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Die tägliche Friedensfeier

7. Oktober 2006 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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Wird es auf dieser Erde jemals dauerhaften Frieden geben? – Zeichen in der Liturgie – Eine neue Serie zur Liturgie von Pfarrer Christoph Haider.


Linz (www.kath.net)
Das 21. Jahrhundert ist gerade erst sechs Jahre alt, steckt also noch voll in den Kinderschuhen. Man möchte meinen, dass die Menschheit aus ihrer Ahnengeschichte gelernt hat. Dass dem nicht so ist, zeigt ein unbefangener Blick auf die aktuellen Nachrichten Tag für Tag. Die Zahl der Konflikte und Terrornetzwerke scheint weltweit im Zunehmen zu sein. Selbst Optimisten sind misstrauisch: Wird es auf dieser Erde jemals dauerhaften Frieden geben?

Was können der einzelne Christ und die christliche Gemeinschaft angesichts eines bedrohten Weltfriedens tun? Neben kleineren und größeren Friedensinitiativen im privaten und öffentlichen Bereich steht jedem von uns und der Kirche als ganzer täglich der Zutritt zu jener Friedenskundgebung offen, die uns Christus selber geschenkt hat: zur Feier der Messe.

Schon rein äußerlich betrachtet offenbaren sich katholische Gottesdienste als friedliche Zusammenkünfte mit einer Reihe friedensfördender Elemente. Wer Lourdes, Fatima oder Mariazell besucht, erlebt während der Gottesdienste eine katholische „One world“ -Gemeinde, wo Menschen verschiedener Nationen, Kulturen und Sprachen friedvoll um den einen Altar versammelt sind. Aber auch die alltägliche Messe daheim in der Pfarr- oder Klosterkirche setzt sich zusammen aus lauter friedensfördernden Elementen: Es beginnt mit dem Schuldbekenntnis anstelle von Schuldzuweisungen. Regelmäßig folgen Bibelstellen mit Gedanken zur Versöhnung. Sehr oft gibt es ausdrückliche Fürbitten um Frieden allerorten. Besonders dicht wird der Friedensgedanke rund um das Vater unser, wo Friedensgebete einander die Hand reichen. Das setzt sich fort bis hin zum Ruf der Entlassung „Gehet hin in Frieden“.

Aber die Messe ist weit mehr als eine Ansammlung von Friedensgebeten. Sie ist die Feier des Friedens schlechthin. Nach christlicher Überzeugung ist Frieden nicht bloß das Freisein von Krieg. Frieden im christlichen Sinn ist die Versöhnung der Menschheit mit Gott und untereinander. Diese Versöhnung aber ist schon geschehen, und zwar unwiderruflich. Gott selbst hat sie vollbracht in seinem Sohn: „Denn er ist unser Friede“ (Eph 2,14). Der Friede hat also einen konkreten Namen: Jesus Christus; und seine friedensstiftende Tat ist verbunden mit einem konkreten geschichtlichen Ort: Der Kreuzigungshügel vor den Toren Jerusalems. Der Kreuzestod Jesu „zur Vergebung der Sünden“ (Mt 26,28) nahm allen Terrorgeschichten der Menschheit die Spitze und ist das Friedensabkommen schlechthin.

Dieses endgültige Friedensangebot muss allerdings von Generation zu Generation angeeignet und den einzelnen Menschen und Völkern zugewandt werden. Das geschieht vornehmlich in der Feier der heiligen Messe. Die Eucharistie stellt das Opfer des Kreuzes dar und macht es dadurch gegenwärtig, ist dessen Gedächtnis und wendet dessen Frucht zu (vgl. KKK 1366).

Wir bräuchten einiges an philosophischem Rüstzeug, um diese Aussage aus dem Katechismus zu veranschaulichen. Was ist ein Gedächtnis, in dem ein Ereignis der Vergangenheit zugleich dargestellt und gegenwärtig gesetzt werden kann und zwar derart, dass die Früchte dieses vergangenen Ereignisses hier und heute geerntet werden können? Lassen wir anstelle von philosophischen Begriffserklärungen den Glaubenssinn des einfachen Volkes sprechen. Einfache Gläubige, die vielleicht täglich zur Messe kommen, sehen im „heiligen Messopfer“ (KKK 1330) schlicht und einfach die Zeit still stehen. Es ist für sie bei der Messe so, als ob sie mitten hinein genommen wären in die kleine Gruppe von Getreuen, die mit Jesus unter dem Kreuz standen, Maria, Johannes, Magdalena... Ob nun das Messopfer das Ereignis von damals in unsere Zeit herauf versetzt – bewirkt durch Gottes Gnade –, oder wir in der Messe – wiederum durch Gottes Gnade – in die Zeit Jesu zurück versetzt werden, bleibt letztlich unbedeutend.

Wie der Hebräerbrief sagt, hat Jesus mit seinem eigenen Blut eine „ewige Erlösung“ (Hebr 9,12) vollbracht und ist damit in den Himmel gegangen, wo er die Erlösungstat ständig lebendig hält. Wenn wir zum Altar hintreten, treten wir als irdische Kirche in den Raum der himmlischen Kirche ein, wo das verklärte Kreuz Jesu steht, und nehmen geheimnishaft an der himmlischen Liturgie teil: Bei jeder Messe gilt das Wort: „Ihr seid hingetreten zum Berg Zion, zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, zu Tausenden von Engeln, zu einer festlichen Versammlung“ (Hebr 12, 22).

Wer also gläubig die Messe mitfeiert, nimmt teil an einer Friedenskundgebung besonderer Art. Er lässt sich in den Sog des Kreuzes aufnehmen, der die Menschheit vom Egoismus befreien will und in Versöhnung mit Gott und untereinander führen möchte, eine Vorwegnahme des ewigen Friedens bei Gott. Von daher wird verständlich, dass wir im III. Eucharistischen Hochgebet groß und universell von der Eucharistie denken: „Dieses Opfer unserer Versöhnung schenke der ganzen Welt Frieden und Heil.“

Mit einem speziellen Friedensgebet der Messe wollen wir uns ausführlicher beschäftigen: das Gebet unmittelbar nach dem Vater unser, „Embolismus“, „Einschaltgebet“ genannt. Gemeint ist nicht eine Einschaltung wie im Fernsehen, wo mitten in einem Film eine ganz andere Nachricht oder ein Werbespot eingeschaltet werden. ‚Einschalten’ meint hier die Aktualisierung einer Vaterunser-Bitte, nämlich der letzten: „Erlöse uns von dem Bösen“. Diese Bitte ist so aktuell, so zeitgemäß, dass sie durch einen Nachklang verstärkt werden soll: „Erlöse uns, Herr, allmächtiger Vater, von allem Bösen und gib Frieden in unseren Tagen. Komm uns zu Hilfe mit deinem Erbarmen und bewahre uns vor Verwirrung und Sünde, damit wir voll Zuversicht das Kommen unseres Erlösers Jesus Christus erwarten.“

Dieses Gebet stammt in seiner Grundstruktur aus der Zeit der Völkerwanderung. Dass es gerade so lautet, daran hat Papst Gregor der Große seinen Anteil. In den von ihm erhaltenen Predigten können wir nachlesen, wie bedrängend die Not damals war. Die Horden der Langobarden waren vor den Stadttoren Roms. Mitunter war der Lärm der Gefechte so groß, dass er die Predigt und die Gesänge im Gottesdienst übertönte. Aus dieser Not heraus entstand der Ruf: „Gib Frieden in unseren Tagen.“ Ganz ähnlich lautet übrigens die Bitte im I. Eucharistischen Hochgebet, dem römischen Messkanon. Für diese Gebetsbitte ist ebenfalls Gregor der Große (590-604) verantwortlich: „Ordne unsere Tage in deinem Frieden.“

Die Völkerwanderung des vierten, fünften und sechsten Jahrhunderts ist zwar abgeschlossen. Wer aber nur einigermaßen geschichtlich denken kann, weiß, dass unsere heutige europäische Landkarte damals zu entstehen begonnen hat. Insofern tun wir gut daran, gerade in der Feier der Messe nicht geschichtslos zu werden, sondern diese geschichtlich gewachsenen Gebete ehrfurchtsvoll zu bewahren. Gegenüber manchem selbstverfassten Eigentext aus der Zeit des liturgischen Wildwuchses der letzten Jahrzehnte haben solche jahrhundertealten Gebete einen viel frischeren und vor allem längeren Atem. Wir haben gerade heute wieder – als ob die Jahrhunderte still gestanden hätten – eine moderne Form der Völkerwanderung vor uns. Die neuerliche Durchmischung des europäischen Kontinents ist voll im Gang. Auch die Gefechte „wilder Horden“, die denen der Völkerwanderungszeit gleichen, flackern regelmäßig via Satellit über die Bildschirme, wenn wir die Nachrichten ansehen. Auf diesem Hintergrund möchte man fast täglich, ja stündlich bitten: „Gib Frieden in unseren Tagen und bewahre uns vor Verwirrung!“

Das Friedensangebot der Messfeier setzt noch tiefer an: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.“ Wenn wir bedenken, dass durch das wirkmächtige Wort Jesu Kranke geheilt und sogar Tote auferweckt wurden, können wir uns vorstellen, wie viel spirituelle Kraft in der Anwendung dieses Friedenswortes auf unser Leben steckt. „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch“ (Joh 14,27) ist Teil der Hinterlassenschaft Jesu, gesprochen im Raum des Abendmahles. Dass der anschließende Friedensgruß – der mögliche bescheidene Austausch eines Friedenszeichens – erst nach dem Erklingen dieser Worte Jesu erfolgt, ist vielsagend: Die Gnade Gottes ermöglich erst so recht die Friedenshandlungen des Menschen. Ohne die versöhnende Hand des Erlösers, die er uns vom Kreuz aus entgegen streckt, werden auch unsere zaghaften Versuche des Händereichens nicht viel vermögen. Wichtiger als „shaking hands“ nach allen Richtungen ist bei der Messfeier der Glaube an die Macht der kraftvollen Worte Jesu: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch“. Nicht Waffenstillstand, sondern Herzens-Wandlung ist der christliche Ansatz für den Frieden.

Ein eindrucksvolles Zeugnis für den Glauben an die friedensstiftende Macht der Eucharistie hat uns Schwester M. Pascalina Lehnert, die langjährige Haushälterin und Sekretärin von Papst Pius XII., hinterlassen. Sie berichtet, was dieser Papst während der Luftangriffe auf Rom im Zuge des II. Weltkrieges immer wieder getan hat. Anstatt sich in den für ihn bereiteten bombensicheren Unterstand zu flüchten, begab sich Pius XII. in seine Hauskapelle, um dort bei einsetzendem Bombenalarm die Messe zu feiern. Einmal, kurz vor Mitternacht, waren die Angriffsziele besonders nahe und die Detonationen bis in die päpstliche Kapelle zu hören. Die an der Messe teilnehmende Hausgemeinschaft war voller Furcht. Dies alles irritierte Papst Pius nicht und hielt ihn nicht davon ab, die Messe in aller Ruhe zu Ende zu feiern. Auf die Frage, ob er denn nichts von den nahen Einschlägen gehört habe, antwortete er: „Es muss doch auch ein Blitzableiter sein in dieser großen Stadt“ (Sr. M. Pascalina Lehnert, Ich durfte ihm dienen, S. 114). Dieses Vertrauen in die „entstörende“ Kraft der Eucharistie war keine private Frömmigkeitsübung eines Papstes, sondern echte Haltung des Glaubens angesichts des Zusammenpralls dunkler Mächte. Krieg und Frieden sind zuerst geistige Dimensionen, bevor sie sich im konkreten Einsatz von oder im Verzicht auf Waffen sichtbar machen. Die Feier der Eucharistie ist eine geistige Friedenswerkstatt, in der die „Schwerter zu Pflugscharen“ (vgl. Jes 2,4) umgeschmiedet werden. Ein Grund mehr, die Messe möglichst oft und gläubig mitzufeiern!



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