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Das rechte Maß, die Ausgeglichenheit. Das Glück der Mäßigung

17. April 2024 in Aktuelles, 4 Lesermeinungen
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Franziskus: Mäßigung als ‚enkráteia‘. Sie sichert die Herrschaft des Willens über die Triebe und lässt die Begierden die Grenzen des Ehrbaren nicht überschreiten. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Folge nicht deiner Seele und deiner Kraft, / um nach den Begierden deines Herzens zu leben! […] Folge nicht deiner Seele und deiner Kraft, / um nach den Begierden deines Herzens zu leben! […] Einen schönen Tag lass nicht vorbeigehen / und den Anteil an dem, was du Gutes begehrst, lass nicht vorübergehen!“ (Sir 5,2.6,4.14,14).

Fünfzehnte Generalaudienz des Jahres 2024. Papst Franziskus setzte seine Katechesenreihe zum Thema der Tugenden und Laster fort. Der Papst befasste sich in der vierzehnten Katechese mit der vierten und letzten Kardinaltugend der Mäßigung.

Diese sei jene „Tugend, welche die Neigung zu verschiedenen Vergnügungen zügelt und im Gebrauch geschaffener Güter das rechte Maß einhalten lässt. Sie sichert die Herrschaft des Willens über die Triebe und lässt die Begierden die Grenzen des Ehrbaren nicht überschreiten“ (KKK 1809).

Wie das Wort „Mäßigung“ erkennen lasse, gehe es also um das rechte Maß, um Ausgeglichenheit. In unserer Zeit, die vielfach zur Übertreibung und Zügellosigkeit neige, könnten die mit dieser Tugend einhergehenden evangeliumsgemäßen Haltungen wie Bescheidenheit, Zurückhaltung, Verborgenheit und Sanftmut sehr heilsam sein und dazu beitragen, „dass wir die Güter und Freuden des Lebens wirklich genießen können“.

***

Für die Griechen habe die Ausübung der Tugenden das Glück zum Ziel. Der Philosoph Aristoteles habe seine wichtigste Abhandlung über Ethik an seinen Sohn Nikomachos geschrieben, um ihn in der Kunst des Lebens zu unterweisen. „Warum streben alle Menschen nach Glück und nur wenige erreichen es?“, fragte der Papst: „Um diese Frage zu beantworten, befasst sich Aristoteles mit den Tugenden, unter denen ‚enkráteia‘, die Mäßigung, eine herausragende Stellung einnimmt“. Der griechische Begriff bedeute wörtlich „Macht über sich selbst“. Diese Tugend sei also die Fähigkeit zur Selbstbeherrschung, die Kunst, sich nicht von rebellischen Leidenschaften überwältigen zu lassen, Ordnung in das zu bringen, was der italienische Schriftsteller Manzoni das „Durcheinander des menschlichen Herzens“ nenne.


Die Mäßigung sei also die Tugend des rechten Maßes. In jeder Situation verhalte man sich weise, denn Menschen, die immer aus einem Impuls heraus oder im Überschwang handelten, seien letztlich unzuverlässig. In einer Welt, in der sich so viele Menschen damit brüsteten, dass sie sagen, was sie denken, ziehe es der gemäßigte Mensch vor, zu denken, was er sage: „Er macht keine leeren Versprechungen, sondern geht Verpflichtungen in dem Maße ein, wie er sie erfüllen kann“.

Selbst bei Vergnügungen handle der maßvolle Mensch mit Augenmaß. Der freie Lauf der Triebe und die völlige Freigabe der Vergnügungen „fallen am Ende auf uns selbst zurück und stürzen uns in einen Zustand der Langeweile“: „Wie viele Menschen, die unersättlich alles ausprobieren wollten, haben am Ende den Geschmack an allem verloren!“, so Franziskus: „Besser ist es, das richtige Maß zu finden: Um beispielsweise einen guten Wein zu genießen, ist es besser, ihn in kleinen Schlucken zu probieren, als ihn auf einmal zu runterzuschlucken“.

Der maßvolle Mensch wisse, wie man Worte gut abwäge und dosiere. Er oder sie lässt nicht zu, dass ein Moment des Ärgers Beziehungen und Freundschaften zerstöre, die dann nur schwer wieder aufgebaut werden könnten. Gerade im Familienleben, wo die Hemmschwelle sinke, „laufen wir alle Gefahr, Spannungen, Gereiztheit und Ärger nicht im Zaum zu halten“. Es gebe eine Zeit zum Reden und eine Zeit zum Schweigen, aber beides erfordere das richtige Maß. Das gelte für viele Dinge, zum Beispiel für das Zusammensein mit anderen und das Alleinsein.

Wenn eine maßvolle Person ihren Überschwang zu beherrschen verstehe, bedeute das nicht, dass sie immer mit einem friedlichen, lächelnden Gesicht zu sehen sein werde. In der Tat sei es manchmal notwendig, empört zu sein, aber immer auf die richtige Weise. Ein zurechtweisendes Wort sei manchmal gesünder als ein säuerliches, verbittertes Schweigen. Die sich mäßigende Person wisse, dass nichts unangenehmer sei, als einen anderen zurechtzuweisen, aber sie wisse auch, dass es notwendig sei. In bestimmten Fällen gelinge es dem Maßvollen, die Extreme zusammenzuhalten: „Er vertritt absolute Prinzipien, behauptet die nicht verhandelbare Werte, versteht es aber auch, Menschen zu verstehen und ihnen gegenüber Empathie zu zeigen“.

Die Gabe des maßvollen Menschen sei das Gleichgewicht, eine ebenso wertvolle wie seltene Eigenschaft. In unserer Welt dränge nämlich alles zum Exzess. Stattdessen „passt die Mäßigung gut zu dem Evangelium gemäßen Haltungen wie Bescheidenheit, Diskretion, Verborgenheit, Sanftmut“. Wer maßvoll sei, schätze die Wertschätzung der anderen, mache sie aber nicht zum alleinigen Kriterium für jede Handlung und jedes Wort. Er „ist sensibel, weiß zu weinen und schämt sich nicht dafür, aber er weint nicht über sich selbst. Besiegt, steht er wieder auf. Siegreich, kann er in sein früheres verborgenes Leben zurückkehren. Er sucht nicht den Beifall, sondern weiß, dass er die anderen braucht“.

Es sei nicht wahr, dass Mäßigung einen grau und freudlos mache. Im Gegenteil, „sie lässt einen die Güter des Lebens besser genießen: das Beisammensein bei Tisch, die Zärtlichkeit bestimmter Freundschaften, das Vertrauen weiser Menschen, das Staunen über die Schönheit der Schöpfung“. Das Glück der Mäßigung sei die Freude, die im Herzen derjenigen aufblühe, die das Wichtigste im Leben erkennen und schätzen.

Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachaum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Liebe Brüder und Schwestern deutscher Sprache, indem wir versuchen, die Tugenden zu leben, legen wir die Gewohnheiten des alten Menschen ab, um den neuen Menschen anzuziehen, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist (vgl. Eph 4,22-24). Auf diese Weise dürfen wir schon jetzt von dem neuen Leben kosten, an dem der Auferstandene uns Anteil gibt.

Die Pilger und Besucher aus Polen grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Ich grüße die polnischen Pilger ganz herzlich. Gott hat eurem Volk eine reiche Geschichte und Kultur, große Heilige und eine schöne Heimat geschenkt. Pflegt in Dankbarkeit für diese Gaben eine innere Freiheit des Geistes, die es versteht, geistige und materielle Güter, Kultur und Kunst mit Mäßigung zu nutzen und auf alles zu verzichten, was das Leben und die Würde der menschlichen Person zerstört. Ich segne euch von Herzen.

Foto (c) Vatican Media

 


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Lesermeinungen

 SalvatoreMio 18. April 2024 
 

"Zurechtbügeln um der Harmonie willen"

@lesa: das erleben wir seit einigen Jahren sehr deutlich, solange, dass das "Bügeleisen" am Ende gar nicht mehr wahrgenommen wird.


0
 
 lesa 18. April 2024 

Einheit und Versöhnung ist Frucht der Wahrheit, die Christus ist.

Interessante, weise und dankenswerte Gedanken.

Allerdings: Wenn das Wort Christi und die überlieferte Lehre der Kirche der M a ß s t a b ist, wird es recht. Nur dann.

Dann gibt es auch Neuanfang und Versöhnungsbereitschaft - (und sei es sich selber und den anderen gegenüber).

Mit Halbwahrheiten und diplomatischem Zurechtbügeln um der "Harmonie" willen - z.B. wenn es um theologische "Erklärungen" geht, ist nichts gewonnen, im Gegenteil. Man vergrößert nur die Vernebelung und die Spaltung. "Ihr werdet die Wahrheit erkennen und die wahrheit wird euch frei machen", sagt Jesus.
Nur die Wahrheit macht frei und eins. Die Kirche muss die Wahrheit verkünden und dadurch Menschen innerlich befreien zum Licht. "Euer Ja sei ein Ja, Euer Nein sei ein Nein", das ist die ganz einfache Anleitung Jesu, wie das geschehen kann.


1
 
 gebsy 17. April 2024 

Gottes helfende Liebe,

die uns HIER und JETZT für IMMER schützt, ist es wert, beansprucht zu werden.

WIE GEHT DAS?

In der Versuchung vertrauensvoll bitten ...


0
 
 ottokar 17. April 2024 
 

Versteht diesen Text auch das einfachere Volk?

Kann man hier Glauben schöpfen?


0
 

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