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Die römischen Stationsgottesdienste der Fastenzeit und Osteroktav

9. März 2011 in Aktuelles, keine Lesermeinung
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Ein Brauch, der seine Wurzeln in den ersten christlichen Jahrhunderten geschlagen hat. Gebete aus dem Herzen Roms unterwegs zum heiligen Osterfest. Von Ulrich Nersinger


Rom (kath.net/un) Wer sich während der Fastenzeit oder der Osteroktav in der Ewigen Stadt aufhält, hat die Gelegenheit, einen liturgischen Brauch kennen zu lernen, der seinen Ursprung auf die ersten christlichen Jahrhunderte zurückführen darf: die „missa stationalis“, den römischen Stationsgottesdienst. In der Fastenzeit findet dieses Jahr jeden Tag um sieben Uhr früh oder um 17.00 Uhr in einer bestimmten Kirche Roms ein solcher Gottesdienst statt.

Schon in frühester Zeit versammelten sich die Christen Roms in bestimmten Gotteshäusern zum Gebet und zu einer feierlichen Prozession, bei der die Allerheiligenlitanei gesungen wurde. Diese Art Zusammenkünfte hieß „statio“, und die Kirchen, in denen sie stattfanden, Stationskirchen.

„Das Wort ‚statio‘ stammt aus der römischen Soldatensprache und bedeutet soviel wie Wache oder Wachtposten. Wie der Wachtdienst im Heer an einen festen Ort gebunden war und strengste Zucht und gewissenhafte Pflichterfüllung erforderte, so waren die Stationsgottesdienste eine Art Wachtdienst der Kirche, bei denen die Christen, eingedenk ihrer obersten Pflicht, dem Herrn mit unbedingter Hingabe zu dienen, alle weltlichen Beschäftigungen und Sorgen zurückstellten, um sich ganz der Betrachtung der göttlichen Geheimnisse zu widmen“, erklärt der Historiker Paolo Salviucci die Herkunft des Begriffes.

Der Kirchenschriftsteller Tertullian bestätigt die Ableitung des Wortes „statio“ aus der Militärsprache. Er schreibt in seiner Schrift „De oratione“, dass die Zusammenkünfte der Gläubigen nach soldatischem Sprachgebrauch „statio“ genannt wurden, weil die Christen die Streitschar Gottes seien.

Auch die Formulierungen in den Gebeten der Stationsgottesdienste sprechen für die „militärische“ Deutung. So wurde, wenn der Papst bei der ersten Station in der Fastenzeit von St. Anastasia den Aventin hinauf nach Santa Sabina zog, dieser Tag in der Tagesoration des Sacramentarium Gregorianum und des Missale Romanum als „praesidia militiae christianae“ gepriesen.

Denkbar wäre jedoch auch, dass „statio“ nicht von „stare – stehen“ kommt, sondern von „statuere – festsetzen“. Denn von Anfang an fanden die Stationen an bestimmten Tagen – „statutis diebus“ – statt; die Tage waren von vornherein festgesetzt, ebenso wie die Orte.

Diese Stationsfeiern galten als „äußerer Ausdruck der Einheit der ganzen stadtrömischen Gemeinde mit ihrem Bischof, nachdem durch die Mehrzahl der kirchlichen Gebäude und der gottesdienstlichen Versammlungen in diesen, unter der Leitung der in den ‚tituli‘ (Titelkirchen) residierenden Presbyter, eine gewisse Teilung der Gemeinde in lokale Gruppen eingetreten war“ (J. P. Kirsch, Die Stationskirchen des Missale Romanum, Freiburg im Breisgau 1926).


Fast zeitgleich mit einer ordnenden Einführung der Stationes in Rom dürfte der Anfang der Perikopenverteilung in den Messformularen zu sehen sein. Papst Damasus I. (366-384) gilt als der Oberhirte der Kirche, der durch Feste und durch wechselnde Perikopen die Liturgie als erster in größerem Maße bereichert hat.

Das „Liber pontificalis“ gibt an, dass Papst Hilarius (461-468) die liturgischen Geräte, die für die Feier in den Stationskirchen benötigt wurden, stiftete; Papst Gelasius (492-496) kam das Verdienst zu, für die Liturgien stilistisch hochstehende Orationen geschaffen zu haben – auf ihn geht das sogenannte „Gelasianische Sakramentar“ zurück.

Die Ordnung der Stationes erfuhr eine einheitliche Regelung durch den hl. Gregor den Großen (590-604), der ihre Zahl festsetze und bestimmte, in welchen Kirchen die Gläubigen zusammenkommen sollten.

Er baute die Liturgie der Stationsgottesdienste aus und betonte den bis in unsere Tage erhaltenen Charakter dieser Liturgie als Ehrung der Heiligen und Märtyrer, die in der betreffenden Kirche ruhen oder verehrt werden.

Aus den Angaben des alten römischen Messbuches ersieht man, dass Gregor die Anzahl der Stationsgottesdienste auf 101 festgesetzt und 45 Gotteshäuser zu Stationskirchen bestimmt hatte. Noch bis in das 8. Jahrhundert hinein erfuhr die Stationsordnung Gregors des Großen weitere Ergänzungen.

Schon im 9. und 10. Jahrhundert konnte man von einer permanenten Teilnahme der Päpste an den Stationsgottesdiensten nicht mehr sprechen. Die Gründe dafür waren mannigfaltiger Natur – u. a. zählten die Kämpfe der römischen Adelsparteien dazu.

In den folgenden Jahrhunderten beschränkten sich die Päpste in ihrem Erscheinen immer mehr; ihr Fehlen erklärte sich dann vor allem durch die wachsende Übernahme von Verpflichtungen politischer und höfischer Art.

Als die Nachfolger des hl. Petrus im 14. Jahrhundert ihren Sitz in das französische Avignon verlegten, war der Niedergang der Stationsgottesdienste nicht mehr aufzuhalten.

Nach ihrer Rückkehr in die Ewige Stadt versuchten zwar einzelne Päpste die Stationsgottesdienste aufs Neue zu beleben; es gelang ihnen aber zumeist nur für ihr eigenes Pontifikat.

Zu den Förderern der Stationsliturgie zählte vor allem Nikolaus V. (Tommaso Parentucelli, 1447-1455) der häufig in Anwesenheit des Kardinalskollegiums die „missae stationales“ feierte, besonders im Heiligen Jahr 1450.

Während der Renaissance hatten unter dem allgemeinen Niedergang der Frömmigkeit auch die Stationsgottesdienste zu leiden. Sie wurden vernachlässigt, bis gegen Ende des 16. Jahrhunderts der altkirchliche Brauch durch Sixtus V. (Felice Peretti, 1585-1590) wieder ansatzweise aufgenommen wurde.

Hugonius, ein Zeitgenosse des Papstes, schrieb: „Seine Heiligkeit, von der Erwägung ausgehend, dass die früheren Päpste persönlich nach der Stationskirche zu ziehen und dort das Hochamt zu singen pflegten, hat beschlossen, jedes Jahr am ersten Tag der Fastenzeit nach dieser Kirche [Santa Sabina] zu ziehen und dort den Papstgottesdienst zu halten, dem das Kardinalskollegium und der ganze Hofstaat beiwohnen.

Er hat darüber eine besondere Bulle erlassen und hat selbst mit dem schönen Brauch den Anfang gemacht, damit fürder die künftigen Päpste seinem Beispiel folgen.“

Die letzte Papst, der sich am Aschermittwoch nach S. Sabina begab, war Klemens XIII. (Carlo Rezzonico, 1758-1769).

Klemens XIV. (Giovanni Vincenzo Antonio Ganganelli, 1769-1774) bestimmte, dass der Aschermittwochsgottesdienst in der Kapelle des Palastes, in dem der Papst residierte, gehalten werden sollte, d. h. im Quirinal und später im Vatikan.

Eine intensive und ernsthafte Beschäftigung mit den alten römischen Stationsgottesdiensten und ihrer Beziehung zur Liturgie der Kirche setzte in der theologischen Literatur erst zu Beginn des 20. Jahrhundert ein.

Der erste, der den Versuch machte, „bei Messen in größerer Zahl den Schleier ihres Zusammenhangs mit den Stationskirchen oder deren Heiligengeschichte zu heben“ (Hartmann Grisar), war der sel. Ildefons Schuster OSB. Der spätere Mailänder Oberhirte gab 1915 ein Büchlein unter dem Titel „Le Sacre Stazioni Quaresimali secondo l’ordine del Missale“ heraus. Ab dem Jahr 1919 folgte dann das vierbändige Werk „Liber sacramentorum. Note storiche e liturgiche sul Missale Romanum“. Schuster war vor allem darum bemüht, „neben dem allgemeinen historischen Hintergrund des Kirchenjahres und der Festkreise, den frommen Gedankeninhalt des Missale zu erschließen“ (Hartman Grisar).

1925 veröffentlichte der Jesuit Hartmann Grisar, Professor der Universität Innsbruck, bei Herder in Freiburg seine Arbeit: „Das Missale im Lichte römischer Stadtgeschichte. Stationen, Perikopen, Gebräuche“. In seiner Einführung zu den Stationsgottesdiensten bekannte Grisar: „In alle Länder des römischen Ritus hinübergetragen, haben sie der Menschheit das aus dem Herzen Roms gedrungene heiße Gebet der Anrufung und der Zuversicht als Erbe gegeben“.

Ein Jahr später verfasste Johann Peter Kirsch, Professor an der Universität Freiburg (Schweiz), in der von Abt Dr. Ildefons Herwegen OSB (Maria Laach) herausgegebenen Reihe „Ecclesia orans“ seine Schrift „Die Stationskirchen des Missale Romanum“, die sich an ein breiteres Publikum wandte; sie sollte, so ihr Verfasser, „zu einem immer tieferen Verständnis unserer wunderbaren eucharistischen Liturgie und ihrer heiligen Texte beitragen“.

In Rom wurde dem „Collegium Cultorum Martyrum“ im 20. Jahrhundert die Durchführung der Stationsgottesdienste der Fastenzeit und Osterzeit anvertraut. Mons. Carlo Respighi, der Magister (Vorsteher) des Kollegiums von 1931 bis 1947, erneuerte die Feier der Stationsgottesdienste mit Genehmigung und Förderung des Heiligen Stuhles.

Das Kollegium war 1879 von bedeutenden christlichen Altertumsforschern gegründet worden, um den Märtyrerkult zu fördern und die Geschichte der ersten Glaubenszeugen aufzuzeigen. An den Begräbnisorten der Märtyrer und den Versammlungsorten der Christen sollten Gottesdienste gefeiert und zu archäologischen Vorträgen und Konferenzen eingeladen werden.

Papst Johannes Paul II. (Karol Wojtyla, 1978-2005) förderte das „Collegium Cultorum Martyrum“ in seinen Bemühungen für eine würdevolle Gestaltung der Stationsgottesdienste und erhob es vor einigen Jahren zur Päpstlichen Akademie.

Schon im ersten Jahre seines Pontifikates bekundete der selige Johannes XXIII. (Angelo Giuseppe Roncalli, 1958-1963) sein Interesse für eine Wiederbelebung der römischen Stationsfeiern unter dem Vorsitz des Papstes. Am Aschermittwoch des Jahres 1959 begab sich der Heilige Vater überraschend auf den Aventin, um den Stationsgottesdienst in Santa Sabina zu feiern.

Seitdem haben die Päpste, wenn sie nicht durch Krankheit oder Gebrechlichkeit daran gehindert waren, diesen Usus beibehalten.

Das große Medienecho auf die Teilnahme des Papstes nutzte die katholische Presse, um an diesen altkirchlichen Brauch zu erinnern. Die „missa stationalis“ wurde in den theologischen Fachblättern wieder zu einem aktuellen Thema; sie schien manchem Liturgiker sogar der Ansatzpunkt für eine künftige Liturgiereform zu sein. Beim Eucharistischen Kongress in München (1960) erreichte es der Liturgiewissenschaftler Andreas Jungmann SJ, dass der Abschlussgottesdienst als „statio orbis“ bezeichnet wurde.

Der Stationsgottesdienst fand auch im „Caeremoniale Episcoporum“ des Jahres 1985 seine Würdigung und Adaptierung. Das bischöfliche Zeremonienbuch spricht in seinem ersten Kapitel „von der Stationsmesse des Diözesanbischofs“ und verwendet für die Feier eines Pontifikalamtes ausschließlich den Ausdruck „missa stationalis“.


Auflistung aller Stationsmessen 2011


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