott in die Sache hineinziehe.“

Die katholische Kirche, so Pater David weiter, habe eine klare Haltung zum Konflikt. „Die Hierarchie der katholischen Kirche hat wiederholt dazu aufgerufen, Vernunft walten zu lassen und zu Verhandlungen zurückzukehren. Sie ruft dazu auf, nach einem Weg zu suchen, der Israelis und Palästinensern, Juden, Moslems und Christen erlaubt, in Frieden zu leben. Die Hierarchie der katholischen Kirche, die zum größten Teil arabisch ist, ist sehr sensibel, was die Frage der Gerechtigkeit und die repressive Natur der Besetzung palästinensischen Landes anlangt. Gleichzeitig weist sie aber Gewalt in allen Formen zurück.“

Als Zuschauer des Konflikts sieht Pater David die Christen im Heiligen Land nicht. „Christen sind hier keine Zuschauer, im Gegenteil. Sie sind Teil dieser Gesellschaft, in der sie leben.“ Sowohl in der palästinensischen wie in der israelischen Gesellschaft lebten Christen, so Neuhaus. 120000 palästinensische Christen gebe es in Israel, rechnet der Jesuit vor, und etwa 50000 in Palästina mit dem israelisch besetzten Ost-Jerusalem. Im jüdischen Teil der israelischen Gesellschaft lebten zudem etwa 40000 Christen, die keine Araber seien. Hinzu kämen 150000 christliche Migranten, die in der jüdisch-israelischen Mehrheitsgesellschaft lebten und arbeiteten. „Unsere Berufung ist es nicht, Zuschauer zu sein. Wir müssen vielmehr die Hefe im Teig sein, Brücke und Licht. Obwohl wir in beiden Gesellschaften, der israelischen und palästinensischen, nur etwa zwei Prozent ausmachen, sind wir dazu berufen, uns für unsere Gesellschaften einzusetzen. Wir müssen die Werte, die wir predigen, durchsetzen: Gerechtigkeit, Friede, Versöhnung und so weiter. Wir müssen die Tendenz verhindern, uns in Ghettos einzuschließen und den Kontakt mit der Mehrheitsgesellschaft zu verlieren. Vielmehr müssen wir an vorderster Front des Kampfes für eine Gesellschaft stehen, die die Werte umsetzt, für die wir stehen. Wir müssen in unseren Gesellschaften Verbündete finden, die an dieselben Werte wie wir glauben.“

Pater Neuhaus sieht derweil die Gefahr, dass sich palästinensische Christen und nicht-palästinensische entlang nationaler Linien spalten. „Das ist eine echte Herausforderung für die Kirche. Es ist aber auch eine goldene Gelegenheit, das innerhalb der Kirche zu praktizieren, was wir predigen. Nationale Trennungen sind gerade in unsere Konfliktsituation real. Die Einheit der Christen muss aber wegen ihres gemeinsamen Glaubens und der geteilten Hoffnung dafür noch realer sein.“

Alfred in seinem kleinen Laden ist derweil fest entschlossen, weiter zu machen, solange es geht. „Wir Christen wollen Frieden. Und der beste Weg für Christen aus dem Ausland, uns zu unterstützen, ist es, weiter ins Heilige Land zu kommen. Denn wenn wir Christen hier nicht mehr leben können, wird die Altstadt mit der heiligen Grabeskirche zu einem Museum. Es gibt dann keine lebendigen Steine mehr sondern nur noch tote.“


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