Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Bistum Trier entlässt AFD-Landtagsabgeordneten Schaufert aus einem Kirchengremium
  2. Schweiz: Bischof Bonnemain bei Beerdigung von Bischof Huonder
  3. Kardinal Müller: "Sie sind wie die SA!"
  4. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  5. Ablehnung von Fiducia supplicans: Afrikas Bischöfe haben ‚für die ganze Kirche’ gesprochen
  6. Eine kleine Nachbetrachtung zu einer Konferenz in Brüssel
  7. Großes Interesse an Taylor Swift-Gottesdienst in Heidelberg
  8. Höchstgericht entscheidet über Bibel-Tweet von Ex-Ministerin Räsänen
  9. Mehrheit der Deutschen fürchtet Islamisierung Europas
  10. Vatikan: Religionsfreiheit durch Urteil gegen Kardinal bedroht
  11. ,Ich habe Pornographie gemacht – jetzt mache ich Rosenkränze!‘
  12. Meloni: Leihmutterschaft ist ,unmenschliche Praxis‘
  13. Das Leben des Menschen ist schutzwürdig oder doch nicht?
  14. Das Mediennetzwerk Pontifex, gegründet 2005 als "Generation Benedikt", beendet seine Tätigkeit
  15. Taylor sei mit Euch

Warum fehlen Indien vierzig Millionen Frauen?

26. Februar 2003 in Chronik, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Der UN-Bevölkerungsfonds bewahrt hierzu ein merkwürdiges Schweigen.


New York (www.kath.net /zenit) Die Besorgnis über Abtreibungen, bei denen nach Geschlecht selektiert wird, wächst in Indien und anderen asiatischen Ländern wieder. Es ist zwar schwer, an genaue Daten zu kommen. Aber eine Analyse der “Financial Times”, die am 8. Februar veröffentlicht wurde, sprach von einem nationalen Defizit von ungefähr vierzig Millionen Frauen in Indien. Die Anwendung von Ultraschalluntersuchungen zur Ermittlung des Geschlechts ungeborener Kinder ist inzwischen Routine, hieß es in dem Artikel, und in einigen Dörfern kommen auf sechs oder sogar sieben Geburten von Jungen nur drei Mädchen.

Jüngste Versammlungen von religiösen Führern aller Glaubensrichtungen haben die Praxis weiblicher Fötizide verurteilt, aber ihre Erklärungen wurden in der lokalen Presse kaum erwähnt, schrieb die “Financial Times”. Es ist die hinduistische Kultur, Hand in Hand mit den feudalen Strukturen und dem traditionellen Kastenwesen, die für einen großen Teil der Bevorzugung der Jungen verantwortlich gemacht wird. Viele Beobachter meinen auch, dass die Mädchen deswegen beseitigt würden, um der Zahlung einer Mitgift zu entgehen, obwohl die Daten diese Ansicht eigentlich nur in einigen Fällen stützen.

Die “Financial Times” führte einen indischen Regierungsbericht von der Mitte der 1990er Jahre an, der darauf hindeutet, dass die selektive Eliminierung von Mädchen nicht auf Bildungs- oder Wirtschaftsfaktoren zurückzuführen ist. In der Tat ist die Zahl der Mädchen in zwei Staaten, Punjab und Haryana, zurückgegangen, gerade als die Einkommen stiegen. Und es gibt auch große Unterschiede im Geschlechterverhältnis der Kinder in den ärmeren nördlichen Regionen Indiens.

Laut einer Studie, die in der Dezemberausgabe der “Population and Development Review” veröffentlicht wurde, zeigen vorläufige Schätzungen der indischen Volkszählung im Jahr 2001 ein Geschlechterverhältnis für Kinder unter sieben Jahren von 107,8 Jungen zu 100 Mädchen. Der männliche Überschuss stellt eine signifikante Zunahme gegenüber dem Ergebnis der Volkszählung im Jahr 1991 dar, bei der es 105,8 Jungen pro 100 Mädchen waren. Es gibt große regionale Unterschiede, wobei in zehn von den 26 indischen Staaten das Verhältnis 110 Jungen pro 100 Mädchen überschritten wird.

Die Anwendung der Ultraschalluntersuchung, um das Geschlecht von Föten zu ermitteln, verbreitet sich immer mehr, trotz eines Verbots der Regierung. In dem Artikel der “Population and Development Review” heißt es, dass es bis vor kurzem wenig Widerstand im eigenen Land gegen die Tötung weiblicher Föten gegeben hat, selbst unter Frauengruppen. Die Feministinnen sind bei diesem Thema gespalten. Sie stecken in der Zwickmühle zwischen ihrer Unterstützung für ein “Recht” der Frauen auf Abtreibung und ihrem Widerstand gegen die Beseitigung weiblichen Nachwuchses.

Das Missverhältnis der Geschlechter schafft ernste Probleme für junge Männer, die nach einer Braut suchen. Der Mangel an Ehefrauen macht sich auch in China bemerkbar, wo die Selektion nach Geschlecht durch Abtreibung häufig ist. Die “London Times” berichtete am 7. Dezember, dass auf Grund des Frauendefizits in China jedes Jahr Zehntausende vietnamesischer Frauen entführt und an chinesische Männer verkauft werden.

