Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Roma locuta - causa (non) finita?
  2. Armin Laschet (CDU) zur Coronapolitik: „Wir hätten unterschiedliche Meinungen anders anhören müssen“
  3. Good News in den USA: Tausende kommen zu eucharistischer Anbetung
  4. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  5. Als Johannes Paul II. und die Gottesmutter von Fatima den Kommunismus besiegten
  6. Staunen in Frankreich: Die Zahl jugendlicher Taufbewerber steigt massiv an
  7. Lebensschutzorganisation gibt Wahlempfehlung für Donald Trump
  8. Die protestantische Missbrauchsstudie entlarvt die Strukturthesen des Synodalen Wegs als unhaltbar
  9. Serie ‚Pauline’ erzählt Romanze zwischen einer 18-jährigen und dem Teufel
  10. Zweifel an Spekulationen um Predigt-Auslassung des Papstes
  11. Der Synodale Weg liegt an der Leine
  12. Neuer Nuntius in Italien sieht Religionsfreiheit im Westen bedroht
  13. 115-jährige Nonne: Gebet ist Erfolgsrezept für langes Leben
  14. Jüdischer Podcaster: Liturgiereform war ‚vielleicht ein großer Fehler’
  15. "Jesus ringt mit dem Vater. Er ringt mit sich selbst. Und er ringt um uns"

Harry Potter: Der Streit um den Zauberlehrling geht weiter

15. April 2003 in Jugend, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


P. Walthard Zimmer ist dafür. Gabriele Kuby ist dagegen, was Kardinal Joseph Ratzinger in einem privaten Brief gutheißt. KATH.NET dokumentiert zwei konträre Ansätze zum Phänomen "Potter".


Linz (www.kath.net)
Harry Potter scheidet die Geister. Wem gehört der Zauberlehrling an, dem Reich des "Guten" oder dem des "Bösen"? Nach der Stellungnahme von Peter Fleetwood, Mitglied des Päpstlichen Kulturrats, bei der Vorstellung eines vatikanischen Dokuments über "New Age" gingen bei einem Teil der Katholiken die Wogen hoch. Fleetwood hatte sich positiv zu Harry Potter geäußert. Die Schriftstellerin Gabriele Kuby, an vorderster Front in der deutschsprachigen Kritik an Harry Potter, hatte sich daraufhin in einem Brief an Kardinal Ratzinger gewandt. "Es ist gut, dass Sie in Sachen Harry Potter aufklären, denn dies sind subtile Verführungen, die unmerklich und gerade dadurch tief wirken und das Christentum in der Seele zersetzen, ehe es überhaupt recht wachsen konnte", meinte Ratzinger in dem KATH.NET vorliegenden Antwortschreiben.

KATH.NET hat zur Debatte gebeten. "Die Abenteuer des Harry Potter sind sicherlich keine spezifisch christlichenGeschichten", jedoch "spannende Kinderbücher, die mit echtem Okkultismus nichts zu tun haben", ist Pater Walthard Zimmer überzeugt. Gabriele Kuby meint, dass Harry "mit den gleichen Mitteln wie der Teufel Voldemort" kämpfe und in der Geschichte "ständig schwarze Magie praktiziert" werde. KATH.NET dokumentiert zwei spannende Stellungnahmen.

Harry Potter und der neue Hexenwahn
Eine Analyse von P. Walthard Zimmer

Im folgenden Artikel geht es nur vordergründig um die Harry-Potter-Geschichte. An Hand der Diskussion über die Frage, ob die Potter-Bücher Kinder auf Okkultismus vorbereiten oder nicht, werden zwei Problemfelder aufgezeigt: Erstens werden drei grundsätzliche Denkfehler analysiert , die bei fast allen (wahnhaften) Vorurteilen zu finden sind. Zweitens wird an einem selbst erlebten Beispiel gezeigt, welche Konsequenzen solche Vorurteile - selbst wenn sie aus Eifer für die Rechte Gottes getroffen werden - haben können. In der Potter-Diskussion lässt sich leicht herausfinden, welche Positionrichtig ist. Man muss nur ein Buch lesen und bereit sein, die Geschichte so zu verstehen, wie sie gemeint ist.In vielen anderen Fragen ist es nicht so leicht zu verifizieren, was richtig und was falsch ist. Eine Kenntnis der drei Denkfehler kann in solchen Fällen eine wertvolle Orientierung sein.

"Nein! Ich erlaube ihm nicht, in den Film zu geh'n. Der Bua' kann plärr'n so viel er will. So etwas schaut er sich nicht an." Wir beenden höflich das Telefonat. Ich lege den Hörer auf und bleibe lange Zeit traurig und nachdenklich vor dem Apparat sitzen. Was war passiert? Eine Mutter hatte mich angerufen. Sie erzählte, dass die ganze Schulklasse ihres Sohnes in den Harry-Potter-Kinofilm gehen wolle, sie ihn aber nicht mitgehen ließe, weil Harry Potter doch schlecht sei und dieKinder zum Satanismus führe. Ich entgegnete, die Harry Potter-Bücher seien harmlos, sie solle lesen, was ich früher schon über den ersten Band geschrieben hätte, ich hätte nun auch den vierten Band gelesen, es ginge nicht im entferntesten um wirklichen Okkultismus oder gar Satanismus. Das Zaubern in den Harry-Potter- Büchern hätte mit echter Magie nicht das geringste zu tun, ich nannte Beispiele. Kein Erfolg. Meine Versuche, diese Mutter umzustimmen, waren fehlgeschlagen.

