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Pilger des Friedens

20. Dezember 2009 in Buchtipp, keine Lesermeinung
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Vierte exklusive Leseprobe aus dem Buch "33 Reisen mit dem Papst" - Ab sofort auf kath.net bestellbar!


Linz (www.kath.net)
Seit mehr als 15 Jahren begleitet Christoph Hurnaus die Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. auf ihren Reisen. Dabei hat er als Katholik und als Fotograf spannende und lustige, überraschende und heilsgeschichtlich bedeutende Momente erlebt. Christoph Hurnaus nimmt in seinem Buch den Leser mit auf die "Faszination Papstreise" und zeigt, wie sehr die Pilgerfahrten dieser beiden Päpste Kirche und Welt verändert haben. Prälat Georg Ratzinger, der Bruder des Papstes, hat ein Vorwort für das Buch des oberösterreichischen Fotografen geschrieben.

Als der Vatikan Anfang des Jahres 2009 die Papst-Pilgerreise ins Heilige Land bekanntgab, waren sich viele Kommentatoren darin einig, dass diese Reise ein großes Wagnis für den Papst bedeuten würde. Einige kirchliche Experten hielten den Zeitpunkt der Reise, so kurz nach dem Krieg in Gaza, für ungünstig. Außerdem hatte die ‚Affäre Williamson’ das Verhältnis des Vatikans zum Staat Israel schwer belastet. Der Papst hatte sich aber trotz dieser Bedenken entschieden, auf Pilgerfahrt ins Heilige Land zu gehen.

Für die Gastgeberländer Jordanien und Israel sowie die palästinensische Autonomiebehörde bedeutete die Organisation dieser Papstreise eine große logistische Herausforderung. Das Programm der Reise entsprach in wesentlichen Kernpunkten der großen Jubiläums-Pilgerreise Johannes Pauls II. aus dem Jubeljahr 2000. Wie neun Jahre zuvor sollte das Königreich Jordanien auch diesmal das erste Reiseziel des Papstes werden. Fünf Tage vor seinem Abflug nach Amman hatte Benedikt XVI. fünf wichtige Anliegen für seine Reise definiert: Er wolle Impulse für den Friedensprozess setzen, die Ökumene fördern, den interreligiösen Dialog voranbringen, eine Pilgerfahrt zu den heiligen Stätten der Christenheit unternehmen und die bedrängten Christen im Heiligen Land stärken und ermutigen.

Gut gelaunt und entspannt wirkte der Papst, als er in Amman die Gangway der Alitalia-Maschine herunterstieg. Der jordanische König Abdullah II. und seine hübsche und charmante Gattin Rania erwarteten den Gast aus Rom am Flughafen. Die Gespräche mit dem jungen Königspaar verliefen in einer sehr angenehmen Atmosphäre. In seiner Begrüßungsansprache sagte der Papst, er komme als Pilger nach Jordanien, um die heiligen Stätten zu verehren, die eine solch bedeutende Rolle bei einigen zentralen biblischen Geschichten gespielt hatten. Er verwies dabei auf Mose, der am Berg Nebo starb, nachdem er das ‚Gelobte Land’ gesehen hatte und auf Johannes den Täufer, der in Bethanien auf der anderen Seite des Jordans predigte. Der Papst würdigte die Initiativen des Königreichs Jordanien zur Förderung des Friedens im Nahen Osten und verwies auf die große Pionierleistung des verstorbenen Königs Hussein.

Bevor ich meine Reise ins Heilige Land antreten konnte, musste ich eine ganze Reihe von Einreise- und Akkreditierungsformalitäten erledigen. Diese Papstreise, die durch drei Länder führte, war mit einem nicht unerheblichen organisatorischen Aufwand verbunden. Ich brach vom Jerusalemer Ostbahnhof mit einem Sammeltaxi nach Jordanien auf. Obwohl die Distanz zwischen den beiden Städten sehr gering ist, dauerte die Fahrt dennoch mehr als fünf Stunden für mich, woran die komplizierten Einreisemodalitäten an der Allenby-Bridge schuld waren. Bei der Rückreise nach Jerusalem nahmen die israelischen Grenzbehörden allen Passagieren einen Fingerprint ab.

Bei den Reisenden, unter denen sich viele Journalisten befanden, lagen ob der vielen Kontrollen und Befragungen die Nerven dabei ziemlich blank. Ich durfte froh sein, ohne größere Probleme zweimal die Grenze passieren zu können. Im Pressezentrum von Amman erhielt ich meinen Akkreditierungsausweis für den dreitägigen Besuch des Papstes in Jordanien. Dabei erlebte ich ein Novum: Jeder akkreditierte Journalist konnte nämlich selbst entscheiden, an welchen Begegnungen mit dem Papst er teilnehmen wollte. Das hatte nun selbst meine kühnsten Erwartungen übertroffen. Das Königreich Jordanien war mir bereits seit der großen Jubiläums-Pilgerreise von Papst Johannes Paul II. als ein sehr gastfreundliches Land in Erinnerung geblieben.

Am zweiten Tag der Jordanien-Reise durfte ich eine echte Premiere erleben: Dank der logistischen Meisterleistung des Veranstalters war es mir gelungen, an einem Tag drei Papstevents mitzuerleben: Früh am Morgen starteten wir zum Mosesberg Nebo; nachdem der Papst den Mosesberg wieder verlassen hatte, ging es weiter in eine Moschee von Amman; nach einem kurzen Zwischenstopp, der uns ins Pressezentrum führte, durften wir am Abend noch an der Begegnung des Heiligen Vaters mit der melkitischen Kirche in Amman teilnehmen. Sehr eindrucksvoll verlief der Besuch des Papstes am Mosesberg. Wie durch ein Wunder gelangte ich in den Fotopool, der direkt neben der Aussichtsplattform eingerichtet war, von der Benedikt XVI. ins ‚Gelobte Land’ blickte.

In diesem Pool befanden sich nur sieben ausgewählte Agenturfotografen, unter denen auch Alessia Guliani war, eine befreundete italienische Fotografin. Sie gehört zum innersten Kreis der Vatikanfotografen, die täglich das Pontifikat des Papstes auf Schritt und Tritt dokumentieren. Alessia ist überhaupt die einzige Frau im Vatikan, die diesen anspruchsvollen Job macht. Neben ihr bin ich auch mit Grzegorz Galaska befreundet, einem polnischen Fotografen, der in Rom lebt, und alle offiziellen Kalender und Postkarten für den Vatikan herausgibt. Grzegorz hat mir auf verschiedenen Reisen immer wieder seine überdimensionalen Zoom-Objektive geborgt.

Als der Papst an der Aussichtsplattform eintraf, hatten sich die Nebel gelichtet, die zuvor noch über dem Jordantal gelegen waren. Für ihn bot sich nun ein fantastischer Ausblick. Die Blicke des ‚Mannes in Weiߒ streiften weit über das Jordantal ins ‚verheißene Land’. In der Szenerie dieser biblischen Landschaft war atemberaubend. Unser nächster Programmpunkt war die ‚Al-Hussein Bin-Talal-Moschee’, die der Papst am Nachmittag besuchte. König Abdullah hatte diese Moschee 2003 zur Erinnerung an seinen Vater König Hussein erbauen lassen. Der Papst würdigte die Moschee als einen jener Orte des Gebetes, „die sich wie Juwelen überall auf dem Angesicht der Erde erheben.“


Er sagte, dass gerade wegen der Bürde ihrer gemeinsamen Geschichte Muslime und Christen bestrebt sein müssten, „als Gläubige erkannt und anerkannt zu werden, die treu beten und bemüht sind, die Gebote des Allmächtigen zu halten und ihnen gemäß zu leben.“ Benedikt XVI. würdigte in seiner Ansprache das Zusammenleben zwischen Muslimen und Christen in Jordanien und erinnerte daran, dass Religionsfreiheit ein Menschenrecht ist. Immer wieder appellierte er an die Rolle, die der menschlichen Vernunft dabei zukomme. Beeindruckend war auch die Vesper in der mekitischen (griechisch-katholischen) Sankt-Georgs-Kirche von Amman, die erst vor einem Jahr aus Spenden der jordanischen Katholiken errichtet worden war. Patriarch Laham hielt eine mitreißende Ansprache, aber auch viele Kirchenhäupter aus den angrenzenden Ländern waren vertreten.

