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Briefbombenopfer Janisch: 'Ich fühlte nie Hass oder Groll'

4. Dezember 2013 in Chronik, keine Lesermeinung
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Früherer Hartberger Pfarrer und jetziger Ordensmann im Stift Rein 20 Jahre nach den Terrorakten des Franz Fuchs: "Das war ein armer Kerl", dem "ich verziehen habe"


Graz (kath.net/KAP) "Ich fühlte nie Hass oder Groll": Mit diesen Worten hat Pater August Janisch auf die Ereignisse vor 20 Jahren, als er zum ersten Opfer des Briefbombenterrors von Franz Fuchs wurde, zurückgeblickt. Der damalige Pfarrer von Hartberg in der Oststeiermark und jetzt im Stift Rein lebende Zisterzienser betrachtet den 1997 verhafteten und 2000 durch Selbstmord ums Leben gekommenen Einzeltäter als "armen Kerl", wie er am Dienstag in einem Interview mit der "Kleinen Zeitung" erklärte. Janisch habe versucht, Fuchs in seiner Zelle zu besuchen - was dieser ablehnte: "Ich wollte, dass er das vielleicht aufarbeiten kann, wenn er mich trifft und weiß, dass ich ihm verziehen habe und ihm nichts nachtrage."

Am 3. Dezember 1993 begann die Bombenserie, als in der Hartberger Pfarrkanzlei Pfarrer Janisch um 11.05 Uhr den von Franz Fuchs versendeten Brief öffnete und durch die darauffolgende Explosion im Gesicht und an der rechten Hand verletzt wurde. Zum Ziel wurde er durch seine gemeinsam mit der Caritas betriebene Flüchtlingsbetreuung in der Oststeiermark. Von seinem weiteren Einsatz für Flüchtlinge habe ihn der Terror nicht abhalten können, so Janisch: "Für mich war klar: Jetzt erst recht! Wenn dir jemand eine Briefbombe schickt, dann bist du, dann ist das, was du tust, wichtig. Das hat mir den Mut gegeben, noch deutlicher zu reden und auf die Not dieser Ausländer hinzuweisen." Er habe sich auch gedacht: "Noch eine Briefbombe bekomme ich nicht. Für mich war das damit erledigt."


Als man dachte, hinter dem Terror stecke mit der "Bajuwarischen Befreiungsarmee" eine ganze politische Gruppe, "habe ich gekämpft für die Freiheit", berichtete Janisch. Als sich aber herausstellte, dass Fuchs alleine agierte, habe er ihn bedauert: "Das ist ein armer Kerl." Auch seine Bombe, die in Oberwart vier Menschen das Leben kostete, betrachtet der Reiner Pater heute als "Hilferuf" und "Schrei nach Anerkennung". Janisch über Fuchs: "Er war so gescheit, so vielseitig und konnte sich doch nicht selbst erhalten. Er wollte aufschreien, warum für ihn kein Platz auf der Welt sei. Ich glaube gar nicht, dass er so ein Ausländerhasser war." Für ihn sei Fuchs' Ende "fast logisch" gewesen. "Von den Bomben über das Geschrei im Gerichtssaal bis zum Selbstmord - er hat einfach alles bis zum Letzten durchexerziert."

"Fremdenfeindlichkeit hat heute abgenommen"

Seit 1993 hat sich in Österreich hinsichtlich Fremdenfeindlichkeit einiges zum Besseren verändert, meint Janisch. Damals sei man noch geprägt von der Zeit des Eisernen Vorhangs gewesen. Heute seien durch die EU früher getrennte Länder wie Rumänien, Ungarn oder Teile Ex-Jugoslawiens viel näher gerückt, Grenzen hätten sich auch durch mit Internet und Social Media aufgelöst. Gerade die Jungen seien mobil und offener. In Hartberg sei heute ein Afrikaner Kaplan, wies Janisch hin. Auch im Burgenland wirkten mehrere Pfarrer aus Afrika - "das wäre 1993 noch undenkbar gewesen".

Dass manche Parteien dennoch in Wahlkämpfen gegen Ausländer auftreten, nannte Janisch "schade": "Wir brauchen die Besten in der Politik, nicht jene, die Egoismus schüren." In einer Zeit großer Katastrophen oder der Bankenkrise sein "kein Platz mehr für die Kleinkarierten", sagte der Ordensmann. "Wir müssen ein globales Netz bilden und gemeinsam agieren. Das ist die Vision."

In den "Salzburger Nachrichten" (Dienstag) erinnerte sich auch der damalige Caritas-Präsident Helmut Schüller an die an ihn gerichtete Briefbombe. Einen Tag nach der Detonation in Hartberg habe seine damalige Sekretärin ein verdächtiges Paket in der Hauspost bemerkt: "Wir haben ausgemacht, es nicht alleine aufzumachen, und die Polizei verständigt, es war ein Glück", so Schüller 20 Jahre später. Heute sei er noch immer vorsichtig im Umgang mit seiner Post. "Wenn Pakete kommen, die ich nicht zuordnen kann, rufe ich beim Absender an."

Der Terror von 20 Jahren in der "Kathpress"

"Briefbombenattentate: Tiefe Bestürzung in der Kirche" lautete der Titel eines Berichtes, den "Kathpress" spätabends am 3. Dezember 1993 verbreitete. Die Diözese Graz-Seckau nannte darin die Anschläge auf den Hartberger Pfarrer Janisch und die ebenfalls ins Visier geratene Moderatorin der ORF-Sendung "Heimat, fremde Heimat", Silvana Meixner, eine "abscheuliche Tat". Die Geschehnisse des heutigen Tages müssten Anlass zur Besinnung darauf sein, dass es in der Ausländerfrage keine andere Lösung geben könne als den "Weg der Mitmenschlichkeit", betonte der Sprecher der Diözese.

Auch die Caritas verurteilte den "schrecklichen Ungeist" hinter den Attacken und versicherte, sie werde sich dadurch nicht davon abbringen lassen, "ihre Stimme laut für Flüchtlinge und andere Ausländer zu erheben, die in Österreich nichts anderes als in Frieden leben wollten". Helmut Schüller sagte - am Tag vor der an ihn selbst gerichteten Bombe -, es sei ihm bewusst, "dass dieses Thema die Emotionen bewegt". Er könne "nur an alle appellieren, miteinander zu reden und das Gespräch nicht zu verweigern. Wenn stattdessen zu Gewalt gegriffen wird, kann das nur auf das Schärfste verurteilt werden."


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