Den Blick auf den Telefonhörer gerichtet, als könnte ich durch ihn hindurch auf das Drama sehen, daß sich soeben im Wohnzimmer dieser Familie abspielen dürfte, gehen meine Gedanken zu den verschiedenen Zeitungsartikeln, die vorden Bestsellern der englischen Autorin J. K. Rowling warnen und schuld daran sind, dass viele in diesen Büchern eine Gefahr für die Kinderseelen sehen:

Da ist z. B. der Artikel von Pater Nikolaus Pfluger, der zuerst imMitteilungsblatt der Priesterbruderschaft St. Pius X., also der"Lefebvre-Gemeinschaft", erschienen war und in leicht korrigierter Form vonder Zeitung "Pfadfinder Mariens" abgedruckt wurde. Pfluger kommt zu derSchlussfolgerung, der Christ habe die Bekenntnispflicht, "sich in aller Formvon Harry Potter zu distanzieren".Oder der Artikel von Prof. Dr. Reinhard Franzke, Hannover, der ebenfalls inmehreren Zeitungen erschienen war. Franzke charakterisiert die Welt desHarry Potter in vier Punkten: Erstens sei sie eine Welt der Magie und derübernatürlichen Phänomene, zweitens eine der Ekeltiere und Horrorwesen,drittens eine Welt des Schreckens und der Angst und viertens eine Welt derGeisteskrankheiten und des Wahnsinns. Er verweist dabei auf verschiedeneFachliteratur über den Okkultismus und auf Berichte aus Schwarzafrika unddie magischen Ängste, die es dort gebe.Ich erinnere mich an mehrere Artikel, in denen mit verschiedenen Zitatendarauf verwiesen wurde, dass die Bibel Magie verwerfe, an die Artikel vonChrista Meves und Christof Gaspari; an das Interview der NachrichtenagenturZenit mit dem kanadischen Autor Michael D. O'Brien, der behauptet, alle vierPotter-Bücher dreimal gelesen zu haben - offenbar hat der Mann sehr vielZeit, denn alle vier Bücher zusammen umfassen fast 2000 Seiten -; icherinnere mich an die Artikel und Vorträge von Gabriele Kuby, die eine"Sechs-Schritte-Strategie" dämonischer Mächte im Kampf um die Kinderseelenzu entdecken glaubt. Dann sind da noch all die vielen "Hau-drauf"- Artikel,in denen aus den oben genannten Publikationen abgeschrieben und noch kräftigeine eigene Warnung vor dem Bösen "draufgesetzt" wird, ohne dass derVerfasser je ein Harry Potter-Buch selbst gelesen hätteNicht zuletzt ist da noch der freikirchliche, amerikanische Pastor, der amNeujahrstag 2002 die Harry-Potter-Bücher seiner Gemeinde öffentlichverbrennen ließ.

Die Ursache für den neuen Hexenwahn hat ein Brillengesicht und einen Namen:Harry Potter.

Die Unterlagen darüber in meinem Archiv haben bereits eine stattliche Anzahlvon Seiten. Doch Archivarbeit lohnt. Denn eine Untersuchung all dieserVeröffentlichungen zeigt drei Denkfehler, die in der Harry-Potter-Diskussionimmer wieder begangen werden. Die drei Denkfehler erlauben, diePotter-Gegner in drei Gruppen einzuteilen:

Die "Theologen":

Die erste Gruppe der Harry Potter Gegner - die seriöseste von allen dreien -besteht aus Lesern, die mit einem philosophisch-theologischen Verständnisvon Zauberei und Magie an die Bücher herangehen. In ihrer - an sichrichtigen - Argumentation zeigen sie, dass es keine "weiße Magie" gibt.Magie ist das genaue Gegenteil von Kult. In der kultischen Verehrung Gottesunterwirft sich der Gläubige unter Gott und bittet "um das tägliche Brot".Durch magische Praktiken versucht der Mensch, sich höhere Wesen dienstbar zumachen. Durch Beschwörungen oder verschiedene okkulte Praktiken sollen dieGeister das tun, was der Mensch ihnen befiehlt. Da sich Gott aber nie vonden Menschen befehlen lässt, kann Magie - wenn überhaupt - nur mit Dämonenfunktionieren. Folglich ist Magie immer schlecht. "Weiße Magie" gibt esnicht.

Zu dieser Gruppe der Harry-Potter-Gegner gehören auch alle, die mitBibelzitaten beweisen, dass Zauberei in der Heiligen Schrift verurteilt wird.