In großen Teilen Chinas gibt es bis zu 20 Prozent mehr Jungen als Mädchen. Das führt dazu, dass chinesische Männer zur Zeit bis zu 4.000 Dollar für entführte vietnamesische Frauen bezahlen, berichtete die “Times”. In den letzten Jahren ist es 33.000 entführten vietnamesischen Frauen gelungen, aus China zu entkommen, aber es wird eine um ein Vielfaches höhere Dunkelziffer von Frauen angenommen, die noch gefangen sind, schrieb die Zeitung.

Selektive Sicht

Das Problem der Mädchenknappheit ist wohl bekannt -- in den letzten Monaten veröffentlichte sowohl die “Washington Post” als auch die “Chicago Tribune” lange Artikel darüber. Die Leser des letzten Berichts des UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA) mit dem Titel: “Stand der Weltbevölkerung” werden jedoch vergeblich nach einer Analyse des Problems suchen. Der Bericht des Jahres 2002, der im Dezember veröffentlicht wurde, dreht sich um die Frage, wie die Familienplanung Entwicklungsländern und Frauen helfen kann. Ein ganzes Kapitel ist dem Thema “Frauen und Geschlechtsungleichheit” (gender-inequality) gewidmet. Mit keinem Wort jedoch wird erwähnt, wie die Familienplanung zum Tod von Millionen von Mädchen in den volkreichsten Nationen der Welt geführt hat.

In der Tat vertritt der UNFPA-Bericht einen sehr selektiven Standpunkt, was Bevölkerungsfragen angeht. Er drängt auf eine Erhöhung der Mittel für die Finanzierung der Familienplanung, um so die Armut in den Entwicklungsländern zu reduzieren. Die Beziehung zwischen Bevölkerung und Wirtschaftswachstum ist jedoch kompliziert. Die Wirtschaftsexperten sind sich nicht darüber einig, ob die bloße Reduzierung der Kinderzahl zu höherem Wachstum führen wird. Eine der Quellen, auf die sich der UNFPA-Bericht stützt, ist die Sammlung von Abhandlungen unter dem Titel “Bevölkerungs-Angelegenheiten: Demographischer Wandel, Wirtschaftswachstum und Armut in der Dritten Welt” aus dem Jahr 2001. Eine ausführliche kritische Besprechung dieses Buches in der Ausgabe der “Population and Development Review” vom vergangenen Juni wies auf die vielen Schwierigkeiten hin, die mit diesem Thema verbunden sind.

Diese Zeitschrift, eine Publikation des privaten ‚Bevölkerungs-Rates‘, der selbst aktiv für Familienplanung wirbt, bemerkt, dass von vornherein schon die meisten Daten in den Essays ziemlich alt sind, mit nur wenigen Kapiteln, die Informationen aus den 1990ern enthalten. Die Zeitschrift weist auch darauf hin, dass die Experten sich nicht darüber einig sind, welche Rolle der Demographie in Modellen zum Wirtschaftswachstum zuzuweisen ist. Zwar hätte die Bevölkerungsstärke sicher einen Einfluss, schreibt das Magazin am Schluss, aber nur sehr wenig wisse man über die Art des Zusammenhangs zwischen Bevölkerungswachstum und Armut.

Für einen Bericht, der zum Ziel hat, die Beziehung zwischen Demographie und Wirtschaftsentwicklung zu untersuchen, schweigt der UNFPA über ein immer mehr Länder bedrängendes Problem auf merkwürdige Weise - nämlich die globale Vergreisung, die auf Kindermangel zurückzuführen ist. Ein aktueller Dokumentarbericht des “Wall Street Journals” vom 24. Januar über den Geburtenrückgang wies darauf hin, dass der Rückgang, der in Westeuropa schon lange verzeichnet wird, sich jetzt auch in Osteuropa, Asien und Lateinamerika ausbreitet. Und in vielen Entwicklungsländern - Indien, Indonesien, Brasilien, Mexiko und dem Iran - sinken die Geburtenraten schneller als vorhergesagt.

In der Tat schätzt jetzt die ‚United Nations Population Division‘ (die Bevölkerungsabteilung der Vereinten Nationen), ein professionelles demographisches, nicht mit dem UNFPA verbundenes Zentrum, dass die Weltbevölkerung (zur Zeit sechs Milliarden) sich bis 2050 bei ungefähr neun Milliarden einpendeln könnte. Vor zehn Jahren wurde mit einem Höchststand von 12 Milliarden gerechnet. Mit dem Geburtenrückgang gehen das Altern der Bevölkerung und eine ganze Reihe wirtschaftlicher Probleme Hand in Hand. Eine der vielen jüngsten Studien über dieses Thema, “Die gesamtwirtschaftliche Auswirkung der globalen Alterung”, von Robert S. England meint dazu: “Es herrscht weitgehend Übereinstimmung darin, dass durch das Altern der Bevölkerung das Wirtschaftswachstum niedriger sein wird, als es wäre , wenn der Anteil der Älteren nicht wachsen würde.”

