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Zwei Minuten später hieß es: Willkommen in Armenien!

8. August 2015 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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Auszug aus dem Bestsellerbuch "Tagebuch eines Jerusalempilgers. 14.000 Kilometer - 14.000 Hunde - Ein Priester" - Von Johannes Maria Schwarz


Jerusalem (kath.net)
Tag 135 - 37 km (4657 km)
Ich liebe es. Ich kann kaum glauben, dass ich vor einem Monat irgendwo in Russland in meinem Zelt lag und mich fragte: „Warum mach' ich das?“ Aufzuhören war zwar nie ein Gedanke, der mich ernst beschäftigt hatte, aber die Freude an diesem Weg war verloren gegangen. Ich war es leid gewesen, zu husten und mich in der Schwüle neben dem fürchterlichen Verkehr im Straßengraben entlang zu quälen. Wofür das alles? Ich war nicht auf einem Leistungstrip. Ich hatte mir vorgenommen, diese Reise nicht so zu verstehen. Das Ziel des Weges tatsächlich zu erreichen, sollte Nebensache sein und bleiben. Ich war auf diesem Weg für das einfache Leben, die Begegnungen, die Stille, für Opfer und Gebet. Aber irgendwie hatte ich es damals nicht mehr auskosten können.

Mit ein Grund, warum ich dann nie nach Flügen oder Zugverbindungen in die Heimat gesucht hatte, war die Vorfreude auf Transkaukasien gewesen. Georgien, von dem ich leider nur den Süden kennengelernt hatte, lag nun schon fast hinter mir, als ich heute meinen Weg über das Hochplateau zur armenischen Grenze fortsetzte. Eisig war es in den Morgenstunden unter dem wolkenlosen Himmel, 2.000 Meter über dem Meer. Einfache Häuser und Hütten säumten die Straße. Zum Teil waren sie in die Erde gebaut oder mit Erde und Gras bedeckt, um den strengen und langen Wintern zu trotzen. Es muss ein hartes und karges Leben hier oben sein, das vielleicht genau in seiner Verwiesenheit auf die gegenseitige Hilfsbereitschaft die Wurzel für jene Freundlichkeit war, die mir hier überall begegnete. Da war der lachende Kutscher, der fassungslos seinen Kopf über meine Herkunft und mein Ziel schüttelte; da waren ein liebenswerter, zahnloser Mann und ein freundlicher Hirte.

Aber die netteste Begegnung hatte ich in der langgezogenen Kurve, auf der ich Epremovka rechts umging. Dort wurde ich zunächst leidenschaftlich von einem Hund verbellt. Dann hörte er schlagartig auf, weil sich durch sein juckendes Hinterteil eine neue Priorität ergeben hatte. Der Name des Hundes war Coco. Woher ich das weiß? Nun, ein paar Augenblicke, nachdem es still geworden war, hörte ich das Rufen von zwei Buben, sieben und zehn Jahre alt, und wurde von den beiden von der Straße gezogen – wörtlich. Sie nahmen mich an der Hand und erklärten mir in einer Sprache, die ich nicht verstand, dass ich ihnen über die Böschung folgen müsse. Im ersten Moment etwas ratlos, folgte ich ihnen – vorbei an Coco, der sein Hinterteil zwischenzeitlich befriedet hatte. Sie brachten mich zu ihrem einfachen Haus, vor dem ein Teil der Familie in der Morgensonne Kaffee trank. Man servierte mir Tee und kontrollierte genau, ob ich mir auch wirklich genug Süßigkeiten in den Mund stopfte. Wie fast die gesamte Bevölkerung hier im äußersten Süden Georgiens waren meine Gastgeber ethnische Armenier. Russisch war unsere einzige Verbindungssprache. Ich zeigte Bilder aus Liechtenstein und von meinem Weg, kaute Bonbons, lachte und trank Tee. Dann hellte sich das Gesicht des Familienvaters plötzlich auf. Er lief die Betonstufen hoch, trat durch den rustikalen, hölzernen Türstock und kam wenig später mit der Verpackung eines Föhns zurück. Er drückte mir die geöffnete Bedienungsanleitung in die Hand und pochte mit dem Finger auf eine Seite. Ich musste lachen. In meinen Händen lag wohl die einzige deutsche „Literatur“ in weitem Umkreis. Ob ich das lesen könne, wurde ich gefragt. Ich begann schmunzelnd „Sicherheitshinweis: Dieses Gerät darf von Kindern, von Personen mit körperlich, sensorisch oder geistig eingeschränkten Fähigkeiten oder von unerfahrenen Personen nur dann benutzt werden, wenn sie beaufsichtigt oder … “ Meiner Rezitation wurde andächtig gelauscht, als handle es sich um Goethe oder Schiller. Ob der Föhn gut sei, wurde ich gefragt.