Der Irrtum jenes Leserkreises besteht darin, dass in den Kinderbüchern überHarry Potter kein philosophisch-theologischer Begriff von Zauberei, Magie,Hexerei und Fluch verwendet wird, sondern ein kindlicher. Kinder, die inMärchen von Zauberern, Feen, Berggeistern und dergleichen hören,hinterfragen nicht, wie und warum Zauberei in der Wirklichkeit funktionierenkönnte. Jedes Kind träumt einfach davon, zaubern zu können. Man machteinfach "Sim-sa-la-bim" und es funktioniert. Keine weitere Erklärung, warumund wieso. Kein weiterer (dämonischer) Hintergrund.Woher weiß man aber, welchen Sinn ein verwendeter Begriff hat? Aus demZusammenhang seiner Verwendung:In der Zauberer-Welt benützt man kein Mikrophon, sondern hält bei Ansprachenden Zauberstab gegen den Hals, spricht "Sonorus" und im ganzen Stadion istdie Stimme zu hören. Vorsicht! Eiercremschnitten könntenZauberer-Scherzartikel sein. Sie verwandeln den, der sie isst, für einigeMinuten in einen Kanarienvogel und dann wieder zurück. Wer Sorgen hat, kanndie Gedanken, die ihn plagen, in einem "Denkarium" ablegen. Damit kann ersie von außen ansehen und leichter zu einer Lösung seines Problems kommen.Andere können sich allerdings auch in diesem Denkarium, d.h. in den Gedankenihres Urhebers bewegen.

Zauberer reisen nicht einfach wie andere Menschen, sondern bewegen sich vonKamin zu Kamin mittels eines Pulvers, das aus Flöhen gewonnen wird. Dasfunktioniert aber nur, wenn das Zaubereiministerium den Kamin an dasFlohpulver-Netzwerk angeschlossen hat. Die einfachste Form zu reisen ist zuapparieren, d.h. zu erscheinen. Das ist aber gefährlich, das muss man können,sonst kommt es vor, dass die eine Hälfte des Zauberers appariert und dieandere am Ausgangspunkt zurückbleibt. Dann muss das magischeUnfall-Umkehr-Kommando ausrücken, das den Zustand vor dem Unfall wiederherstellt, den Vorgang neuerlich startet und dafür sorgt, dass der Unfallerst gar nicht geschieht.Da man am Zielort einfach apparieren kann, hat es natürlich keinen Sinn,Türen mit Schlüsseln zu versperren, da jeder Zauberer natürlich hinter derTür apparieren kann. Man muss daher die Tür mit einem Zauber versperren.Einen Zauber, der eine Tür versperrt, nennt man einen Fluch. Jeder Zauber,der einen anderen an etwas hindert, ist ein Fluch. Darüber hinaus gibt esdrei "Unverzeihliche Flüche", durch die andere geschädigt bzw. getötetwerden können. Wer diese verwendet, dem droht die schlimmste Strafe, die esin der Zaubererwelt gibt: eine lebenslange Haft in Askaban, dem schlimmstenGefängnis, das man sich vorstellen kann.

Das ist der Zusammenhang, in dem Begriffe wie "Zaubern", "Magie" oder "Fluch" verwendet werden. Hat das irgendetwas mit echter Magie oder Teufelsanbetung zu tun? Setzt das einen echten dämonischen Hintergrund voraus? Die Verwendung dieser Begriffe hat nichts mit dem zu tun, was in einem theologischen Sinn unter Magie oder Fluch verstanden wird und was in der Wirklichkeit einen dämonischen Hintergrund voraussetzen würde. (Man bedenke auch, dass der Begriff "Fluch" nicht einmal in der Alltagssprache - da ist er etwas Böses - und in der Bibel - da spricht auch Gott Flüche aus -gleich verwendet wird).

In den Rowling-Büchern wird nie hinterfragt, warum, wieso und in welcher Form Magie in der Wirklichkeit funktionieren könnte. Das ist überhaupt nicht das Thema. In den Büchern werden auch nie Geister beschworen, der Teufelangebetet oder echte okkulte Symbole verwendet.

Die Potter-Bücher gehen von der Grundannahme aus, dass es neben der Welt, die wir kennen, noch eine Zaubererwelt gebe. Dort gibt es die Zauberei einfach, sie ist dort normal wie bei uns Lesen und Schreiben, muss ebenso erlernt undgeübt werden, wird von einem Zaubereiministerium geregelt, und Verstöße gegen diese Regeln werden geahndet. Diese Grundannahme wird dann in den Büchern zusammen mit einer speziellen Handlung weiter entfaltet.

Auf diesem Muster basiert das breite Spektrum der Fantasie-Literatur. Ob bei den Märchenfiguren "Peter Pan" oder "Cindarella", ob in "Raumschiff Enterprise" oder in Tolkiens "Herr der Ringe", oder in einer anderen der vielen Science-Fiction und Fantasy Geschichten: Immer werden am Anfang einer Geschichte einige Grundannahmen getroffen und mit diesen wird im Laufe der Handlung gearbeitet. Die Grundannahmen werden letztlich nicht begründet und erklärt. Wie sollten sie auch? Wenn sie sich erklären ließen, dann wären diese Geschichten keineScience-Fiction mehr.Um so einer Fantasie-Geschichte gerecht zu werden, muss man ehrlich verstehenwollen, wie sie gemeint ist.

In keiner Kritik der Potter-Bücher wird irgendwo nachgewiesen, dass wirklich okkulte Praktiken beschrieben werden. Einfach weil Begriffe wie "Magie" oder "Fluch" vorkommen, sei automatisch bewiesen, dass vom Teufel die Rede sei.Dass diese Begriffe in einem anderen Sinn verwendet werden, wird nicht zur Kenntnis genommen.