Englands Buch weist auf Untersuchungen hin, die von der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) durchgeführt wurden und zeigen, dass für alternde Länder die Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie infolge wachsender Gesundheitskosten und Pensionszahlungen unter einem Rückgang privater Ersparnisse und einer Zunahme staatlicher Verschuldung leiden werden. Wirtschaftliche Modelle deuten darauf hin, wie ein Schrumpfen der arbeitenden Bevölkerung die Wirtschaftswachstumsrate bis zu einem Prozent oder mehr senken könnte. Dies wurde in einer jüngsten Studie der EU bestätigt, die voraussagte, dass die potenzielle Wachstumsrate der EU-Wirtschaft sinken könnte, auf gerade noch 1,25 Prozent pro Jahr, das wäre die Hälfte der Rate in den USA. Dieser Unterschied zu den USA würde dadurch verursacht, dass Europa stärker altere als Amerika, dessen Wirtschaft durch Migration und steigende Geburtenraten angekurbelt werde, hieß es in der “Financial Times” vom 11. Dezember.

Das Schrumpfen der arbeitenden Bevölkerung verursacht bereits in einigen Ländern Probleme. Das Büro für Statistik der kanadischen Regierung gab am 11. Februar einen Bericht heraus, der darauf hinwies, dass das Steigen des Durchschnittsalters bei den Arbeitskräften Grund zu Sorge um den Gesundheits- und Bildungssektor gebe. Außerdem seien die Ärzte schon jetzt im Durchschnitt älter als das Gros der Arbeitskräfte, “was die Besorgnis über mögliche Defizite verstärkt.” Und in Schottland fand eine Studie des “Global Entrepreneurship Monitor” (globaler Unternehmerschaftsmonitor) heraus, dass die niedrige Geburtenrate die Ursache für die niedrige Zahl von Firmengründungen in der Region sein könnte, berichtete die “Financial Times” am 12. Februar. Schottlands Bevölkerung nimmt seit 1974 kontinuierlich ab und, wie der oberste Standesbeamte verlauten lässt, wird diese Tendenz anhalten.

Darüber und über andere Probleme schweigt sich der Bericht des UNFPA aus. Der pessimistische neomalthusianische Standpunkt hinsichtlich des Bevölkerungswachstums (Schreckgespenst ‚Bevölkerungsexplosion‘) ist in den letzten Jahren zunehmend in Verruf gekommen. Es wäre an der Zeit, dass jemand den UN-Bevölkerungsfonds auf den neuesten Stand bringt.



Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

UNO

  1. GfbV kritisiert Wiederwahl von China in den UN-Menschenrechtsrat scharf
  2. Katholische Eltern gegen UN-Agenda 2030 auf dem Weltjugendtag
  3. Philippinen lehnen UN-Forderung nach Legalisierung der Abtreibung ab
  4. US-Regierung fördert Zugang zur Abtreibung ‚um Rassismus zu bekämpfen’
  5. UN-Sonderberichterstatterin bezeichnet Abtreibung als ‚radikaler Akt der Selbstliebe’
  6. USA unter Biden steigen aus Lebens- und Familienschutzerklärung aus
  7. UNO nimmt Genfer Lebensschutzerklärung auf
  8. USA gegen ‚sexuelle und reproduktive Rechte’ in UNO-Resolution zu Covid-19
  9. UN-Generalsekretär: ‚Recht auf Abtreibung’ darf nicht ausgehöhlt werden
  10. ‚Falschmeldungen’ zu Corona: WHO will ‚Infodemie’ verhindern







Top-15

meist-gelesen

  1. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  2. KOMMEN SIE MIT! EINMALIGE REISE - 13. Oktober 2024 in Fatima + Andalusien!
  3. Kardinal Müller: "Sie sind wie die SA!"
  4. Eine kleine Nachbetrachtung zu einer Konferenz in Brüssel
  5. Schweiz: Bischof Bonnemain bei Beerdigung von Bischof Huonder
  6. ,Ich habe Pornographie gemacht – jetzt mache ich Rosenkränze!‘
  7. Der Teufel sitzt im Detail
  8. Ablehnung von Fiducia supplicans: Afrikas Bischöfe haben ‚für die ganze Kirche’ gesprochen
  9. Das Mediennetzwerk Pontifex, gegründet 2005 als "Generation Benedikt", beendet seine Tätigkeit
  10. "Ich verzeihe dir, du bist mein Sohn. Ich liebe dich und werde immer für dich beten"
  11. Der Mann mit Ticketnummer 2387393
  12. Frankreich: „Inzwischen bedeutet Katholizismus, seinen Glauben erklären zu können“
  13. Taylor sei mit Euch
  14. Großes Interesse an Taylor Swift-Gottesdienst in Heidelberg
  15. Bistum Trier entlässt AFD-Landtagsabgeordneten Schaufert aus einem Kirchengremium

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz