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Das wahre Geheimnis seines pastoralen Erfolgs war die Liebe

22. August 2009 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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Das Lebenszeugnis von Jean-Marie Vianney, des hl. Pfarrers von Ars - Die Katechese von Papst Benedikt vom 5. August im vollen Wortlaut auf kath.net


Rom (kath.net/Die-Tagespost.de/ ZENIT.org)
Wir veröffentlichen die Ansprache, die Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 5. August gehalten hat, im Wortlaut


Liebe Brüder und Schwestern!

In der heutigen Katechese möchte ich kurz das Leben des heiligen Pfarrers von Ars schildern und auf einige Züge hinweisen, die auch für die Priester in dieser unserer Zeit als Beispiel gelten können, die sich zwar gewiss von der Zeit unterscheidet, in der er gelebt hat, die jedoch in vieler Hinsicht von den gleichen fundamentalen menschlichen und geistlichen Herausforderungen gezeichnet ist. Gerade gestern hat sich zum einhundertfünfzigsten Mal seine Geburt zum Himmel gejährt: Es war um zwei Uhr am Morgen des 4. August 1859, als Jean-Baptiste Marie Vianney, nachdem er den Lauf seines irdischen Daseins beendet hatte, dem himmlischen Vater entgegenging, um das Erbe des Reiches zu empfangen, das von der Erschaffung der Welt an für diejenigen bestimmt war, die Seiner Lehre treu folgen (vgl. Mt 25, 34). Welch großes Fest muss es im Paradies bei der Ankunft eines so eifrigen Hirten gegeben haben! Welche Aufnahme wird ihm die Vielzahl der Kinder bereitet haben, die durch sein Wirken als Pfarrer und Beichtvater mit dem Vater versöhnt wurden! Ich habe diesen Jahrestag zum Anlass nehmen wollen, um das Priesterjahr auszurufen, dessen Thema bekanntermaßen „Treue zu Christus, Treue des Priesters“ lautet. Von der Heiligkeit hängt die Glaubwürdigkeit des Zeugnisses und letztlich die Wirksamkeit der Sendung eines jeden Priesters ab.

Jean-Marie Vianney wurde am 8. Mai 1786 in der kleinen Ortschaft Dardilly in einer Bauernfamilie geboren, die zwar arm an materiellen Gütern, aber reich an Menschlichkeit und Glauben war. Er wurde, wie es damals üblich war, gleich am Tag seiner Geburt getauft. Während seiner Kinder- und Jugendjahre arbeitete er auf den Feldern und weidete die Tiere, sodass er im Alter von siebzehn Jahren noch Analphabet war. Er kannte jedoch die Gebete auswendig, die seine fromme Mutter ihm beigebracht hatte und stärkte sich an der Gläubigkeit, die zu Hause gelebt wurde. Die Biographen berichten, dass er von frühester Jugend an versuchte, auch in den kleinsten Aufgaben dem göttlichen Willen zu entsprechen. In seiner Seele hegte er den Wunsch Priester zu werden, doch es war nicht einfach für ihn, diesen zu erfüllen. Nachdem er einiges Unverständnis und nicht wenige Beschwerden überwunden hatte, wurde er schließlich geweiht – dank der Hilfe kluger Priester, welche nicht nur seine menschlichen Grenzen sahen, sondern darüber hinauszublicken vermochten und den Horizont der Heiligkeit ahnten, der sich in diesem wirklich außergewöhnlichen jungen Mann abzeichnete. So wurde er am 23. Juni 1815 zum Diakon geweiht und am darauffolgenden 13. August zum Priester. Im Alter von 29 Jahren konnte er schließlich nach vielen Ungewissheiten, nicht wenigen Misserfolgen und vielen Tränen zum Altar des Herrn hinaufsteigen und den Traum seines Lebens verwirklichen.


Der heilige Pfarrer von Ars brachte dem empfangenen Geschenk immer äußerst große Achtung entgegen. Er sagte: „O, wie groß ist doch das Priestertum! Man wird es erst im Himmel richtig verstehen... wenn man es auf der Erde schon verstünde, dann würde man sterben – nicht vor Schreck, sondern aus Liebe!“ (Abbé Monnin, Esprit du Curé dArs, S. 113). Außerdem hatte er als Kind seiner Mutter anvertraut: „Wenn ich Priester wäre, würde ich gerne viele Seelen gewinnen“ (Abbé Monnin, Procès de lordinaire, S. 1064). Und so geschah es. In seinem ebenso schlichten wie außergewöhnlich fruchtbaren Hirtendienst gelang es diesem unbekannten Pfarrer eines abgelegenen Dorfes in Südfrankreich, sich so sehr in sein eigenes Amt hineinzufühlen, dass er auch auf sichtbare und universal erkennbare Weise „alter Christus“, das Bild des Guten Hirten wurde, der im Gegensatz zum Tagelöhner sein Leben für die Schafe hingibt (vgl. Joh 10, 11).

Dem Beispiel des Guten Hirten folgend hat er sein Leben in den Jahrzehnten seines priesterlichen Dienstes hingegeben. Sein Dasein war lebendige Katechese, die eine ganz besondere Wirkung erreichte, wenn die Menschen ihn die Messe zelebrieren, ihn in Anbetung vor dem Tabernakel verweilen oder viele Stunden im Beichtstuhl verbringen sahen.

Den Mittelpunkt seines ganzen Lebens bildete also die Eucharistie, die er andächtig und respektvoll feierte und anbetete. Eine weitere fundamentale Eigenschaft dieser außergewöhnlichen Priestergestalt war die fleißige Abnahme der Beichte.

In der Praxis des Bußsakraments erkannte er die logische und natürliche Erfüllung des priesterlichen Apostolats, gehorsam gegenüber dem Auftrag Christi: „Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert“ (Joh 20, 23). Der heilige Jean-Marie Vianney zeichnete sich daher als ausgezeichneter und unermüdlicher Beichtvater und geistlicher Lehrmeister aus. Indem er sich „in einer einzigen inneren Bewegung vom Altar zum Beichtstuhl“ bewegte, wo er einen großen Teil des Tages verbrachte, versuchte er auf alle Arten, durch Predigt und überzeugenden Ratschlag die Mitglieder seiner Pfarrei die Bedeutung und die Schönheit der sakramentalen Buße neu entdecken zu lassen, indem er sie als eine mit der eucharistischen Gegenwart innerlich verbundene Notwendigkeit darstellte (vgl. Schreiben an die Priester zum Priesterjahr).

Die pastoralen Methoden des heiligen Jean-Marie Vianney könnten für die derzeitigen gesellschaftlichen und kulturellen Bedingungen als wenig geeignet erscheinen. Wie könnte schließlich ein Priester es ihm heute, in einer so sehr veränderten Welt nachtun? Wenn sich auch die Zeiten ändern und viele Charismen charakteristisch für eine Person und somit einmalig sind, gibt es doch eine Lebensform und ein grundsätzliches Streben, die zu pflegen wir alle aufgerufen sind.

Bei genauem Hinschauen war es die demütige Treue gegenüber seinem Auftrag, zu dem Gott ihn berufen hatte, die den Pfarrer von Ars heilig machte; die Tatsache, dass er sich ständig, von Vertrauen erfüllt, den Händen der Göttlichen Vorsehung überließ.

Es gelang ihm weder dank seiner eigenen menschlichen Gaben, noch indem er sich ausschließlich auf eine wenn auch lobenswerte Willensanstrengung stützte, das Herz der Menschen zu berühren; er eroberte die Seelen – auch die unempfänglichsten – indem er ihnen das vermittelte, was er zutiefst lebte, nämlich seine Freundschaft mit Christus. Er war in Christus „verliebt“, und das wahre Geheimnis seines pastoralen Erfolgs war die Liebe, die er für das verkündete, zelebrierte und gelebte eucharistische Geheimnis hegte, das Liebe für die Herde Christi geworden ist, für die Christen und für alle Menschen die Gott suchen.

Sein Zeugnis ruft uns in Erinnerung, liebe Brüder und Schwestern, dass die Eucharistie für jeden Getauften und umso mehr noch für jeden Priester „nicht einfach ein Geschehen mit zwei Protagonisten ist, ein Dialog zwischen Gott und mir. Die eucharistische Gemeinschaft zielt auf eine völlige Verwandlung des eigenen Lebens ab. Mit Macht öffnet sie das ganze Ich des Menschen und schafft ein neues Uns“ (Joseph Ratzinger, La Communione nella Chiesa, S. 80).

Weit davon entfernt, die Gestalt des heiligen Jean-Marie Vianney auf ein – wenn auch bewundernswertes – Beispiel frommer Spiritualität des neunzehnten Jahrhunderts zu reduzieren, muss man im Gegenteil die prophetische Kraft erfassen, die seine menschliche und priesterliche Persönlichkeit von höchster Aktualität auszeichnet.

Im nachrevolutionären Frankreich, das eine Art „Diktatur des Rationalismus“ erlebte, die darauf ausgerichtet war, die Präsenz der Priester und der Kirche in der Gesellschaft auszumerzen, lebte er seinen Glauben zunächst, in seinen Jugendjahren, tapfer in der Verborgenheit und legte in der Nacht Kilometer zurück, um an der heiligen Messe teilzunehmen. Als Priester zeichnete er sich dann durch eine besondere und fruchtbringende pastorale Kreativität aus, die in der Lage war aufzuzeigen, dass der damals herrschende Rationalismus in Wirklichkeit weit davon entfernt war, die wirklichen Bedürfnisse des Menschen zu erfüllen und somit letztlich nicht menschengerecht war.

Liebe Brüder und Schwestern, einhundertfünfzig Jahre nach dem Tod des heiligen Pfarrers von Ars, sind die Herausforderungen der heutigen Gesellschaft nicht weniger anstrengend, ja, sie sind vielleicht sogar noch vielschichtiger geworden. Wenn es damals die „Diktatur des Rationalismus“ gab, so ist heute in vielen Bereichen eine Art „Diktatur des Relativismus“ festzustellen. Beide scheinen keine angemessene Antwort auf die berechtigte Forderung des Menschen zu geben, die eigene Vernunft als entscheidendes und konstitutives Element der eigenen Identität voll auszuschöpfen.

Der Rationalismus war ungeeignet, weil er die menschlichen Grenzen nicht berücksichtigte und verlangte, die Vernunft allein zum Maß aller Dinge zu erheben, indem er sie in eine Göttin verwandelte; der zeitgenössische Relativismus setzt die Vernunft herab, weil er tatsächlich am Ende behauptet, dass der Mensch über den konkreten wissenschaftlichen Bereich hinaus nichts mit Gewissheit erkennen kann. Heute wie damals jedoch ist der Mensch „begierig nach Sinn und Erfüllung“, stets auf der Suche nach erschöpfenden Antworten auf die grundlegenden Fragen, die er sich unaufhörlich stellt.

Die Konzilsväter des Zweiten Vatikanischen Konzils waren sich dieses „Hungers nach Wahrheit“, der im Herzen jedes Menschen brennt, deutlich bewusst, als sie erklärten, dass es „den Priestern als Erziehern im Glauben“ obliegt, eine „echte christliche Gemeinschaft“ zu bilden, die in der Lage ist, „allen Menschen den Weg zu Christus zu ebnen“ und ihnen gegenüber „eine echte Mütterlichkeit“ zu zeigen, dadurch, dass sie „denen, die noch nicht glauben, den Weg zu Christus weist und bahnt“ sowie „die Gläubigen anregt, stärkt und zum geistlichen Kampf rüstet“ (vgl. Presbyterorum ordinis, 6).

Die Lehre, die uns der heilige Pfarrer von Ars in dieser Hinsicht auch weiterhin vermittelt, ist, dass der Priester die enge personale Einheit mit Christus – die zu pflegen und Tag für Tag zu vergrößern ist – zur Grundlage dieser pastoralen Aufgabe machen muss. Nur wenn er in Christus verliebt ist, wird der Priester allen diese Einheit beibringen können, diese enge Freundschaft mit dem göttlichen Meister, nur so wird er die Herzen der Menschen berühren und sie für die barmherzige Liebe des Herrn öffnen können. Nur so folglich wird er in den Gemeinden, die der Herr ihm anvertraut, Begeisterung und geistliche Lebendigkeit hervorrufen können.

Beten wir darum, dass Gott auf die Fürsprache des heiligen Jean-Marie Vianney seiner Kirche heilige Priester schenke und dass in den Gläubigen der Wunsch wachse, ihr Amt zu unterstützen und ihnen zu helfen. Vertrauen wir dieses Anliegen Maria an, die wir am heutigen Tag als Maria Schnee anrufen.



Foto: (c) kath.net


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