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Koptische Kirche: Wo schon Kinder mit dem Kreuz leben

11. Jänner 2011 in Aktuelles, 1 Lesermeinung
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Frankfurter Gedenkfeier für die 23 Opfer des Anschlags auf die Kirche in Alexandria – Hunderte von Teilnehmern, darunter Kirchenvertreter, Politiker - Religionsfreiheit geforder - Ein Bericht von Eva-Maria Kolmann / Kirche in Not


Frankfurt (kath.net/KIN) Kirchenvertreter, Politiker und Hunderte andere Teilnehmer haben am vergangenen Samstag bei einer Gedenkfeier in der koptisch-orthodoxen St. Markus-Kirche in Frankfurt am Main für die 23 Opfer des Anschlages auf eine Kirche in Alexandria gebetet und Religionsfreiheit gefordert.

"Blauknochen, mit dir spielen wir nicht", an diesen Satz müssen sich koptische Kinder früh gewöhnen. "Blauknochen" ist in Ägypten ein Schimpfwort für koptische Christen. Es rührt von den blauen Flecken her, die sie im Laufe der Jahrhunderte immer wieder an ihrem Leib tragen mussten." Schon die kleinen Kinder lernen bei uns, mit dem Kreuz zu leben", erklärt Bischof Anba Damian, das Oberhaupt der Kopten in Deutschland, gegenüber dem internationalen katholischen Hilfswerk "Kirche in Not".

Die ganz kleinen Kinder in der koptisch-orthodoxen St. Markus-Gemeinde in Frankfurt ahnen jedoch noch nicht, warum sich so viele fremde Menschen in ihrer Kirche versammelt haben. Sie werden von ihren Eltern auf den Armen getragen und dem Bischof zum Segnen gebracht. Ein neugeborenes Baby schläft friedlich, als Bischof Damian es an sein Herz drückt. Die Mutter steht schüchtern lächelnd daneben. Bei dem blutigen Anschlag auf eine Kirche in Alexandria wurden auch Kinder getötet, darunter ein Säugling. Mehrfach wird an diesem Nachmittag an die unschuldigen Kinder aus dem Evangelium erinnert, die unmittelbar nach der Geburt Jesu Christi von Herodes ermordet wurden.

Die Diakone singen einen Hymnus über die schmerzhafte und blutige, aber glorreiche Geschichte der koptischen Christen, die trotz Bedrängnis, Folter und Tod standhaft ihren Glauben bekannten. Weihrauch liegt in der Luft, "Entsündige mich mit Ysop (...) Mach mich wieder froh mit deinem Heil" hieß es soeben im Psalm, und alle beteten gemeinsam das Vaterunser.

Die Kirche und das Gemeindezentrum der 1000 Mitglieder zählenden Pfarrei platzen aus allen Nähten. Vertreter der katholischen, orthodoxen und protestantischen Kirchen, hochrangige Politiker, der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland und mehrere hundert andere Gäste sind gekommen, um der koptischen Gemeinde ihre Solidarität auszudrücken. Gemeinsam beten sie für die Verstorbenen und setzen ein Zeichen gegen die Diskriminierung und Verfolgung von Christen in Ägypten, aber auch in anderen Ländern der Welt.

Die katholische Kirche ist an diesem Tag durch Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst von Limburg vertreten. Aus der deutschen Politik nehmen an der Feier Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD), Bundesministerin a.D., die Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach (CDU), Dr. Rudolf Kriszeleit (FDP), Staatssekretär des hessischen Justizministeriums, sowie Uwe Becker (CDU) in Vertretung des Frankfurter Oberbürgermeisters teil.


"Unser Land war Zuflucht für Jesus Christus, seine Familie und viele Propheten", unterstreicht Bischof Damian in seiner Ansprache. "Einst waren wir Herren im eigenen Land, heute wollen wir nur als gleichberechtigte Bürger mit allen Rechten und Pflichten leben." Er beschreibt, dass sechzehn Moscheen entstehen, bevor ein christliches Gotteshaus gebaut werden könne. Schon allein, bis die Genehmigung für den Bau einer Kirche erteilt werde, sei es "viel Warterei". Als ein Gemeindezentrum zu einer Kirche ernannt worden sei, haben vier Jugendliche dafür ihr Leben lassen müssen. Innerhalb eines Tages sei jedoch ein genau darüber liegendes Gebäude zu einer Moschee erklärt worden. "Christ sein zu wollen, ist kein krimineller Akt!", ruft er aus.

"Die Menschen haben genug von orientalischen Blüten. Sie wollen Taten sehen", so der koptisch-orthodoxe Bischof. Immer wieder wird seine Rede von Beifall unterbrochen. Er fordert von der ägyptischen Regierung die Bestrafung der Täter, weil man "sonst den Terroristen grünes Licht gibt", eine Entschädigung der Opferfamilien und "vorbeugende Maßnahmen, damit so etwas nicht wieder passiert".

Der koptische Geistliche appelliert auch an die islamischen Gelehrten, dafür Sorge zu tragen, dass die Predigten in den Moscheen dazu führen, dass "die Menschen mit Frieden im Herzen, nicht mit Wut" nach Hause gehen. Er selbst habe bei seinem letzten Besuch in Ägypten eine muslimische Predigt gehört, die "eine Art Kriegserklärung" gewesen sei. Da die Analphabetenrate in Ägypten hoch sei, würden viele einfache Menschen die Worte undifferenziert aufnehmen und dementsprechend reagieren.

Die Solidarität der Menschen in Deutschland und in vielen anderen Ländern, insbesondere die Anwesenheit des Vorsitzenden des Zentralrates der Muslime und seine Verurteilung der Tat, seien jedoch für ihn und seine Gläubigen "eine Salbe für die offenen Wunden", sagte der Oberhirte.

Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst thematisierte in seiner Ansprache die guten und engen Beziehungen zwischen der römisch-katholischen und der koptisch-orthodoxen Kirche und die Achtung der Katholiken "vor der altehrwürdigen Tradition der Kirche Ägyptens und in besonderer Weise vor dem ehrwürdigen Patriarchat von Alexandrien". Alexandria sei "durch das Zeugnis zahlreicher Heiliger, Märtyrer und Kirchenlehrer geadelt" worden. Er betonte das gemeinsame Zeugnis der Christen und bezeichnete das Attentat auf die Gottesdienstbesucher als "Angriff auf den Glauben, der in der Liturgie gefeiert wird". Er forderte von den Regierenden "eine Rechtsprechung, die auch gegenüber Christen begangenes Unrecht konsequent verfolgt und ahndet" sowie eine Religionsfreiheit, die auch das Recht auf einen Wechsel der Religionszugehörigkeit mit einschließt.

Der Vertreter der Orthodoxen Bischofskonferenz und Vorsitzende des Rates der Religionen Athanagoras Ziliaskopoulos, unterstrich, dass das "feige Attentat den hohen Preis offenbart, den Christen gerade an den Orten, die eng mit der Entstehung des Christentums verbunden sind, für ihren Glauben zahlen". Er warnte zudem davor, Probleme und Konflikte aus den Herkunftsländern in die deutsche Gesellschaft zu übertragen.

Aiman Mayzek, der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, verurteilte den Anschlag scharf und erinnerte daran, dass vor 1400 Jahren der koptische Patriarch der muslimischen Gemeinde Asyl gewährt habe, als diese Verfolgung erlitten habe. "Terrorakte und Schandtaten werden nicht hinwegwischen, was Kopten Muslimen an Frieden und Geborgenheit gegeben haben", sagte er. Dies werde "ewig im kollektiven Gedächtnis der Muslime bleiben". Er betonte, es werde "den Attentätern nicht gelingen, einen Keil zwischen Christen und Muslime zu treiben". Ein Anschlag auf ein Gotteshaus, gleichgültig welcher Religion, sei für die Muslime wie "ein Angriff auf unsere eigene Moschee".

Die Vertreter der Politik forderten während der zweistündigen Gedenkfeier in ihren Reden ebenfalls Religionsfreiheit. Auch ihre Ansprachen wurden von Applaus unterbrochen.

"König des Friedens, gib uns den Frieden!" singen die Diakone. Diese Zeile wird mehrfach wiederholt, immer lauter werden die Stimmen. Am Schluss ist es fast ein Schrei. Zum Abschluss der Feier beten noch einmal alle Teilnehmer gemeinsam das Vaterunser. "Und erlöse uns von dem Bösen" - für die Kopten hat dieses Wort nicht nur in diesem Jahr, sondern in langen Jahrhunderten ihrer Leidensgeschichte eine besondere Bedeutung. Abuna Pigol Bassili, der Pfarrer der koptischen St. Markus-Gemeinde, stammt selbst aus Alexandria und kennt viele Familien, die bei dem Anschlag ihre Kinder verloren haben oder deren Angehörige noch im Krankenhaus liegen. Er zeigte sich "im Herzen tief betroffen" davon. Trotz dieser leidvollen Erfahrungen versichern die Frankfurter Kopten, dass sie sich nicht fürchten.

Bischof Damian erklärte nach dem Festakt gegenüber "Kirche in Not", das als Hilfswerk, das sich unter anderen für verfolgte Christen einsetzt, ebenfalls bei der Feierstunde vertreten war: "Wir sind eine Kirche der Märtyrer, niemand kann uns in Angst versetzen. Unsere Gläubigen werden beten, auch wenn es ihr letzter Gottesdienst sein sollte, denn das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche." Er betonte jedoch, die Menschen hätten "ein Recht auf Schutz". Besonders positiv hob er die Botschaft Papst Benedikts XVI. hervor, die "viele Schmerzen gelindert" habe.

Pater Joaquin Alliende, der internationale Präsident von "Kirche in Not", ruft dazu auf, "unsere Schwestern und Brüder in diesen dramatischen Stunden nicht allein und ungeschützt zu lassen", sondern für sie zu beten und "an einer Welt mitzubauen, die auf Versöhnung und Dialog, nicht auf Gewalt und Hass setzt". Er erinnert dabei an die Worte Papsts Benedikts XVI. vom zweiten Weihnachtstag 2010: "Unsere Welt ist immer noch von Gewalt gekennzeichnet, vor allem gegen die Jünger Christi."

(c) Bild: Kirche in Not

KIRCHE IN NOT: Das Hilfswerk päpstlichen Rechts unterstützt die Christen in Ägypten bereits seit vielen Jahren.

Deutschland:
www.kirche-in-not.de

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Lesermeinungen

 Bastet 11. Jänner 2011 

Diese kopt. Christen sollten für uns Euro-Christen ein großes Vorbild sein.
Es sollte für alle Christen ein MUSS sein, sie mit Gebet und Solidarität weltweit zu unterstützen.
Es ist eine nicht hinzunehmende Schande, dass im 3 Jahrtausend immer noch Menschen wg. ihrer Religion getötet werden.


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