In der Argumentation von Frau Gabriele Kuby ist das sehr deutlichausgeprägt. In einem mir auf Kassette vorliegendem Vortrag bezeichnet siedie Zaubererschule in Hogwarts als Ort der "Schwarzen Magie". Und warum?Weil dort gezaubert wird, es weiße Magie nicht gibt und daher nur mehrschwarze Magie in Frage kommt. Außerdem werden den Schülern in HogwartsFlüche beigebracht. Und Flüche sind doch schlecht, oder?Doch nicht einmal beim Begriff "Fluch" ist die Bedeutung des Wortes soeinheitlich. Während in heidnischen Religionen der Fluch eine von Menschengeübte magische Handlung ist, wird der Fluch im Alten Testament in dieOrdnung Gottes gestellt. Gott selbst verflucht die Schlange (Gn 3,14),verflucht sei, "der nicht hört auf die Worte dieses Bundes" (Jr 11,3),jährlich in kultischer Feier müssen sich sechs Stämme Israels zum"Aussprechen des Fluches" aufstellen. Die von Gott angedrohten Flüche werdenbei dieser kultischen Feier alljährlich in Erinnerung gerufen (Dt 27,11).Gott vollzieht die von Menschen ausgesprochenen Flüche (Dt 30,7) und leitetbis auf den heutigen Tag gläubige Juden und Christen an, die Fluchpsalmen zubeten (vgl. z. B.: Pss 83,10ff; 119,21; 137, 7ff usw.).

Kuby setzt den bösen Zauberer Voldemort mit dem Teufel gleich. Nicht aber inder Weise, dass die Figur Voldemorts eine Analogie des Teufels sein könnte,sondern sie setzt die Figur des Buches mit dem real existierendenWidersacher Gottes gleich. Wenn Kuby von "satanischen Ritualen" spricht,dann einfach, weil in der Geschichte Voldemort durch einen Zauber sichselbst einen neuen Leib gibt, Voldemort aber der Teufel ist und daher diebeschriebenen Szene ein "satanisches Ritual" sein muss.

Kuby beklagt, dass in der Welt des Harry Potter Gott nicht vorkomme. EineErklärung, wieso Gott vorkommen müsste, bleibt sie allerdings schuldig, daGott auch nicht in der Welt der Biene Maja, des gestiefelten Katers, vonSchneewittchen und Rotkäppchen vorkommt. Gleichzeitig beklagt sie diesubtile Pervertierung des christlichen Erlösungsgedankens, da die Mutter desHarry Potter ihr Leben für ihr Kind opfert (Erlösungsmotiv), die Mutter abereine Hexe sei (= mit dem Teufel im Bunde) und daher nichts Gutes tun könne.

Kuby setzt Zaubertränke mit Drogen gleich und klagt die Bücher an, die unter Kindern und Jugendlichen den Boden zu bereiten, Probleme mit Drogen lösen zu wollen. Nach dieser Logik müssten die Asterix und Obelix - HefteWerbebroschüren für Drogen sein.

Die Unfähigkeit, die Harry-Potter-Geschichte einfach so zu nehmen wie siedasteht, Zauberei, Hexen und Fluch so zu verstehen, wie sie in den Bücherngemeint sind, ohne sie philosophisch-theologisch zu hinterfragen, zeichnetdie erste Gruppe der Kritiker aus.

Dieser Denkfehler findet sich auch in vielen Streitfragen unter Menschen:Ohne genau zuzuhören, wie jemand eine Aussage versteht, wird sie verurteilt.Dabei wird oft in Wahrheit nicht das bekämpft, was jemand gesagt (gemeint)hat, sondern das, was man glaubt (unterstellt), das jemand gemeint habe.Allen diesen "Theologen" - in der Harry Potter Frage genauso wie in anderenStreitfragen - sei der Rat des heiligen Ignatius von Loyola ans Herz gelegt:Jeder gute Christ muss "mehr dazu bereit sein, die Aussage des Nächsten fürglaubwürdig zu halten, als sie zu verurteilen. Vermag er sie nicht zurechtfertigen, so forsche er nach, wie jener sie versteht; versteht jenersie aber in üblem Sinn, so verbessere er ihn mit Liebe; und wenn das nichtgenügt, so suche er nach allen angemessenen Mitteln, damit jener zu ihremrichtigen Verständnis gelange und so sich rette." (IGNATIUS VON LOYOLA:Exerzitienbüchlein, Prinzip und Fundament)

Die "Verschwörer":

Die zweite Gruppe der Harry-Potter-Gegner stammt aus einem Milieu, dashinter allen Ereignissen in der Welt das allmächtige Wirken der Freimaureroder des Teufels persönlich wittert. Die Wirklichkeit im allgemeinen und derErfolg der Rowling-Bücher im speziellen wird dabei nach folgendem Denkmusterbeurteilt:

"Die Welt ist gottlos, sündhaft und schlecht. Wenn etwas in der Welt Erfolghat, dann nur, weil es auch gottlos, sündhaft und schlecht ist. Die HarryPotter Bücher haben Erfolg. Also sind sie gottlos, sündhaft und schlecht!"

So schreibt zum Beispiel Pfluger in seinem Artikel über den vierten Band"Harry Potter und der Feuerkelch": "Eine kritische Lektüre von Potter IVmacht deutlich, dass es sich um einen antichristlichen Geist handelt, derganz selbstverständlich ausgebreitet wird und auf fruchtbaren Boden fällt,sonst würde die Buchserie nicht einen solch gewaltigen Erfolg verzeichnenkönnen."

Als ich in einem Gespräch über Harry Potter wieder einmal begründete, dass diese Bücher nicht das geringste mit echtem Okkultismus zu tun haben, erhielt ich sofort die Antwort: "Aber die Autorin ist doch jetzt diedrittreichste Frau von England."

Auch bei Gabriele Kuby findet sich dieser Denkansatz ganz stark. Am Anfang des mir vorliegenden Vortrages bringt sie einige Zahlen, die den Erfolg und die weltweite Verbreitung der Bücher und anderer Harry Potter Artikelbelegen, um dann fortzufahren: "Diese Zahlen bedeuten: Harry Potter ist nicht einfach ein Buch, das man liest und wieder in das Regal stellt. Harry Potter ist ein Langzeitprojekt zur Veränderung unserer Kultur". Beweis isteinfach der Erfolg der Bücher.

Sie fragt sich selbst, "wie ist es möglich, dass alle Welt darauf abfährt?Der Potter-Zug fährt um die Welt und Millionen sitzen drin. Kann es den seindass all die Menschen um uns herum, Verwandte, Freunde, Lehrer, Pfarrer,Gebildete und Ungebildete in den falschen Zug eingestiegen sind und nichtmerken, wohin er fährt? Ich sage ja!" Als Begründung liefert sieÜberlegungen, dass schon Christus gesagt habe, der breite Weg führe insVerderben und nur der schmale ins Himmelreich. Da aber Millionen Menschenfür Harry Potter sind, die Ablehnung dieser Geschichte oft Spott undAusgrenzung zur Folge habe, sei für Harry Potter zu sein eben der breiteWeg, die Ablehnung der schmale, der ins Himmelreich führt.

Hinter diesen Beispielen steckt oben beschriebenes Denkmuster. Der Hinweisauf den Erfolg der Bücher und den Reichtum der Autorin ist weder reineSachinformation noch primitiver Neid. Das ist eine Weltanschauung.Diese Weltanschauung ist aber zutiefst unchristlich. Natürlich: Christusnennt den Teufel den Fürst dieser Welt, vergleicht diese Welt mit einemstürmischen Meer und sagt, dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr geht alsein Reicher in das Himmelreich. Die Heilige Schrift und die Lehre der Kirchezeigen aber auch den tieferen Grund dafür: die Erbsünde. Sie macht denMenschen geneigt zum Bösen und verführt leicht zu einem Missbrauch dergöttlichen Gaben. Daher sind tatsächlich oft reiche Menschen gottlos, daherlehrt tatsächlich oft erst die Not das Beten, daher verleiten Macht undErfolg tatsächlich oft dazu, Gott zu vergessen. Trotzdem ist es falsch undunchristlich, eine Art Automatismus daraus abzuleiten. Die Apostel habenunseren Herrn Jesus Christus angesichts eines Blindgeborenen einmal gefragt,wer gesündigt habe, er oder seine Eltern. Die Antwort Christi lehrt, dass derautomatische Schluss von Krankheit auf Sünde nicht zulässig ist. "Jesusantwortete: »Weder dieser hat gesündigt noch seine Eltern; sondern die WerkeGottes sollen offenbar werden an ihm«" (Joh 9,3).

Diese automatische Verbindung von Reichtum, Armut, Gesundheit und Krankheitmit einer moralischen Wertung ist falsch. Aus Reichtum oder Erfolg kann manweder darauf schließen, von Gott besonders gesegnet zu sein, noch nach demTod verworfen zu werden. Genausowenig kann man schließen, eineAußenseiterposition, die auf Unverständnis und Spott bei der Mehrheit stößt,sei allein schon deswegen der schmale Weg, der in den Himmel führt.

Der Ansatz linker Befreiungstheologie, Reichtum sei automatisch ungerechtund habe umverteilt zu werden, ist genauso falsch wie die Vermutung, hinterReichtum und Erfolg könnten nur antichristliche Machenschaften und derTeufel selbst stecken.

Das Denkmuster: Welt ist schlecht - was in der Welt Erfolg hat, muss auch schlecht sein - stimmt so einfach nicht!

Für die "Verschwörer" ist nichts in der Welt so, wie es scheint. Hinterjeder anerkannten und breit vertretenen Position stecken dunkle Kräfte, dieeben nur wenige durchschauen. Kuby gibt selbst zu, dass im eigentlichen Textder Bücher vordergründig nichts Schlechtes zu finden sei. Sie zieht darausaber nicht den Schluss, dass daher diese Bücher auch nicht schlecht sind,sondern erklärt diesen Umstand dadurch, dass die "Erzählung auf einentranceartigen Spannungszustand angelegt ist, in welchem der Verstand baldden Zugriff verliert." Da vordergründig im Text nichts Schlechtes zu findensein, müsse er "unter der Lupe betrachtet werden". Unter der Lupe findet siedann die wildesten Bezüge: Das "Logo" von Voldemort, das seine Anhänger aufden Himmel zaubern, habe etwas mit der Wiederkunft Christi zu tun, dasEinhorn sei ein christliches Symbol (in den Psalmen ist es genau dasGegenteil!), der große Kampf zwischen Voldemort und Harry Potter am Ende desvierten Bandes sei eine Verkehrung der Eucharistie usw.Kuby findet unter der Lupe die fantasievollsten Querverbindungen, während siegleichzeitig beklagt, dass im Text Gott nicht vorkommt.Nichts ist, wie es scheint, alles ist Verschwörung.

Diese Verschwörungstheorien finden ihren Widerhall bei anderen"Verschwöreren". Bezeichnend dabei ist, dass diese nicht wirklich Argumentenfolgen, sondern jenen Menschen, die ihr Vertrauen besitzen. D.h. jenenMenschen, die in der allgemeinen gesellschaftlich/kirchlichen Beurteilungmit ihnen einer Meinung sind. Daher verwirrt es die "Verschwörer" auch sosehr, dass ein traditioneller Priester wie der Autor nicht gegen Harry-Potterist. Grundsätzlich ist es nicht moralisch minderwertig, eine Position nurdeswegen zu übernehmen, weil Personen des Vertrauens eben diese Positionvertreten. Nur muss man für sich selbst unterscheiden, welche Position manaus eigener Einsicht vertritt und welche, nur weil Personen des Vertrauenssie vertreten. Ob diese Unterscheidung getroffen wird zeigt sich, wenn dervertretenen Position widersprochen wird. Übernimmt man nur eine Position,weil Personen des Vertrauen sie vertreten, dann wird man bei Widerspruchfeststellen: "Ich glaub das nicht, weil meine Vertrauenspersonen das andersbeurteilen", man wird aber nie selber argumentieren, weil man die Argumenteja nicht aus eigener Einsicht kennt.Die "Verschwörer" treffen diese Unterscheidung aber nicht, argumentieren,als hätten sie eigene Einsicht in die Frage, folgen aber in Wahrheit nichtArgumenten, sondern ihren Leitpersonen. Sie werden so leicht zu"Hau-drau-Verstärkern":

Die "Hau-drauf-Verstärker"

Die dritte Gruppe der Harry-Potter-Gegner ist die verantwortungsloseste unddümmste zugleich. Obwohl die Vertreter dieser Gruppe nie ein Buch selbstgelesen haben, übernehmen sie kritiklos die eine oder andere Behauptungeines Artikels und verstärken sie kräftig mit ihren eigenen Kommentaren undInterpretationen. Die Interpretation der Handlung wird dabei selten klar vonder Handlung selbst unterschieden, so dass der nächste "Hau-drauf-Verstärker"die Interpretation als Sachaussage des Buches missversteht und siedementsprechend verstärkt und entrüstet zurückweist.

J. K. Rowling hatte in einem Interview einmal erzählt, wie ihr 1990 aufeiner verspäteten Zugreise nach London die Figur des Harry Potter"ausgeformt in ihr Hirn purzelte" (so zumindest die deutsche Übersetzung).Nach und nach hatte sie dann begonnen, die ganze Zaubererwelt zu erfinden.Adelgunde Mertensacker, die Bundesvorsitzende der deutschen Kleinpartei"Christliche Mitte" schreibt, Rowling habe die "Grundidee zu ihren Büchernwährend einer Bahnfahrt über eine Vision mitgeteilt" bekommen. Sie weißweiter, dass das "Ziel der Rowling-Vision die weltweite Verbreitung undAkzeptanz der Magie" sei.Diese Qualität der Berichterstattung erklärt, wieso es möglich war, dass sichweltweit das Gerücht verbreitete, die Autorin habe in einem Interview selbstzugegeben, sie wolle mit diesen Büchern die Kinder zu Satan führen. EineAussage, die sich als völlig frei erfunden herausstellte.

Mein Harry-Potter-Archiv ist voll mit Artikeln dieser Qualität. Überall woso einprägsame Behauptungen wie "Verherrlichung des Okkultismus", "Welt derEkeltiere und Horrorwesen", "Heidentum", "eindeutig satanistisches Ritual""keine klare Abgrenzung zwischen Gut und Böse" usw. aufgestellt werden,findet sich eine Vermischung von wirklicher Handlung im Buch und ihrerInterpretation. Es ist ganz und gar unmöglich, all das einzeln zuwiderlegen. Da hilft nur mehr die Aufforderung:"Lesen Sie das Buch doch selbst!"Auffallendes Merkmal dieser Gruppe ist außerdem, dass sie nicht lesen, waswirklich geschrieben wurde, sondern lesen, was sie gerne lesen möchten.

Immer wieder wurde behauptet, Christa Meves hätte sich negativ über HarryPotter geäußert.In ihrem Artikel "Wenn der abgeschaffte Teufel ahnungsvoll zurückkehrt"führt Christa Meves den Erfolg dieser Bücher unter anderem auf einreligiöses Vakuum in der Gesellschaft zurück. Sie kritisiert unsere Zeit alseine, die über Jahrzehnte hinweg die religiöse Verhaftung der Menschen mitHilfe von Diffamierung in den Medien auszutreiben gesucht hätte. Sie ziehtVergleiche mit der "magischen Phase der Kleinkinderzeit", in der Kinder, dieihre Ohnmacht der Welt der Erwachsenen gegenüber durchaus spüren, diesedurch zauberische Allmachtsphantasien kompensieren. Meves kritisiert damitunsere Gesellschaft, aber nicht die Potter-Bücher.