Mit 50.000 Gläubigen feierte der Heilige Vater dann einen großen Sonntagsgottesdienst im Stadion von Amman. Er sprach dabei auch das Schicksal der irakischen Flüchtlinge an, von denen heute viele in Jordanien leben, und spendete einigen Kindern die Erstkommunion. Seine Ansprache war der Rolle der christlichen Familien im Heiligen Land und der besonderen Würde und Berufung, die der Frau dabei zukomme, gewidmet. Am Nachmittag besuchte der Papst Bethanien jenseits des Jordans, wo der Überlieferung nach Jesus von Johannes dem Täufer getauft worden war. Dort segnete er die Grundsteine für den Bau von zwei neuen Kirchen, die an der Taufstelle errichtet werden sollen.

An der Taufstelle traf ich Patriarch Gregorios III. Laham, das Oberhaupt der melkitischen Kirche, der seinen Sitz in der syrischen Hauptstadt Damaskus hat. Der Patriarch, der sehr gut Deutsch spricht, fragte mich, woher ich komme. Als ich die Stadt nannte, schien er wie aus allen Wolken zu fallen: „Aus Linz! Sie sind schlimm! Sie haben ihren Bischof wieder weggeschickt.“ Ich war ganz erstaunt, dass der Patriarch sogar den Namen des verhinderten Weihbischofs Gerhard Maria Wagner kannte. Papst Benedikt hatte den Windischgarstner Pfarrer Gerhard Wagner Anfang 2009 zum Weihbischof der Diözese Linz berufen, doch heftige Proteste von Priestern und Laien sowie innerkirchliche Intrigen zwangen diesen schließlich zum Rücktritt. Die österreichischen Bischöfe hatten daraufhin in einem unglücklichen Hirtenbrief Kritik am Bestellungsverfahren durch den Papst geübt.

Um zur Taufstelle zu gelangen, mussten wir zuvor einen langen Wüstenmarsch unternehmen. Wegen der extremen Hitze hatten wir diesen Ort völlig verschwitzt und durstig erreicht. Besser als uns erging es den im Papstflugzeug mitreisenden Journalisten, die mit ihren Bussen direkt zur Taufstelle gefahren wurden. An der Taufstelle traf ich auf die Gruppe der deutschsprachigen Vatikanberichterstatter, von denen ich einige seit Jahren kenne. Unter ihnen waren der ZDF-Korrespondent Jürgen Erbacher, Johannes Schidelko von der KNA, Dirk Voss von der Augsburger Sankt Ulrich-Mediengruppe und Andreas Englisch, der mit seinen markigen Sprüchen bei den Kollegen für Erheiterung sorgte. Normalerweise genießen die im Papstflugzeug mitreisenden Journalisten auf einer Papstreise immer besondere Privilegien. In Bethlehem erlebte ich erstmals, wie die Vatikanberichterstatter beim Ausreise-Checkpoint an der Sicherheitsmauer eine Stunde lang kontrolliert wurden.

Die israelischen Sicherheitsleute hatten dabei keinen Unterschied zwischen einem einfachen Papstpilger und einem Mitglied der Vatikandelegation gemacht. Auf vielen Papstreisen hatte ich zuvor erlebt, wie ‚volo papale - Journalisten’ geradezu wie Diplomaten behandelt wurden. Trotz dieser Reiseerleichterungen beneiden mich manche Vatikankollegen, weil ich auf meinen Reisen viel mehr Möglichkeiten besitze, mit der Kultur und den Menschen eines Landes in Berührung zu kommen. Der Tagesablauf der Journalisten, die im Gefolge des Papstes in ein Land kommen, ist fast minutiös vorgegeben.

Normalerweise lernen sie außer Flughäfen, Stadien, Kirchen und Hotels keine weiteren Sehenswürdigkeiten eines Besuchslandes kennen. Dafür besitzen diese Journalisten das Privileg, den Papst im Flugzeug interviewen zu dürfen. Die Frage nach einer Mitreise im Papstflugzeug stellt sich für mich schon aus finanziellen Gründen nicht. Mit welchen Nachteilen Journalisten zu rechnen haben, die nicht im Rahmen des ‚volo papale’ kommen, durfte ich am nächsten Tag erleben.