Immerhin komme er aus Deutschland. „Made in Germany“, stand auf der Packung. Ich gestand, auf diesem Gebiet weitgehend ahnungslos zu sein. Meinen Bart, so erklärte ich mit einem Verweis auf die Sonne über uns, würde ich immer nur an der frischen Luft trocknen lassen.

Das Schönste an dieser netten Begegnung war allerdings die Freude der Jungs. Die Tatsache, dass ich ihnen gefolgt und nun ihr Gast war, ließ sie so vor Begeisterung strahlen, dass es einem das Herz erwärmte – ganz ohne deutschen Föhn. Sie waren wie Kinder unter dem Christbaum. Dabei war ich nur ein stinkender, bärtiger Mann – zu schmutzig für den Nikolaus und nunmehr zu dünn für den adipösen Weihnachtsmann.

Die beiden brachten mich nach einer halben Stunde wieder zurück zur Straße, vorbei an ausgebüxten Hühnern und Coco, dessen Namen ich nun erfuhr. Ich gab ihnen den Segen und zog angesteckt mit so viel dankbarer Freude weiter, dass ich alle Menschen, die mir nun in der herrlichen Landschaft begegneten, hätte umarmen können. Allerdings hielt ich mich wenig später bei der Grenze zurück. Keine Umarmungen. Nur den Reisepass. Zwei Minuten später hieß es: Willkommen in Armenien!

Im ersten Dorf des elften Landes meiner Reise angekommen, trat ich in einen kleinen Laden und kaufte Brot. Als der Ladenbesitzer hörte, dass ich katholischer Priester sei, brachte er Wurst, Käse und Schokolade zu mir nach draußen. „On the house“, erklärte er mit einem breiten Lächeln und zeigte dabei auf die Kirche in unmittelbarer Nachbarschaft. Auch katholisch – armenisch-katholisch – meinte er.

Weiter ging es am Nachmittag über die goldene Hochebene. Gleiche Landschaft, neue Schrift auf spärlich aufgestellten Schildern. Häuser aus roten Steinen duckten sich unter den blauen Himmel. Heuballen waren geschichtet zu Pyramiden, aufgetürmt bis über die Giebel der rostigen Dächer aus Blech. Wenig reizvoll und doch kreativ, füllten aneinandergereihte Autowracks breite Löcher in den Zäunen. Ab und an bretterte ein Auto über die löchrige Straße und zerrann als unförmiger Farbklecks am flimmernden Horizont.

So kam ich in den Abendstunden nach Ashotsk. Ich hatte dieses 2.500-Seelen-Dorf aus einem bestimmten Grund angesteuert. Vor einigen Tagen in Georgien war ich P. Mario begegnet. Der italienische Kamillianerpater betreute hier ein Krankenhaus, das nach dem verheerenden Erdbeben 1988 von der italienischen Caritas gebaut worden war. Mit 100 Betten und 23 Ambulatorien ist es die einzige medizinische Versorgung für die ganze ärmliche Bergregion.
Ich wurde freudig empfangen, versorgt und untergebracht. So geht mein erster Tag in Armenien zu Ende. Welche Freude. Ich kann es kaum erwarten, von Tag zu Tag weiter zu ziehen und mehr von diesem Land und seinen Menschen zu sehen.

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kath.net-Buchtipp:
Tagebuch eines Jerusalempilgers: 14.000 Kilometer - 14.000 Hunde - Ein Priester.
Von Johannes Maria Schwarz
Gebundene Ausgabe, 464 Seiten
Eigenverlag 2015
ISBN: 978-3200039773
Preis 15,90

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