Im Gegenteil. Sie beschreibt Harry Potter als einen Jungen, der "dem Gutenverpflichtet" sei und in "verlässlicher Freundschaft zu seinemZauberkameraden Ron und dessen Zaubererfamilie" stehe. Das "schränke Impulsezu unbedachten Aktivitäten ein". Meves gibt allerdings auch zu bedenken, dasseine "geistliche Gesundung unserer Zeit" nicht "durch Harry Potterherbeigezaubert" werden könne. (Ein Anspruch, den die Bücher ja auch nieerhoben haben.)Meves: "Humanismus und gekonntes Sozialverhalten haben sich längst alsunzureichende Zauberstäbe erwiesen." Sie schließt ihren Artikel mit derpositiven Bewertung: "Damit verheißt der Welterfolg Hoffnung: Der verloreneSohn ist immerhin bereits wieder auf der Suche nach der verlorenen Heimat.Der Tiefpunkt der Verdrängung ist bereits überwunden." Christa Meves hatweder den Büchern Okkultismus unterstellt noch vor ihnen gewarnt. Aber genaudas wird verbreitet.Besonders verantwortungslos sind vor allem die "Hau-drauf-Verstärker", weilsie nicht bedenken, was sie konkret mit ihren Anschuldigungen auslösen.Zurück zum anfangs geschilderten Telefonat.Ich stelle mir das Drama vor, das sich im Wohnzimmer dieser Familie zwischenMutter und Sohn abgespielt haben dürfte und versuche abzuschätzen, was danoch passieren wird. Der etwa 12-jährige Bub muss das Verbot, denHarry-Potter-Film anzusehen, vor den Schulkameraden irgendwie erklären. Wassoll er denn anderes tun, als die "Argumente" der Eltern übernehmen? Damitwird er sich aber unsterblich lächerlich machen. Er wird hin und hergerissen sein zwischen der natürlichen Loyalität den Eltern gegenübereinerseits und andererseits einem religiös begründeten Standpunkt, den ernicht wirklich versteht, der ihn aber in der Klasse zum Außenseiter macht.Das Verhalten der Eltern zwingt ihn zu wählen zwischen den Eltern und derKlasse. Es zwingt ihn dazu, "allein gegen alle" zu stehen oder sich eine(über)lebensfähige Umwelt in der Schulklasse zu bewahren, indem er sichgegen seine eigenen Eltern wendet. Schlimmer noch: Die Notwendigkeit fürdiese wirklich existentielle Entscheidung wird mit dem christlichen Glaubenbegründet. Die Alltagserfahrung dieses Jungen ist aber eine andere. SeineSchulkameraden lesen Harry Potter, sehen den Film und keiner von ihnen fälltdeswegen vom Glauben ab, verändert sich irgendwie oder wird Satanist. DieserBub wird zweifeln: "Haben die Eltern wirklich recht?" Derzeit, mit 12Jahren, wird er seine Zweifel wahrscheinlich noch zu Gunsten seiner Elternlösen. Aber später? Eines Tages wird er dahinter kommen, dass dieses Urteilder Eltern total überzogen war, wird nur allzu gerne auch andere Verbote alsüberzogen abtun, und wird dann wahrscheinlich/möglicherweise am Glaubenselbst zu zweifeln beginnen. Entscheidungen wie das religiös motivierteVerbot, die Harry Potter Filme anzusehen, bleiben ja leider keineEinzelfälle. Wenn aber öfter völliger Unsinn mit dem Glauben begründet wird,was wird ein 16-Jähriger wohl daraus schließen?

Wenn sich solche Kinder in der Pubertät von Gott und der Kirche abwenden,dann hat das unerleuchtete Verhalten der Eltern eine sehr große Mitschulddaran. Dieser Junge "plärrt" wahrscheinlich nicht nur, weil er einen Filmnicht sehen darf, den er gerne sehen würde, sondern auch weil erangsterfüllt den ganzen Spott, der durch die Schulklasse auf ihn zukommt,vor Augen hat.

Überzeugte und konsequente Katholiken werden in ihrer Christusnachfolge immer wieder in eine Opposition zur "Welt" treten und auch Außenseiterdasein in Kauf nehmen müssen. Um so größer ist aber die Verantwortung der Eltern,diese Oppositionshaltung nicht durch voreilige, nachgeplapperte, ungeprüfte und religiös motivierte Urteile auf Bereiche auszudehnen, in denen ein "Martyrium" völlig unangebracht ist.

Ich klage alle an, die diese Bücher verurteilen ohne sie gelesen zu haben. Sie betreiben in sündhafter Weise Rufschädigung, sind unlauter und in einem gewissen Maße auch verantwortlich für die Konsequenzen, die darausentstehen. Zusammen mit jenen, die es sich in ihren Urteilen allzu leicht machen, habensie durch ihre oberflächliche Panikmache erhebliche Mitschuld daran, dass Jugendliche sich vom Glauben abwenden.Dagegen aufzutreten ist meine Motivation, mich zu diesem Thema zu äußern.

Nachdem ich nun auch den angeblich so schlimmen vierten Band gelesen undbeide Kinofilme selbst gesehen habe, ist meine klare Schlussfolgerung:

Die Abenteuer des Harry Potter sind sicherlich keine spezifisch christlichenGeschichten. Wer solche für seine Kinder sucht, wird ihnen Bücher vonHünermann oder Weiser geben. Die Harry-Potter-Bücher aber sind spannendeKinderbücher, die mit echtem Okkultismus nichts zu tun haben.Ich sehe keinen Grund, warum man seinen Kinder verbieten sollte, sie zulesen.