Nachdem ich in Jerusalem meine israelische Presseakkreditierung in Empfang genommen hatte, musste ich feststellen, dass die Veranstalter des Papstbesuchs in Israel für uns Fotografen keine Poolkarten vorgesehen hatten. Man hatte uns darüber informiert, dass wir einzig an dem Gottesdienst teilnehmen dürften, der im Jerusalemer Josafat-Tal gefeiert wurde. Für mich stellte diese Entscheidung keine große Überraschung dar, denn schon bei der Pilgerreise von Papst Johannes Paul II. hatten die Israelis nur den großen internationalen Fotoagenturen Zutritt zu den Treffen mit dem Papst gewährt.

Da ich bereits gewusst hatte, was mich in Israel erwarten würde, hatte ich vorsorglich meinen Fokus ganz auf die Papstreise in Jordanien gerichtet. Von den Kollegen, die nur zur Israel-Reise des Papstes aufgebrochen waren, waren nach dieser Entscheidung einige völlig konsterniert. Nun hatte ich mich noch um einen Presseausweis bei der palästinensischen Autonomiebehörde zu bemühen. Ein Mitarbeiter des Präsidentenbüros fragte mich am Telefon, ob ich nicht nach Ramallah kommen könne, um meinen Ausweis dort abzuholen. Da es schon relativ spät war, hatte ich auf das Abenteuer verzichtet, von Jerusalem aus mit einem Taxi ins Westjordanland zu reisen. Mr. Abdullah versprach mir daraufhin, meinen Presseausweis am nächsten Morgen in Bethlehem abholen zu können.

Ich verständigte einige meiner Kollegen, mit denen zusammen ich dann nach Bethlehem reiste. Leider wartete im Pressezentrum von Bethlehem weder ein Mister Abdullah auf uns, noch gab es Presseausweise, die auf unsere Namen ausgestellt worden waren. Um am Papstgottesdienst in Jerusalem teilnehmen zu können, mussten wir aber bereits wieder um 12 Uhr mittags im Jerusalemer Pressezentrum eintreffen. Der Weg ins Josafat-Tal sollte dann einem weiteren Spießrutenlauf gleichen. Niemand konnte uns nämlich genaue Informationen darüber geben, wo unsere Pressebusse abfahren würden. Wegen der strikten Sicherheitsvorkehrungen konnten auch die am Gottesdienst teilnehmenden Pilger nur unter erheblichen Schwierigkeiten ins Josafat-Tal gelangen.

So fanden sich statt der erhofften 20.000 Pilger nur etwa 5.000 Gläubige auf dem Gelände ein, um mit dem Papst Eucharistie zu feiern. Dabei hätte die äußere Kulisse hier alles geboten, was eine stimmungsvolle Papstmesse braucht: Hinter dem Gelände lag die historische Altstadtmauer von Jerusalem, daneben der Ölberg, auf dem Jesus Blut geschwitzt hatte, gleich dahinter ein großer jüdischer Friedhof. In seiner Ansprache versicherte der Papst die Gläubigen des Heiligen Landes, deren Präsenz heute von großen Schwierigkeiten beleitet wird, seiner Solidarität.

In dieser heiligen Stadt, wo das Leben den Tod überwand, kämpfe die Hoffnung immer noch gegen Verzweiflung, Frustration und Zynismus und sei der Friede immer noch bedroht durch Konflikte, Uneinigkeiten und die Last des geschehenen Unrechts: „Wie viel muss getan werden, um sie wirklich zu einer Stadt des Friedens für alle Völker zu machen, in die alle als Pilger kommen können, auf der Suche nach Gott und wo sie seine Stimme hören können, eine Stimme, die den Frieden verkündet (vgl. Ps 85,9)!“ Juden, Christen und Muslime, die an den einen gnädigen Gott glauben, müssten als erste die Kultur der Versöhnung und des Friedens fördern, wie mühevoll und langsam der Prozess auch immer sein mag.

Gleich nach Ende der Papstmesse musste ich mit einem Taxi ein zweites Mal nach Bethlehem aufbrechen, um dort meinen palästinensischen Akkreditierungs-ausweis abzuholen. Ich trug eine Liste mit den Unterschriften einiger Kollegen mit mir, die ebenfalls noch auf ihren Presseausweis warteten. Als ich im Pressezentrum von Bethlehem eintraf, bot sich mir ein heiteres Bild. Auf einem Tisch lagen die letzten noch verbliebenen 50 Akkreditierungen. Abdullah, der Mitarbeiter der palästinensischen Autonomiebehörde, begrüßte mich sehr freundlich und entschuldigte sich, weil er uns am Vormittag versetzt hatte. Einem arabischen Basarhändler gleichend lud er mich dazu ein, alle Pässe der mir bekannten Fotografen mit nach Jerusalem zu nehmen. Das waren denn auch gar nicht so wenige: Mit etwa zwei Dutzend Presseausweisen verließ ich Bethlehem und gab diese dann zu später Stunde im Österreichischen Hospiz an die mir bekannten Kollegen weiter. Wahrlich ein reicher Fischfang!

Am nächsten Morgen mussten wir schon um 4 Uhr morgens aufstehen, um rechtzeitig den Grenz-Checkpoint bei Bethlehem zu erreichen. Wir hatten die Information erhalten, dass nur jene Journalisten den Besuch des Papstes in der Geburtsstadt Jesu miterleben würden, die vor sechs Uhr morgens den Checkpoint an der Sicherheitsmauer passiert haben. Diesmal musste auch unser Taxi bereits an diesem Grenz-Checkpoint halten. Wir setzten die Reise durch mehrere vergitterte Korridore fort ehe wir zur israelischen Grenzkontrolle gelangten. Nachdem die Grenzer uns grünes Licht gegeben hatten, ging es für uns weiter, vorbei an israelischen Panzern und durch einige Gitter und Absperrungen, ehe wir das Gebiet der palästinensischen Autonomiebehörde erreichten.

Um zu unserem Pressestützpunkt zu gelangen, mussten wir noch einige hundert Meter entlang der mit Graffiti besprühten Sicherheitsmauer gehen. Ein sonderbares Gefühl, das in uns die Geschichte der Herbergssuche, die sich hier vor 2.000 Jahren ereignet hatte, wieder wach werden ließ. Als ich zusammen mit Stephan Baier den Presse-Point erreichte, wartete bereits mein palästinensischer Freund Abdullah mit einer Pool-Karte auf mich. Ich durfte nun die Einreise des Papstes am Grenz-Checkpoint mit meiner Kamera hautnah miterleben.

Da sich in dem Pool nur einige palästinensische Fotografen befanden, konnte ich diese historischen Aufnahmen nun einigen Zeitungen exklusiv anbieten. Ich durfte miterleben, wie sich in der Grenzmauer ein großes eisernes Schiebetor öffnete und der Papst mit seiner Limousine auf palästinensisches Gebiet gelangte. Bei seinem Abflug aus Israel sprach Papst Benedikt von der Sicherheitsmauer als einem der traurigsten Anblicke während seines Besuchs: „Als ich an ihr vorbeikam, habe ich für eine Zukunft gebetet, in der die Völker des Heiligen Landes in Frieden und Eintracht zusammenleben können, ohne solche Instrumente der Sicherheit und der Trennung zu brauchen, sondern vielmehr in gegenseitiger Achtung und Vertrauen zueinander sowie unter Verzicht auf alle Formen der Gewalt und Aggression.“

Als großen Höhepunkt seines Besuchs in der Geburtsstadt Jesu feierte der Papst einen stimmungsvollen Freiluftgottesdienst auf dem Krippenplatz, der unweit der Geburtskirche liegt. „Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude.“ Das war die Grundbotschaft, die der Hirte aus Rom an die Einwohner Bethlehems und mit ihnen an das ganze palästinensische Volk richtete. Er sprach über das Leiden der Palästinenser und über das Recht ihres Volkes „auf eine eigenständige palästinensische Heimat im Land seiner Vorfahren, in Sicherheit und Frieden mit seinen Nachbarn, innerhalb der international anerkannten Grenzen.“

Anschließend besuchte der Heilige Vater die Geburtsgrotte, einen der heiligsten Orte der Christenheit. Am Nachmittag durfte ich miterleben, wie Benedikt XVI. das ‚Aida Refugee Camp’, ein Flüchtlingslager, das 1950 gegründet worden war und in dem heute 4.000 palästinensische Flüchtlinge leben, besuchte. Die Begegnung mit den palästinensischen Flüchtlingen fand auf einer Bühne statt, die die Organisatoren direkt vor der Sicherheitsmauer errichtet hatten. Beeindruckend waren dabei vor allem die tänzerischen und musikalischen Aufführungen der Flüchtlingskinder, die sie für den Papst einstudiert hatten. Der Papst sagte, dass die Überwindung von Furcht und Misstrauen auf beiden Seiten der Mauer eines großen Mutes bedürfe. In einer Welt, in der immer mehr Grenzen geöffnet werden, sei es tragisch, zu sehen, dass noch Mauern errichtet werden.

In Israel hatte der Pontifex zuvor die Holocaust-Gedächtnisstätte Yad Vashem besucht. Danach hatte es Kritik gegeben, weil er für die Vernichtung der Juden im Dritten Reich den Ausdruck „killed“ (getötet) statt „murdered“ (ermordet) verwendet hatte. Bei seiner Verabschiedung am Flughafen Ben-Gurion in Tel Aviv ging er dann nochmals auf seinen Besuch in Yad Vashem ein und benützte das viel stärkere Wort „exterminated“. Nach seiner Rückkehr nach Rom sprach er darüber, dass die schreckliche Tragödie der Shoah niemals vergessen werden dürfe: „Es ist im Gegenteil notwendig, dass sie immer in unserem Gedächtnis ist, als universale Mahnung an die unabdingbare Achtung des menschlichen Lebens, das immer einen unendlichen Wert hat.“

Bei seiner Verabschiedung in Tel Aviv betonte der Papst, dass er als Freund der beiden Völker, der Israelis und der Palästinenser gekommen sei. Ein Freund der Israelis und der Palästinenser könne nur traurig sein über die weiter bestehende Spannung zwischen den beiden Völkern und könne nur weinen angesichts des Leids und des Verlusts von Menschenleben, die die beiden Völker in den vergangenen sechs Jahrzehnten erlitten hätten. Mit einem flammenden Appell richtete sich Papst Benedikt dann nochmals an die beiden Konfliktparteien: „Kein Blutvergießen mehr! Keine Kämpfe mehr! Kein Terrorismus mehr! Kein Krieg mehr! Lasst uns stattdessen den Teufelskreis der Gewalt durchbrechen! Lasst bleibenden Frieden herrschen, der auf Gerechtigkeit gründet, lasst echte Versöhnung und Heilung walten.“

Der Papst sprach dabei den Wunsch aus, dass die Idee einer Zwei-Staaten-Lösung nicht nur ein Traum bleibe, sondern Wirklichkeit werden möge. Als ‚Pilger des Friedens’ war Benedikt XVI. in die von Hass, Krieg und Terror geschüttelten Länder der Heilsgeschichte gekommen. Es war ihm gelungen, die diplomatisch schwierigste Mission seines Pontifikates erfolgreich zu lösen. Der Papst hat sich dabei nicht gescheut, das Unrecht beim Namen zu nennen und für einen gerechten und dauerhaften Frieden im Heiligen Land zu werben. Seine mutigen Friedensappelle und die prophetischen Worte, die er an den Stätten des Heils aussprach, werden den Christen im Heiligen Land noch lange in Erinnerung bleiben.

Gleichzeitig war der Papst selbst als Pilger auf den Spuren des Herrn. Dies wurde besonders spürbar als er sich mit den Franziskanern, den traditionellen Hütern der Heiligen Stätten, zum Gebet in die Geburtsbasilika in Bethlehem begab, aber auch am letzten Besuchstag, als Benedikt XVI. die Grabeskirche besuchte und auf dem Golgotha betete. Als Petrus unserer Tage trug er Sorge für die Einheit der Christen, indem er sich mit den Vertretern aller im Heiligen Land vertretenen christlichen Konfessionen traf.

„Es ist nicht nur Neugier, sondern ein Gewinn für die Verkündigungsaufgabe des Papstes, dass zahlreiche Journalisten von diesen Reisen berichten.
Christoph Hurnaus zählt zu den Journalisten, die weniger über den touristischen Teil dieser Reisen als über den wesentlichen Inhalt berichten.“
aus dem Vorwort von Prälat Georg Ratzinger


33 Reisen mit dem Papst
Christoph Hurnaus
Medienverlag Christoph Hurnaus
Paperback, 204 Seiten
Preis: Euro 13,30


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