Eine Stellungnahme von Gabriele Kuby

Die Potterflut spült über den Globus, und viele wissen nicht, was sie davonhalten sollen. Auch Katholiken sind verwirrt. Unter den Befürwortern findensich glaubenstreue, gebildete Katholiken, Laien und Priester. Wenn manziemlich allein gegen den Mainstream steht, ist es eine große Ermutigung,dass der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Ratzinger, vor denVerführungen durch Harry Potter warnt, weil sie "das Christentum in derSeele zersetzen, ehe es überhaupt recht wachsen konnte". Nach gründlicherAnalyse der Potter-Bände bin ich zu der Ansicht gekommen:Harry Potter ist ein globaler Schub in okkultes Heidentum. Er verwirrt dieUnterscheidungsfähigkeit zwischen Gut und Böse und reißt die Hemmschwelle zuokkulten Praktiken ein.

Meine Sicht habe ich in einem Zeitschriftenartikel und in einem Buchbeitragbegründet: Vision 2000, 6/2002, Pur Magazin, 11/2002 undGabriele Kuby & Michael Hageböck "Harry Potter - Der Herr der Ringe.Unterscheidung tut Not"

Die wichtigsten Argumente:

1. Harry Potter ist kein modernes Märchen.
Im Märchen sind Zauberer und Hexen eindeutig Gestalten des Bösen, die demMenschen die Freiheit rauben. Durch die Ausübung menschlicher Tugendenbefreit sich der Held aus ihrer Macht und findet ins gute Menschenlebenzurück. Bei Harry Potter wird die Menschenwelt verächtlich dargestellt, dieokkulte Welt von Hogwarts als ersehenswert und als eigentliche Heimat vonHarry.

2. Der Kampf zwischen Gut und Böse ist ein Scheinkampf. Harry kämpft mit dengleichen Mitteln wie der Teufel Voldemort. Eine eindeutig gute, liebevolleGestalt gibt es nicht. Das Böse wird mit guten Attributen und das Gute mitbösen Attributen versehen.

3. Die Abgrenzung gegen "schwarze Magie" wird vorgetäuscht, denn es wirdständig schwarze Magie praktiziert. Die Unterscheidung zwischen weißer undschwarzer Magie ist als solche eine Irreführung, denn Magie jeder Art istfür einen Christen verwerflich.

4. Die Hemmschwelle zu okkulten Praktiken wird herabgesetzt, indem Fluchen,Wahrsagen, Drogen und Magie den normalen Alltag bestimmen, bis hin zu einemsatanischen Blutritual, das über 30 Seiten zelebriert wird. (Bd IV, ab S.665).

5. Das Böse, Abscheuliche und Ekelerregende intensiviert sich von Band zuBand.

Der Mensch kann sich irren. Welcher Irrtum wäre gefährlicher:
Harry Potter für gut zu halten, obwohl er böse ist, oder für böse, obwohl ergut ist?Das Risiko im ersten Fall ist, dass "das Christentum in der Seele zersetztwird, ehe es überhaupt recht wachsen konnte". Das Risiko im zweiten Fallist, dass einigen Kindern eine spannende Lektüre vorenthalten wird.

Noch eine Frage des gesunden Menschenverstandes: Ist es wahrscheinlich, dass ein kultureller Impuls, der die Jugend zum Guten lenkt, ein Milliardendollargeschäft wird? Das wäre ein historisches Novum.

Das Forum diskutiert über Harry Potter



Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Potter

  1. Harry Potter ist kein Held
  2. Italienischer Exorzismus-Experte warnt vor Harry Potter
  3. Römischer Exorzist warnt erneut vor Harry Potter
  4. Erste ,Hexenschule’ in Kanada eröffnet
  5. Schweizer Bischöfe: ‚Harry Potter nicht verharmlosen’
  6. Kippt die Stimmung gegen Potter?
  7. Hamburger Erzbischof: Potter lehrt, wie wichtig Entscheidungen sind
  8. Publizistin warnt: Harry Potter liefert Stoff für Alpträume
  9. Bayerische Familienministerin warnt vor Harry Potter
  10. Buchhändler dürfen Harry Potter vor Verkauf nicht lesen






Top-15

meist-gelesen

  1. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  2. Oktober 2024 mit kath.net in MEDJUGORJE
  3. Fastenspende für kath.net - Vergelt's Gott!
  4. Kard. Müller: "Die Deutsch-Synodalen liegen völlig falsch, sind Opfer der eigenen Propagandatricks"
  5. Roma locuta - causa (non) finita?
  6. Zweifel an Spekulationen um Predigt-Auslassung des Papstes
  7. Der Synodale Weg liegt an der Leine
  8. Oasen in der Wüste. Von der ‚Volkskirche‘ zur ‚Gemeindekirche‘
  9. Als Johannes Paul II. und die Gottesmutter von Fatima den Kommunismus besiegten
  10. Good News in den USA: Tausende kommen zu eucharistischer Anbetung
  11. Serie ‚Pauline’ erzählt Romanze zwischen einer 18-jährigen und dem Teufel
  12. Die protestantische Missbrauchsstudie entlarvt die Strukturthesen des Synodalen Wegs als unhaltbar
  13. Staunen in Frankreich: Die Zahl jugendlicher Taufbewerber steigt massiv an
  14. Wacht und betet!
  15. Neuer Nuntius in Italien sieht Religionsfreiheit im Westen bedroht

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz